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Pädagogik & Soziales

Kirsten Mössing

Zuhörer auf vier Pfoten. Die Förderung von Lesekompetenz unter Einsatz eines Hundes

ISBN: 978-3-96146-709-9

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2019
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Seitdem es Schriftzeichen gibt, verständigen sich Menschen untereinander mit Texten. Heute werden wesentliche Informationen zur Alltagsbewältigung über diese vermittelt und durch Medien verbreitet. In jüngster Zeit sorgt das Internet dafür, dass die ganze Welt für die Nutzer in unmittelbare Reichweite gerät. Aber nur der, der lesen kann, kann diese Informationen auch abrufen und für sich verarbeiten. Die Ausbildung der Lesekompetenz muss deshalb ein primäres Ziel der Schule sein, wenn diese auf das Leben vorbereiten soll. Studien belegen jedoch, dass bei Schülern im deutschsprachigen Raum weiterhin ein großes Defizit im Bereich der Lesekompetenz besteht. Ein entsprechender Bedarf an Leseförderung ist also indiziert. Die bisher angewandten Versuche, den Mangel zu beheben, waren wenig erfolgreich. Leseförderprogramme mit einem Hund sind in Deutschland noch nicht etabliert. Dabei könnte dieser Ansatz sehr vielversprechend sein, wie der Inhalt dieses Buches zeigt. Denn dem Hund gelingt es, aufgrund seiner besonderen Beziehung zu Kindern, im emotionalen Kern der Schüler anzusetzen, um dann scheinbar mühelos das eigentliche Ziel zu erreichen: Freude am Lesen zu wecken.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2 Die Kind-Tier-Beziehung: Ein Tier kann dem Kind dabei helfen, die Aufgaben des Großwerdens zu meistern. . So können Kinder, die mit Tieren aufwachsen, nach OTTERSTEDT besser ihr Einfühlungsvermögen, Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein entwickeln. OLBRICH beschreibt konkret, dass Tiere in allen Stadien der kindlichen Entwicklung einen Beitrag zur Verbesserung von Kompetenzkognitionen leisten. Diesen Studien folgend, erklären GREIFFENHAGEN und BUCK-WERNER: Kinder brauchen Tiere, und die Erwachsenen müssen dafür sorgen, dass Kinder mit Tieren aufwachsen können. . Jedes Kind fühle sich zu Tieren hingezogen. Dieses erklärt sich für GEBHARD durch eine Wesensgleichheit. Demnach sind Kinder, umso mehr Naturwesen, je jünger sie sind und stehen damit Tieren seelisch näher als einem sozialisierten Erwachsenen. GREIFFENHAGEN und BUCK-WERNER blicken auf die Entwicklung der modernen Lebensbedingungen und zweifeln daran, ob diese den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen noch gerecht werden. Sie sprechen von einem Verlust der Natur. So würden natürliche Dinge immer mehr aus dem Leben verschwinden und durch virtuelle ersetzt, so dass sie nicht mehr als reale und eigene Erfahrung erlebt werden. Das Kind brauche für eine positive Entwicklung seinesgleichen, […] nämlich Tiere, überhaupt Elementares, Wasser, Dreck, Gebüsche, Spielraum. Man kann ihn auch ohne das alles aufwachsen lassen, mit Teppichen, Stofftieren oder auch auf asphaltierten Straßen und Höfen. Er überlebt es, doch man soll sich dann nicht wundern, wenn es später bestimmte soziale Grundleistungen nie mehr erlernt. . Man unterscheidet im Allgemeinen zwischen der Bedeutung des Tieres im Kleinkindalter, im Grundschulalter und in der Pubertät. So sei das Kind in seinen ersten Lebensjahren sehr eng verwandt mit dem Tier. Insbesondere in Bezug auf die Ursprünglichkeit seiner Bedürfnisse, Antriebe und Verhaltensmuster. Nach LEVINSON dient das Tier in dieser Lebensphase als wichtige Brücke zwischen dem Kind und seiner Außenwelt. Dafür präferiert er nicht ein Stofftier, sondern empfindet einen großen und gutmütig erzogenen Hund als besser geeignet: Weil er sich bewegt, aktiv kommuniziert, und weil er duftet. . Mit Beginn des Krabbelalters kommen erste Verbote durch die Eltern, durch welche das Kleinkind lernen muss, seine Bedürfnisse unter Kontrolle zu halten. Das Kind entwickelt in dieser Phase Aggressionen gegenüber den Erwachsenen und Schuldgefühle gegenüber sich selbst. Weitere krisenhafte Erfahrungen können zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr in der ödipalen Phase erfolgen. Ein Tier helfe während dieser genannten Entwicklungsschritte dabei, aufkommende Gefühle zu balancieren und kontrollieren zu lernen, was zu einem realistischen Umgang mit sich selbst beitrage. Dagegen ist das Grundschulalter geprägt von neuen Anforderungen. Die Integration in einen Klassenverband, der Kontakt zu neuen Autoritäten, die Leistungserwartungen durch Lehrer und Eltern, als auch die Erfahrung, in Prüfungen versagen zu können. Bei all dem kann ein Tier helfen, ausgleichen, beruhigen, stabilisieren. . So sei in einer empirischen Studie durch BERGLER und HOFF bestätigt worden, dass Kinder, die eine enge Beziehung zu ihrem Hund pflegen, sowohl soziale als auch schulrelevante leistungsbezogene Kompetenzen aufzeigen, welche den Schulerfolg positiv beeinflussen können. Tiere entlasten auf vielfache Weise von dem Druck, den die Erwachsenenwelt mit ihren Erwartungen, Ansprüchen, Geboten und Verboten auf Kinder ausübt. Während die Kinder ihre Hausaufgaben erledigen, fernsehen, am Computer spielen oder