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- Beziehung als Schlüssel zur Arbeitszufriedenheit: Eine Studie über Pflegepersonal an Kinder- und Jugendpsychotherapiestationen
Pflege
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Abb.: 11
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Pflegepersonal scheidet oft zu früh aus dem Arbeitsprozess aus. Dies ist eine Vergeudung von humanen Ressourcen. In diesem Buch wird der Frage ‘Welche Faktoren bestimmen die Arbeitszufriedenheit von Pflegepersonal auf Kinder- und Jugendpsychotherapiestationen?’ nachgegangen. Zur Beantwortung dieser Forschungsfrage wurden insgesamt 27 qualitativ und quantitativ orientierte Fragebögen ausgewertet. Bei der qualitativen Auswertung zeigte sich insbesondere, dass die Möglichkeit zu den Patienten eine intensive Beziehung aufbauen und leben zu können, von großer Bedeutung für die Arbeitszufriedenheit ist. Besonders negativ auf die Arbeitszufriedenheit wirkt sich die Angst vor schwierigsten, überfordernden Situationen mit aggressiven Patienten aus, speziell wenn die Pflegeperson alleine im Nachtdienst eingeteilt ist. Bei der quantitativen Auswertung zeigte sich als überraschendes Hauptergebnis, dass keiner der angenommenen Faktoren die Arbeitszufriedenheit signifikant erhöhte. Im Gegenteil: Die beiden einzigen erhebbaren Signifikanzen waren mit geringerer Arbeitszufriedenheit verbunden. Das der Arbeit zugrunde liegende Modell unabhängiger Einzelwirkfaktoren erwies sich für den Bereich einer Psychotherapiestation als nicht angemessen. Bei beiden Auswertungen entstand der Eindruck, dass für die Arbeitszufriedenheit von Pflegepersonal auf Kinder- und Jugendpsychotherapiestationen lebensgeschichtliche Faktoren wirksam sind.
Textprobe: Kapitel 2, Begriffsbestimmungen und Theorien: 2.1, Definition Arbeitszufriedenheit: Weinert definiert Arbeitszufriedenheit folgendermaßen: ‘Positive Gefühle und Einstellungen eines Beschäftigten gegenüber seiner Arbeit’ (Weinert 2004, 245). Er führt aus, dass sich die Arbeitszufriedenheit aus drei Dimensionen zusammensetzt(vgl. Weinert 2004). Und weiter: ‘(1) Es ist eine emotionale Reaktion auf die Arbeitssituation’ (2) Arbeitszufriedenheit wird oft davon bestimmt, in welchem Maße das Arbeitsergebnis die Erwartungen übertrifft (3) Arbeitszufriedenheit repräsentiert mehreren miteinander in Bezug stehende Einstellungen.’ (Weinert 2004, 246). Nach Bruggemann, Groskurth und Ulich ist Arbeitszufriedenheit die ‘Zufriedenheit mit einem gegebenen betrieblichen Arbeitsverhältnis (Bruggeman, Groskurth & Ulich 1975, 13). Näher beschreiben diese Autoren Arbeitszufriedenheit als ‘eine Attitüde, die das Arbeitsverhältnis, mit allen Aspekten, hinsichtlich der Beurteilungsdimension ‘zufrieden - unzufrieden’ betrifft’ (Bruggemann, Groskurth & Ulich 1975, 19). Es gibt zahlreiche Untersuchungen zum Thema Arbeitszufriedenheit. Gruneberg (1979) etwa führt das große Interesse an der Arbeitszufriedenheit darauf zurück, dass durch sie Faktoren wie die Fluktuation von Arbeitnehmern, Ausfallzeiten und Produktivität direkt beeinflusst werden. Dies wiederum stehe im Zusammenhang mit der Betriebseffektivität. Staw (1984) bestätigt dies, indem er betont, dass es einen Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit, Dienstabwesenheiten und Personalwechsel gibt. Dadurch wird Arbeitszufriedenheit für den Pflegeberuf besonders interessant. 