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- Überlastung in der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung. Unterstützungsmöglichkeiten durch Lehrende
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2017
AuflagenNr.: 1
Seiten: 152
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung erleben die Auszubildenden, u.a. aufgrund der sich ändernden und zunehmend belastender werdenden Arbeitsbedingungen in den Pflegeeinrichtungen, eine Vielzahl an Stressoren und Belastungen. Vorwiegend werden psychische Belastungsmomente beschrieben. Viele der beschriebenen Belastungen sind nur kaum oder gar nicht durch die Auszubildenden zu beeinflussen, daher sind gezielte und gesundheitsförderliche Unterstützungs- und Entlastungsangebote unerlässlich. Beispielhafte Entlastungsmöglichkeiten sind die Integration der Achtsamkeitspraxis und von kollegialer Beratung. Dieses Buch erörtert zunächst die individuellen Belastungen von Lernenden in der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung. Anschließend werden Unterstützungsmöglichkeiten, welche zur Bewältigung der identifizierten Belastungen herangezogen werden können, dargelegt. Auch Hinweise zur curricularen Einbettung der empfohlenen Unterstützungsmöglichkeiten werden gegeben.
Textprobe: Kapitel 3.2.1 Datenerhebung: problemzentriertes Interview: Das problemzentrierte Interview fasst alle offenen und halbstrukturierten Befragungen zusammen. Im Interview sollen die Befragten möglichst frei zu Wort kommen, um einem offenen Gespräch nahe zu kommen (Mayring, 2016, S. 67). In dem von Witzel geprägten problemzentrierten Interview (aus Flick, 2012, S. 210) werden anhand eines Leitfadens, welcher Fragen und Erzählanreize beinhaltet, verschiedene Aspekte im Hinblick auf ein definiertes Problem thematisiert. Es zielt auf eine Auseinandersetzung mit subjektiven Sichtweisen bzgl. des definierten Problems ab (Flick, 2012, S. 210, 213). Bereits am Anfang wurden die Problemstellung analysiert und formuliert sowie bestimmte Aspekte erarbeitet, die in einem Interviewleitfaden zusammengefasst und im Gesprächsverlauf angesprochen wurden (Mayring, 2016, S. 67, 69). Die Entwicklung des Interviewleitfadens ist dem Kapitel 3.2.1.1 zu entnehmen. Anschließend wurde der Interviewleitfaden in einer Pilotphase durch einen Pretest bzw. ein Probeinterview getestet. Eine Modifikation des Leitfadens war nicht erforderlich (Mayring, 2016, S. 69). Die Erläuterungen und Ergebnisse zum Probeinterview sind dem Kapitel 3.2.1.2 zu entnehmen. Außerdem diente diese Pilotphase zur Schulung der Interviewerin (Mayring, 2016, S. 69), diese sollte Sicherheit bzgl. der Durchführung von Interviews bekommen und sich mit dem Leitfaden vertraut machen (Mayring, 2016, S. 69). Nun erfolgte die Auswahl der Stichprobe bzw. der zu Befragenden. Die Forscherin entschied sich für ein selektives Sampling und eine heterogene Auswahl der Stichprobe, d.h. es erfolgte eine gezielte Auswahl der Interviewteilnehmer anhand von einem festgelegten Kriterienkatalog. Ziel war es, eine Vollständigkeit zu sichern, sodass die Stichprobe verschiedene Einheiten beinhaltete, d.h. zum einen sollte der Kern des Feldes in der Stichprobe gut vertreten sein und zum anderen sollten auch abweichende Vertreter hinreichend aufgenommen werden (Lamnek, 2005, S. 192-193). Es wurden sechs von 199 Auszubildenden einer Gesundheits- und Krankenpflegeschule befragt. Von den 199 Lernenden sind 48 männlich und 151 weiblich. Um einen Überblick über Problematiken und Belastungen in allen drei Jahrgängen zu erhalten, wurden zwei Auszubildende pro Jahrgang befragt. Ebenso wurden die Teilnehmer entsprechend der Anzahl an weiblichen und männlichen Lernenden ausgewählt, die Stichprobe sollte das Verhältnis von