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- Talentintegration im deutschen Fußball: Die Arbeit der Nachwuchsleistungszentren im Fokus
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Liberalisierungsmaßnahmen im Profifußball, die durch das Bosman-Urteil eine entscheidende Dynamik gewannen, vergrößerten für die Vereine den relevanten Markt für Spielerrekrutierung. Mit einher ging die Verschärfung des Konkurrenzkampfes in den Clubs, vor allem zu Lasten der Nachwuchsspieler. Die liberalen Rahmenbedingungen entfalteten ihre ausbildungshinderlichen Wirkungen auch in der Bundesliga, die wenigen Talente, die für die erste Mannschaft relevant waren, mussten sich nationalen und internationalen erfahrenen Akteuren stellen, ein Kampf, der für diese, aufgrund eines natürlichen Defizites der Jugend in einer auf kurzfristige Erfolge basierten Profifußballs, nicht zu gewinnen war. Die Forschungsarbeit fokussiert die Frage, inwieweit die Ausbildungsbereitschaft im deutschen Profifußball von Variablen wie der Tabellenplatzierung und ökonomischen Parametern der Bundesligaclubs abhängt. Konkret werden die einzelnen Personalzugänge der Bundesligisten in verschiedene Bezugsstrategiegruppen eingeteilt und diese Klassifizierung folgend mit den Etats verglichen. Die qualitative Ausbildung in den Nachwuchsleitungszentren wird am Beispiel der Akademie der TSG Hoffenheim erläutert, weiter wird mit dem Ziel einer Handlungsempfehlung für Vereinsverantwortliche die Ergebniswirksamkeit des Einsatzes junger (selbst ausgebildeter) Spieler ( local player ) aufgezeigt. Das Werk richtet sich an Funktionäre in Sportorganisationen, besonders an Verantwortliche im Bereich der Jugendarbeit von Fußballclubs.
Textprobe: Kapitel 2.1, Struktur des Profifußballs und seine Institutionen: Die oberste Instanz des weltweiten Fußballsports ist die Fédération Internationale de Football Association (FIFA). Ziele dieses Weltverbandes sind u.a. die weltweite Förderung und Verbreitung des Fußballsports, die Organisation internationaler Turniere (z.B. Weltmeisterschaften) sowie die Regelfestlegung. Diesem gehören 208 nationale Fußballverbände, darunter auch der DFB, an. Die Nationalverbände sind des Weiteren kontinental organisiert. So gehören die Fußballverbände der europäischen Staaten der UEFA (Union des Associations Européennes de Football) an. Wesentliche fußballerische Wettkämpfe auf europäischer Ebene sind die Europameisterschaft, die UEFA Champions League sowie die Europa League. Das Regelwerk der FIFA ist für die Kontinentalverbände bindend (vgl. Röttger 2013: 4). Auf nationaler Ebene ist der zuvor bereits erwähnte DFB (Deutscher Fußball-Bund) das höchste fußballerische Organ. Zu dessen Aufgaben gehören die Organisation des Fußballsports in Wettbewerben der Lizenzligen, aber auch der Landes- und Regionalverbände, die Rekrutierung von deutschen Auswahlmannschaften und die Regelentwicklung (vgl. Röttger 2013: 4f.). Des Weiteren besitzt der DFB eine gesellschaftspolitische und soziale Funktion und fördert den Breiten- und Freizeitsport (vgl. Schmidt 2011: 4f.). Seit der Saison 2001/02 richtet ‘Die Liga-Fußballverband e.V.’ als Lizenznehmer des DFB die Wettbewerbe der ersten und zweiten Bundesliga aus. Ihr gehören alle Vereine und Kapitalgesellschaften der beiden höchsten Profiligen an. Der Ligaverband ist Mitglied des DFB und besitzt die Stellung eines Landesverbandes (vgl. Röttger 2013: 5 Riedl/Cachay 2002: 243). Als Tochtergesellschaft der ‘Die Liga-Fußballverband e. V.’ fungiert die Deutsche Fußball Liga, DFL. Diese ist Ausrichter der Fußballspiele in den durch den DFB überlassenen Profiligen. Die DFL führt das operative Geschäft der Liga aus, trägt Verantwortung für die Leitung des Spielbetriebs und der Verhandlungen mit TV- und Hörfunk-Rechtevermarktern (vgl. Cieslik 2009: 13f.). Außerdem ist sie mit dem Lizenzierungsverfahren betraut. So müssen die Vereine jährlich ihre Lizenz beantragen und bei diesem Prozess ihre Konkurrenzfähigkeit auf sportlicher, wirtschaftlicher und administrativer Ebene nachweisen. Darunter fällt auch die Bestimmung zur Jugendförderung in Form von Nachwuchsleistungszentren, ein Thema, das unter Punkt vier ausführlich betrachtet wird, sowie die Verpflichtung des Vereines, mindestens zwölf deutsche Lizenzspieler unter Vertrag zu haben (vgl. Cieslik 2009: 