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- Frakturrisiko bei Frauen mit Osteoporose: Eine Datenanalyse der EPIC-Potsdam-Studie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 128
Abb.: 43
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition-Potsdam-Studie (EPIC-Potsdam-Studie) ist Teil der großen mehr als 500.000 Studienteilnehmer in 23 Studienzentren aus 10 europäischen Ländern umfassenden internationalen, europaweiten, multizentrischen und prospektiven Kohortenstudie (EPIC-Studie) zur Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Ernährung, Lebensstil- und Umweltfaktoren und dem Auftreten von Krebs und anderen chronischen Erkrankungen. Diese Studie bildet die Datengrundlage für die vorliegende Untersuchung. Neben Herzkreislauf- und bösartigen Erkrankungen gehört auch Osteoporose, welche häufig mit einem deutlich erhöhten Risiko für osteoporosebedingte Frakturen einhergehen kann, mit zu den bedeutsamsten chronischen Erkrankungen, die mit Ernährung, Lebensstil- und Umweltfaktoren zusammenhängen. Die Prävalenz der Osteoporose nimmt mit dem Alter zu und ist bei Frauen ab dem 50. Lebensjahr deutlich höher als bei Männern gleichen Alters. Angesichts der demographischen Entwicklung in Industrienationen mit Zunahme der Zahl älterer Menschen und der sich ungünstig ändernden Lebensgewohnheiten ist mittelfristig mit einer kontinuierlichen Steigerung der Prävalenz und Inzidenz der Osteoporose und osteoporosebedingten Frakturen zu rechnen. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurde auf der Grundlage der Daten der EPIC-Potsdam-Studie zum einen der Zusammenhang zwischen Selbstangaben von Osteoporose und dem Risiko für osteoporosebedingte Frakturen und zum anderen zwischen BUA-Werten und dem Risiko für osteoporosebedingte Frakturen untersucht. Dabei wurde das Frakturrisiko der Frauen fokussiert und Männer aus der vorliegenden Untersuchung ausgeschlossen, da die Inzidenz und Prävalenz der Osteoporose und osteoporosebedingter Frakturen und damit auch das Präventionspotential bei (älteren) Frauen deutlich höher ist als bei gleichaltrigen Männern.
Textprobe: Kapitel 2.5 Ausgewählte Risikofaktoren für osteoporotische Frakturen: Die Prävention von osteoporosebedingten Frakturen ist ein wichtiges Ziel in der medizinischen Versorgung von Menschen mit Osteoporose (siehe auch Abschnitt 1). Dies betont die hohe Relevanz der Beachtung von entsprechenden Risikofaktoren, die das Auftreten solcher Frakturen begünstigen. In der aktuellen Literatur findet sich eine Vielzahl von Einfluss- und Risikofaktoren für das Auftreten von Osteoporose bzw. osteoporotischen Frakturen, die sich teilweise auch mit der klinischen Erfahrung und Vorwissen ( prior knowledge ) decken. Hierzu zählen unter anderem das Lebensalter, Geschlecht, Menopause, osteoporotische Vorfrakturen, Frakturen in der Familienanamnese, elterliche Schenkelhalsfrakturen, niedriges Körpergewicht bzw. niedriger BMI, zierlicher Körperbau, Inaktivität und Immobilität, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Einnahme von Kortikosteroiden, Krankheiten wie rheumatoide Arthritis, COPD, Hyperthyreose und M. Bechterew. Im Folgenden sollen nur die wichtigsten, für die vorliegende Untersuchung relevanten Faktoren in aller Kürze vorgestellt werden, da eine ausführlichere Beschreibung den Rahmen dieses Buches sprengen würde. 