weiblichen zu männlichen Auszubildenden abbilden. Außerdem sollten Informationen zu Belastungen und Problematiken von verschiedenen Altersstufen erfasst werden, auch entsprechend der jeweiligen Häufigkeit in Bezug auf die Anzahl der Lernenden pro Altersstufe. Dazu wurde die folgende Altersverteilung erstellt: • 16-20 Jahre 79 Auszubildende. • 21-25 Jahre 82 Auszubildende. • 26-30 Jahre 21 Auszubildende. • 31-35 Jahre 8 Auszubildende. • 36+ Jahre 9 Auszubildende. Demnach wurden zwei Auszubildende aus der Altersklasse 16-20 Jahre, zwei Auszubildende aus der Altersklasse 21-25 Jahre, ein Auszubildender aus der Altersklasse 26-30 Jahre und ein Auszubildender aus den Altersklassen 31-35 Jahre / 36+ Jahre befragt. Nachfolgend werden die ausgewählten Interviewteilnehmer kurz vorgestellt: • Fr. I., 1. Ausbildungsjahr, 19 Jahre. • Hr. G., 3. Ausbildungsjahr, 20 Jahre. • Fr. C., 3. Ausbildungsjahr, 23 Jahre. • Fr. Q., 2. Ausbildungsjahr, 23 Jahre. • Fr. U., 2. Ausbildungsjahr, 28 Jahre. • Fr. T., 1. Ausbildungsjahr, 42 Jahre. Anschließend begann die eigentliche Interviewphase. Dabei bestand die Befragung im Wesentlichen aus fünf Phasen bzw. Abschnitten. Bevor die eigentliche Befragung begann, wurden anhand eines Kurzfragebogens einige zentrale Daten der Interviewteilnehmer erfasst, wie z.B. Ausbildungsjahrgang, Alter und Geschlecht. Das Ausfüllen des Kurzfragebogens sollte den Einstieg in die sich anschließende Befragung erleichtern. Dieser Kurzfragebogen könnte aber auch am Ende des Gesprächs ausgefüllt werden (Lamnek, 2005, S. 366-367). Anschließend wurden durch eine kurze Einleitung zu Beginn der Befragung die erzählende Gesprächsstruktur und der Problembereich, der Thema des Interviews sein sollte, erläutert (Lamnek, 2005, S. 365). Im zweiten bis vierten Abschnitt wurden zentrale Kommunikationsstrategien angewendet. Der zweite Abschnitt beinhaltete die allgemeine Sondierung, dabei stimulierte die Interviewerin durch ein Erzählbeispiel die narrative Phase des Befragten. Der Befragte sollte zu weiteren Erzählungen angeregt werden, dies lieferte zusätzliches Material und weitere Details. Die allgemeine Sondierung erfolgte z.B. durch Nachfragen wie Was passierte da im Einzelnen? (Lamnek, 2005, S. 365). Im dritten Abschnitt, der spezifischen Sondierung, sollte das Verständnis der Interviewerin vertieft werden. Dazu standen im Gespräch drei verschiedene Möglichkeiten bzw. Formen zur aktiven Verständnisgenerierung zur Verfügung (Lamnek, 2005, S. 365): 1. Zurückspiegelung (Lamnek, 2005, S. 365): Es handelt sich um Zusammenfassungen, Rückmeldungen und Interpretationen vonseiten der Interviewerin (Flick, 2012, S. 211). Die Interviewerin unterbreitet dem Befragten mit ihren eigenen Worten ein Interpretationsangebot der vorangegangenen Erzählungen. Dadurch hat der Befragte die Möglichkeit, die Deutungen der Interviewerin zu kontrollieren, zu modifizieren oder zu korrigieren (Lamnek, 2005, S. 365). 2. Verständnisfrage (Lamnek, 2005, S. 365): Diese Art der aktiven Verständnisgenerierung beinhaltet das Stellen von Verständnisfragen. Zielsetzung ist es, widersprüchliche Aussagen oder abweichende Äußerungen zu thematisieren und so zu einer gültigeren und prägnanten Interpretation zu gelangen (Lamnek, 2005, S. 365-366). 