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- Volkskrankheit Depression: Selbsthilfegruppen als Unterstützung in der Krankheitsbewältigung
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 66
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Zahl der an einer Depression Neuerkrankten nimmt in Deutschland kontinuierlich zu. Weit über 4 Millionen Menschen in Deutschland leiden an dieser Erkrankung, wobei davon auszugehen ist, dass aufgrund der schwierigen Diagnostizierbarkeit ein Großteil der Betroffenen nicht als solcher identifiziert wird. Die enorme Anzahl und der Schweregrad dieser Erkrankung stellen unser Gesundheitssystem vor schwerwiegende ökonomische Probleme, denen auf Dauer nicht zu begegnen ist. Es müssen Wege gefunden werden, diese Gruppen von Erkrankten kostengünstig und effektiv zu behandeln. Dabei stellt die Selbsthilfe seit Jahren eine gute Unterstützung und Begleitung bei der Behandlung von depressiv Erkrankten dar. Die gesundheitsbezogene Selbsthilfe chronisch Kranker in Gruppen leistet einen wichtigen eigenständigen Beitrag zur Bewältigung von Krankheiten sowie zur Erhaltung der Gesundheit und stellt somit eine sinnvolle Ergänzung zu den Leistungen des professionellen gesundheitlichen Versorgungssystems dar. Die Grundidee meines Buches besteht darin, Menschen mit Depression während ihrer stationären, teilstationären und/oder ambulanten Behandlung gezielt mit den Grenzen und Möglichkeiten der Selbsthilfe bekannt zu machen und ihnen somit die Entscheidung zur Teilnahme zu erleichtern.
Textprobe: Kapitel 3.2, Was sind Selbsthilfegruppen? Den Begriff der Selbsthilfegruppe beschreibt der Fachverband der Selbsthilfeunterstützung auf Bundesebene, die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. als: Selbsthilfegruppen sind freiwillige, meist lose Zusammenschlüsse von Menschen, deren Aktivitäten sich auf die gemeinsame Bewältigung von Krankheiten, psychischen oder sozialen Problemen richten, von denen sie – entweder selbst oder als Angehörige – betroffen sind. . Laut dem Robert Koch Institut (RKI) waren im Jahr 2004 weit über 70.000 Selbsthilfegruppen zu verzeichnen. Etwa zwei Drittel aller Gruppen zählen zu den sogenannten gesundheitsbezogenen Selbsthilfegruppen. Bei diesen handelt es sich um Zusammenschlüsse von Menschen, die von ein und derselben Erkrankung betroffen sind. Dabei kann es sich sowohl um körperliche Erkrankungen, Behinderungen und Suchterkrankungen als auch um ein psychisches Leiden handeln. Im Mittelpunkt der Selbsthilfetreffen stehen meist das Gespräch zwischen den Mitgliedern sowie der Erfahrungsaustausch bezüglich des Umgangs mit dem Leiden. Dort erlernen die Teilnehmer Bewältigungsstrategien und erfahren gegenseitige Unterstützung. Eine eindeutige Zuordnung bzw. Bestimmung der Selbsthilfegruppen sind jedoch aufgrund der individuellen Arbeitsweise, der Struktur, der Ziele und Fähigkeiten der einzelnen Teilnehmer nur selten möglich. Vielmehr kommen in den Selbsthilfegruppen gesundheitliche und soziale Aspekte zusammen und werden daher bei der Problembewältigung auch als ein Ganzes betrachtet. Eine weitere Besonderheit der Selbsthilfegruppen stellen die Freiwilligkeit und die kostenlose Teilnahme an den Gruppentreffen dar. Dadurch werden nicht nur die Eigenverantwortung gewährleistet, sondern auch die Gleichberechtigung zwischen allen Mitgliedern und das gegenseitige Miteinander bzw. die gegenseitige Hilfe. Außerdem werden die Selbsthilfegruppen in der Regel nicht von Fachpersonal, wie Ärzten oder Psychologen, an- oder begleitet. Dennoch kommt es vor allem bei den psycho-sozialen Gruppen relativ häufig vor, dass sich diese zu bestimmten Themen professionelle Hilfe holen. Wirkung der gesundheitsbezogenen Selbsthilfegruppen: Wann bleibt jemand gesund? Die Frage wurde vom Medizinsoziologen Antonowsky gestellt und er entwickelte das Konzept der Salutogenese. Er erforschte die Gründe für die Gesundheit und die Faktoren, welche die Gesundheit schützen und erhalten. Nach dem Konzept der Salutogenese kann das eigene Leben bewältigt werden. Eine starke Prägung dieser salutogenen Sichtweise hat die Arbeit der Selbsthilfegruppen. Um die Wirkung der gesundheitsbezogenen Selbsthilfegruppen erklären zu können, wurden die gesundheitsbezogenen Selbsthilfegruppen als eine Form der Gesundheitsförderung qualifiziert. Der Schwerpunkt in der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe sind die Hilfestellung und Erarbeitung der gesundheitsförderlichen Ressourcen, sie wirken besonders bei den Teilnehmern, die in einem stabilen gesundheitlichen und sozialen Umfeld leben. Durch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe lernen die Betroffenen oder deren Angehörigen, mit der Erkrankung und ihren Problemen umzugehen. Die Teilnehmer tauschen ihre Erfahrungen aus. In der Gruppe werden Gedanken und Gefühle ausgesprochen, dadurch erfahren die Betroffenen eine emotionale Entlastung. Sie profitieren und lernen von den Erfahrungen der anderen Mitglieder und können dadurch ihre Sichtweise bezüglich der Krankheit oder der Lebenssituation verändern. Durch die sozialen Beziehungen oder die Kontakte innerhalb der Selbsthilfegruppe lernen sie gegenseitige Unterstützung kennen und steuern so einer möglichen Isolation entgegen. Die Mitglieder eine Selbsthilfegruppe haben die Möglichkeit, ihre persönliche Geschichte zu verarbeiten und eigenes Wissen aufzubauen. Auch lernen sie Stück für Stück, die Hilfe von Fremden anzunehmen.
Natalia Schütz wurde 1974 in Semipalatinsk (Kasachstan) geboren. Dort studierte sie Medizin. 1996 siedelte sie nach Deutschland um. Nach der Krankenschwesterausbildung im Klinikum Bremen-Mitte bekam die Autorin 2006 einen Studienplatz an der Universität Bremen, Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaft. Dort absolvierte sie erfolgreich ihr Bachelorstudium und studiert derzeit weiter im Masterstudiengang. Während ihrer Krankenschwestertätigkeit im Klinikum Bremen-Mitte, sowie der ehrenamtlicher Betreuung älterer Menschen in einem großen Altenheim Egestorff-Stiftung, sammelte sie umfassende praktische Erfahrungen im Umgang mit erkrankten älteren Menschen. Um ihre Qualifikationen zu erweitern, nahm die Autorin an einem Projekt Frauen in Haft teil. Während ihres Praktikums im Gesundheitsamt Bremen, Referat Selbsthilfe und Gesundheitsförderung, entwickelte sie besonderes Interesse am Thema Depressionen. Bereits nach wenigen, telefonischen und persönlichen, Beratungen stellte die Autorin fest, dass nur wenigen Menschen mit Depressionen Selbsthilfe als eine Option zur Verbesserung ihrer Situation bekannt ist. Diese Beobachtung gab ihr den Anstoß, ihre Erfahrungen in diesem Buch niederzuschreiben.
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