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- Exorbitante Private Equity-Gewinne im philosophischen Prüfstand: Eine kritische Studie von Private Equity aus wirtschaftsethischer Sicht
Philosophie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 72
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Private Equity Fonds aber auch private Anleger erzielen mit Käufen und Verkäufen von Unternehmen häufig außerordentliche lukrative Gewinne. Aber ist der Handel mit Unternehmen überhaupt ethisch vertretbar? Und sind exorbitante Gewinne aus philosophischer Sicht überhaupt zu rechtfertigen? Von Private Equity-Investoren übernommene Firmen weisen zudem typischerweise eine hohe Verschuldung auf. Der Autor äußert die Vermutung, dass der damit verbundene hohe finanzielle Druck unethisches Geschäftsgebaren begünstigen könnte. Die vorliegende Studie bringt die aktuellsten Positionen führender Wirtschaftsethiker mit den für Private Equity relevanten Fragestellungen in Verbindung. Die Beantwortung der Fragestellungen hat gerade deshalb eine hohe Relevanz, weil es sich bei den Subjekten von Private-Equity-Transaktionen ja immer auch um wichtige soziale Systeme handelt. Diese haben auf die Lebensumstände von MitarbeiterInnen und anderen Betroffenen eine enorme Bedeutung.
Textprobe: Kapitel 3.4. Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Positionen Ulrichs und Homanns: Nach den Darstellungen der wesentlichen Kernpunkte der Theorien beider Autoren stellt sich die Frage nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Werden Gemeinsamkeiten festgestellt, können die entsprechenden Positionen zur weiteren Bearbeitung der Fragestellungen gemäss Abschnitt 2.3. eine gute Grundlage bilden. Sind wesentliche Unterschiede erkennbar, sind die Positionen entsprechend differenziert zu beurteilen und es ist zu entscheiden, welche Positionen für die Beurteilung der Ethik im Bereich von PE herangezogen werden können. In zahlreichen Studienarbeiten, Artikeln und Büchern erfolgte eine Gegenüberstellung der Thesen dieser beiden Autoren. Dabei überwiegt auf den ersten Blick die Suche nach Unterschieden und Gegenpositionen. Ulrich wird dabei tendenziell als marktwirtschaftskritisch Homann dagegen häufig als Verfechter neoliberaler Ansichten gesehen. Es wird nicht selten polarisiert und polemisiert. Bereits in den Ausführungen der Abschnitte 3.2. und 3.3. hat sich aber gezeigt, dass die Ansichten der Autoren nicht in allen Punkten divergieren. Beim Thema der Gewinnmaximierung liegen jedoch auf den ersten Blick unvereinbare Positionen vor. Die unterschiedliche Haltung zur Gewinnmaximierung scheint mir für die weitere Bearbeitung der Fragestellungen dieser Studie so wichtig, dass ich mich diesem Thema in einem separaten Abschnitt 3.5. widmen werde. Beginnen möchte ich die Frage nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden mit Ulrichs sehr überzeugender These der Notwendigkeit der Lebensdienlichkeit der Wirtschaft. Hier kann festgestellt werden, dass Homann implizit keine andere Ansicht vertritt. Allerdings ist Homann der Ansicht, dass nur die Ergebnisse einer auf Wettbewerb und Marktwirtschaft basierenden Wirtschaft als lebensdienlich zu beurteilen sind. Wie schon früher ausgeführt schliesse ich mich dieser Prämisse an. Auch Ulrich ist im Übrigen kein Gegner der Marktwirtschaft. Allerdings ist er der Ansicht, dass wir uns jederzeit fragen müssen, ob diese dem Leben der Menschen wirklich dient. Und er bringt Beispiele, etwa im Bereich des Umweltschutzes, die aufzeigen, dass die Marktwirtschaft offensichtlich auch nicht lebensdienliche Ausprägungen aufweist. Deshalb nennt er den Titel eines seiner Werke Zivilisierte Marktwirtschaft . (5) Dieser Buchtitel drückt Ulrichs Position sehr treffend aus. Die aktuelle Marktwirtschaft bedarf der Zivilisierung, damit er sich mit dieser einverstanden erklären kann. Die Grundposition, dass die Marktwirtschaft lebensdienlich sein kann und soll, ist davon nicht betroffen: Wohlgemerkt: Gegen das wirksame unternehmerische Motiv des Gewinnstrebens und dessen kluge Nutzung durch die Wirtschaftsordnung als partielles Anreiz- und Steuerungsinstrument ist damit nichts gesagt... (5, S. 138) Der Wunsch nach einer zivilisierten Marktwirtschaft ist nicht nur ein Anliegen Ulrichs. Auch Homann geht es darum, aus dem Urzustand des Gefangenendilemmas mittels geeigneter Spielregeln herauszukommen. Der Teufelskreis von Defektionen durch unmoralische Spieler und präventiven Defektionen durch eigentlich moralischere Spieler, die nicht von den unmoralischen Konkurrenten ausgebeutet werden wollen, soll mittels einer vernünftigen Rahmenordnung durchbrochen und zivilisiert werden. Beide Autoren sind der Auffassung, dass der Urzustand nicht genügt und die Marktwirtschaft eine kulturelle Errungenschaft ist. Homann sagt sagt dazu: Dabei ist der ausserordentliche Erfolg der Marktwirtschaft kein naturwüchsiges Resultat, das sich einem Automatismus der Marktkoordination, wofür oft Adam Smiths Metapher der ‚unsichtbaren Hand’ angeführt wird, verdanken würde. Vielmehr ist die Rahmenordnung, auf die der Erfolg, der ‚Wohlstand der Nationen’, zurückzuführen ist, ein höchst artifizielles Produkt der Kultur, das der ständigen Wartung und Pflege bedarf. (6, S. 47) Ulrich beginnt seine Ausführungen zur Zivilisierten Marktwirtschaft gleich schon in der Einleitung wie folgt: Seit Jahrtausenden ist der Mensch aufgrund seiner sich kulturgeschichtlich vielfältig entwickelnden Bedürfnisse und Begabungen ein wirtschaftendes Wesen. (5, S. 11) Beide Autoren wollen also eine Wirtschaft, welche für die Menschen einen möglichst grossen Nutzen bringt und folglich lebensdienlich ist. Beide halten die Marktwirtschaft grundsätzlich für eine dafür geeignete Wirtschaftsform. Beide betrachten die Wirtschaft als ein Ergebnis kultureller Entwicklung und sind sich im Klaren darüber, dass die Marktwirtschaft nicht ungezügelt ihre Dynamik entwickeln soll, sondern vielmehr in geregelten Bahnen. Dies sind allesamt Thesen, denen man sich ohne weiteres anschliessen kann. Bei allen Unterschieden, auf die ich nachstehend eingehen werde, ist offensichtlich eine nicht zu unterschätzende gemeinsame Basis vorhanden. In der Folge werden jene Positionen thematisiert, bei welchen auffällige Unterschiede zwischen den beiden Autoren bestehen. Als sehr wichtigen theoretischen Unterschied möchte ich Ulrichs Primat der Ethik über die Wirtschaft nochmals aufnehmen. Ulrich argumentiert u.a. mit Kant, welcher keine konsequentialistische Ethik duldet. Homann dagegen bekennt sich ostentativ zu einer konsequentialistischen Position. Ulrich fordert in der Wirtschaft, wie Kant es nennen würde, Handeln aus Pflicht (8, AA IV S. 399) ein, wogegen Homann im Rahmen der Spielregeln ein pflichtgemässes Handeln (8, AA VI S. 219) vollauf zu genügen scheint. Ulrich stellt auf der Basis dieses theoretischen Unterschieds wesentlich höhere moralische Ansprüche an UnternehmerInnen und Unternehmen. Um Dilemmasituationen möglichst zu vermeiden fordert er, dass bereits bei der Gründung oder beim Entscheid für ein Engagement in einer Unternehmung angemessene ethische Fragen gestellt werden. Auf der Stufe der (marktbezogenen) Geschäftsethik geht es um die unmittelbare Geschäftsintegrität in ihrem Marktverhalten, d.h. um eine ethisch integrierte Erfolgsstrategie. Eine solche umfasst erstens, als den motivierenden