- Sie befinden sich:
- Fachbücher
- »
- Gesundheit - Unsere Neuheiten
- »
- Pflege
- »
- Onkologische und palliative Masterclass: Modulentwicklung für Pflegefachkräfte in der Euregio Maas-Rhein
Pflege
» Blick ins Buch
» weitere Bücher zum Thema
» Buch empfehlen
» Buch bewerten Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 220
Abb.: 63
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Horst Küpper beschäftigt sich in seiner hermeneutisch angelegten Studie mit einer aktuellen Fragestellung im Rahmen eines Interreg-Projekts der Euregio- Maas-Region. Gegenstand seiner Untersuchung ist die Entwicklung eines Modulhandbuches zur Vermittlung einer inter-euregionalen Kulturkompetenz für Pflegekräfte in der Euregio Maas-Rhein. Seine Hauptfragestellung formuliert der Autor wie folgt: ,,Wie lässt sich ‚interkulturelle Kompetenz‘ als Schlüsselkompetenz des 27. Jahrhunderts für onkologisch und palliativ tätige Pflegekräfte grenzüberschreitend in der Euregio Maas- Rhein entwickeln? Zur Beantwortung dieser Fragestellung untergliedert der Autor seine hermeneutisch angelegte Studie in die drei Einheiten normative Grundlagen, theoretischer Hintergrund und Modulkonstruktion. Im ersten Teil der normativen Grundlagen orientiert sich der Autor an bestehenden Vorgaben. Diese umfassen einerseits die in Kapitel 2 dargestellten Konzeptinhalte von EONS und Palliativ Care als Anschlusselemente sowie die in den Kapiteln 3.2 (DQR/EQR) und 7 (Konsequenzen für die Modularisierung) dargestellten Inhalte als formale Berücksichtigungsgrößen. Der theoretische Teil als die Darstellung der inhaltlichen Dimension der Fragestellung, stellt die wesentlichen Aspekte der Interkulturalität als ein dreifaches Phänomen, der Imagination, der Rationalität und der Verhandlung (Zugehörigkeit) dar. Auf diese Erkenntnisse aufbauend, entwickelt der Autor unter Berücksichtigung der normativen Vorgaben ein diskussionswürdiges Modulhandbuch.
Textprobe: Kapitel 4, Best Practice: ‘Euregiokompetenz’ in der beruflichen Bildung in der Euregio Maas-Rhein (EMR): Für den Ausbildungsbereich wird seit 2002 an vielen berufsbildenden Einrichtungen in den Partnerregionen Regio Aachen, Provinz Lüttich, Belgisch Limburg, Deutschsprachige Gemeinschaft und Niederländisch Limburg (Online im Internet unter http://www.euregiokompetenz.eu. Zugriff am 04.02.2012) die berufliche Zusatzqualifikation ‘Euregiokompetenz’ angeboten. Sie soll Auszubildenden nach ihrer Ausbildung ermöglichen in den Nachbarländern der EUREGIO Maas-Rhein (EMR) zu arbeiten und zu leben. Neben dem Erlernen einer zusätzlichen Fremdsprache aus der EMR (Deutsch, Französisch oder Niederländisch) und dem Thematisieren der einzelstaatlichen Systeme werden auch kulturelle Kenntnisse über die verschiedenen EMR-Länder vermittelt. Die Teilnehmer lernen des Weiteren die wichtigsten Vorschriften und Verfahren der Teilregionen der EMR zu den Themen Arbeit, Arbeitsrecht, Arbeitsmarkt, Versicherungswesen und Rechtslage. Darüber hinaus wird ihnen auch vermittelt mit unbekannten Situationen umzugehen und offen für Veränderungen zu sein. Abschließend findet ein mindestens zweiwöchiges Euregiokompetenz-Praktikum statt. Das Euregiokompetenz-Zertifikat, welches mit dieser Zusatzqualifikation erworben werden kann, wird unter der Schirmherrschaft der EUREGIO