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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Abb.: 9
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Zu Beginn der Untersuchung wird das Beratungsformat Supervision als ein Bestandteil in der Arbeitswelt beschrieben. Im weiteren Verlauf geht die Autorin auf das veränderte Kommunikationsverhalten in der heutigen Gesellschaft ein. Bezugnehmend darauf wird das Internet als die neue Kommunikationsform in den Blick genommen, welche immer mehr Einzug in das alltägliche Leben hält. Daneben verändert sich auch die Arbeitswelt, was wiederum Einfluss auf gesellschaftliche Begebenheiten hat. In diesem Kontext verdeutlicht die Autorin die Notwendigkeit, bereits vorhandene Supervisionsformate zu ergänzen und konzeptionelle Weiterentwicklungen voranzutreiben. In Kapitel 2 wird näher auf die Begriffsdefinition und die bereits vorhandenen Formate von textbasierter Online-Supervision eingegangen. Die textbasierte Online-Supervision wird in Bezug zu neurowissenschaftlichen Aspekte, den systemisch-konstruktivistischen Ansatz und den psychoanalytischen Ansatz gesetzt. Darauf aufbauend werden Auswirkungen auf das zu untersuchende Supervisionsformat herausgearbeitet. Die Wirksamkeit von Supervision wird abschließend vor dem Hintergrund des Schreibens als ein Reflektions- und Strukturierungsmedium und der Kanalreduktionstheorie untersucht und bewertet. Kapitel 3 stellt den empirischen Teil des Buches dar. Hier wurden im Zeitraum 08-09/2014 Interviews mit Supervisoren, die bereits Online-Supervision anbieten, geführt. Es erfolgt eine umfangreiche qualitative Inhaltsanalyse. Der Fokus liegt auf der Herausarbeitung von spezifischen Erfolgsfaktoren und Kriterien für die textbasierte Online-Supervision als eigenständiges Beratungsformat. Kapitel 4 beschäftigt sich mit Perspektiven in der textbasierten Online-Supervision. Die Autorin schließt mit einer Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3, Textbasierte Online-Supervision vor dem Hintergrund ausgewählter wissenschaftlicher Ansätze: Der nun folgende Teil beschäftigt sich mit angewandten Konzepten und Methoden, die ihren Ursprung im Bereich der Psychologie und der Sozialwissenschaften haben. Es wird davon ausgegangen, dass diese Ansätze einen Nutzen in der Supervisionspraxis haben können (Baur 2010, Ziemons 2010, Ebbecke-Nohlen 2013, Simon 2013). Auf Basis der wissenschaftlichen Grundlagen werden mögliche Bedeutungen für die textbasierte Online-Supervision herausgearbeitet. Abschließend wird auf die Wirksamkeit vor dem Hintergrund des Schreibens als Reflexions- und Strukturierungsmedium und der Kanalreduktionstheorie eingegangen. 2.3.1, Neurowissenschaftliche Aspekte: Das Beratungsformat der textbasierten Online-Supervision wird im Folgenden zunächst unter neurowissenschaftlichen Erkenntnissen beleuchtet. Daher ist es von Bedeutung, den Aufbau und die Funktion des Gehirns zu beschreiben, um dann relevante Aspekte im Zusammenhang mit der textbasierte Online-Supervision zu diskutieren. Das Gehirn hat eine Vielzahl von Funktionseinheiten, die wechselseitig miteinander in Verbindung stehen und das Handeln, Fühlen und Denken eines Menschen ausmachen. Das Gehirn als Organ lässt sich grob in drei Teile untergliedern: Das Stammhirn ist zuständig für das Überleben und Urinstinkte. Unbewusste Vorgänge des Körpers werden von hier aus gesteuert. Somatische Marker, wie z.B. ein erhöhter Herzschlag, Muskelanspannung oder Frieren sind äußere Anzeichen, wenn z.B. eine Bedrohungssituation auftritt (Winnewisser 