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» Buch bewerten Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2018
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Abb.: 9
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Der Mittelstand ist der größte Arbeitgeber und Ausbilder in Deutschland. Mit jeder Unternehmensübergabe besteht aber die Gefahr, dass alles vom Unternehmer zuvor Geschaffene leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird. Entsprechend muss der Unternehmensnachfolge eine besondere Bedeutung zugemessen werden. Aufgrund der emotionalen Verbundenheit des Unternehmensgründers mit seinem Unternehmen, gestaltet sich die Nachfolgeregelung jedoch als komplexer Prozess. Gerade bei mittelständischen Familienunternehmen wird die Unternehmensnachfolge durch familiäre Interessen zunehmend komplexer. Neben dem Unternehmer, Familienangehörigen, Banken und Angestellten tut sich eine Vielzahl von Stakeholdern auf, deren Interessen zumindest berücksichtigt, wenn nicht sogar gewahrt werden müssen. Zudem muss die Planung der Unternehmensnachfolge zwangsläufig frühzeitig begonnen werden, da grundsätzlich keine ultimative Nachfolgelösung benannt werden kann und sich die richtige Lösung in der Regel erst nach reichlicher Vorarbeit erkennen lässt. Zudem gilt es auch, die Finanzkraft des Unternehmens nicht durch eine unter Zeitdruck vollzogene Unternehmensnachfolge unnötig zu gefährden. Um Hilfestellung zu bieten, werden in diesen Buch die wesentlichen familieninternen und -externen Nachfolgemöglichkeiten samt möglicher psychologischer Auswirkungen und Besonderheiten dargestellt und kritisch hinterfragt. Dieses Werk ist eine korrigierte Neuausgabe des 2011 veröffentlichten Buches Unternehmensnachfolge im Familienunternehmen .
Textprobe: Kapitel 3.1.2 Familiäre Konflikte Während der Unternehmer sich jahrzehntelang um sein Unternehmen kümmert und entsprechend viel Zeit für die Führung des Unternehmens aufbringt, macht seine Familie gerade im privaten Bereich Abstriche. Im besten Fall wurde der Einsatz des Unternehmers mit einem schnellen wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens belohnt. Der hiervon ausgehende Wohlstand dient zum einen der Bedürfnisbefriedigung und zum anderen auch der Verbesserung des Lebensstandards durch die aufgebrachten Mühen. Obwohl es niemand zugibt, dienen etwa Anschaffungen von Luxusgütern als Ausgleich für die notwendigen Abstriche im privaten Leben. Die Familie des Unternehmers gewöhnt sich schnell an den neuen Standard und möchte ihn in Zukunft nicht missen. Ein Grund für familiäre Konflikte können deswegen z. B. die Erwartungshaltungen der Familie an den Unternehmer und die Nachfolgeregelung sein. Im Idealfall bringt der Einsatz eines Nachfolgers für die Familie des Unternehmers keine finanziellen Nachteile mit sich. Der gewohnte Standard der vergangenen Jahre wird nach Möglichkeit mindestens gehalten. Mit dem Lebensstandard geht auch ein gewisses Ansehen der Familie in der Gesellschaft einher. Wie bereits geschildert, ist der Status für den Unternehmer ein wichtiger Aspekt. Ebenso wird auch seine Familie an einem Erhalt des Status interessiert sein, um in Zukunft keine Abstriche zu machen. Im schlechtesten aller Fälle hat der Unternehmer mehrere Kinder, welche alle ein Interesse daran haben, alleinig Nachfolger zu werden. Eine Lösung mit Geschwistern als Nachfolger kommt i. d. R. nicht in Frage. Die Gefahr ist zu groß, dass es zu Meinungsverschiedenheiten kommt, die durch die familiäre Verflechtung nur schwerer zu lösen sind. Solche sind für das Unternehmen i. d. R. nicht förderlich. Zudem bringt das Risiko einer ineffizienten Unternehmensführung das Risiko von Auswirkungen auf die Vertrauenswürdigkeit des Unternehmens mit sich. Der Unternehmer hat i. d. R. ein großes Interesse, dass das Unternehmen von einem Familienmitglied fortgeführt wird. Schließlich soll sein Lebenswerk der Familie erhalten bleiben. Das Unternehmen war über Jahrzehnte hinweg fester Bestandteil der Familie und kann somit sogar als Familientradition angesehen werden. Die Entscheidung, sich für eines seiner Kinder als alleiniger Nachfolger zu entscheiden, ist wohlbedacht zu treffen. Schließlich hat der Entschluss weitreichende Auswirkungen sowohl für die Familie als auch für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und damit das Lebenswerk des Unternehmers. Entscheidet er sich für eines seiner Kinder als alleinigen Nachfolger, sollte dieser Entschluss an alle Familienmitglieder kommuniziert und mit diesen abgesprochen werden. Das Gefühl eines ersten und bevorzugten Sohns kommt sonst schnell auf und wird die Familie noch auf Jahre hin prägen. Sich für eines der Kinder als alleinigen Nachfolger zu entscheiden hat allerdings auch massive Auswirkungen auf die Finanzkraft des Unternehmens. Schließlich wird ein nicht das Unternehmen übernehmender Sohn seinen entsprechenden finanziellen Ausgleich geltend machen. Auf das Unternehmen und den Nachfolger kommen somit Ausgleichszahlungen zu, die einen erheblichen Einfluss auf die Liquidität des Unternehmens haben können. Die Einigung auf eine Ausgleichszahlung an sich birgt bereits ein erhebliches Streitpotenzial, da eine Gleichbehandlung im Sinne einer mathematischen Teilung nicht möglich ist. Der Unternehmensnachfolger kann nicht in der Form über das Vermögen verfügen wie es sein Bruder durch die Ausgleichszahlung in i. d. R. frei verfügbaren finanziellen Mitteln kann. Dafür hingegen stehen dem Nachfolger der zukünftige Erfolg des Unternehmens und die damit verbundenen finanziellen Vorteile in Aussicht. Der Unternehmer hat die komplizierte Aufgabe, die finanziellen Anrechte aller Familienmitglieder im Interesse des Unternehmens und einer familiär-harmonischen Lösung zu wahren. Eine Möglichkeit zur Wahrung der Interessen aller Beteiligter kann z. B. die klare Aufteilung des Unternehmens in mehrere Teilunternehmen sein – sofern möglich – um somit jedem der Kinder einen Bereich eigenverantwortlich und alleinig zu übergeben. Egal zu welcher Nachfolgeregelung es im Endeffekt kommt, der Unternehmer wird stets bemüht sein, seine Kinder im Sinne der Familie gleich zu behandeln. Ein scheinbar übervorteiltes Kind hat ansonsten einen äußerst negativen Einfluss auf die Harmonie in der Familie und somit auch indirekt auf die Leistungsfähigkeit des Unternehmens.
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