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- Wenn Glaube krank macht. Geistlicher Missbrauch in Gottes Kirchen
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Geistlicher Missbrauch kommt in vielen Kirchen und Werken vor. Das belegen zahlreiche Berichte von Betroffenen. Er findet inmitten eines geistlichen Umfelds statt und wird meist dadurch so schwer durchschaubar, weil er fromm aussieht und im Namen Gottes ausgelebt wird. Doch offiziell wird dieses heikle Thema kaum angesprochen. Das vorliegende Buch zeigt auf, wie die Formen von geistlichem Missbrauch erkannt werden und welche Dynamiken dahinter stecken können. Ob dabei eine gewisse Vordisposition von Seiten der Opfer besteht, die den Missbrauch begünstigen kann, kommt ebenso zur Sprache, wie das Aufzeigen der Wunden, die der Missbrauch hinterlässt. Zusätzlich zeigt das Buch Wege auf, wie Betroffene nach dem Erlebten Heilung erfahren können und was Menschen, die den Missbrauch – sei es bewusst oder unbewusst – ausüben, vorbeugend dagegen tun können. Dieses Buch wurde geschrieben, um zu helfen, nicht um zu verurteilen – damit Glaube nicht krank macht und ein Leben in Gemeinde und Kirche gelingt.
Textprobe: Kapitel 4.3.1, Die Opfer: Wirft man einen Blick auf die Opfer von geistlichem Missbrauch, so kommen dabei verschiedene Fragen auf: Existiert in ihrer persönlichen Lebensgeschichte etwas, das sie anfällig für einen manipulativen Leitungsstil macht? Gibt es tatsächlich eine bestimmte Art von Mensch, der von missbrauchenden Leitern angezogen wird? Gibt es eine Typologie, die Menschen eher gefällig für machtmissbrauchende Strukturen macht, als andere (vgl. Blue, 2011, S. 109)? Auf diese Fragen wird nachfolgend näher eingegangen. 4.3.1.1 Unzulänglichkeit und der Wunsch nach Anerkennung: Es gibt Menschen, die der Meinung sind, Gott sei ein autoritärer Perfektionist und sie stehen damit aufgrund eines ständigen Gefühls der Unzulänglichkeit in der Gefahr, durch eigene Leistungen und dem Wunsch nach Anerkennung für missbräuchliche Situationen empfänglicher zu sein. Mangelnde Annahme in der Herkunftsfamilie oder in der Gemeinde treiben solche Menschen oftmals zu Höchstleistungen an und damit genau in diejenigen Verhaltensweisen, die missbrauchende Leiter und Gemeinden verlangen. Menschen, die in einer solchen Situation nicht mit der befreienden Botschaft der göttlichen Vergebung in Christus konfrontiert wurden, stehen in der Gefahr, lebenslang Gefangene religiöser Manipulation zu bleiben (vgl. ebd. S. 112). 4.3.1.2 Schuldgefühle: Ein stark ausgeprägtes Schuldgefühl lässt sich in den Augen vieler gläubiger Menschen häufig nur damit kompensieren, indem sie beispielsweise immer wieder viel Geld spenden oder sich in diversen Aktivitäten und Gremien engagieren, die in der Gemeinde durchzuführen bzw. zu besetzen sind. Religiöse Leistung als Voraussetzung für göttliche Annahme sind nicht selten begünstigende Faktoren für geistlichen Missbrauch. Wer chronische Schuldgefühle durch religiöse Höchstleistungen zu bezwingen versucht, steht in der Gefahr hier Opfer zu werden (vgl. ebd. S. 113). 4.3.1.3 Heldenverehrung: Hinzu kommt, dass sehr viele Menschen in ihrem Leben einen oder mehrere Helden brauchen, jemand der die aus ‘den Fugen geratene Welt wieder in Ordnung bringt.’ Hat dieser Mensch sein Idol gefunden, wird er es mit Macht ausstatten. Die meisten dieser Heldenverehrer halten den Preis der individuellen Freiheit für gering im Vergleich zu dem Vorrecht, zu einer ‘auserwählten Gruppe’ gehören zu dürfen. Der Gedanke zu ‘Gottes Auserwählten’ zu gehören, erscheint ihnen attraktiv. Sich ganz einer ‘guten Sache’ hinzugeben nimmt besonders jungen Menschen oftmals den Schmerz des Erwachsenwerdens und der Identitätsfindung ab - ähnlich wie Drogen oder übermäßiger Alkoholkonsum (vgl.ebd. S. 122). 