3. Konfrontation (Lamnek, 2005, S. 366): Es handelt sich um die Konfrontation des Befragten mit evtl. aufgetretenen Widersprüchen, Ungereimtheiten und Unerklärtem. Jedoch sollte die Forscherin dabei sehr vorsichtig und feinfühlig vorgehen, um die Gesprächsatmosphäre nicht negativ zu beeinflussen (Lamnek, 2005, S. 366). Die letzte Phase des problemzentrierten Interviews beinhaltete die Auseinandersetzung mit direkten Fragen bzw. Ad-hoc-Fragen. Hier wurden direkte Fragen zu Themenbereichen gestellt, welche der Befragte bis zu diesem Zeitpunkt von sich aus noch nicht genannt hatte (Lamnek, 2005, S. 366). Anhand von diesen fünf Phasen wurden die einzelnen Interviewfragen besprochen. Im Prozess musste dafür gesorgt werden, dass die Ergebnisse festgehalten wurden. Dies erfolgte im Einverständnis mit den Befragten durch eine Tonaufnahme (Mayring, 2016, S. 70). Schließlich waren während der Interviews einige Regeln bzw. Aspekte zu berücksichtigen, um u.a. das Antwortverhalten der Befragten nicht zu beeinflussen. Die Interviewerin sollte die zentralen Kommunikationsstrategien des problemzentrierten Interviews nutzen, diese sind, wie bereits oben beschrieben, der Gesprächseinstieg, die allgemeine und die spezifische Sondierung und Ad-hoc-Fragen (Flick, 2012, S. 211). Außerdem war für die Interviewdurchführung eine gewisse Offenheit der Interviewerin wichtig. Die Befragten sollten möglichst frei antworten können, ohne die Vorgabe von Antwortalternativen. Die Notwendigkeit liegt darin, dass die Befragten so ihre ganz subjektiven Perspektiven und Deutungen offen legen können sowie selbst Zusammenhänge und größere kognitive Strukturen im Interview entwickeln können (Mayring, 2016, S. 68). Eine Möglichkeit, um während des Interviews eine gewisse Offenheit zu gewährleisten ist, möglichst achtsam zu agieren. Kabat-Zinn definiert in seinem Buch Achtsamkeit für Anfänger den Achtsamkeitsbegriff folgendermaßen: Achtsamkeit ist Gewahrsein, das kultiviert wird, indem wir in andauernder und bestimmter Weise aufmerksam sind: mit Absicht, im gegenwärtigen Moment und ohne Beurteilung. (2014, S. 13). Achtsamkeit bedeutet, […] sich ins Gedächtnis rufen, dass man umsichtig und bewusst auf das achtet, was in der unmittelbaren Erfahrung geschieht. (Carlson & Shapiro, 2011, S. 22). Dies bedeutete für die Interviewerin, dass sie ihre Aufmerksamkeit während der Interviews nur auf die Befragten mit ihren subjektiven Aussagen richten sollte und die zuvor durch die vorangegangene Literaturrecherche gewonnen Erkenntnisse ausblenden sollte. Ebenfalls war es wichtig, dass zwischen der Interviewerin und den Interviewten eine Vertrauenssituation entsteht. Die Befragten sollten sich von der Interviewerin ernst genommen, wertgeschätzt und nicht ausgehorcht fühlen (Mayring, 2016, S. 69). Um dies zu ermöglichen, sollte sich die Interviewerin weitgehend mit eigenen Bewertungen zurückhalten. Außerdem sollte eine an Rogers angelehnte non-direktive Gesprächsführung praktiziert werden, welche auf Empathie, Kongruenz und Akzeptanz fußt (Flick, 2012, S. 196).
Sandra Barion, M.A., wurde 1989 in Bergisch Gladbach geboren. Nach ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin entschied sich die Autorin für eine fachliche Weiterqualifikation durch ein Studium. Das Bachelorstudium im Bereich Berufspädagogik im Gesundheitswesen schloss sie im Jahr 2014 erfolgreich ab. Im Jahr 2017 schloss sie ihr Studium M.A. Bildung im Gesundheitswesen an der Fachhochschule Münster erfolgreich ab. Bereits während ihres Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung, u.a. durch ihre berufliche Tätigkeit an einer Krankenpflegeschule. Sie begleitete und unterstützte die Auszubildenden im Verlauf ihrer dreijährigen Ausbildung. Dabei nahm sie auch wahr, mit welchen ganz unterschiedlichen Belastungen die Auszubildenden in der Gesundheits- und Krankenpflege konfrontiert werden. Hierdurch entstand bei ihr der Wunsch, sich mit diesem Thema näher auseinanderzusetzen. Darüber hinaus sammelte die Autorin, u.a. durch die Teilnahme an einem MBSR-Kurs, Erfahrungen über die Umsetzung der Achtsamkeitspraxis im Alltag. Von der positiven Wirkung der Achtsamkeitspraxis ist sie fasziniert und möchte diese vermehrt in die Ausbildung integrieren.