Kern echten Unternehmertums, eine ethisch wertvolle Wertschöpfungsidee (‚Mission’) im Hinblick auf die Produkte oder Dienstleistungen, mit denen man sein Geld verdienen will. (5, S. 139) Dies würde heissen, dass jederman auf die Erzielung von Gewinn eines moralisch fragwürdigen Geschäfts a priori verzichten sollte. Eine solche Unternehmung dürfte folglich gar nie gegründet werden. Diesen Gedanken einer ethisch wertvollen Wertschöpfungsidee halte ich persönlich für sehr bemerkenswert. Ich werde darauf zurückkommen. Homann würde bei einer Firmengründung wohl nicht soweit gehen und die Geschäftstätigkeit nur dann in Frage stellen, wenn konkrete Regelverstösse erfolgen. Diese priorisierte Gewichtung der Spielregeln durch Homann führt uns nochmals zu einem für beide Autoren sehr wichtigen Thema, zur Frage nach dem prioritären Ort der wirtschaftlichen Ethik. Ulrich kritisiert Homanns Präferenz für Spielregeln und damit die sehr stark zu gewichtende Institutionenethik vehement und stellt ihr ausdrücklich die Wichtigkeit der Moral des Einzelnen entgegen: Republikanischer Wirtschaftsbürgersinn ist unverzichtbar, wenn die Rahmenordnung des Marktes je zum Ort der Moral(-durchsetzung) werden soll. Der wahre ‚Ort ’der Moral sind und bleiben eben diese republikanisch gesinnten Wirtschafts- und Staatsbürger. Die systematischen Konsequenzen sind erheblich: Der Versuch der strikten ‚Lokalisierung’ der Moral in der Rahmenordnung und der restlosen Entlastung der Wirtschaftssubjekte von Moralzumutungen nicht nur im Markt sondern auch in ihren politischen Strategien bricht in sich zusammen – und mit ihm das ‚ordnungsethische’ Prinzip, das da vermeintlich lautete: ‚die Effizienz in den Spielzügen, die Moral in den Spielregeln. (4, S. 398) Dies tönt sehr absolut und polarisierend. Allerdings (siehe Seite 19) fordert auch Ulrich eine Politik, die Sachzwänge möglichst auf ein Niveau reduziert, welches seitens der Wirtschaftsteilnehmer keinen ethischen Heroismus notwendig macht. Und auch wenn er etwas pathetisch anführt, der wahre Ort der Moral sei bei den Wirtschaftsbürgern zu lokalisieren, so ist die persönliche Ebene auch bei Ulrich nicht der einzige Ort der Moral. Auch er fordert wiederholt Ethik fördernde Rahmenbedingungen. Homann dagegen räumt mit seinen Ratschlägen im Hinblick auf Dilemma-Situationen (siehe Seite 27) trotz seines Primats für die Spielregeln implizit ein, dass sich auch auf der Ebene der Spielzüge ethische Fragen ergeben können. Bezüglich der Orte der Ethik haben wir es mit einer unterschiedlichen Gewichtung durch Ulrich und Homann zu tun. Beide Autoren wünschen sich Ethik fördernde Rahmenbedingungen. Beide zeigen aber auch Verständnis für Akteure in Dilemmasituationen und beschreiben mögliche Auswege. Während mir Ulrichs Position des grundsätzlichen Primats der Ethik über den Markt sehr entspricht, neige ich bezüglich der praktischen Frage des Ortes, wo denn dieses Primat umgesetzt werden müsste, eher Homann zu. Dies nicht zuletzt aufgrund von Mechanismen wie beim auf Seite 25 beschriebenen Beispiel der Steuerzahler. Eine hohe persönliche Ethik, welche weit über die allgemeinen Erfordernisse hinausgeht, halte ich für durchaus nobel und in Einzelfällen auch angezeigt. Wollen Gesellschaft und Marktwirtschaft aber als Ganzes von ethischem Verhalten geprägt sein, so ist dies ohne institutionelle Rückenstützen, wie Ulrich sie nennt, kaum möglich. Der Institutionenethik ist deshalb aus meiner Sicht gegenüber der Individualethik ein höheres Gewicht beizumessen, da institutionelle und systematische Mängel kaum durch individuelle ethische Leistungen kompensiert werden können. […]
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