2010, S.30). Das limbische System besteht aus einer eng vernetzten Gruppe von Hirnarealen, die in verschiedene Bereiche des Großhirns, aber auch des Stammhirns aussenden. Die Definition des limbischen Systems ist umstritten, da es ein historisch geprägter Begriff ist, dessen Funktionen sich nicht so eindeutig abgrenzen lassen, wie man dies früher vermutet hat. Dies gilt vor allem für die Verarbeitung von Emotionen, die man vereinzelt auch heute noch allein dem limbischen System zuschreibt. Seine Strukturen spielen für die Verarbeitung von Emotionen, für Lernen und Erinnerung eine große Rolle. Daneben ist es Aufgabe des limbischen Systems, Alltagssituationen einzuschätzen und wiederzuerkennen (Winnewisser 2010, Hüther 2014). Winnewisser (2010) zufolge, ist das Großhirn der größte Teil des Gehirns. In diesem Teil werden gelernte Muster und Verhaltensweisen dauerhaft gespeichert. Es besteht aus zwei Hemisphären. Diese beiden Teile sind durch einen ‘Balken’ miteinander verbunden. Die Hirnhälften funktionieren zwar unabhängig voneinander und erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Für die Suche nach einer Lösung ist es aber hilfreich, wenn beide Hirnhälften aktiviert werden. ‘Vereinfacht ausgedrückt: Die linke Hirnhälfte ist für das logische, sprachliche und rationale Denken zuständig. Die rechte bestimmt das räumliche Vorstellungsvermögen, das Denken in Bildern und das Verständnis für Musik’ (Winnewisser 2010, S. 30). Menschen greifen im Alltag zunächst auf ihre bereits angelegten, handlungsleitenden, inneren Muster zurück. Das heißt, dass sie so empfinden, denken und handeln, wie sie es immer tun, wenn bereits angelegte innere Muster aktiviert werden. Dieser Vorgang bietet Sicherheit (Tatschl 2010, S.66). Neue innere Bilder entstehen dann, wenn bislang unbekannte Sinneseindrücke sich nicht mit bereits vorhandenen inneren Bildern verbinden lassen. Die eigene innere Ordnung wird durcheinander gebracht. Eine Unruhe entsteht, bis das neue Muster in bereits vorhandene Muster integriert ist. Hüther (2014, S.24) beschreibt, dass bestimmte Botenstoffe dazu führen, ein neu generiertes inneres Bild zu schaffen. Hier spricht Hüther auch von einer ‘fokussierten Aufmerksamkeit’. Für die Supervision ist dies ein optimaler Zustand, um neue, andere innere Bilder entstehen zu lassen und alte innere Muster überschreiben zu können. Hüther (2014) zufolge formt sich das Gehirn so, wie man es benutzt. Besonders dann, wenn etwas mit Begeisterung getan wird, werden neuroplastische Botenstoffe ausgeschüttet und in Folge dessen neue synaptische Verschaltungen gebildet. Bedingt dadurch ist es möglich, frühere emotional ungünstige Erfahrungen und Lösungsmuster durch neue neuronale Verschaltungen, angeregt z.B. durch den Supervisionsprozess, neu zu überschreiben (Baur 2010). Spitzer (2014) spricht in dem oben aufgeführten Zusammenhang auch vom Gehirn als einem dynamischen Organ. Vor dem Hintergrund von zeitlichen und örtlichen Orientierungen vergleicht er Demenzpatienten mit Personen, die besonders häufig digitale Medien nutzen. Gefahren, wie z.B. der Bezugsverlust zu anderen Menschen oder auch der zunehmende Wegfall von Zeitgefühl führen zu einem Abbau der Leistungsfähigkeit des Gehirns. ‘Geistig strengen wir uns an, wenn wir uns aktiv mit der Welt auseinandersetzen’ (Spitzer 2014, S. 61). Im weiteren Verlauf beschreibt er, dass durch die vertiefte Auseinandersetzung mit Sachverhalten verschiedene Hirnareale beansprucht werden und damit einhergehend viele Synapsen aktiviert werden. Dies hat zur Folge, dass gute