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- Betriebliche Gesundheitsförderung bei älteren Mitarbeitern: Die Anwendung salutogenetischer Prinzipien im Unternehmen
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 12.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 116
Abb.: 27
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Gesundheit ist für die meisten Menschen das höchste Gut. So wurden zunächst primär die Hygienebedingungen und später der Arbeitsschutz in Industrieunternehmen verbessert. Allerdings sind die Anforderungen an die Gesundheit mittlerweile enorm gestiegen und es haben sich durch den demografischen Wandel die Voraussetzungen für ein Gesundheitsverständnis grundlegend geändert. Durch durchschnittlich immer älter werdende Erwerbsbevölkerung geht es nun nicht mehr primär darum, Krankheiten bei Mitarbeitern zu vermeiden, sondern die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern. Viele Organisationen sind durch diesen Paradigmenwechsel zu der Erkenntnis gekommen, dass nur gesunde, motivierte Mitarbeiter leistungsfähig sind und das wichtigste Kapital einer Organisation darstellen. Das Buch zeigt Möglichkeiten für Organisationen auf, durch Nutzung des salutogenetischen Gesundheitsverständnisses ältere Mitarbeiter von einer längeren Bindung an die Organisation zu überzeugen. Darüber hinaus stellt es sozialarbeiterische Handlungsprinzipien im Kontext mit Organisationen und Mitarbeitergesundheit dar, welche die Relevanz der Sozialen Arbeit beim Thema Gesundheit in Unternehmen eindrucksvoll unterstreichen.
Textprobe: Kapitel 1, Einleitung: Gesundheit ist für die meisten Menschen das höchste Gut. In den letzten Jahren gelangte das Gesundheitsthema immer mehr in die wirtschaftliche Betrachtungsweise in Organisationen.1 So wurden zunächst primär die Hygienebedingungen und später der Arbeitsschutz in den Industrieunternehmen verbessert. Allerdings sind mittlerweile die Anforderungen an die Gesundheit enorm gestiegen und es haben sich durch den demografischen Wandel die Vorzeichen für ein Gesundheitsverständnis grundlegend geändert. Durch die im Durchschnitt immer ältere werdende Erwerbsbevölkerung geht es nun nicht mehr primär darum, Krankheiten bei Mitarbeitern zu vermeiden sondern die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern. In vielen Organisationen ist man durch diesen Paradigmenwechsel zu der Erkenntnis gekommen, dass nur gesunde, motivierte Mitarbeiter leistungsfähig sind und das wichtigste Kapital einer Organisation darstellen. Während in der Vergangenheit Organisationen ein frühes Ausscheiden aus dem Berufsleben förderten und forcierten, was dazu führte, dass viele Organisationen nur noch wenige ältere Mitarbeiter beschäftigten, wird sich dieser Trend in Zukunft verlangsamen, da durch den demografischen Wandel junge Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt immer weniger verfügbar sein werden. Gleichzeitig werden Organisationen in Zukunft auf das Know-how älterer Mitarbeiter zurückgreifen müssen, was einem zweiten Paradigmenwechsel gleich kommt. Ziel dieses Buches ist es, Möglichkeiten für Organisationen aufzuzeigen, durch Nutzung des salutogenetischen Gesundheitsverständnisses ältere Mitarbeiter davon zu überzeugen, nicht in den (Vor-)Ruhestand zu gehen sondern länger an die Organisation zu binden. Einen großen Anteil für das neue Verständnis von Gesundheit hat der Salutogenesebegriff von Aaron Antonovsky, welcher deshalb zentraler Ansatzpunkt dieses Buches ist. Auf der Grundlage der Salutogenese sollen Möglichkeiten zur Gesundheitsförderung bei vor allem älteren Mitarbeitern2 aufgezeigt werden. Zunächst wird in den theoretischen Grundlagen (Kapitel 2) die Gesundheit und deren drei Gesundheitsmodelle, das biomedizinische, salutogenetische und biopsychosoziale Modell vorgestellt