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- Burn-out – Modekrankheit oder ernsthafte Erkrankung? Eine Ursachenforschung in bayerischen Sparkassen
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Abb.: 18
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Auswirkungen der gestiegenen Anforderungen an Sparkassen auf deren Angestellte. Neben diversen psychischen Krankheiten tritt immer häufiger der Begriff Burn-out-Syndrom auf. Mittels eines Onlinefragebogens bei 225 Mitarbeitern bayerischer Sparkassen konnte gezeigt werden, dass dort ein insgesamt unterdurchschnittliches Aufkommen der typischen Burn-out Symptome herrscht. Die Beschäftigten im Aufgabenbereich Kundenservice und Kasse zeigten hierbei die höchsten Werte auf. Mittels Korrelationsberechnungen konnte hinsichtlich der strukturellen (Arbeitsmenge und Stellenanforderung) und kulturellen (Kontrollverhalten von Führungskräften) Faktoren ein merklicher Zusammenhang nachgewiesen werden. Die Beeinflussung dieser Faktoren obliegt der Sparkasse und damit den jeweiligen Führungskräften sowie jedem einzelnen Mitarbeiter selbst. Zur Vermeidung und Verringerung von psychischen Belastungen und damit auch Burn-out bedarf es einer Sensibilisierung der Mitarbeiter. Insofern kommt der Ausbildung von Führungskräften und der allgemeinen Persönlichkeitsentwicklung aller Mitarbeitergruppen innerhalb der bayerischen Sparkassen eine besondere Bedeutung zu.
Textprobe: Kapitel 3, Der Mitarbeiter im Spannungsfeld: Die in Kapitel 2 beschriebenen Anforderungen betreffen zunächst die Sparkassen als Unternehmen. Die Umsetzung und Einhaltung muss durch sie gewährleistet werden. Damit dies geschehen kann, bedarf es allerdings der aktiven Arbeit aller Mitarbeiter. Durch definierte Strukturen im Rahmen der Aufbau- und Ablauforganisation werden den Mitarbeitern Einsatzgebiete mit entsprechenden Aufgaben und Verantwortungen zugewiesen. Durch unterschiedliche Kontrollmaßnahmen wird dann die Umsetzung überprüft. Der daraus entstehende Erwartungs- und Erfüllungsdruck wirkt sich auf die Psyche des Menschen aus, sei es fördernd oder auch belastend. Hinzu kommen noch spezielle fachliche Anforderungen, die sich aufgrund der beschriebenen Tatsachen immer wieder verändern, sodass eine kontinuierliche Anpassung nötig wird. Wenn Menschen miteinander interagieren, so spielen auch soziale Aspekte eine entscheidende Rolle. Die Veränderungen in der Kreditwirtschaft wirken sich unmittelbar auf die sozialen Strukturen in den Banken und Sparkassen aus. Es kommt zu Veränderungen des Aufgabenfeldes, Anpassungen in der Abteilungs- und Teamzusammensetzung oder auch zu Fusionen, die eine räumliche Veränderung mit sich bringen können. Als Folge dieser Veränderungen ergeben sich Auswirkungen auf die Psyche des Menschen, die ihn belasten können. 3.1, Fachliche Anforderungen: Die Menge an Anforderungen für Mitarbeiter in Sparkassen steigt immer mehr. So gleicht etwa die Anzahl an Produkten, die ein Kundenberater beherrschen soll, dem von drei Berufen: Bankkaufmann, Versicherungskaufmann, Bausparkassenkaufmann (Damiani, 1991), was beim Kundenberater unweigerlich zu Stress führt. Dieser übermäßige Vertriebsdruck kann die Motivation und die Gesundheit belasten. Besonders bei Personen mit Kundenkontakt ist es möglich, dass eine spezielle Form von Stress, nämlich das Burn-out, auftritt (Nerdinger, Psychologie des persönlichen Verkaufs, 2001). Aber auch in anderen Bereichen der Sparkasse sind die Anforderungen deutlich gestiegen. Speziell durch die Entwicklung strukturierter Anlageprodukte bedarf es eines fundierten finanzmathematischen Hintergrundes, damit die Auswirkungen und Zusammenhänge, die auf das Produkt einwirken, richtig verstanden werden können. Prof. Dr. Claudia Klüppelberg, Leiterin des Lehrstuhls für mathematische Stochastik an der Technischen Universität München, vertritt hierzu in einem