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Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 12.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 132
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Mit der Studie: Persönlichkeitsbildung durch angewandtes Gestalten mit jungen Erwachsenen rückt die Werkpädagogik als ein vergleichsweise wenig beachteter Bildungsbereich in den Fokus des Interesses. Dabei geht der Autor von der These aus, dass sich die im Laufe eines Werkprozesses erarbeiteten Problemlösungsstrategien auch auf den Alltag übertragen lassen und so einen Beitrag zur Lebensbewältigung und -gestaltung leisten. Angewandtes Gestalten liefert dabei Erfahrungen aus erster Hand und beeinflusst das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten nachhaltig. Damit liefert die Studie auch Impulse zur Weiterentwicklung des Fachs Werken in den verschiedenen Schultypen und bei der inhaltlichen Gestaltung der Ganztagesschule. Im ersten Teil werden die grundlegenden Elemente einer sozialpädagogisch orientierten Werkpädagogik aufgezeigt. Dabei kommen die Bildungsinhalte und der Werkprozess mit dem Verlauf und seinen Akteuren zur Sprache. Die sozialpädagogische Ausrichtung der Werkpädagogik wird dann durch die Verknüpfung mit der Theorie der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit hergestellt. Dieser Handlungsansatz sieht die gelingende Lebenspraxis als Ziel sozialpädagogischen Handelns. Im praktischen Teil wird dann der Werkunterricht im Rahmen der Ausbildung zur Erzieherin im Laufe eines Studienjahres beschrieben und in einer qualitativen Studie evaluiert. Abgerundet wird das Buch durch konkrete Empfehlungen für die Praxis in der Schule und Sozialen Arbeit, um die persönlichkeitsbildenden Aspekte der Werkpädagogik zu realisieren. Das Buch richtet sich deshalb sowohl an Lehrkräfte als auch an sozialpädagogische Fachkräfte, welche mit Kinder und Jugendlichen arbeiten.
Textprobe: Kapitel 2, Lebensweltorientierte Soziale Arbeit: Welchen Auftrag sollte die Soziale Arbeit verfolgen? Welche Ziele ergeben sich daraus und wie können diese erreicht werden? Dazu versuchen verschiedene theoretische Modelle der Sozialen Arbeit eine Begründungslinie zu bieten. In dieser Studie steht die Theorie der Lebensweltorientierung nach Thiersch et al. im Mittelpunkt des Interesses, da hier Schnittmengen zur Werkpädagogik augenfällig sind. Die Begriffe Alltagsorientierung und Lebensweltorientierung werden dabei analog verwendet. Insgesamt wird das Konzept der lebensweltorientierten Sozialen Arbeit als Antwort verstanden, auf die von Beck beschriebenen gesellschaftlichen Tendenzen der Individualisierung, der Pluralisierung von Lebenslagen und der zunehmenden Erosion bestehender Lebensstrukturen und -muster. Es wurde von der Tübinger Schule um Hans Thiersch entwickelt und bezieht sich auf Lebensverhältnisse und alltägliche Erfahrungen der Menschen. Die Autoren wenden sich damit gegen eine fortlaufende Spezialisierung der SA und die ihrer Meinung nach herrschende Arroganz der Expertokratie . Dahinter stehen Bedenken, dass Experten der SA für sich beanspruchen, allein durch ihre Intervention soziale Probleme zu lösen. Den Adressaten würden dadurch ihr Vermögen und ihre Verantwortung abgesprochen, selbst Veränderungen herbeiführen zu können. Auf welchen wissenschaftlichen Hintergrund beruht nun dieses Modell? Die Autoren leiten die lebensweltorientierte Soziale Arbeit von vier Wissenschaftskonzepten ab: von der hermeneutisch-pragmatischen Theorie der Erziehungswissenschaft, vom phänomenologisch-interaktionistischen Paradigma, von der kritischen Variante der Alltagstheorie und von der Analyse gesellschaftlicher Strukturen. Diese scheinen in der Ausgestaltung des lebensweltorientierten Ansatzes immer wieder durch. Bestandteil des Konzepts ist auch eine gesellschaftspolitische Perspektive. Aufgabe der SA sei es demnach, für gerechte Lebensverhältnisse, Demokratisierung und Emanzipation einzutreten und so einen gelingenderen Alltag zu ermöglichen. Ausgangspunkt: Rekonstruktion der Lebenswelt: Die Analyse der Lebenswelt in der Spätmodernen bildet die Grundlage des theoretischen Konstrukts der alltagsorientierten Sozialen Arbeit. Der Mensch wird als ein von der Alltagsrealität geprägtes Individuum verstanden. Bedeutsam sind in diesem Sinne Routinen und Typisierungen, welche entlasten aber auch Gefahr laufen, nicht hinterfragt zu werden und als selbstverständlich zu gelten. Der Mensch arrangiere sich mit seinen Lebensverhältnissen um diese zu bewältigen, oder pointiert ausgedrückt, um zu überleben. Abweichendes Verhalten wird als Versuch begriffen, mit den Lebensverhältnissen zurecht zukommen. Die erfahrene Wirklichkeit der Lebenswelt erstreckt sich auf unterschiedliche Bezugsfelder wie Familie, Arbeit, Jugendgruppe, Öffentlichkeit usw. Hier sind auch materielle und immaterielle Ressourcen zu finden. Die Wohnung oder die Einkommensverhältnisse zählen beispielsweise zu den materiellen Ressourcen. Soziale Netzwerke und die Unterstützung durch den Lebenspartner gelten als immateriell. Ein normativ-kritischer Betrachtungswinkel erkenne in Ressourcen, Deutungen und Handlungsmustern Widersprüchliches: Diese können sowohl Entlastung aber auch engstirnige Pragmatik bedeuten. Dabei setzt das Konzept der Lebensweltorientierung auf die Ambiguitätstoleranz, d.h. beide Pole als Tatsache wahrzunehmen und auszuhalten. Schließlich liegt der Fokus auf gesellschaftlichen Tendenzen und den daraus folgenden lebensweltlichen Reaktionsmustern. Beispiele der Spätmoderne sind dafür die Individualisierung der Arbeitslosigkeit oder die teilweise gegensätzlichen Erwartungen an das Individuum vonseiten der Berufswelt und der Familie. Dabei zeichnet sich die Erosion bisheriger normativer Orientierungen ab. Diese bedürfen des Ausgleichs zwischen der Tradition und neuen gesellschaftlichen Entwicklungen. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Galt es früher als selbstverständlich, den einmal eingeschlagenen Berufsweg ein Leben lang zu verfolgen, so kann das Individuum gegenwärtig dazu gezwungen sein, sich beruflich des öfteren neu zu orientieren. Generelle Lösungsmuster gibt es dabei nicht, der Mensch muss seinen eigenen, für ihn passenden Lebensweg finden. Diese eigensinnige Lebensgestaltung müsse dabei mit sozialen Bezügen und Verbindlichkeiten in Einklang gebracht werden.
Johannes Gfüllner, Schreiner und Werklehrer im Sozialen Bereich, Studium der Sozialen Arbeit an der kath. Stiftungsfachhochschule München mit dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung, Abschluss 2007 als Diplom Sozialpädagoge derzeit tätig als Dozent für Werkpädagogik an einer Fachakademie für Sozialpädagogik in Mühldorf a. Inn und an der kath. Stiftungsfachhochschule München. Daneben arbeitet er als Fachreferent für Jugend und Arbeit des Erzbischöflichen Jugendamts in München.
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