und in Bezug zu einander gesetzt. Darauf folgend werden die Facetten des demografischen Wandels (Abschnitt 2.3) näher erläutert. Aus dem demografischen Wandel ergeben sich unterschiedliche Herausforderungen für Organisationen (Abschnitt 2.4), wie z.B. die Zunahme von psychischen Krankheiten und Arbeitsausfällen, welche für Organisationen einen sehr hohen Kostenfaktor darstellen. Der Vollständigkeit halber wird auch auf den zunehmenden Fachkräftemangel eingegangen. Im weiteren Verlauf wird auf den Einfluss von Arbeit auf die Gesundheit und die Eigenverantwortung der Mitarbeiter (Kapitel 3) und die Unternehmenskultur (Kapitel 4) eingegangen. Ein wichtiges Instrument zur Gesundheitsförderung älterer Mitarbeiter in Organisationen stellen das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) und die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) dar, die ausführlich erläutert und voneinander abgegrenzt werden (Kapitel 5). Die Spezifik des Alters für den Arbeitsmarkt und die Ressourcen älterer Mitarbeiter wird im Kapitel 6 ausführlich beschrieben und eine Abgrenzung zu jungen Mitarbeitern aufgezeigt. Danach wird das Betriebliche Eingliederungsmanagement (Kapitel 7) als Handlungsmöglichkeit vorgestellt, um (ältere) Mitarbeiter nach einer längeren Erkrankung wieder in die Organisation zu integrieren. Durch die salutogenetische Sichtweise auf die Gesundheit allein ist Soziale Arbeit als Profession schon eine Adresse für die Gesundheitsförderung in Organisationen. Es werden deshalb am Ende vier Handlungsprinzipien der Sozialen Arbeit (Kapitel 8) aufgeführt, die dazu beitragen können, ältere Mitarbeiter dazu zu bewegen, länger in der Organisation zu bleiben und nicht in den Vorruhestand zu treten. Diese Handlungsprinzipien sind als Grundlage und wichtigen Beitrag sozialarbeiterischen Handelns im Kontext mit Gesundheit und Organisationen zu sehen. Im Fazit (Kapitel 9) werden alle Erkenntnisse noch einmal zusammengefasst und Empfehlungen für Organisationen ausgesprochen. 2, Theoretische Grundlagen: 2.1, Gesundheit: Das Thema Gesundheit ist ein hohes Gut für den Menschen. Die Menschheit strebt danach, immer älter zu werden und dabei gesund und vital zu bleiben. So hat bereits 1986 die Ottawa-Charta, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verabschiedet wurde, Gesundheit […] als die Fähigkeit bzw. Kompetenz des Individuums beschrieben, [die] die eigenen Gesundheitspotenziale [ausschöpft] und damit angemessen auf die [Herausforderung] der Umwelt […] reagiert (Uhle/Treier 2011: 6). Die populärste und in der Fachliteratur am häufigsten verwendete Definition von Gesundheit ist jedoch eine ältere der WHO aus dem Jahr 1946: Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein bei Krankheit und Gebrechen. … Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen: dort wo sie spielen, lernen und arbeiten und lieben. … Die Art und Weise, wie eine Gesellschaft die Arbeit, die Arbeitsbedingungen und die Freizeit organisiert, sollte eine Quelle der Gesundheit und nicht der Krankheit sein. … Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen: Dort wo sie spielen, lernen und arbeiten und lieben (Schneider 2011: 28, vgl. Uhle/Treier 2011: 3, Schulz 2013: 11). Es ist anzumerken, dass ein vollkommener Gesundheitszustand nur eine Vision bzw. eine Utopie sein kann, Krankheit aber klar mit dem Fehlen am Arbeitsplatz3 zusammen hängt (Kaminski 2013: 12). Ein subjektives Verständnis4 von Gesundheit ergibt sich aus der Einteilung von Gesundheit in verschiedene Dimensionen (Faltermaier in Siebert/Hartmann 2007: 2): Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit Gesundheit als Reservoir an Energie Gesundheit als Gleichgewicht Gesundheit als funktionale Leistungsfähigkeit Die subjektive Betrachtungsweise bzw. Wahrnehmung des Gesundheitszustandes einbezogen hat auch Friedrich Nietzsche, welcher Gesundheit als dasjenige Maß an Krankheit begriff, welches es ihm noch erlaubte, seinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen (Schulz 2013: 11). Gemeint ist damit das subjektiv unterschiedliche Gesundheitsempfinden und die selbst wahrgenommenen Aktivitätsmöglichkeiten und tatsächlichen Aktivitäten bei zwei Menschen mit gleicher (Krankheits-)Diagnose (ebd.). 