14f.). Sind die Funktionen des Ligaverbandes nun geklärt, so eröffnet sich die Frage, warum die Vereine ein eigenes Organ gegenüber dem DFB, dem sie angehören, benötigen. Der DFB als Nationalverband vertritt die Interessen seiner Mitglieder nach außen, z.B. gegenüber seiner Umwelten, z.B. dem politischen System oder den Medien (vgl. Riedl/Cachay 2002: 52). Dabei genießt die deutsche Nationalmannschaft eine große Medienpräsenz, was den Fußballsport in seiner Wahrnehmung im Gesamten fördert (vgl. Riedl/Cachay 2002: 53). Dem Verband ist eine Doppelrolle inne, zum einen als Akteur mit eigenen Interessen, zum anderen ist der DFB ein Zusammenschluss von eigenständigen Leistungsorganisationen. Nun zieht im Fußballsport, besonders auf Vereinsebene, eine zunehmende Ökonomisierung ein, die unter anderem mit steigenden Umsätzen in der ersten und zweiten Liga einhergeht (vgl. Cieslik 2009: 10). So ist die Bezeichnung Verein im Verständnis als Non-Profit-Organisation mit seiner Finanzierung durch Mitgliedsbeiträge für Teilnehmer des Spielbetriebes der ersten und zweiten Bundesliga kaum aufrechtzuerhalten. Die gebräuchliche Nutzung, die auch in dieser Arbeit z.T. übernommen wird, macht diese Begrifflichkeit zwar akzeptabel, genauer sollte man jedoch von Fußballunternehmungen sprechen (vgl. Wähnert 2013: 7 Reintjes 2010: 16). Die Öffnung der Bundesliga für die Gründung von Kapitalgesellschaften im Jahr 1998 verstärkt diese Deutung: So waren in der Saison 2008/09 von den 18 Bundesligavereinen noch sechs eingetragene Vereine, vier GmbHs, sechs GmbH & Co. KGs und zwei AGs (vgl. Cieslik 2009: 12). Diese Konstellation aus DFB, der an einer Einheit des nationalen Spitzen- und Breitensports interessiert ist und den Profivereinen bzw. Fußballunternehmen, die zunehmend wirtschaftliche Interessen verfolgten und ökonomische Stärke gewannen, brachte für die Fußballunternehmen die Notwendigkeit mit sich, immer mehr finanzielle Ressourcen möglichst autonom zu generieren (vgl. Riedl/Cachay 2002: 53, 242). Dieser Situation trug die Gründung des Ligaverbandes Rechnung. Zur Beziehung DFB und DFL lässt sich festhalten, dass diese aufgrund der Stärke der Vereine hinsichtlich Kommerzialisierung und Professionalisierung auf Augenhöhe, teilweise mit divergierenden Interessen (in einigen Fällen bei Abstellung von Spielern für die Nationalmannschaft), teilweise auch mit gleichklingenden Interessen, hinsichtlich der Jugendförderung agieren (vgl.Riedl/Cachay 2002: 244, 251 Reintjes 2010: 19f.). Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass der DFB gegenüber den Vereinen einen Bedeutungsverlust erlitten hat, indem er Monopole hinsichtlich der Leistungserbringung an die Liga abgab, die diese nun selbst erstellt (vgl. Riedl/Cachay 2002: 54). Ist nun der Profifußball in seiner internationalen Struktur und seinem nationalen Aufgaben- und Machtgefüge analysiert, so richtet sich nun der weitere Blick auf die Ebene der Vereine und dessen Akteure. Zu den einflussreichsten Personen auf Clubebene gehört der Cheftrainer, der für die Auf- und Einstellung der Mannschaft verantwortlich ist und das Training der Lizenzmannschaft leitet. Ziel seiner Arbeit ist es, den sportlichen Erfolg des Teams zu maximieren, was mit persönlichem Erfolg seines Wirkens einhergeht. Merkmal des Trainers ist, dass er direkten Einfluss auf den sportlichen Leistungserstellungsprozess hat (vgl. Schulte 2009: 21f.). Ein weiterer unverzichtbarer Akteur des Fußballsports sind die Spieler, die im Rahmen dieser Arbeit in Jugend- und Seniorenspieler als Lizenzspieler unterschieden werden können. Die Jugendspieler sollen die Voraussetzungen erlangen, um an sportlichen Höchstleistungen teilnehmen zu können (vgl. Schulte 2009: 22f.). Merkmal der Lizenzspieler ist, dass diese zuerst bei der DFL einen Lizenzvertrag besitzen müssen, bevor diese mit einem Lizenzverein/einer Kapitalgesellschaft einen Vertrag abschließen dürfen (vgl. Cieslik 2009: 16 Schulte 2009: 24). Den Fußballprofi zeichnet aus, dass dieser nahezu ein Monopol auf Spitzenleistungsfähigkeit besitzt (vgl. Meier 2004: 320). Analog zum Arbeitsmarkt bestehen auch im Bereich des Spielermarktes Gewerkschaften, für die Profiligen in Deutschland die Vereinigung der Vertragsspieler (VdV), auch wenn deren Bedeutung nicht mit der der ‘gewöhnlichen Gewerkschaften’ des Arbeitsmarktes