Maas-Rhein von der eigenen Partnerregion ausgestellt und von den anderen vier Partnerregionen anerkannt. Die Qualifikationsmaßnahme setzt sich aus folgenden vier Teilkompetenzen zusammen: - Fremdsprachenkompetenz. - Informationskompetenz. - Interkulturelle Kompetenz. - Praktikum. - Fremdsprachenkompetenz. ‘Im Rahmen von ‘Euregiokompetenz’ werden die euregionalen Sprachen in einem Umfang von 160 Wochenstunden (bei fortgeführter Fremdsprache) bis 320 Wochenstunden (bei neueinsetzender Fremdsprache) á 45 Minuten auf dem Niveau A2 - B1 des CEF (Common European Framework) innerhalb von zwei Schuljahren erlernt. Der Fremdsprachenunterricht hat einen starken beruflichen Bezug und richtet sich nach den speziellen Bedürfnissen der Teilnehmer. Die Vorbereitung auf das Praktikum ist im 2. Jahr der Qualifikation ein Schwerpunkt des Sprachunterrichts.’ Informationskompetenz: Im Fach Informationskompetenz erwerben die Teilnehmer Kenntnisse über das Arbeitsrecht, die Sozialversicherung und das Steuersystem der Nachbarländer. ‘Die Ausbildungs-und Prüfungsordnung sieht vor, dass für die Vermittlung der Teilkompetenz Informationskompetenz ein zeitlicher Rahmen von 40 Unterrichtsstunden zur Verfügung steht. Die Prüfungsordnung besagt, dass am Ende der Unterrichtsreihe zu erwarten ist, dass ‘die Kandidatin/der Kandidat ausgehend von einer Handlungssituation zeigt, dass sie / er fähig ist, sich die zur Lösung des Problems notwendigen Informationen durch Einsatz traditioneller oder elektronischer Medien zu beschaffen und diese zielgerichtet auszuwerten.’ Interkulturelle Kompetenz: Die interkulturelle Kompetenz, die die Teilnehmer im Rahmen der Zusatzqualifikation Euregiokompetenz erwerben, soll als ‘Klammer’ die beiden anderen Kompetenzen verbinden. Ohne interkulturelle Kompetenz nützen die besten Sprachkenntnisse nichts und auch die Informationskompetenz kann nur vor diesem Hintergrund gewinnbringend genutzt werden. Im Bereich der interkulturellen Kompetenz, die als ‘schwierig zu vermitteln’ beschrieben wird, sollen die Teilnehmer auf die ‘deutlich zu Tage tretenden Unterschiede in den Nachbarregionen’ aufmerksam gemacht werden: ‘Interkulturelle Kompetenz ist mehr eine Sache des Gefühls als des Wissens. Das Hauptziel bei der Vermittlung liegt daher eher darauf, die Teilnehmer aufmerksam darauf zu machen, dass die Nachbarn, die man zum Teil mit dem Fahrrad erreichen kann, doch in einer anderen Kultur leben.’ Im Vorfeld wurde ein ‘Audit bei den Wirtschaftsunternehmen in allen Partnerregionen durchgeführt, und dabei wurden ihre Ansprüche und Erwartungen an die sprachliche und interkulturelle Kompetenz möglicher Praktikanten und Mitarbeiter erfragt. Aus dieser Umfrage ergab sich eine Auflistung, die Sprachniveau und interkulturelle Kompetenzen verbindet.’ Nachdem durch die Euregiokompetenz ein Fundament gelegt worden war, beschloss man, noch einen Schritt weiter zu gehen und – ganz im Sinne eines weiteren Zusammenwachsens des Wirtschaftsraumes Euregio Maas-Rhein – die Berufsabschlüsse in den drei Ländern selbst zu harmonisieren. Man ging in zwei Schritten vor: 10 Ausbildungsberufe wurden ausgewählt, bei denen eine erhöhte grenzüberschreitende Nachfrage erkennbar war, u.a. Koch, Berufskraftfahrer, Elektroinstallateur, Industriemechaniker, Chemielaborant, Fachkraft