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Pflege

Melanie Zinner

Sterbebegleitung im Kontext des Liverpool Care Pathway

ISBN: 978-3-8428-8769-5

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Abb.: 9
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Ziel dieses Buches ist es aufzuzeigen, was der Liverpool Care Pathway ist, wie er in einem deutschsprachigen Krankenhaus implementiert werden kann und ob, beziehungsweise wie dieser zur Verbesserung der Lebensqualität für Sterbende beitragen kann. Zur Beantwortung der Fragestellung wird eine systematische Literatursuche durchgeführt, relevante Literatur betrachtet, anschließend in eine Reihenfolge gebracht und von der Autorin in Bezug zu ihren Fragestellungen interpretiert. Als Einschränkung ist die Tatsache anzusehen, dass keine randomisiert kontrollierten Studien zur Thematik gefunden werden, jedoch viele Artikel in diversen Online- und Printmedien, welche jedoch keine wissenschaftliche Fundiertheit aufweisen. Als weitere Einschränkung ist zu erwähnen, dass fundierte Literatur größtenteils in englischer Sprache verfügbar ist.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.1.2, Sterbende: Die deutsche Bundesärztekammer sieht als allgemein gültigen Grundsatz zur Sterbebegleitung folgende Definitionen als beachtlich: ‘Ein Sterbender wird als Kranker oder Verletzter mit irreversiblem Versagen einer oder mehrerer vitaler Funktionen bezeichnet, bei dem der Eintritt des Todes in kurzer Zeit zu erwarten ist’ (Deutsche Bundesärztekammer, in: Sarhatlic, 2009 S. 46). Diese Definition zeigt eher wenig Aussagekraft und kann den Betreuungspersonen, im Umgang mit Sterbenden, nicht wirklich eine Hilfe bieten. Der Zeitraum des Sterbeprozesses selbst kann im engeren Sinne meist nicht genau definiert werden. Wann ist der Beginn, wann wird der Patient wirklich sterben? Vielmehr hängt diese Einschätzung von der Intuition behandelnder Akteure (Pflegepersonal, ÄrzteInnen, Angehörige) ab. Eine sehr passende Erklärung über die Phasen des Sterbens hat, nach Ansicht der Autorin, Ingeborg Jonen-Thielemann getroffen. Sie unterteilt das Sterben in vier Phasen, wobei sie auch eine fünfte Phase aufzeigt, diese betrifft jedoch nicht mehr die Sterbenden selbst, sondern deren Angehörige, und wird als ‘Trauerphase der Angehörigen’ bezeichnet. Die erste Phase wird als ‘Rehabilitationsphase’ bezeichnet. In dieser Zeit sind die Betroffenen (meist chronisch kranke Menschen) noch weit davon entfernt (Monate bis Jahre), wirklich zu sterben. Sie führen noch ein ganz normales Leben. Die nächste Phase wird als ‘Präterminalphase’ bezeichnet. Hier sind die Betroffenen bereits in ihrem aktiven Leben eingeschränkt, der Zeitraum dieser Phase wird auf Wochen bis Monate vor dem Tod festgelegt. Die ‘Terminalphase’ ist die dritte Sterbephase, bis zum Tod sind es nur noch einige Wochen bis Tage, die PatientenInnen sind sehr häufig bereits bettlägerig, ziehen sich zurück oder sind ständig unruhig. Die letzte Phase ist dann schließlich die ‘Finalphase’, diese wird als Zustand kurz vor dem Tod gesehen, das Bewusstsein ist meist nicht mehr vorhanden. Diese Phase führt dann letztlich zum Tod (Jonen-Thielemann, 2007, S. 1020). Die grundlegende Erklärung des LCP selbst fordert, wie in 4.2 aufgezeigt, dass er für Menschen in den letzten Tagen und Stunden ihres Lebens angewendet werden soll. Diesen Zeitraum einzugrenzen ist jedoch ein sehr schwieriges Unterfangen, die Entscheidung sollte daher unbedingt im Zuge einer interdisziplinären Übereinkunft getroffen werden (Erfahrungen und Intuition von ExpertenInnen aus Pflege und Medizin wichtig). 