ihren Gedanken nachhängen und träumen, geben die Tiere keinen Laut von sich. Dennoch obliegt ihnen eine ganz wichtige Funktion: Sie sind einfach da. . GREIFFENHAGEN und BUCK-WERNER beschreiben noch konkreter und greifen ein Zitat von TEIXERA auf: ‚Das Tier als Mittel gegen Schulversagen‘. Die Phase der Pubertät ist geprägt durch Status- und Rollenunsicherheit. Die allmähliche Ablösung von der Familie und die gleichzeitige Zuwendung zur Peergroup sorgen bei dem jungen Erwachsenen für Unsicherheit und Zweifel. Während dieser Zeit kann ein Tier wieder eine neue Bedeutung bekommen. Zum Einen wird bei Krisen die tröstende Nähe des Tierkörpers, welcher Schutz und Geborgenheit bietet, gesucht. Zum Anderen findet das Leben mit dem Tier in einer lebhaften Traumwelt statt, in der das Zusammensein mit einem Heimtier fantasievoll ausgelebt wird. 3.3 Die Kommunikation und Interaktion zwischen Kind und Hund: Hunde sind mit weitem Abstand die beliebtesten Haustiere. Dieses liegt vor allem an ihrer Anhänglichkeit. Als Rudeltiere sind sie soziale Verbände gewohnt und akzeptieren den Menschen schnell als ihr Leittier. Damit sich eine gute Partnerschaft entwickeln kann, müssen sie jedoch ihre gemeinsame Sprache finden. Die Suche und das Finden danach fördern laut OTTERSTEDT einen heilenden Prozess, der durch die gemeinsame Aktion und das gemeinsame Erleben zwischen Mensch und Tier angeregt wird. In Anlehnung an WATZLAWICK unterscheiden GREIFFENHAGEN und BUCK-WERNER die analoge und die digitale Kommunikationsform voneinander. Während die digitale Kommunikation die Belegung eines Wortes mit einem bestimmten Sinn meint, ist die analoge Form nicht ausschließlich mit Worten verbunden, sondern drückt sich auch in Gestik, Mimik, Körperhaltung und Stimme aus. Tiere kommunizieren in erster Linie analog und haben darüber hinaus kein Wortverständnis für die menschliche Sprache. Sie können lediglich einzelne Worte einem erlernten Zusammenhang zuordnen. Die Kommunikation zwischen Mensch und Hund erfolgt somit vor allem über die nonverbalen Kanäle, dabei beobachtet der Hund genau die menschliche Mimik und Gestik. Auch der Mensch muss die Signale des Hundes wahrnehmen, um sich erfolgreich verständigen und interagieren zu können. KÖRNER beschreibt diesen Vorgang sehr anschaulich: Tiere nähren die Illusion von einer quasi menschlichen Kommunikation. Die äußerst präzisen Wahrnehmungen des Hundes, der die feinsten Signale für sich auswertet, der Stimmungen sensibel wahrnimmt und mikroskopische Bewegungen erkennt, wecken zuweilen die Hoffnung auf eine genaue ‚sprachlose‘ Verständigung, wie sie nicht einmal unter Menschen vorkommt. . Kindern fällt das Lesen der Körpersprache des Hundes leichter als dem Erwachsenen. Sie verstehen einander ohne Worte, (d)a beide, das Kleinkind ebenso wie das Tier, nonverbal kommunizieren, agieren sie in bestem partnerschaftlichen Einverständnis miteinander. . Den Ausführungen von TEMBROCK folgend, liege dieses im Kommunikationsverhalten von Tieren begründet. Dieses erfolge durch drei Ereignisfelder: das Kontaktfeld, das Nahfeld und das Distanzfeld. Dabei sei insbesondere das Kontaktfeld in der Kommunikation zwischen Kind und Hund maßgeblich, da für Tiere die Nachrichtenübertragung im Nahfeld durch Körperkontakt eine immense Bedeutung habe. Auch Kleinkinder senden über den Körper und das Verhalten komplexe Muster von Berührungssignalen aus, an denen etwa Hände, Lippen oder die Arme mit Ganzkörperkontakt beteiligt sein können. Diese haben für die zwischenmenschliche Beziehung einen großen Stellenwert. Übertragen auf das kommunikative Verhalten zwischen Kindern und Tieren wird somit für GREIFFENHAGEN und BUCK-WERNER deutlich, dass Kleinkinder und Tiere sich ohne Probleme über den Körperkontakt austauschen können. Tiere schweigen, schmiegen sich aber körperlich an, sodass Kinder ihnen gerne ihr Herz ausschütten. . Dieses bestätigt OLBRICH. Der implizite, anstrengungslos-intuitive Modus nonverbaler Kommunikation herrsche nur in den ersten Lebensjahren vor. Bleibt jedoch der Kontakt zu Tieren in weiteren Entwicklungsphasen bestehen, so kann dieses fortlaufend in Ansätzen erhalten werden. Es kann deshalb nicht verwundern, dass bei Kindern mit eigenem Heimtier die Fähigkeit zum körpersprachlichen Ausdruck ungleich stärker ausgeprägt ist als bei Kindern, die ohne Tiere aufwachsen. . Auch ist laut KROWATSCHEK anzunehmen, dass die emotionale Intelligenz von Kindern gerade durch die nonverbale Kommunikation mit Hunden gefördert wird. Um dieses empirisch zu belegen, bedarf es jedoch noch umfangreicher Studien. Zusammenfassend ist die nicht sprachliche Kommunikation zwischen Mensch und Hund eine der aktivsten Dialoge zwischen Mensch und Tier überhaupt. Sie kommunizieren nicht mittels einer Sprache, verstehen aber die Signale des anderen. Kindern fällt es leichter, mit Hunden zu kommunizieren und zu interagieren. Obwohl sie wissen, dass die Tiere ihre Sprache nur bedingt verstehen, gehen sie mit ihnen um, als sei eine sprachliche Kommunikation möglich. So zieht sich ein Kind […]Mantel und Kapuze an und schaut erwartungsvoll seinen Hund an, während dieser schon an der Tür steht – bereit zu einem Spaziergang. .