für Schutz und Sicherheit, Fachkraft für Lager und Logistik. Bei diesen Berufen wurden die Lehr- und Ausbildungspläne aller fünf Partnerregionen verglichen und die evtl. fehlenden Inhalte als Brückenqualifikationen deklariert. In den beteiligten Berufsbildungsinstitutionen können nun diese sogenannten Brückenqualifikationen erworben werden: es handelt sich um Module, die die jeweiligen Differenzen zu der Ausbildung im Nachbarland ausgleichen und eben überbrücken. Zusammen mit den Inhalten von ‘Euregiokompetenz’ ist ein Arbeitnehmer so für den euregionalen Arbeitsmarkt bestens gerüstet. Da die Qualifikation an berufsbildenden Schulen im tertiären Bildungsbereich verortet ist sind pflegerische Berufe nicht mit einbezogen. Best-Practice Beispiel – Studienwoche von Krankenpflegestudenten und Gesundheits- und Krankenpflegeschüler in der Euregio Maas-Rhein. Seit über 20 Jahren gibt es das Projekt ‘Pflege in der Euregio Maas-Rhein’. Hauptziel ist die Durchführung einer Studienwoche einmal pro Jahr, um 50 Schüler und Studenten, sowie Dozenten aus den verschiedenen Regionen der Euregio Maas-Rhein den Austausch von Informationen über ihre Ausbildung, ihre Berufsausübung und über ihre Region zu ermöglichen. So sollen die Teilnehmer sich gegenseitig intensiv kennenlernen, um möglichst viel über die verschiedenen Kulturen, die berufliche Situation und die verschiedenen Sprachen zu erfahren. Es findet ein Austausch über das Gesundheitswesen, die Ausbildung sowie die Studienmöglichkeiten in den Pflegeberufen statt. Durch die Arbeit in fünf Arbeitsgruppen, in denen die Studenten möglichst selbständig z. B. über Gruppenarbeiten ihr Wissen austauschen, soll das Erreichen des Ziels unterstützt werden. Jede Gruppe besteht aus 10 Studenten (je 2 aus jeder Region) und mindestens einem Dozenten als Tutor. Durch Besichtigungen der verschiedenen Pflegeinstitutionen wird den Studenten die Möglichkeit gegeben, möglichst viel von der Pflegepraxis und von den in der Pflege arbeitenden Personen zu erfahren bzw. Informationen auszutauschen. ‘Die so erworbenen Erfahrungen sollen dazu beitragen, die Euregio Maas-Rhein mit ihren Bewohnern besser kennenzulernen und eventuell eher in Betracht zu ziehen, in einer der anderen Regionen zu arbeiten’ (vgl. Online im Internet unter http://www.ahs-dg.be/DesktopDefault.aspx/tabid-1470/2424_read-28671/usetemplate-print. Zugriff am 20.04.2012). Best-Practice Beispiel – Basiskurs Interkulturelle Kompetenz als Blended learning Kurs: Als Best-Practice Beispiel sei zuletzt hier noch ein Basiskurs ‘Interkulturelle Kompetenz’ von der Diakonie Bayern erwähnt (Online im Internet unter http://www.interkulturell-kompetent.de/de/info.html. Zugriff am 20.04.2012). Es ist ein Beispiel dafür, wie ein Kurs als Blended-learning Kurs angelegt werden kann. Blended Learning oder Integriertes Lernen bezeichnet eine Lernform, die eine didaktisch sinnvolle Verknüpfung von traditionellen Präsenzveranstaltungen und modernen Formen von E-Learning anstrebt. Das Konzept verbindet die Effektivität und Flexibilität von elektronischen Lernformen mit den sozialen Aspekten der Face-to-Face-Kommunikation sowie ggf. dem praktischen Lernen von Tätigkeiten. Bei dieser Lernform werden verschiedene Lernmethoden, Medien sowie lerntheoretische Ausrichtungen miteinander