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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 132
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der in Deutschland erreichte Wohlstand basiert maßgeblich auf dem Erhalt der einheimischen Industrie. Deren Durchsetzungskraft gegenüber Konkurrenten aus Niedriglohnländern wird langfristig jedoch nur durch überdurchschnittliche Produktivität sowie durch die permanente Entwicklung innovativer Produkte zu gewährleisten sein. Sowohl Produktivitätssteigerung als auch die Entwicklung neuartiger Produkte und Herstellungsverfahren sind auf ein innovationsfreundliches Gesellschaftsklima sowie auf die Verfügbarkeit ausgezeichnet qualifizierten Personals angewiesen. Auf beiden Gebieten ist Deutschland inzwischen zunehmend schlecht aufgestellt. Der Autor wirbt nun dafür, den drängendsten Problemen mittels in Deutschland noch weitestgehend unbekannter Bildungskonzepte zu begegnen: der Leitgedanke lautet hierbei, Akademikern nicht-technischer Fachrichtungen technische Zusatzkenntnisse zu vermitteln. Für eine erste Gruppe technischer Zusatzstudien sollen Industriemitarbeiter an den Nahtstellen zur Technik (insbesondere Betriebswirte) gewonnen werden, welche bisher über keinerlei technische Vorbildung verfügten. Eine zweite Gruppe von Studienangeboten soll sich bevorzugt an zukünftige Pädagogen, Geisteswissenschaftler und sonstige Multiplikatoren sowie an Entscheider in Wirtschaft und Politik wenden. Des Weiteren werden in diesem Buch die Hintergründe zu Technikfeindlichkeit und drohendem Fachkräftemangel in technischen Berufen erläutert. Unter dem Sammelbegriff Technological Literacy werden Studienangebote erarbeitet, die es Hochschulen ermöglichen sollen, das allgemeine Interesse für und das Verständnis von Technologien zu fördern. Der Autor erläutert, warum im mündigen, aufgeklärten Umgang mit technologischen Neuerungen eine essentielle Grundbedingung für den Fortbestand des Wohlstands in unserer Gesellschaft liegt. Ein eigenes Kapitel gibt schließlich Hinweise zum Umgang mit zu erwartenden Widerständen und liefert außerdem Anregungen zur Vermarktung der neuen Studienangebote.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.2.1, Ansehen des Berufsstands der Ingenieure: Insbesondere der Mangel an qualifizierten Ingenieuren resultiert vordergründig zunächst aus der demographischen Entwicklung, nicht zuletzt aber auch aus dem Desinteresse der Allgemeinheit an technischen Sachverhalten. Im Kontext dieser Arbeit (Bildungspolitische Maßnahmen zur Steigerung der techn(olog)ischen Allgemeinbildung) gilt es zunächst die Ursachen der anscheinend geringen Attraktivität eines Ingenieurstudiums zu ergründen und anschließend geeignete Abhilfemaßnahmen auszuarbeiten. Eine nähere Betrachtung des Ansehens der Berufsgruppe der Ingenieure beginnt beim Image, welches diesen typischerweise anhaftet. Ingenieure gelten in der allgemeinen Wahrnehmung als eher unscheinbare, introvertierte Tüftler - auch unter modischen Gesichtspunkten sind sie selten auf dem aktuellsten Stand. Oft werden sie zudem als Schubladendenker klassifiziert, die kaum über den eigenen Tellerrand blicken wollen. Möglicherweise geben aufgrund dieses negativ besetzten Images viele junge Frauen einer humanistischen Fachrichtung bei ihrer Studienwahl den Vorzug gegenüber einer ingenieurwissenschaftlichen. Im Kontrast hierzu dürfen Absolventen der Rechtswissenschaften, der Betriebswirtschaft oder Medizin mit wesentlich mehr gesellschaftlichem Prestige rechnen. Beispielsweise war ein gängiger Beweggrund für das Ergreifen eines betriebswirtschaftlichen Studiums die vermeintlich sichere Aussicht auf eine Position im höheren Management. Implizit gingen damit hohe Erwartungen an das zukünftige Einkommen und den sozialen Status einher. Die soziale Abgrenzung gegenüber technischen Berufen ist kein Phänomen der heutigen Zeit, vielmehr hundert Jahr alt: Als Herbert Hoover, Bergbauingenieur (und späterer Präsident der USA) sich und seinen Beruf einst einer Dame der höheren Gesellschaft vorstellte gab sich diese recht überrascht: 'Why, I thought you were a gentleman!'