2.1.1, Biomedizinisches Modell: Aus der Schulmedizin bekannt ist das biomedizinische Modell, welches zur Erklärung von Krankheiten entwickelt wurde und sich an verschiedenen Parametern, wie Blutwerten, Röntgenbefunden oder Organfunktionen orientiert und nicht bzw. kaum nach den Befindlichkeiten des Menschen fragt (Schneider 2011: 28f.). Ursachen der Krankheiten werden ausschließlich im Individuum gesehen und weniger in Interaktionen mit der sozialen Umwelt oder psychischen Prozessen (ebd.: 29). Im biomedizinischen Modell geht man von Risikofaktoren aus, die eine Krankheit begünstigen, die durch die Prävention eliminiert werden sollen (ebd.). Der klassische Arbeitsschutz ist ein Beispiel für eine wertvolle biomedizinische Vorgehensweise in der betrieblichen Gesundheitsförderung (ebd.). Das heutige biomedizinische Modell beruht daher überwiegend noch auf einem pathogenetischen Grundgedanken (Schulz/Wiesmann 2008: 5). Pathogene sind bspw. Gendefekte, Bakterien, Viren […] sowie psychosoziale Faktoren, Stressoren und Risikofaktoren (ebd.: 5f.). In diesem pathogenetischen Gedanken wird davon ausgegangen, dass für jede Krankheit, welche zuvor entsprechend diagnostiziert wurde, eine konkrete Therapie erstellt werden kann und es zur Beseitigung der Pathogene kommt (ebd.). Schulz und Wiesmann weisen auf die Erfolge dieses Modells hin, zur Erklärung, was Gesundheit ist, reicht es aber nicht aus (ebd.). Weiterhin kritisiert wird das biomedizinische Modell von Schneider: Unser Gesundheitssystem ist darauf ausgerichtet, Symptome und Krankheiten zu behandeln, nicht sie zu verhüten (Schneider 2011: 40).5 Schneider spricht damit ebenfalls die pathogene Behandlungsmethodik in der klassischen Medizin und Psychologie an, die Beachtung der Prävention nimmt hier keinen nennenswerten Platz ein (ebd.). 2.1.2 Salutogenese-Konzept Kritisiert wird das biomedizinische Modell (Punkt 2.1.1) auch von Antonovsky. Eine pathogene Sichtweise reiche nicht aus, Krankheiten durch Identifikation und Therapie von Pathogenen beseitigen zu können (Schulz/Wiesmann 2008: 6). Eine Krankheit wird demnach als normal angesehen, trotz des hohen Lebensstandards in den führenden Industriestaaten (ebd.). Der salutogenetische6 Ansatz von Antonovsky geht von einem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum (Abbildung 1) aus, nach dessen Verständnis Gesundheit ein Zustand des Gleichgewichts zwischen Schutz- und Risikofaktoren in den Systemen Körper, Psyche, soziale Umwelt und psychische Umwelt, Krankheit das Stadium des Ungleichgewichtes ist (Hurrelmann 2006: 38). Antonovsky lehnt also eine strikte Trennung von Gesundheit und Krankheit entschieden ab (Schulz/Wiesmann 2008: 7).
Jan Sakris wurde 1981 in Jena geboren und schloss nach einigen berufsexperimentellen Ausflügen (u.a. in der Schweiz) sein Masterstudium der Sozialen Arbeit an der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena im Jahr 2014 ab. Bereits während des Studiums sammelte der Autor praktische Erfahrungen mit Elementen der Betriebswirtschaft und der Gesundheitswissenschaft in sozialen Einrichtungen, welche für ihn keinen Widerspruch darstellen, sondern sich gegenseitig ergänzen. Stets setzt sich der Autor für die Daseinsberechtigung und die Vorteile der Beachtung der Sozialen Arbeit im unternehmerischen Kontext ein, was mit diesem Buch gelungen ist.
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