2.5.1 Alter, Geschlecht und Menopause: Das osteoporosebedingte Frakturrisiko steigt mit dem Alter bei Frauen und bei Männern gleichermaßen an (Bagger et al. 2006, Kanis et al. 2001, 2005). Ab dem 50. Lebensjahr verdoppelt sich das Frakturrisiko pro Dekade bei beiden Geschlechtern (Icks et al. 2013, Kanis et al. 2000, Van der Klift et al. 2002). Bei vergleichbarem Alter und BMD (T-Score) ist jedoch das Frakturrisiko beim weiblichen Geschlecht etwa doppelt so hoch wie beim männlichen Geschlecht, wobei der postmenopausale Status die entscheidende Rolle spielt (Berkum et al. 1988, Burger et al. 1994, Kanis et al. 2004). 2.5.2 Osteoporotische Vorfrakturen: Bereits vorliegende osteoporosebedingte Frakturen erhöhen das Risiko für das Auftreten weiterer Frakturen bei beiden Geschlechtern (Holloway et al. 2014, Johnell et al. Mar 2004, Kanis et al. Aug 2004). Dabei steigt das Frakturrisiko mit der Anzahl der bereits stattgehabten vertebralen (Delmas et al. 2003, Melton et al. 2006, Roux et al. 2007, Van Der Klift et al. 2004) und nichtvertebralen Frakturen (Center et al. 2007, Cummings et al. 1995, Gehlbach et al. 2012, Kanis et al. Aug 2004, Taylor et al. 2004). Im ersten Jahr nach einer osteoporosebedingten Fraktur ist das Risiko für eine erneute Fraktur am höchsten (Giangregorio et al. 2010). Strategien zur Frakturprävention sind daher möglicherweise effektiver, wenn sie inbesondere auf Menschen mit osteoporotischen Frakturen in der Anamnese fokussieren (Holloway et al. 2014). 2.5.3 körperliche Inaktivität und Immobilität: Eine stark eingeschränkte Mobilität mit einer maximalen Gehstrecke von 100 m stellt einen Risikofaktor für osteoporosebedingte Frakturen dar (Pluijm et al. 2009, Kärkkäinen et al. 2008). Umgekehrt findet sich in der Literatur ein protektiver Effekt der körperlichen Aktivität auf das Auftreten osteoporosebedingter Frakturen (Feskanich et al. 2002, Hoidrup et al. 2001, Howe et al. 2011, Kemmler et al 2013, Wallace und Cumming 2000, Wolff et al. 1999). Es findet sich eine inverse Assoziation zwischen körperlicher Aktivität und Frakturen des Schenkelhalses (Kemmler et al. 2012, Rikkonen et al. 2010), d. h. eine Verringerung der körperlichen Aktivität stellt einen wichtigen Risikofaktor für Schenkelhalsfrakturen dar (Hoidrup et al. 2001). So wird die Anpassung an den sitzenden Lebensstil als eine der wesentlichen Faktoren für den Anstieg der Inzidenz der Schenkelhalsfrakturen in den letzten 50 Jahren angesehen (Kanis 1993, Melton 1993). 2.5.4 Nikotinkonsum: Rauchen erhöht das Risiko für osteoporosebedingte Frakturen. Diskutiert werden verschiedene mögliche Mechanismen wie z. B. ein direkter toxischer Effekt auf den Knochen mit Verschlechterung der Knochenneubildung oder ein negativer Einfluss auf den Vitamin D- und Calcium-Metabolismus mit Reduktion der Calciumresorption etc. (Brot et al. 1999, Kanis et al. 2005, Law und Hackshaw 1997, Vestergaard und Mosekilde 2003). 2.5.5 Vitamin D-Mangel und Kalzium: Ein Vitamin D-Mangel mit einer Serumkonzentration von 25-OH-Vitamin D3 < 25 ng/ml ist ein Risikofaktor für das Auftreten osteoporosebedingter Schenkelhalsfrakturen (Cummings et al. 1998, Cauley et al. 2008, Roux et al. Jul 2007, Johnell et al. 1995). Bezüglich des Nutzens diätetischer Kalzium- und Vitamin D-Zufuhr ist die Studienlage unterschiedlich: Auf der einen Seite zeigen Studien, dass eine regelmäßige und ausreichende Versorgung mit Vitamin D und Calcium das Risiko für osteoporosebedingte Frakturen verringert (Chapuy et al. 1994). Andere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass eine diätetische Kalzium- und Vitamin D-Zufuhr keinen wesentlichen Einfluss auf das Auftreten osteoporosebedingter Frakturen hat (Cumming et al. 1997, Michaelsson et al. 2003). Eine weitere Studie kommt zu der Erkenntnis, dass eine diätetische Kalzium- und Vitamin D-Zufuhr die Inzidenz von Osteoporose vermindert, aber nicht die der osteoporosebedingten Frakturen (Nieves et al. 2008). 