3.1.3, Lebensqualität: In der Versorgung und Begleitung Sterbender sollte folgender Grundsatz gelten: Der Erhalt und die Verbesserung der Lebensqualität werden als vorrangiges Ziel betrachtet. Erreicht werden soll dieses durch eine Kontrolle der Symptome und den Einbezug von psychosozialen und spirituellen Faktoren und Angehörigen (Simon et al., 2009, S. 1399). Die WHO betrachtet Lebensqualität folgendermaßen: ‘WHO defines Quality of Life as individuals´ perception of their position in life in the context of the culture and value systems in which they live and in relation to their goals, expectations, standards and concerns. It is a broad ranging concept affected in a complex way by the person's physical health, psychological state, level of independence, social relationships, personal beliefs and their relationship to salient features of their environment.” (WHO, 1997, S. 1) Betrachtet man die oben aufgezeigte Definition der WHO, ist ersichtlich, dass im Allgemeinen die Grundgedanken des Gesundheitsbegriffes, im Sinne des körperlichen, geistigen, seelischen und sozialen Wohlbefindens, auch als grundlegende Aspekte für den Erhalt beziehungsweise die Verbesserung der Lebensqualität eines Menschen gesehen werden. Daraus resultierend kann Lebensqualität nur dann erhalten werden, wenn die oben aufgezeigten Faktoren als Hauptangriffspunkt (Maßnahmensetzung in der Pflege) beachtet werden. Bei Menschen mit inkurablen Erkrankungen ist dies jedoch meist nicht mehr gültig, da die körperliche Gesundheit nur mehr teilweise erreicht werden kann. Der Fokus der Lebensqualität bei Sterbenden kann daher nicht mehr in der allgemeinen Definition von Lebensqualität gesucht werden, sondern vielmehr im subjektiven Befinden Sterbender. Aulbert (2007, S. 16-19) schreibt in seinem Buchbeitrag ‘Lebensqualität bei inkurablen Krankheiten’, dass man zugleich chronisch krank sein kann und sich trotzdem ganz gesund fühlen kann. Es ist nicht wichtig, dass das Leben um jeden Preis verlängert wird, sondern dass man die noch verbleibende Zeit leben kann. 3.1.4, Die Qualität des Sterbens: Eine einheitliche Erklärung, welche Aspekte die »Sterbequalität« beinhalten soll, kann von der Autorin nicht gefunden werden. In den von ihr gefundenen Studien wird eine Verbesserung der Sterbequalität jedoch häufig im Kontext der Symptomkontrolle gesehen. Eine Dissertation von Katrin Miescke (2012) mit dem Titel ‘Qualität des Sterbens - aus der Perspektive von Patienten, Angehörigen und Pflegekräften’ beschäftigt sich mit der »Sterbequalität«. Es wird aufgezeigt, dass zur Messung von Sterbequalität häufig die Messinstrumente zur Erhebung von Lebensqualität verwendet werden (Miescke, 2012, S. 18). ‘Die Qualität des Sterbens wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. 1. Von den Patienten bezogenen Faktoren, wie dem sozialen/familiären Umfeld. 2. Von den Rahmenbedingungen des Sterbeortes. In der Mehrzahl der Fälle ist der Sterbeort das Krankenhaus und beinhaltet somit die Prozesse des medizinischen Alltags. 3. Von der Zufriedenheit mit den Umständen des Sterbens. Das bedeutet, dass die Qualität des Sterbens zum einen unveränderliche Faktoren beinhaltet, z.B. die familiäre Situation oder den Progress der Erkrankung, und zum anderen veränderliche Faktoren wie die Struktur der Pflege und der medizinischen Behandlung in einem Krankenhaus.’ (Miescke, 2012, S. 12) Betrachtet man die eben aufgezeigte Erklärung über die Qualität des Sterbens, ist es, meiner Ansicht nach, eher ein schwieriges Unterfangen, diese mittels einer einfachen Studie oder irgendwelchen Messinstrumenten darstellen zu wollen. 3.2, Strukturen in Österreich: Grundlegend ist zu sagen, dass in den letzten Jahren und Jahrzehnten von diversen Vereinen, Verbänden und anderen Organisationen (öffentliche/private/kirchliche) sehr viel Initiative ergriffen wird, um eine flächendeckende Hospiz- und Palliativversorgung voranzutreiben. Die Grundgedanken und die Grundsätze fast all dieser Organisationen beziehen sich auf die Definition von Palliative Care (siehe 3.1.1). Nachfolgend werden die Ziele, die wichtigsten Fakten und Grundgedanken einer großen Organisation im Bereich Hospiz- und Palliativversorgung in Österreich, kurz aufgezeigt. 