vergleichbar ist. In dieser sind ca. 70 Prozent der Bundesligaspieler organisiert, wobei diese ‘Arbeitnehmervertretung’ nicht in einem direkten Rechtsverhältnis zur DFL und zum DFB steht. Zu ihren Aufgaben gehört die Beratung der Spieler im wirtschaftlichen, rechtlichen und medizinischen Bereich. Kennzeichen dieser Gewerkschaft im Profifußball ist es, dass diese im Akteursgefüge wenig direkte Macht besitzt, da die Profispieler gegenüber ihren Vereinen eine relativ starke Position besitzen, was eine Vertretung dieser durch eine Gewerkschaft nahezu verzichtbar macht (vgl. Schulte 2009: 24). Als weiterer Akteur mit der Aufgabe, die Spieler hinsichtlich rechtlicher und wirtschaftlicher Fragen zu unterstützen, sind die Spielerberater zu nennen. Nicht zu verwechseln mit den Spielervermittlern, deren Aufgabe es ist, als Agent Spieler und Vereine zum Abschluss eines Arbeitsverhältnisses zusammenzubringen bzw. zwei Vereine zur Anbahnung eines Transfergeschäftes an einen Tisch zu bekommen (vgl. Schulte 2009: 24f.). Als Einnahmequellen der Vereine fungieren die Fans, die Sponsoren und die Medien. Diese sind als Akteure rund um das Fußballunternehmen zu nennen. Die Beziehung der Fans zu ihrem Club ist ein sportlicher und wirtschaftlicher Faktor, so sind Erlöse aus Trikotverkäufen eine wichtige Einnahmequelle für die Fußballvereine. Die Sponsoren bringen den Clubs Werbeeinnahmen in beträchtlicher Höhe, deshalb besitzen diese eine starke Verhandlungsposition bis hin zur evtl. Mitsprache bei Spielerverpflichtungen. Ein nicht zu vergessender Akteur sind die Medien. Die Abhängigkeit der Fußballunternehmen von diesen wurde spätestens bei der Kirchkrise deutlich, als sich deren TV-Einnahmen sichtbar reduzierten und Clubs wie Borussia Dortmund im Zusammenhang mit anderen wirksamen Fehlentwicklungen an den Rand der Zahlungsunfähigkeit brachte. Zudem wirken Medien bei der Imagebildung eines Clubs mit, was indirekt die monetäre Situation beeinflussen kann (vgl. ebd.: 26f.). Nach dieser statischen Erörterung der systemischen Ebene inklusive derer Akteure soll nun eine dynamische Betrachtung der Mechanismen erfolgen. Die Regulierungsinstanz für das Angebot und die Nachfrage nach Spielern ist der Transfermarkt. Voraussetzungen für einen Transfer ist die Meldung eines Spielers zur Aufnahme auf die Transferliste, diese setzt bei einem Spieler unter Vertrag die Bewilligung des Fußballunternehmens voraus, in Form eines Aufhebungsvertrages. Nach Aufnahme auf die Transferliste ist ein Wechsel durch Einigung des Spielers mit dem neuen Club und der beiden Clubs untereinander über die Ablösesumme etc. zur nächsten Transferperiode (1. Januar bis 31. Januar oder 30. Juni bis 31. August) möglich (vgl. Cieslik 2009: 16.).
Tobias Herz, Jahrgang 1983, absolvierte bei einem international namhaften Hersteller für Kochgeschirr in Idar-Oberstein eine Ausbildung zum Industriekaufmann und arbeitete dort anschließend im Bereich Auslandscontrolling. Der Wunsch, sein kaufmännisches Fachwissen mit pädagogischem Arbeiten zu verbinden, führte ihn im Jahre 2010 nach Landau, wo er ein Lehramtsstudium mit den Fächern Bildungswissenschaften, Wirtschaft und Arbeit inklusive Ernährung und Verbraucherbildung sowie Sozialkunde aufnahm. Während des Studiums arbeitete er als Dozent in berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen sowie in der Erwachsenenbildung und konzipierte bzw. leitete Methodenworkshops für Dozentenkollegen/innen. Der ausgebildete Tennistrainer, der auch die Ballschulübungsleiterlizenz der Ballschule Heidelberg besitzt, beschäftigt sich sowohl im wirtschaftlichen Bereich als auch im Sportbereich mit Konzepten, die effektives und individualisiertes Lernen ermöglichen. Ein spezieller Interessensschwerpunkt liegt in der Analyse der Strategien der Nachwuchsförderung im deutschen Profifußball auf Verbands- und Clubebene bzw. in der Beschäftigung mit Determinanten, die die Durchlässigkeit zwischen Nachwuchsbereich und Profibereich positiv beeinflussen. Mit Studienabschluss wechselt er in den Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Realschulen mit dem mittelfristigen Ziel, zukünftig im administrativen oder pädagogischen Bereich einer Nachwuchseinrichtung eines professionellen Fußballclubs verantwortlich mitzuwirken.
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