2.2, Definition Psychotherapiestation bzw. stationäre Psychotherapie: Stationäre Psychotherapiebetten sind in Österreich in den verschiedensten Krankenhausabteilungen untergebracht. Die meisten auf psychiatrischen Abteilungen, einige auch an internen Abteilungen. Für Kinder und Jugendliche sind Psychotherapiebetten ebenfalls zumeist auf Kinder- und Jugendpsychiatrien zugeordnet, einige Betten auf Pädiatrien, also Abteilungen für Kinder- und Jugendheilkunde. Speziell im Kinder- und Jugendbereich werden immer wieder Diskussionen von den verantwortlichen Managern, aber auch von PolitikerInnen, geführt, wo diese Betten zugeordnet werden sollten. In zahlreichen Gesprächen mit PatientInnen und deren Familien hat sich gezeigt, (wissenschaftlich belegte, fundierte Zahlen fehlen hier meine Aussage könnte in einer eigenen Studie verifiziert oder falsifiziert werden und bezieht sich hier ausschließlich auf meine Erfahrung), dass die Eintrittsschwelle für Jugendliche mit psychischen Problemen an Pädiatrien niederer ist als an Psychiatrien und daher sowohl Eltern als auch deren Kinder eher bereit sind an Pädiatrien Rat und Hilfe zu suchen. Andererseits ist die personelle, finanzielle und räumliche Ausstattung und das allgemeine Verständnis für die Arbeit von Psychotherapiestationen oft an Psychiatriestationen höher als an Pädiatrien. Auch ist besonderes Augenmerk darauf zu legen, dass Kinder und Jugendliche mit psychiatrischen Erkrankungen auch tatsächlich kompetent von Psychiatern behandelt werden. Dies kann aber sowohl im Rahmen von stationären oder ambulanten Aufenthalten an Psychiatrien, als auch im Rahmen von Konsiliarvisiten von Psychiatern an Psychotherapiestationen passieren. König (1995) beschreibt als Hauptmerkmale der stationären Therapie, dass Gruppenpsychotherapieangebote existieren. Durch die Interaktion der Patienten, die Beziehungen die entstehen und das gegenseitige Feedback findet auch außerhalb der therapeutischen Sitzungen Therapie statt. Als ein weiteres wichtiges Hauptmerkmal beschreibt König (1995) die Unterscheidung zwischen Therapieraum und Realraum. Im Therapieraum findet die Therapie statt, der Realraum des stationären Alltages wird für das Durcharbeiten verwendet und liefert Material für die Therapie. An vielen Psychotherapiestationen wird weiterhin so gearbeitet. Durch Fortbildung des Pflegepersonals und Aneignung von auch psychotherapeutischem Fachwissen des Pflegepersonals werden die Grenzen zwischen Real- und Therapieraum aber zunehmend unschärfer. Dies hat viele Vorteile, kann aber auch den Nachteil mit sich bringen, dass Übertragungen, die auf den Psychotherapeuten gerichtet werden sollten, auf mehrere Personen aufgesplittet und dadurch verwässert werden. Ich betrachte stationäre Psychotherapie primär dann als indiziert, wenn auf Grund der Lebenssituation der PatientInnen, der Stärke der Symptomatik und der Persönlichkeitsmerkmale der PatientInnen ambulante Therapie nicht möglich ist. 2.3, Vorstellung Bereich Psychosomatik der Kinderabteilung im Wilhelminenspital: Da sich meine Forschungsarbeit speziell mit der Arbeitszufriedenheit von Pflegepersonal am einzigen kinder- und jugendpsychotherapeutischen Bereich einer Kinderabteilung in Wien beschäftigt, werde ich diesen Bereich kurz vorstellen. Die psychosomatischen Stationen und die psychosomatische Ambulanz sind innerhalb der Kinderabteilung im Wilhelminenspital der Stadt Wien funktionell, fachlich und inhaltlich ein eigener Bereich. Die Psychosomatik-Ambulanz, Pavillon 13, hat zwei Arbeitsschwerpunkte, die Ambulanz für Essstörungen (Anorexia nervosa, Bulimia nervosa) und das Gebiet der Säuglingspsychosomatik (Schrei-, Schlaf-, und Fütterungsstörung). Darüber hinausgehend werden auch Kinder und Jugendliche und deren Eltern mit Angstzuständen, Phobien, unklaren Schmerzzuständen, u.