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- Aktiv Altern: Eine ethische Einschätzung des politischen Konzepts „Active Ageing“
Philosophie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Abb.: 9
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Lebensphase Alter gerät zunehmend in den Fokus der Politik und der Wirtschaft. Die demographische Alterung und ihre Auswirkung sind heute vorerst nur in Ansätzen sichtbar. Die erwartete Belastung durch die schnelle Zunahme der Älteren an der Gesamtbevölkerung verlangt nach nachhaltigen Strategien. Das politische Konzept ‘Active Ageing’ ist eine Reaktion auf den demographischen Wandel. Die vorliegende Studie stellt sich der doppelten Aufgabe, einerseits die Bedeutung des Schlagworts ‘Active Ageing’ aufzudecken, andererseits es auf die ethische Fundierung bzw. Fundierbarkeit, sowie Realisierbarkeit zu untersuchen.
Textprobe: Kapitel 5, Überarbeitung des Begriffs ‘Active Ageing’: Die bisherige Analyse hat gezeigt, dass der Begriff ‘Active Ageing’ mehrdeutig und teilweise kontrovers ist. Dies macht eine Überarbeitung des Begriffs notwendig. Meine Vorgehensweise ist dabei wie folgt: ich untersuche die Begriffe ‘aktiv’ und ‘Altern’ einzeln und zerlege den Begriff ‘Altern’ in seine konstituierenden Komponenten aus einem theoretischen Standpunkt heraus. Desweiteren arbeite ich die deskriptiven und die normativ-wertenden Anteile des Begriffs heraus. Für die ethische Einschätzung sind nur die normativen Elemente von Bedeutung. Um meine Distanzierung von dem gegenwärtig mehrdeutigen politischen Begriff ‘Active Ageing’ zu verdeutlichen, werde ich im weiteren Verlauf der Untersuchung den überarbeiteten Begriff ‘Aktiv Altern’ verwenden. Komponentenanalyse: 5.1, Was bedeutet ‘aktiv’? Das Wort ‘aktiv’ ist aus der lateinischen ‘actio’ ableitbar. ‘Actio’ heißt Tätigsein oder Handeln und ist dem ‘passio’ (Leiden oder Erleiden) entgegengesetzt. Cicero versteht unter ‘Tätigsein’ die Ausübung von Tätigkeiten für die Förderung des Wohls. Schopenhauer bezeichnet das Alter als die Zeit des Tuns, weil wir die Fähigkeit erlangen, auf die Welt einwirken zu können. ‘Aktivsein’ bedeutet Tätigsein oder Handeln aus der Perspektive des Individuums. Der Handelnde ist das Individuum selbst und das Handeln ist auf etwas gerichtet. Gegenstand der Handlung kann das Individuum selbst oder etwas in der Welt sein. Voraussetzung für das Handeln ist, dass das Individuum die Fähigkeit zum Handeln besitzt. ‘Active Ageing’ als ein politisches Konzept betrachtet das Individuum aus der Perspektive der Gesellschaft. Das Individuum ist ein Mitglied der Gemeinschaft und es ist dann ‘aktiv’, wenn es am Leben der Gemeinschaft teilnimmt. Dafür braucht der Einzelne das Potenzial zur Teilnahme. Er muss die Fähigkeit besitzen und die Möglichkeit haben an der Gemeinschaft teilzunehmen. ‘Aktiv Altern’ als gesellschaftliche Alternsnorm soll die individuellen und die gesellschaftlichen Perspektiven sowie Interessen vereinigen. Wie etwa die Verhaltensnorm ‘Versprechen halten’, die nicht nur aus der Perspektive der Gemeinschaft gut ist, sondern auch für das Individuum. Gäbe es diese moralische Norm nicht, könnte sich der Einzelne auf niemanden verlassen und diese Unsicherheit würde sein Leben in der Gemeinschaft erschweren. Im gesellschaftlichen Zusammenleben profitieren alle von der Befolgung dieser Regel. Ähnlich soll die Alternsnorm den Interessen aller Betroffenen entsprechen. Dies betrifft den Handelnden als auch sein soziales Umfeld. ‘Aktivsein’ im Sinne von Handeln soll bedeuten, die Alternsnormen zu befolgen. Die Alternsnorm ‘Aktiv Altern’ wird eine Reihe von Handlungsregeln beinhalten. Diese normativen Handlungsregeln werden sich aus den Komponenten des ‘Alterns’ ergeben. 