Über den Autor

Kirsten Mössing wurde 1980 im Emsland geboren. Ihr Studium der Sozialarbeit und Sozialpädagogik schloss sie im Jahre 2008 an der Katholischen Fachhochschule in Münster mit dem Diplom ab. 2018 absolvierte sie erfolgreich eine Zusatzausbildung als Fachkraft für Tiergestützte Therapie und Interventionen in Marl. Der Grundstein für dieses Buch wurde durch die biografischen Erfahrungen der Autorin gelegt. Sie selbst empfand das Lesenlernen als sehr mühsam – aus Buchstaben werden Wörter, diesen langwierigen Prozess stellte sie für sich als Kind in Frage und benötigte viel Durchhaltevermögen zum Erwerb einer entsprechenden Lesekompetenz. Umso mehr solidarisiert sie sich heute mit Kindern und Jugendlichen, welche massiv unter ihrer Leseschwäche leiden. Im Rahmen ihrer langjährigen Tätigkeit im sozialpsychiatrischen Bereich förderte die Autorin betroffene Kinder und Jugendliche und stabilisierte diese emotional. Motiviert von dem Gedanken, den Leselernprozesses durch tiergestützte Interventionen attraktiver zu gestalten, setzte sie sich intensiv mit der Thematik des vorliegenden Buches auseinander. Heute arbeitet die Autorin mit ihrer Therapiehündin in selbstständiger Tätigkeit und engagiert sich weiterhin für Kinder und Jugendliche, die von einer Leseschwäche betroffen sind.

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