Lerneffekte erzielt werden. Die asynchrone textbasierte Supervision ermöglicht diese Form der intensiven Reflexion. Gleichwohl bekommt der kontraktierte Rahmen eine besondere Bedeutung. Es gilt, der ‘digitalen Demenz’ (Spitzer 2014) vorzubeugen und eine angemessene Dosis von textbasierten Supervisionseinheiten zur Verfügung zu stellen, um gleichermaßen den Bezug zur realen Wirklichkeit nicht zu verlieren. Meines Erachtens sind in der Supervision das limbische System und das Großhirn mit seinen beiden Hirnhälften von besonderer Bedeutung. Das limbische System ist u.a. zuständig für die Speicherung der Emotionen in der eigenen internen Biographie und den bisher gemachten Lebenserfahrungen. Durch fortlaufende psychosoziale Erfahrungen im Alltag weist das Gehirn eine ständige Veränderung seiner Strukturen auf (Plastizität). Baur (2010, S. 23) beschreibt, dass sich das Gehirn ein Leben lang immer wieder verändern kann. Die Nutzung dieses Organs und die Erfahrungen eines Einzelnen sind hierfür maßgebend. Konkret bedeutet dies, dass der Mensch eine hohe Anpassungsleistung an sein jeweiliges sich ständig veränderndes Lebensumfeld erbringen kann. Für die textbasierte Supervision bedeutet dies, dass durch die Beschreibung der Anliegen aber auch in der Auswahl der Interventionsmethode durch den Supervisor beide Hirnhälften aktiviert werden, damit neben der Versachlichung und des Schreibvorganges als solches, auch die Beschreibung von Gefühlen, Visionen und das Finden eigener Lösungsideen angeregt wird. ‘Ein Text, der aus Bildern besteht und mit Metaphern arbeitet, dynamisch ist, entsteht aufgrund der Funktionen und der Mitarbeit der rechten Hirnhälfte. Wenn es darum geht, eine neue Aufgabe zu bewältigen, beschäftigt sich zunächst das rechte Hirn damit. Hat es eine Lösung gefunden, wird die Sache nach links übergeben […]. Wir müssen auch Bilder im Kopf entstehen lassen können, die wir beschreiben. Wir müssen Ideen entwickeln, schöpferisch sein können’ (Winnewisser 2010, S. 38). Die Verschriftlichung von Anliegen induziert beim Lesen Bilder, die sich aus den eigenen Erfahrungen und Lernprozessen speisen. In der sich anschließenden Auseinandersetzung darüber wird häufig festgestellt, dass es sowohl beim Supervisanden als auch beim Supervisor unterschiedliche Bewertungen hinsichtlich der Bedeutung des geschriebenen Sachverhaltes gibt. Eine Deckungsgleichheit hinsichtlich der Interpretation des Anliegens kann es auch nicht geben. Dieser kommunikative Prozess bietet die Chance, die eigenen Bilder mit den Bildern des Gegenübers abzugleichen und bestenfalls eine kritische Überprüfung der eigenen Interpretationen vorzunehmen. Die textbasierte Supervision kann im Sinne der Nachhaltigkeit von Veränderungsprozessen ein unterstützendes Format darstellen. Veränderungen, und hier auch die neue Verschaltung synaptischer Verbindungen, sind nur dann leichter aktivierbar, wenn sie regelmäßig benutzt werden. Die Möglichkeit des Nachlesens der bereits erreichten Ziele regt dazu an, das Erarbeitete in den Alltag zu integrieren und hemmt somit den Rückfall in alte Strukturen.

Über den Autor

Martina Schäfer ist Diplom-Sozialpädagogin und Supervisorin M.A. Sie arbeitet freiberuflich als Trainerin, Coach und Supervisorin. Daneben ist sie in der Fachberatung für Opfer von Straftaten tätig. Eine Grundlage ihrer Arbeit bildet das systemische Denken. Als ausgebildete systemische Beraterin und Mediatorin hat sie langjährige Berufserfahrung in unterschiedlichen Beratungsfeldern.

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