ä. behandelt. Geboten werden psychotherapeutische Erstgespräche, organische Durchuntersuchungen, Psychodiagnostik und gegebenenfalls die Anbahnung eines stationären Aufenthaltes an einer der drei Psychotherapiestationen der Abteilung. Die Säuglingspsychosomatik, Pavillon 5, behandelt stationär Kleinkinder und deren Eltern nach Misshandlungen, Vernachlässigungen, zur Sondenentwöhnung und bei den verschiedensten Entwicklungsverzögerungen einerseits (Kinder) und nach akuten Belastungsreaktionen, postpartalen Depressionen und anderen postpartalen psychischen Störungen (Eltern) andererseits. Es stehen 8 Therapieplätze zur Verfügung. Neben eingehender pädiatrischer und organmedizinischer Diagnostik werden analytische Gesprächstherapie, videounterstützte Interaktionstherapie und pädiatrische organmedizinische Therapie angewandt. Die Kinderpsychosomatik, Pavillon 18 behandelt hauptsächlich Kinder im Alter von 7 bis 14 Jahren. Hier werden Kinder und deren Eltern mit verschiedensten Verhaltensauffälligkeiten, Angstzuständen, Phobien und Essstörungen behandelt. Es stehen 12 Therapieplätze zur Verfügung. Es wird, neben der organmedizinischen Behandlung, primär mit Psychotherapie im Einzel- sowie im Familiensetting gearbeitet. Zur Anwendung kommen verschiedene psychotherapeutische Schulen (Systemische Familientherapie, Psychodrama, Individualpsychologie,...). Am Pavillon 15, der jugendpsychosomatischen Station gibt es 10 Behandlungsplätze für Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Die hauptsächlichsten Diagnosen hier sind Adoleszenzkrisen verschiedenster Art, Sozialphobien, Schmerzzustände, Selbstverletzungen und Essstörungen. Das Gesamtbehandlungskonzept ruht auf 3 Säulen: dem psychotherapeutischen Bereich (Psychoanalyse, systemische Familientherapie, Verhaltenstherapie), dem sozialtherapeutisch-pädagogischen Bereich (Heilstättenschule, erlebnispädagogische Gruppen wie Kreativ-, Koch-, Stationsgruppe) und, dies sei hier zusammengefasst, dem pflegerisch-ärztlichen Bereich (Planung und Durchführung des Pflegeprozess, medizinische Diagnostik und Behandlung). 2.4, Definition Arbeitsfreude in Abgrenzung zum Begriff Arbeitszufriedenheit: Ulich weist ausdrücklich darauf hin, dass ‘Arbeitszufriedenheit nicht mit Arbeitsfreude verwechselt werden darf’ (Ulich, 2011, 146/147). Dies sei besonders wichtig in Abgrenzung vom von mir in der Folge beschriebenen Begriff Bruggemanns, der resignativen Arbeitszufriedenheit (Bruggemann, 1974). Er erwähnt Friedmann, der 1952 festhält, dass Arbeitsfreude nur dort möglich ist, wo der Mitarbeiter direkten Einfluss auf die Mittel und Ziele seiner beruflichen Tätigkeit nehmen kann (vgl. Friedmann, 1952). 