kombiniert (ebd.). Der Kurs ist für eine spezielle berufliche Zielgruppe - z.B. Pflege - konzipiert. ‘Jeder, der sich persönlich weiterentwickeln möchte und seine eigene interkulturelle und interreligiöse Kompetenz ausbauen möchte, kann am Kurs teilnehmen’ (vgl. ebd.). Zusammenfassung: Das Best Practice Beispiel zeigt, dass es bereits ‘Brückenqualifikationen’ für Ausbildungsberufe in der Euregio Maas-Rhein gibt, in denen ‘Informationskompetenz’, ‘Fremdsprachenkompetenz’ und ‘Interkulturelle Kompetenz’ in einer euregionalen grenzübschreitenden Zusammenarbeit gefördert wird. Die Lehr- und Ausbildungspläne aller fünf Partnerregionen wurden verglichen und die evtl. fehlenden Inhalte als Brückenqualifikationen deklariert. Kritisch anzumerken ist, dass die Pflegefachberufe wie die Gesundheits-und Krankenpflege, die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, Hebammen und die Altenpflege in dem vorgestellten Best-Practice Beispiel ‘Euregiokompetenz’ in der beruflichen Bildung nicht berücksichtigt werden. Es ist zu vermuten, dass es nur wenig gemeinsame Bildungsangebote zur Förderung der interkulturellen Kompetenzbildung für diese Zielgruppe, mit einer onkologischen und palliativen Ausrichtung in der Euregio Maas-Rhein gibt. Die empirischen Befunde könnten darauf schließen, dass ein zunehmender Bildungsbedarf, sowohl im Bereich der Ausbildung ‘interkultureller Kompetenzentwicklung’ als auch im Bereich der Fortbildungen besteht. So liefert das ‘Euregiokompetenz-Zertifikat’ als Best-Practice Modell Hinweise, wie eine Zusammenarbeit organisatorisch und inhaltlich auch für eine Modulkonstruktion im Fortbildungsbereich für den pflegerischen Bereich gestaltet werden kann. Exemplarisch dargestellt wurde die grenzüberschreitende fachliche Zusammenarbeit sowohl im onkologischen Bereich (z.B. onkologisches Masterclass Modul der EONS) als auch im palliativen Bereich die Weiterbildungsakademie Palliative Care – Luxemburg – Saarland. Im Bereich der beruflichen Ausbildung wurde die seit über 20 Jahren durchgeführte Studienwoche von Krankenpflegestudenten und Gesundheits- und Krankenpflegeschüler in der Euregio Maas-Rhein beschrieben (vgl. Online im Internet unter http://www.ahs-dg.be/DesktopDefault.aspx/tabid-1470/2424_read-28671/usetemplate-print. Zugriff am 20.04.2012). Vergleichbare Angebote für Pflegefachkräfte für spezielle Fachgebiete (so z.B. im onkologischen und palliativen Bereich) fehlen vermutlich. Als Best-Practice Beispiel, wie ein Kurs als Blended-learning Kurs angelegt werden kann, wurde exemplarisch der Basiskurs ‘Interkulturelle Kompetenz’ von der Diakonie Bayern abschließend erwähnt.
Horst Küpper erwarb einen M.A. als Lehrer für Pflege und Gesundheit, ist Dipl. Pflegewirt (FH) und absolvierte den Bachelor of Science in Pflegewissenschaft, mit dem Schwerpunkt der Pflegepädagogik. Der Autor ist heute zertifizierter Kursleiter für Palliative Care (DGP, DHPV), (www.palliative-care-kurs.de) und auch Berater für Ethik im Gesundheitswesen, QMB. Außerdem nimmt er am Projektmanagement Interreg IV-A Euregio-Maas-Rhein Projekt (2011-2014) FUTURE PROOF FOR CURE AND CARE teil. Er ist in der Bildungsakademie am Luisenhospital und im Evangelischen Krankenhausverein in Aachen tätig. Der Autor kann unter horst.kuepper@luisenhospital.de kontaktiert werden.