. Bis in die heutige Zeit hinein gilt der Oberschicht z.B. ein rechtswissenschaftlicher Abschluss als Garant für eine lukrative Berufstätigkeit. Mit der Entwicklung und Produktion von (Wohlstands-) Gütern werden hingegen mühsamere und weniger prestigeträchtige Berufsbilder assoziiert. Falsche Vorstellungen vom Berufsbild des typischen Ingenieurs: In den USA beginnt man zu erkennen, dass Schüler, wenn überhaupt nur vage Vorstellungen von den beruflichen Tätigkeiten eines Ingenieurs besitzen. Das College of Engineering der Pennsylvania State University bemüht sich daher mittels eigener Vortragsreihen an Schulen um die Korrektur dieses Missstands. Die nachgelagerte Evaluierung seiner Präsentationen lieferte dem Team anschauliche Belege für insbesondere unter jungen Mädchen weit verbreitete Vorurteile: '[The presentation] changed my perspective because I thought that only guys could work as engineers. Also, I thought engineering was when you fix trains. (Female 8th grader).' Diese Beobachtungen dürften ohne weiteres auf Deutschland übertragbar sein. Die meist unklaren Vorstellungen, die hierzulande gerade Gymnasialschüler (und deren Lehrer) sowohl von den technischen Inhalten des Ingenieur-Berufs wie auch den überaus vielseitigen Tätigkeitsprofilen aufweisen, dürften also ein weiteres Haupthindernis auf dem Weg zu mehr MINT-Absolventen darstellen. Die tägliche Arbeit von z.B. Entwicklungsingenieuren wird bei weitem nicht nur von Berechnungen oder dem direkten Umgang mit technischen Gerätschaften bestimmt. Ein Großteil der Ingenieure ist nicht einmal als klassischer Produktentwickler beschäftigt, sondern vielmehr in Projektleitung, Management, Einkauf und Vertrieb, Prozessplanung usw. anzutreffen. Zahlreiche Schnittstellen zu internen Abteilungen wie auch zu (internationalen) Kunden und Zulieferern tragen zu einem spannenden Berufsalltag bei. Kommunikationsstärke und Freude am Umgang mit Menschen gehören fest zum Anforderungsprofil erfolgreicher Ingenieure. Tatsachen, die von Pädagogen jedoch nicht thematisiert werden (können). 2.2.2, Maßnahmen zur Abwendung eines zukünftigen Fachkräftemangels: Politik und Interessensverbänden verfolgen vielerlei Interventionsmöglichkeiten, die geeignet erscheinen um die Auswirkungen drohender Engpässe bei Fachkräften im Allgemeinen zu verringern. Die wichtigsten seien in Stichpunkten angeführt: - Erhöhung der Anzahl der Absolventen von MINT-Studiengängen. - Zuzug ausländischer Fachkräfte. - Steigerung der Akademiker-Quote und der Durchlässigkeit zwischen den Bereichen beruflicher und akademischer Ausbildung. - Steigerung des Anteils der Frauen und älterer Personen an der Gesamtheit aller Erwerbstätigen. - Fort- und Weiterbildung. In anderen Worten: Förderungen der beruflichen Flexibilität der Arbeitnehmerschaft. - Anhebung der Wochen- und Lebensarbeitszeit. Wo der Mangel an Ingenieuren diskutiert wird sollte nach Ansicht des Verfassers der übergeordnete Ansatz darin bestehen, auf nachhaltige Weise die Zahl der Absolventen ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge zu erhöhen. Dieser Ansatz zeigt der jüngeren Generation eine Perspektive auf, schützt die Lebensqualität (Stichwort: Vermeidung einer längeren (Lebens-)Arbeitszeit) und fördert die Abwanderung von Know-How nicht noch zusätzlich. MINT -Initiativen und Erfahrungen: Mittlerweile wurde erkannt, dass Studiengänge mit MINT- bzw. technischem Fokus eine gezielte Unterstützung in Form von Werbemaßnahmen benötigen. So ist etwa einer Broschüre zur 'MINT-Initiative Bayern' zu entnehmen: 'Die bayerische Wirtschaft, vertreten durch vbw, vbm und bayme, hat die Bedeutung des Themas erkannt und das Projekt 'Wege zu mehr MINT-Absolventen' ins Leben gerufen.' Die Arbeitgeberverbände kooperieren darin mit dem Bayerischen Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung (IHF) und schrieben einen Wettbewerb um Projektideen aus, mit Hilfe derer sich die Absolventen-Quote in Bayern steigern liese. Die zehn im Zwischenbericht 2009 schließlich vorgestellten Projekte konzentrieren sich im Wesentlichen auf die Verringerung der Abbrecherquote (insbesondere durch die verstärkte Betreuung der Studenten in den ersten Semestern) sowie auf eine Profilierung der Ausbildung mit