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Pflege

Christian Weismantel

Problematik der Erstellung realistischer Pflegegutachten

ISBN: 978-3-8428-7235-6

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 09.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Von einem Pflegegutachten zur Beurteilung der Pflegestufe hängt die spätere Einstufung ab. Damit verbunden ist die Höhe der Geld- oder Sachleistungen für einen pflegebedürftigen Menschen. In diesem Buch geht es um den Wissensstand von Pflegegutachtern. Ihre Stärken und Schwächen werden anhand von Interviews dargelegt. Schließlich werden die erlangten Erkenntnisse zu einer exemplarischen Schulung zusammengefasst.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Methodenkapitel - Theoretische Grundlagen und Interviews: Im Methodenkapitel möchte ich als Erstes eine kleine historische Herleitung des qualitativen Denkens darstellen. Hierzu habe ich das Buch ‘Einführung in die qualitative Sozialforschung’ von Philipp Mayring (2002) als Quelle benutzt. Der erste Schritt beschreibt Ursprünge des qualitativen Denkens. Im Laufe der nächsten Beispiele und Erläuterungen möchte ich den Leser über den Wandel des qualitativen Denkens der letzten hundert Jahre bis ins 20. Jahrhundert führen. Dort bin ich noch zusätzlich auf die Unterschiede der Entwicklung qualitativen Denkens in der Soziologie, Psychologie und Pädagogik eingegangen. Ein weiterer wichtiger historischer Stein im qualitativen Denken ist die Hermeneutik. Sie hat in meiner Abhandlung eine eigene Nummer in der Gliederung erhalten. Nach der unten aufgeführten Erklärung der historischen Herkunft des qualitativen Denkens ist klargeworden, dass es nicht für jede Disziplin der Wissenschaften von gleicher Bedeutung ist und auch nicht von jeder wissenschaftlichen Fachrichtung gleich angesehen, gewertet und geschätzt wird. 2.1, Ursprünge qualitativen Denkens: Der Urvater des qualitativen Denkens ist Aristoteles. Er möchte nicht nur den Menschen, sondern auch die Seele erforschen. ‘... So teilt v. Wright (1974 vgl. auch Lewin 1933) die Geistesgeschichte in zwei Traditionen ein, die aristotelische und die galileische Tradition. Aristoteles steht dabei für ein Wissenschaftsverhältnis, das - die Gegenstände als dem Werden und Vergehen unterworfen ansieht und damit die historischen und entwicklungsmäßigen Aspekte betont - die Gegenstände auch durch ihre Intentionen, Ziele und Zwecke verstehen will und damit auch Werturteile in der wissenschaftlichen Analyse zulässt - neben der Ableitung des Besonderen aus dem Allgemeinen mittels logisch widerspruchsfreier Beweise (Deduktion) ein induktives Vorgehen erlaubt und damit auch die Grundlage für sinnvolle Einzelfallanalysen bildet. Die galileische Denktradition (Galileo Galilei, 1564-1642) hebt dagegen ab auf reine Kausalerklärungen nach deduktiver Logik, sucht nach allgemeinen Naturgesetzen, die mit Methoden gefunden und überprüft werden, die für alle Einzelwissenschaften gleich seien.’ Im 17. Jahrhundert ist Gianbattista Vico aus der Geschichte des qualitativen Denkens zu erwähnen. Er kritisiert das cartesianische Wissenschaftssystem in der Hinsicht, dass es geschichtliches Denken ausgrenzt und stellt seine philosophische gegen die bislang weit verbreiteten naturwissenschaftlichen Wissenschaften. ‘... Der Zusammenhang von Sprache und Handeln, den sie zum Gegenstand haben, entzieht sich dem cartesianischen Erklärungs- und Evidenzprinzip. Was der Mensch hervorbringt, lässt sich nicht aus ‚erster Wahrheit‘ deduzieren. Das Praktisch-Wahre ist kein Allgemeines (universale), das ohne raumzeitliche Einschränkung gilt, so wenig das Ziel der Praxis ein für alle Mal feststeht, da das Handeln von wechselnden Lagen abhängt, deren Zahl unbegrenzt ist.’ 2.1.1, Hermeneutik als eine Grundlage qualitativen Denkens: Mathematik bildet die Grundlage der Naturwissenschaften. Nach Dilthey sind Hermeneutik und beschreibende Psychologie die Grundlage der Geisteswissenschaften. Hermeneutik ist die wissenschaftliche Interpretation zum Auslegen von Texten. Besondere Ansätze lassen sich in diesen