3.2.1, Der Hospizverband Österreich: »Hospiz Österreich« ist ein Dachverband (Rechtsform Verein) von 264 stationären und ambulanten Hospiz- und Palliativeinrichtungen in allen Bundesländern (Hospiz Österreich, 2012a, Homepage: Hospizarbeit, Leitbild). Aufgrund der Anzahl der hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitglieder muss der Verein als die größte und wichtigste Palliative Care - Initiative Österreichs gesehen werden. Der Verein versucht seine Ideen im gesamten Bundesgebiet umzusetzen. Nachfolgend wird der Vereinszweck § 2, laut Vereinsstatuten aufgezeigt: (1) Hospiz Österreich bezweckt ausschließlich die Behandlung, Begleitung, Beratung und Unterstützung schwerkranker und sterbender Menschen, wie auch deren Angehörigen [sic!] und trauernden Menschen. (2) Hospiz Österreich unterstützt seine Mitgliedsorganisationen bei der Umsetzung der Hospiz- und Palliatividee in den Bereichen Aus-, Fort- und Weiterbildung, Öffentlichkeitsarbeit, Qualitätsentwicklung, Wissenschaft und Forschung, Interessensvertretung auf Bundesebene, Vernetzung mit wichtigen Partnern in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft etc. und Koordinierung der Länderinteressen.’ (Hospiz Österreich, 2010, S. 1). Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich: Hospiz Österreich führt seit dem Jahr 2005 eine jährliche Datenerhebung bezüglich der aktuellen Entwicklungen der Palliativ- und Hospizversorgung in Österreich durch. Sinn und Zweck der Datenauswertung ist es, den Einsatz ihrer MitarbeiterInnen transparent zu machen und den aktuellsten Stand der flächendeckenden Versorgung in Österreich aufzuzeigen. Im europäischen Vergleich liegt unsere Republik, in Bezug auf eine flächendeckende Versorgung, im guten Mittelfeld (Hospiz Österreich, 2012b, S. 3). Von unterschiedlichen Einrichtungen und mobilen Diensten, wie Hospizteams, Palliativkonsiliardiensten, mobilen Palliativteams, Palliativstationen, stationären Hospizen und Tageshospizen werden rund 33.000 PatientenInnen (siehe Anhang: Abbildung 2) betreut. Die Anzahl dieser Einrichtungen und mobilen Dienste beläuft sich derzeit in Österreich auf insgesamt 264 (siehe Anhang: Abbildung 3). Eine genaue Aufschlüsselung nach Bundesländern wird auch vorgenommen, diese kann jederzeit auf der Homepage des Vereins (www.hospiz.at) abgerufen werden (Hospiz Österreich, 2012b, S 6-10). Anzumerken ist, dass die Anzahl der Betreuten nur eingeschränkt erhoben werden kann, da es vorkommt, dass diese mehrfach genannt werden, wenn beispielsweise die Betroffenen zuerst in einer stationären Einrichtung betreut wurden und anschließend an eine mobile Versorgung übergeben werden. Die MitarbeiterInnen in Hospiz- und Palliativeinrichtungen: Die Anzahl von rund 3.300 ehrenamtlichen MitarbeiternInnen (siehe Anhang: Abbildung 4) ist enorm, wenn man bedenkt, dass die meisten davon die palliative Betreuung in ihrer Freizeit (Zeitaufwand gesamt rund 360.000 Stunden pro Jahr) und auch unentgeltlich durchführen. Doch wie auch in anderen Organisationen, beispielsweise der Feuerwehr oder dem Roten Kreuz, wäre ein Überleben ohne das soziale Engagement von MitbürgernInnen niemals gewährleistet. Um eine multiprofessionelle Versorgung von Sterbenden durchführen zu können, sind jedoch auch gut ausgebildete MitarbeiterInnen, im Sinne eines multiprofessionellen Teams (ÄrzteInnen, Pflegepersonen, PhysiotherapeutenInnen, usw.) nötig (siehe Anhang: Abbildung 5), welche in den verschiedensten Organisationen auch eine hauptberufliche Anstellung finden (Hospiz Österreich, 2012b, S. 13-14). Bedenkt man die Anzahl der mitwirkenden Personen, muss festgestellt werden, dass ein enormer Arbeits- und Zeitaufwand nötig ist, um die Versorgung von PalliativpatientenInnen gewährleisten zu können. Eine zukünftige Ausweitung der Betreuung ist jedoch, nach Ansicht der Autorin, aufgrund der demographischen Entwicklung in Österreich, unbedingt notwendig. Dies ist in den Zukunftszielen des Dachverbandes (in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Gesundheit) sowieso vorgesehen.

Über den Autor

Melanie Zinner, BSc, wurde 1982 in Hallein geboren. Ihr Studium des Advanced Nursing Practice, mit dem Schwerpunkt Pflegeentwicklung und Patientenedukation, an der IMC - Fachhochschule Krems, schloss die Autorin erfolgreich ab. Praktische Erfahrungen in Bezug auf Palliative Care durfte sie aufgrund ihrer beinahe achtjährigen Tätigkeit als diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester in einem Akutkrankenhaus sammeln. Nun arbeitet sie seit einigen Monaten in einer Langzeitpflegeinrichtung als Bereichsleitung, wo sie ihr Wissen weiterhin vertieft.

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