Interview über die Finanzkrise die These, dass manche Bankmanager die Aussage einiger Kennzahlen nicht richtig deuten können, und bringt damit zum Ausdruck, dass es wohl einer fundierteren Ausbildung bedarf (Schönherr, 2010). Betrachtet man die in Kapitel 2.2.2 beschriebenen rechtlichen Anforderungen an Sparkassen und Banken, so wird zudem deutlich, dass die Anforderung an die Qualifikation eines Bankmitarbeiters zunehmend stärker juristisch geprägt ist. Das Verständnis für rechtswissenschaftliche Zusammenhänge wird zunehmend ein Bestandteil des Anforderungsprofils für den Ausbildungsberuf Bankkaufmann. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, hat sich auch die Aus- und Weiterbildungsstruktur in der Sparkassen-Finanzgruppe verändert. Früher gab es für die Qualifikation zum Sparkassenbetriebswirt nur zwei unterschiedliche Wege: Einsatz in der Kundenberatung am Markt oder Einsatz in Stabs- oder Marktfolgebereichen. Eine tiefer gehende Unterscheidung fand nicht statt. Heute bietet die Sparkassenakademie Bayern ein modulares Baukastensystem, in dem drei unterschiedliche Bausteine belegt werden müssen, die dann bei erfolgreichem Abschluss zum Sparkassenbetriebswirt führen. Dabei stehen für den Marktbereich und für den Stabsbereich jeweils sieben unterschiedliche Kurse zur Verfügung, um der stärkeren Spezialisierung gerecht zu werden. Hinsichtlich der Fortbildungsdauer kam es im Laufe der Jahre immer wieder zu einer Reduzierung der Abwesenheitstage, die durch verlängerte Unterrichtszeiten, Verlagerung auf elektronische Lernplattformen und Integration von Samstagen für den Unterricht kompensiert wurden. Dies bedeutet aber auch, dass der Zeitdruck innerhalb der Weiterbildung stärker geworden ist. 3.2, Soziale Anforderungen: Betrachtet man die Entwicklung der Sparkassen in Deutschland, so stellt man fest, dass die Anzahl der Sparkassen bedingt durch Fusionen immer geringer wird. Damit verbunden ist auch eine Reduzierung der Mitarbeiter. So gab es im Jahr 1995 in Deutschland insgesamt 626 selbstständige Sparkassen mit etwa 290.000 Beschäftigten. Diese Zahl reduzierte sich bis 2000 auf 562 Sparkassen mit rund 283.000 Beschäftigten und im Jahre 2010 waren es nur noch 429 Sparkassen, bei denen knapp 250.000 Mitarbeiter beschäftigt waren (vgl. Tabelle 2). Ein ähnliches Bild zeigt sich derzeit bei der Finanz Informatik, dem IT-Dienstleister fast aller deutschen Sparkassen. In der Vergangenheit hat sich die Finanz Informatik durch Fusionen von regionalen IT-Dienstleistern der Sparkassen zum alleinigen Anbieter innerhalb der Spar-kassen-Finanzgruppe entwickelt. Dadurch konnten große Skaleneffekte erzielt werden und damit verbunden waren reduzierte Aufwendungen der Sparkassen für die IT-Dienstleistung. Nun beabsichtigt die Finanz Informatik sieben von zehn Standorten in Deutschland zu schlie-ßen. Für die Mitarbeiter bedeutet dies, dass 1.600 von ihnen entweder den Standort wechseln oder das Unternehmen verlassen müssen (ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, 2012).
Alexander Meir, MBA, wurde 1972 in Hohenwart geboren. Nach der Schulzeit begann er eine Lehre zum Bankkaufmann in der Stadtsparkasse Schrobenhausen, wo er bis heute beschäftigt ist. Nach dem Einsatz und der Leitung in unterschiedlichen Abteilungen ist er seit 2010 für den Bereich Organisation und Marktservice verantwortlich. 2009 begann er sein Studium an der S-Management-Akademie sowie an der S-Hochschule in Bonn. Dem schloss sich ein Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien an, das er mit dem akademischen Grad des Master of Business Administration mit Auszeichnung absolvierte. Durch Erlebnisse im persönlichen und beruflichen Umfeld entstand der Antrieb, sich intensiver mit der Thematik Burn-out zu beschäftigen und dies im eigenen Arbeitsumfeld genauer zu untersuchen.
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