Wissenschaften finden: Theologie, Rechtswissenschaft, Geschichtswissenschaften und Philologie (Sprach- und Literaturwissenschaften). ‘... Von Mathias Flacius Illyricus (1520-1575), einem evangelischen Theologen, der den Grundsatz der Interpretation auf dem Hintergrund des Gesamtzusammenhangs entwickelt hat, laufen die Entwicklungslinien der Hermeneutik über Spinoza, Rambach, Chaldenius, Moritz, Baumgartner, Herder, Thibaut, Ast zu Friedrich Schleiermachers (1768-1834) Hermeneutik als einer ‚Kunstlehre des Verstehens‘ und zu Wilhelm Diltheys (1833-1911) Programm der Geisteswissenschaften sowie der Hermeneutik des 20. Jahrhunderts (Heidegger, Gadamer, Betti, Habermas usw. vgl. zum Überblick Gadamer/Boehm 1976). Den Grundgedanken dieser hermeneutischen Ansätze könnte man so skizzieren: Texte, wie alles vom Menschen hervorgebrachte, sind immer mit subjektiven Bedeutungen, mit Sinn verbunden eine Analyse der nur äußerlichen Charakteristika führt nicht weiter, wenn man nicht diesen subjektiven Sinn interpretativ herauskristallisieren kann.’ Um den Bezug zur Pflegeforschung herzustellen, möchte ich nun noch ein Zitat aus einem pflegerischen Buch zitieren. Dies erscheint mir in Hinsicht dieser bisher abstrakten Erklärungen wichtig. ‘Hermeneutik: Pflege: 1. als wissenschaftliche Methode in Kombination mit anderen Methoden häufig eingesetzt bei der Auswertung von Interviews 2. i.R. der hermeneutischen Pflege als Technik im Pflegegespräch verwendet, bei dem regelmäßige Wiederholung und Interpretation des Gehörten zu einer Kontrolle der eigenen Interpretation und besserem Verständnis führen (vgl. Zuhören, aktives). Dieser Anspruch ist für die Praxis sehr hoch gesetzt, denn die wiederholten Rückschlüsse (im strengen Sinne der Methode) sind im Gespräch und in der anschließenden Dokumentation nicht zu leisten (Verlust durch Vergessen, Überhören, Subjektivität) und in der bestehenden Pflegepraxis aus Zeitgründen in Akutkrankenhäusern meist nicht durchführbar. Vgl. Beziehung, Bezugspflege’ (Wied Warmbrunn (2003), Pschyrembel Wörterbuch Pflege, De Gruyter). 2.1.2, Der Wandel des qualitativen Denkens: Qualitatives Denken ist seit den 70er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland verbreitet. Es gibt Kritik von Erziehungswissenschaftlern (Zedler/Moser 1983 Heinze 1987) an den sozialwissenschaftlichen standardisierten Forschungsinstrumenten wie Tests, Fragebögen und Skalen. Diese Instrumente unterdrücken eine verbale Kommunikation der Probanden. Es wird die amerikanische Feldforschung als Vorbild genannt. Diese amerikanische Feldforschung ist offen und unstrukturiert in Beobachtung und Befragung. Sie versucht sich den ungestellten und unmanipulierten Situationen anzunähern. Die Biografieforschung gewinnt in der interdisziplinären qualitativen Analyse immer mehr an Bedeutung (Paul 1979 Fuchs 1984 Jüttermann/Thomae 1987 Bromley 1986 Denzin 1989 Straub 1989). Die Theorie des Symbolischen Interaktionismus von Blumer (Blumer 1973 ) und die Ethnomethodologie (Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen 1973 Cicourel 1970 Weingarten/Sack/Schenkein 1976) waren für Thomas P. Wilson (Thomas P. Wilson 1970) die Grundlagen für die Entwicklung des interpretativen Paradigmas. Dieses Paradigma wandte er als forschungsleitendes Denkmodell an. Es beinhaltet z.B., dass der Mensch jede Situation individuell für sich deuten muss. Die Frauenforschung entstand innerhalb der akademischen sozialwissenschaftlichen Forschung. Die männliche naturwissenschaftliche - quantitative Methodologie wird hier nicht anerkannt (Harding 1987 Becker-Schmidt/Bilden 1991) .Die weiblichen Erfahrungen werden als Erkenntnisquelle verwendet. Die Wissenschaft wird als Selbstfindung gesehen. Qualitative einzelfallbezogene Methoden werden oft genutzt (Stern 1986). Eine einseitige quantitative Methodologie wird von der kritischen Psychologie abgelehnt (Holzkamp 1983). Die kritische Psychologie fordert eine gegenstandsbezogenere, weniger formale und sozialhistorisch herleitbare Methodologie (Markard 1991).

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