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- Die Sprechakttheorie nach Austin und Searle: Äußerungen als Handlung
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Untersuchung widmet sich dem Thema der Sprechakttheorie von John L. Austin und seinem Schüler John R. Searle. Meine Studie beider Theorien gründet sich nicht auf die Frage, ob Äußerungen, d.h. Sprechen, Handlungen sind, sondern ich werde versuchen, die Frage zu beantworten, wodurch Äußerungen Handlungen sind, wodurch dieses genau geregelt wird, was einen Sprechakt zum Sprechakt macht, was genau ein solcher Sprechakt beinhalten kann und wie sich dieses differenzieren lässt. Ziel der Untersuchung soll es neben der Beantwortung der Ausgangsfragen sein, an Austin und Searle eine möglichst deutliche Stringenz ihrer Gedanken – und somit Sprechakttheorien – darzulegen.
Textprobe: Kapitel 2, Wege zur Sprechakttheorie: Die zweidimensionale Betrachtung der Sprache durch die Trennung von Aussage und Form, also von inhaltlichen und formalen Aspekten der Sprache, wurde bereits in der Antike durch Aristoteles, durch seine didaktischen Schriften zur Rhetorik und Poetik, begründet. Diese Differenzierung wurde auch durch die Wissenschaftssysteme der Moderne nicht aufgehoben, dennoch wurde versucht, z.B. durch Psychoanalyse oder Ethnologie, ihre Zwei-Dimensionalität aufzulösen. Selbst als der Schweitzer Sprachwissenschaftler Ferdinand de Saussure (1857 – 1913) die Grundlagen des Strukturalismus erarbeitete – und damit das 20. Jahrhundert einläutete – brach auch er nicht die isolierte Betrachtung der beiden Sprachdimensionen in der Sprachwissenschaft auf. Denn der Strukturalismus widmete sich der Bedeutungskonstruktion von jedem Sprachzeichen durch die Unterscheidung zu anderen Sprachzeichen. Dadurch wurde der Mensch als animal symbolicum der Sprache als einem Netz von Bedeutungen ausgeliefert. Der Anspruch der Strukturalisten, gesellschaftliche Phänomene, wie Kultur, kulturellen Wandel, Sprache u.a., mit naturwissenschaftlicher Exaktheit zu beschreiben, führte notwendigerweise zu einer traditionellen mathematischlogischen Betrachtung und Untersuchung der Sprache. Der Pragmatist Charles Peirce (1839 – 1914) entwickelte in seiner Semiotik, welche die Prozesse der Wirkungsentfaltung eines Zeichens zum Inhalt hatte, ein neues Zeichenmodell. Ausgehend vom dyadischen Zeichenmodell, in dem das Zeichen als Repräsentamen einen direkten Bezug zum außersprachlichen Objekt hat, entwickelte er eine triadische Relation durch das Einsetzen des Interpretanten als Zwischeninstanz. Diese ist die individuell erkannte Bedeutung, die in einem Handlungszusammenhang durch die Interpretations des Sprechers bzw. Hörers entsteht und kulturell vorgeprägt ist. Dabei kann es zu Täuschungen und Missverständnissen kommen, da die Repräsentanem situationsabhängig unterschiedlich gedeutet werden können und somit die Zeichenbedeutungen stets perspektivisch sind. Die Zeichen erhalten durch Verständigung eine intersubjektive Deutung, was als konventionell angesehen wird. Der Pragmatist der Chicagoer Schule George H. Mead entwickelte ein dynamisches Modell, in dem er die Funktion der Sprache im gesellschaftlichen und interpersonalen Kontext untersuchte. Dabei bezog er neben der verbalen auch die nonverbale Kommunikation mit ein. Als sprachphilosophischer Wegbereiter der Sprechakttheorie kann Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951) angesehen werden. In seinen Philosophischen Untersuchungen (S.28) stellt er sich gegen die theoretische Annahme, dass Wörter nur zu Benennung von Dingen da sind: ‘Als ob mit dem Akt des Benennens schon das, was wir weiter tun, gegeben wäre. Als ob es nur Eines gäbe, was heißt: `von den Dingen reden.´ Während wir doch das Verschiedenartigste mit unseren Sätzen tun.’ Wittgenstein hatte die Frage nach dem Verhältnis von Sprache und Realität gestellt und sich nicht nur für die linguistischen, sondern auch für kulturelle bzw. soziale Bedingungen von Bedeutungskonstruktionen interessiert. Wittgensteins Kernthese seiner Betrachtungen lautete, dass die Bedeutung eines Wortes sein Gebrauch in der Sprache ist (vgl. ebd.: S.311). Wittgenstein befasste sich ausgiebig mit der realen Grundlage von Bezeichnungen. Dass den Worten nur kognitive Konstruktionen zugrunde lagen – dass also jeder Mensch ein individuelles Vorstellungskonzept hat, dem die Bedeutung als Referenz auf die Realität zugeordet seien – steht bei ihm einem empirischen Bedeutungsbegriff entgegen, da die Bezeichnung eines Objektes unabhängig vom Objekt selbst existiert (vgl. ebd.: S.403). Diese Gegenstandsbezeichnungen und Wortbedeutungen entstehen aber nicht willkürlich, denn sie müssen sich an verbindliche Konventionen der Sprache und des Sprachgebrauchs halten. Mit der Einführung des Wortes Sprachspiel stellt Wittgenstein der These von Sprache als bloße Funktion von Benennung die Idee entgegen, dass Sprechen auch Handeln bedeutet, da das Sprechen einer Sprache ein Teil einer Tätigkeit bzw. einer Lebensform ist (vgl. ebd.: S.26). Wittgenstein machte den Vorschlag, den Gebrauch der Sprache in Analogie zur Praxis des Spielens zu denken, und er brachte den Begriff der Regel ein, welcher gedacht war nach dem Modell der Spielregel. Nach Wittgenstein ist Sprechen eine Form des Handelns, das durch Regeln geleitet wird. Was als bedeutungsvolle Äußerung und als was diese Äußerung gilt, das legt das Sprachspiel als jeweilige Praxis des Sprechens fest, die in eine gesamte Lebensform eingebunden ist. Damit schafft Wittgenstein eine Basis, auf die später Austin aufbauen wird, indem er die von Wittgenstein angeführten Beispiele für sein Sprachspiel aufnimmt, zu denen Befehlen, Bitten oder Danken gehören. Austin setzt gedanklich bei Wittgenstein an, indem er nach den Bedingungen und der Konstruktion der Sprechakte fragt. Austin rückt die Handlungsmöglichkeiten des Sprachgebrauchs ins Zentrum seiner Betrachtungen. Dabei vernachlässigt er nicht die formalen Kriterien, denen eine Äußerung unterliegt. Im Jahr 1955 hielt John L. Austin an der Harvard-Universität eine Vorlesungs-reihe namens How to do things with words. Jenes Jahr kann als Geburtsjahr der Sprechakttheorie angesehen werden. Die Bearbeitung dieser Vorlesungsmit-schriften wurden postum 1962 von Marina Sbisá und James O. Urmson veröffentlicht. Unter dem Titel Zur Theorie der Sprechakte erschien erst 1972 eine deutsche Übersetzung. Austin Schüler John R. Searle hat mit seinem 1969 veröffentlichten Buch Speech Acts (in deutscher Übersetzung 1971 als Sprech-akte) großen Anteil an der Verbreitung sprechakttheoretischer Idee, indem er Gedanken und Ansätze von Austin weiter systematisiert und ausbaut. Krämer (2001: S.55) meint, dass vor Searle und seiner Theorie ‘mit Ludwig Wittgensteins Philosophischen Untersuchungen schon die Gebrauchs-perspektive und mit John L. Austins How to do Things with Words bereits die Handlungsperspektive in die Sprachreflexion eingeführt’ wurde.
Norman Franz wurde 1977 in Cottbus geboren. Er studierte u.a. in Konstanz, Berlin und Leipzig. Er hat Abschlüsse in Bildungswissenschaft (B.A.), Projektmanagement und Philosophie (M.A.). Der Autor ist beruflich im Bereich autismusspezifische SPFH tätig. Seine Veröffentlichungen bisher: Sonette (Gedichte) bei United P.C., Lilli (Roman) bei United P.C., Engel im Exil (Gedichte) bei United P.C., Edwins Angst (Roman) bei Libri, Digital Storytelling. Grundlagen und Anwendung im Bereich Edutainment mit einem Beispiel aus der Mitarbeiterschulung beim Diplomica Verlag, Norman Franz – Gedichte bei Libri, Regenseele (Roman) bei IKS Garamond und Sternenprinz bei Libri.