1953 vertieft Friedmann seinen Standpunkt, indem er ausführt, dass Arbeitsfreude auf einer Bejahung durch die Persönlichkeit beruht, die Persönlichkeit die Arbeit bereichert und ihrerseits durch die Arbeit bereichert wird. Er betont die Wichtigkeit, dass die Arbeitsaufgaben der Kontrolle des Arbeitenden unterliegen und dass die Aufgaben Sinn machen. Weiters, dass der Arbeitende sein Können erproben kann, er Verantwortung übernehmen kann und die Arbeiten auf Vollendung abzielen. 2.5, Theorien und Modelle zur Arbeitszufriedenheit: Vorweg möchte ich festhalten, dass ‘Zufriedenheit in der generellen Fassung des Begriffes kein brauchbares Kriterium für die Bewertung von Arbeitstätigkeiten darstellt’ (Ulich 2011, 143). Ulich (2011) meint weiter, dass sowohl Alltagserfahrungen, als auch wissenschaftliche Untersuchungen zum Schluss kommen, dass Arbeitszufriedenheit auf sehr unterschiedliche Weise entstehen kann. Weiters hält er ebenda fest, dass die Aussage, dass jemand mit seiner Arbeit zufrieden ist, ganz unterschiedliche Bedeutung haben kann (vgl. Ulich 2011). Seidl (1993) hinterfragt Arbeitszufriedenheit als aussagekräftiges Konzept im Ganzen wenn sie meint, dass in vielen Untersuchungen das Pflegepersonal angibt mit der Arbeit zufrieden zu sein, gleichzeitig die Verweildauer im Beruf aber sehr kurz ist, was zu großen Problemen führt. Ich werde in meiner Untersuchung versuchen, das individuelle Erleben von Arbeitszufriedenheit der Pflegekräfte an Psychotherapiestationen in den Fokus zu rücken. Es gibt zahlreiche Theorien und Modelle zum Thema Arbeitszufriedenheit. Ich möchte im Folgenden einen Überblick über die wichtigsten Theorien geben. 2.5.1, 2-Faktoren-Theorie von Herzberg, Mausner und Syndermann: Herzberg geht davon aus, dass 2 Bedürfnisse die Arbeitszufriedenheit entscheidend beeinflussen (vgl. Weinert 2004): Die Hygienebedürfnisse und die Motivationsbedürfnisse Die Hygienefaktoren beziehen sich auf Kollegen, Mitarbeiter, Vorgesetzte und auf Arbeitsbedingungen, also die physische und psychologische Umwelt der Arbeit. Die Motivationsbedürfnisse beziehen sich auf den eigentlichen Inhalt der Arbeit, das heißt auf Verantwortung, Anforderungen, etc. Herzberg meint, dass der Mitarbeiter unzufrieden ist, wenn die Hygienebedingungen nicht erfüllt werden. Wenn sie aber erfüllt werden ist der Mitarbeiter deswegen aber noch nicht zufrieden, sondern nicht unzufrieden, also neutral. Werden die Motivationsfaktoren erfüllt, ist ein Mitarbeiter motiviert und zufrieden. Wenn sie nicht erfüllt werden, so ist der Mitarbeiter unmotiviert, aber auch nicht unzufrieden, sondern neutral. Daraus folgt, dass ein Betrieb, der zufriedene und motivierte Mitarbeiter will, die Motivationsfaktoren steigern muss. Würde der Betrieb bloß die Hygienefaktoren steigern, so würde das nur zu einem neutralen Zustand führen. Kritisiert wird an der Theorie Herzbergs, dass individuelle Unterschiede bezüglich Arbeitszufriedenheit nicht berücksichtigt werden und die Theorie an sich nicht präzise ausformuliert ist.
Walter Huber, MSc, wurde 1963 in Wien geboren. Er diplomierte 1983 im gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege. Sein besonderes Interesse gilt von jeher der Kinder- und Jugendpsychosomatik und der Psychotherapie. Seit 2005 ist er Psychotherapeut und Individualpsychologischer Analytiker. Walter Huber lebt in Wien. Er leitet den Pflegedienst der Station für Jugendpsychosomatik und Psychotherapie im Wilhelminenspital der Stadt Wien und arbeitet als Psychotherapeut in eigener Praxis.
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