2.5.6 Untergewicht: Untergewicht bei einem Body Mass Index (BMI) < 20 kg/m2 wird von zahlreichen Autoren als Risikofaktor für alle osteoporosebedingten Frakturen insbesondere des Schenkelhalses und der Wirbelkörper angesehen (Johansson et al. 2013, Meyer et al. 1995, Young et al. 2001, Margolis et al. 2000, Tromp et al. 2000). Untergewicht als Risikofaktor ist weitgehend unabhängig vom Alter und Geschlecht (De Laet et al. 2005). Es besteht eine signifikante positive Korrelation zwischen BMI und Knochendichte (BMD) (Johansson et al. 2013). Ein mit einem niedrigen BMI verbundenes erhöhtes Frakturrisiko ist somit hauptsächlich auf eine geringe Knochendichte zurückzuführen (De Laet et al. 2005, Pluijm et al. 2009). Die Verringerung der Knochendichte durch einen niedrigen BMI kann im Zusammenhang mit Veränderungen von mechanischen und metabolischen Effekten gesehen werden, die durch eine Abnahme der Gewichtslast bedingt sind (Kroke et al. 2000). 2.5.7 Diabetes mellitus Typ I und II: Diabetes mellitus Typ I ist mit einem deutlich erhöhten Frakturrisiko der Wirbelkörper und des Schenkelhalses bei beiden Geschlechtern assoziiert (Hothersall et al. 2013, Janghorbani et al. 2007, Vestergaard 2007). Auch Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ II haben ein höheres Risiko für osteoporotische Frakturen (Bonds et al. 2006, Melton et al. 2008, Schwartz et al. 2011), besonders für Schenkelhalsfrakturen (Janghorbani et al. 2007). Paradoxerweise ist Diabetes mellitus Typ II im Gegensatz zum Diabetes mellitus Typ I mit einer höheren Knochendichte (BMD) assoziiert (Vestergaard 2007), sodass die etablierten Verfahren keine adäquaten Aussagen zum Frakturrisiko machen können (Schwartz et al. 2011). In diesen Fällen könnte QUS verglichen mit der DEXA-Methode zu einer besseren Einschätzung des Frakturrisikos insbesondere bei älteren Frauen mit Diabetes mellitus Typ II führen (Patel et al. 2008).
Jae Hyong Sorgenfrei studierte Humanmedizin an der Freien Universität Berlin. Das Studium schloss der Autor mit dem akademischen Grad des Doktors der Medizin erfolgreich ab. Eine umfassende internistische Weiterbildung mit Schwerpunkten in Kardiologie und Angiologie folgte unter anderem an der Charité Universitätsmedizin Berlin, die der Autor mit dem Facharzt für Innere Medizin erfolgreich abschloss. Bereits während seiner klinischen Tätigkeit als Arzt in der kurativen Medizin beschäftigte er sich besonders mit dem Qualitätsaspekt der medizinischen Versorgung. Postgraduale Studien in Business Administration und Public Health rundeten die berufliche Ausbildung des Autors ab. Seine Tätigkeiten in großen Linienorganisationen auf dem weiten Feld der deutschen Gesundheitsversorgung sowie insbesondere seine mehrjährige Mitwirkung in Gremien des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) in Berlin motivierte den Autor, sich dem Ärztlichen Qualitätsmanagement als Führungsaufgabe und der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.