4.3.1.4 Fehlendes Urteilsvermögen und mangelnde Menschenkenntnis: Fehlendes Urteilsvermögen sowie mangelnde Menschenkenntnis können weitere Gründe dafür sein, warum Menschen auf die Ansprüche selbst ernannter Messiasse hereinfallen. Ganz besonders ist auch die Tatsache zu beachten, dass es Menschen, die über lange Zeit sowohl zeitlich als auch finanziell in ein System und ihre Leiter investiert haben, sehr schwer fällt, dieses nach all dem Einsatz zu verlassen. Die Hoffnung, dass sich doch noch etwas ändert und die Mühe sich gelohnt hat wenn man nur lange genug ausharrt, ist oft groß (vgl. ebd. S. 123). 4.3.1.5 Gehorsam gegenüber Gott: Warum Betroffene sich Missbrauch und Manipulation gefallen lassen, lässt sich damit begründen, dass diese Menschen Gott gegenüber gehorsam sein wollen. In missbräuchlichen Gemeindesystemen wird alles im Namen Gottes gepredigt, prophezeit und durch entsprechende Bibelverse belegt. Sicher mögen einige der Prophetien richtig sein, gleichzeitig wird in missbräuchlichen Gemeinden aber auch massiv durch Prophetien manipuliert. Häufig erleben diese Gemeinden tatsächlich einen großen Ansturm und Wachstum und die Mitglieder erleben Gebetserhörungen sowie kleinere und größere Wunder. Wie soll also aufgrund des öffentlichen Zuspruchs, des Gemeindewachstums und Gottes Erhörung einzelner Gebete ein Betroffener auf Anhieb erkennen, dass hier etwas falsch läuft (vgl. Wilbertz, 2006, S. 20)? Wichtig ist an dieser Stelle anzumerken, dass Jesus selbst gesagt hat, dass ‘Zeichen und Wunder’ keine Kriterien sind, um eine Bewegung, eine Gemeinde oder eine Einzelperson beurteilen zu können, auch wenn Heilung in seinem Namen geschieht. Die Kehrseite der Glaubenslehre sind manchmal todkranke Menschen, die trotz Gebet nicht geheilt werden und verzweifelt nach ihrer Sünde suchen, die ‘die Heilung aufhält’. Diese Menschen tun Buße für ihren Unglauben und fühlen sich von Gott verdammt und abgelehnt. Fragwürdige Gründe wie die Mutmaßung, ob vielleicht der Vorname der Person okkult belastet sei, werden vom missbräuchlichen System aufgeworfen, was für die Kranken oftmals noch grausamer sein kann, als die eigentliche Krankheit selbst (vgl. ebd. S. 21). 4.3.1.6 Loyalität gegenüber Leitern: Häufig herrscht von Seiten der Mitglieder eine tief sitzende Loyalität gegenüber der Leiterschaft. Werden tatsächlich Ungerechtigkeiten und Willkür von Seiten der Leiter wahrgenommen, neigen viele Gemeindemitglieder dazu, diese innerlich in Schutz zu nehmen. Dies ist insbesondere häufig der Fall, wenn eine Person selbst dabei das Opfer ist. Entschuldigungen wie ‘er oder sie hat es nicht so gemeint’ kommen ihnen leicht über die Lippen (vgl. ebd.). 4.3.1.7 Die Beziehung zu einem Leiter: Die Beziehung zu einem Leiter mit charismatischer Ausstrahlung kann auf der einen Seite von geistlichen Idealen und auf der anderen Seite auch von einem Bedürfnis nach Zuwendung, Anerkennung und Sicherheit motiviert sein. Dabei kann diese Beziehung als Quelle intensiver Befriedigung erlebt werden, auf die nach einer gewissen Zeit nicht mehr verzichtet werden will oder kann (vgl. Grom, 2007, S. 283).
Diana Schultz wurde 1977 in Karlsruhe geboren. Ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Tourismus, Marketing und Internationales Management schloss die Autorin im Jahre 2003 mit dem akademischen Grad Betriebswirtin (FH) erfolgreich ab. Praktika und Auslandsaufenthalte in USA, Australien, Neuseeland, Spanien und Österreich verhalfen ihr zu internationaler Erfahrung. In ihrem Berufsleben in den Bereich Marketing, Vertrieb, Öffentlichkeitsarbeit und Eventmanagement gewannen Soft Skills und Sozialkompetenzen zunehmend an Bedeutung für sie. Nach einem zweijährigen berufsbegleitenden Studium der Beratungspsychologie absolvierte Diana Schultz 2013 schließlich den Master of Science (MSc) an der Lee University, TN, USA. Im Rahmen ihrer Abschlussarbeit widmete sie sich der Thematik des vorliegenden Buches.
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