spürbarerem Bezug zur Praxis, um auf den Übergang ins Arbeitsleben vorzubereiten. Hinzu kommen Unterstützungsangebote an Schüler während deren Berufsorientierungsphase. Interessante Einsichten in die Kooperationsbereitschaft der Schulen auf diesem Gebiet bietet der letztgenannte Ansatz: Ein Projektteam der Technischen Fakultät der Universität Erlangen erarbeitete eine Reihe von Seminarvorschlägen, die geeignet sein könnten, Gymnasiasten ingenieurwissenschaftliche Inhalte nahezubringen, ihre Neugier zu wecken und ihnen die Scheu vor dem als besonders schwer eingeschätzten Ingenieurstudium zu nehmen. Seitens der zweihundertundvier nordbayerischen Gymnasien, welche vom Projektteam angeschrieben wurden gab es im ersten Anlauf keinerlei Rückmeldung. Erst nach intensiven Bemühungen konnten schließlich sechs Seminarangebote verwirklicht werden. Neben der geschilderten Initiative existiert eine Vielzahl weiterer Aktionen, teils auf Bundesebene. Das Jahr der Wissenschaft wäre hier exemplarisch anzuführen. Die bundesweit durchgeführten Veranstaltungen legen ihren Fokus in jedem Jahr auf eine bestimmte Disziplin, seien es Mathematik, Physik oder auch die Geisteswissenschaften. Im Nachgang zum Jahr der Chemie registrierten die Chemischen Fakultäten tatsächlich eine Steigerung im Zustrom an Studienanfängern. Rege Nachfrage konnten darüber hinaus Aktionen wie der 'Ausstellungszug Expedition Zukunft' der Max Planck Gesellschaft (260.000 Besucher), oder der von ThyssenKrupp ins Leben gerufene IdeenPark verbuchen: dieses alle zwei Jahre stattfindende Bildungsangebot soll gerade die Jüngsten anhand ansprechender Exponate und Erlebniswelten für Technik begeistern. 300.000 Besucher im Jahr 2008 in Stuttgart zeugen davon, dass dieses Angebot freudig aufgenommen wird. Derartige Veranstaltungen sind heute ein wichtiger - wenn nicht sogar der einzige - Werbeträger für technische und naturwissenschaftliche Studiengänge. In früheren Zeiten kam diese Rolle technischen Innovationen zu, da jene - man denke an Wolkenkratzer oder die Luft- und Raumfahrt - noch weithin sichtbar waren. Im Kontrast dazu entstehen heutzutage innovative Technologien, welche zwar hochkomplex sind, im Alltag jedoch kaum mehr wahrgenommen werden. Zu tief ist mittlerweile der Integrationsgrad, zu dominant das äußere Design der Produkte. Die genauere Funktionsweise elektronischer Systeme, welche z.B. in der Karosserie heutiger Autos verborgen ihren Dienst tun bleibt unverstanden (Beispiele: Motor- und Getriebesteuerungen, Sicherheitssysteme (Airbag, Spurerkennung und Abstandswarnung), Fahrzeugstabilisierung (ESP), Bremssysteme, ferner die zugehörigen Aktuatoren, Sensoren, Versorgungseinrichtungen und Datenbussysteme). Ähnliches lässt sich über viele weitere Anwendungen sagen, seien es Medizintechnik, mobile Telekommunikation, Computer, Internet… Technische Produkte sind heutzutage problemlos verfügbar und werden zunehmend anwenderfreundlicher. Ihr Innenleben verschließt sich dem Nutzer dabei. Unsichtbare Technologie aber wird junge Menschen schwerlich für einen Ingenieurberuf interessieren. Deshalb muss die Aufgabe, ein Gespür für die Funktions- und Entstehungsweise moderner Technologien zu vermitteln fortan anders und vor allem konsequenter angegangen werden.

Über den Autor

Der Autor: Christian Weber, geboren 1979 in Jena, studierte Nachrichtentechnik in Regensburg. Bei einem Zulieferer der Automobilbranche ist er als Projektleiter im Bereich Halbleiterentwicklung tätig. Berufsbegleitend erwarb er zudem einen Abschluss als Diplom-Wirtschaftsingenieur (FH). Dieses Aufbaustudium weckte sein Interesse an der besonderen (Nahtstellen-)Problematik des disziplinüberschreitenden Informationsaustauschs im industriellen Umfeld. Zahlreiche Gespräche mit Angehörigen des kaufmännischen wie technischen Lagers stimmen ihn zuversichtlich, mit den in diesem Buch vorgeschlagenen Bildungsangeboten den richtigen Nerv getroffen zu haben.

weitere Bücher zum Thema

Zukunft der Corporate Governance und des Personalwesens. Perspektiven der Wirtschaftsethik

Reihe "Wirtschaft und Ethik", Band 11

ISBN: 978-3-95935-610-7
EUR 39,50


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