5.2, Komponenten des Alterns: ‘Altern’ wird als ein kontinuierlich fortschreitender Prozess über den gesamten Lebensverlauf betrachtet. Das ‘Alter’ ist die letzte Phase dieses Prozesses, das mit dem Tod endet und dessen Beginn nicht genau definierbar ist. Die Einteilung des Lebens in die verschiedenen Abschnitte wird von der gesellschaftlichen Ordnungsvorstellung bedingt. Lebensalter und gesellschaftliche Rollenerwartungen sind miteinander eng verknüpft. Daher sind die Einteilungen in die einzelnen Lebensabschnitte historisch und kulturell sehr unterschiedlich. In der griechischen Antike war das Bezugssystem der Einteilung die politische Rolle und es richtete sich nach dem idealen Lebenslauf eines männlichen Polisbürgers. Im antiken Rom war eher die militärische Rolle entscheidend und die idealtypische militärische Laufbahn bestimmte die Einteilung. Heute ist das Bezugssystem die Erwerbsfähigkeit. Je nach dem, wann sie als abgeschlossen gilt, beginnt das ‘Alter’. Nach der EU-Definition gilt man gegenwärtig ab 65 Jahren als ‘alt’ und ab 80 Jahren als ‘sehr alt’. Drei wesentliche Faktoren bestimmen die menschliche Existenz: seine körperliche Beschaffenheit als Lebewesen, seine Bewusstseinsfähigkeit und seine soziale Natur. Ausgehend von den Wesensmerkmalen des Menschen lassen sich die drei fundamentalen Komponenten des Alterns ableiten: die physischen, die psychischen und die sozialen Bestandteile des Prozesses. Im Folgenden werden diese Komponenten im Alter untersucht. 5.2.1, Physische Komponenten: Die physischen Komponenten umfassen die Gesamtheit aller körperlichen Veränderungen im Prozess des Altwerdens. Die Veränderungen entstehen infolge von internen biologischen Prozessen unter dem Einfluss von externen Faktoren. Bis auf wenige Ausnahmen, wie Bakterien und einige einfache Organismen, unterliegen alle Lebewesen dem Prozess der Alterung. 5.2.1.1, Biologische Alternsprozesse: Biologische Alternsprozesse finden auf drei Ebenen statt: in den Zellen, in den Organen und im Gesamtorganismus. Die Zelle ist die kleinste Funktionseinheit im Körper und ihre genetisch bedingte Teilungsfähigkeit begrenzt die maximale Lebensspanne des Organismus. Die maximale Lebensspanne des Menschen wird heute auf 110-120 Jahre berechnet. Die begrenzte Funktionsfähigkeit der Zelle begrenzt die Funktionsfähigkeit der Organe und des Gesamtorganismus. Dass Menschen die maximale Lebensspanne selten erreichen, liegt an sonstigen genetischen Veranlagungen, Funktionsstörungen, Krankheiten oder an Umweltbedingungen. Die internen Alternsprozesse schreiten auch in Abwesenheit von jeglichen Krankheiten fort. Sie können nach dem gegenwärtigen Stand der Biomedizin nicht aufgehalten werden, auch wenn in diese Richtung sehr intensiv geforscht wird. Der Mensch hat demnach keinen direkten Einfluss auf die genetisch bedingten biologischen Alternsprozesse, daher ist diese Komponente für das ‘Aktiv Altern’ als Alternsnorm nicht relevant.
Renáta Ellermann wurde 1958 in Cluj/Rumänien geboren. Sie studierte dort Wirtschaftswissenschaften und arbeitete als Mathematiklehrerin. Seit 1986 lebt sie in Deutschland. Nach 20 Jahren Berufstätigkeit als IT-Systementwicklerin beschloss sie, wieder zu studieren. Sie absolvierte in Düsseldorf das Studium der Philosophie und Geschichte mit dem Masterabschluss in Philosophie und wurde zur Promotion angenommen.
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