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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Umweltpolitische Bildung zielt darauf ab, Schüler zu umweltverantwortlichem Handeln zu motivieren und zu befähigen. Fachkompetenz, Bewusstseinsausprägung, Urteilsfähigkeit und Handlungsorientierung werden in diesem Zusammenhang durch Kommunikations- und Bildungsprozesse entwickelt. Der damit verbundene Lernprozess vollzieht sich jedoch nur als freiwilliger Vorgang beim Lernenden, indem eigene Sinnstrukturen erzeugt werden. Daher spielt die dem Lerngegenstand beigemessene Relevanz eine außerordentlich wichtige Rolle. Sie resultiert aus dem Interesse am Lerngegenstand und der Verwertbarkeit des Gelernten im eigenen Alltag. Die gesellschaftliche Bedeutung umweltpolitischer Lernprozesse ist für die kommenden Generationen kaum zu unterschätzen, da die natürliche Umwelt zu den Existenzvoraussetzungen der Menschheit zählt. Entsprechend stellt sich die Frage, wie umweltpolitische Bildung möglichst effektiv gestaltet werden kann. Umfassende Fachkenntnisse auf dem Gebiet des Umweltschutzes bedingen singulär nicht zwangsläufig eine umweltbewusste Einstellung. Zwischen der Wertehaltung und dem Verhalten eines Individuums besteht ebenfalls kein zwingend kausaler Zusammenhang, da das Verhalten von vielen unterschiedlichen Faktoren bestimmt wird. So stellt sich die Frage, ob und wie Umweltbildung überhaupt Umweltverhalten beeinflussen kann. Hier bedarf es der Bestimmung der notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten, die zu einem umweltverantwortlichen Verhalten führen. Dem bewussten Verhalten ist der willentliche Entschluss vorgeschaltet, der wiederum eine Beurteilung der Situation voraussetzt. Erst die Urteilskompetenz ermöglicht die notwendige, vorgelagerte Abwägung der verschiedenen Argumente. In Bezug auf das umweltverantwortliche Verhalten entspricht dies der umweltpolitischen Urteilskompetenz, die zu umweltpolitscher Mündigkeit führt. Im Rahmen dieser Untersuchung soll anhand einer qualitativen empirischen Erhebung am Beispiel eines Workshops innerhalb der halbjährlich stattfindenden Schüleruni schools@university – Klima + Energie an der Freien Universität Berlin untersucht werden, welche kompetenzorientierten Effekte umweltbildende Maßnahmen am außerschulischen Lernort auf die umweltpolitische Mündigkeit teilnehmender Schulkinder haben.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Außerschulischer Lernort am Beispiel der Schüleruni: Die Freie Universität Berlin veranstaltet von 2009 bis 2011 fünf Mal die Schüleruni schools@university - Klima + Energie für die Schulklassen fünf und sechs. Das jeweils einwöchige Programm beinhaltet interaktive Vorträge, Workshops, Rollenspiele, Phantasiereisen, Artistik, Kunstaktionen und Diskussionsrunden zu den Kernthemen der Wissensbereiche Energie und Klimawandel. Naturwissenschaftliche, technische und gesellschaftliche Aspekte des Klimaschutzes, der intelligenten Energienutzung und -erzeugung sollen altersgerecht mit Bezug zur Alltags- und Lebenswelt der Schüler vermittelt werden. Beispielsweise werden die Auswirkungen der Lebensmittelherstellung, der Verkehrsmittelwahl oder der Freizeitgestaltung mit Professoren und Dozenten von Forschungseinrichtungen und mit außerschulischen Bildungsakteuren diskutiert. Auf diese Weise sollen die Schüler Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung kennen lernen und die nötigen Gestaltungskompetenzen entwickeln, um zukünftig selbst an Problemlösungen arbeiten zu können. Jede Schüleruni wird durch begleitende Informationsveranstaltungen für Lehrkräfte ergänzt, um eine Vernetzung und Kooperation zwischen außerschulischen Bildungsakteuren und Lehrern zu vertiefen. Die Schüleruni schools@university - Klima + Energie der Freien Universität Berlin ist Teil des europäischen Projektes ‘Schools at University for Climate & Energy (SAUCE)’. Projektpartner sind, neben der Freien Universität Berlin sechs weitere Universitäten aus Dänemark, Großbritannien, Lettland, den Niederlanden und Österreich. 3.1, Schüleruni an der Freien Universität Berlin: Die Schüleruni schools@university - Klima + Energie in Berlin findet halbjährlich statt und bietet jeweils ein fünftägiges Programm. Verschiedene Institute, wie die Forschungsstelle für Umweltpolitik am Otto-Suhr-Institut, das Institut für Meteorologie vom Fachbereich Geowissenschaften und die technische Abteilung der FU, aber auch beispielsweise das Unabhängige Institut für Umweltfragen e.V. (UfU) und das Entwicklungspolitische Bildungs- und Informationszentrum (EPIZ) bieten im Rahmen des Schüleruniprogramms ihre Workshops und Mitmachaktionen an. Die Referenten zeichnen sich durch hohe Fachkompetenz und praktische pädagogische Erfahrungen aus. Eine begleitende Evaluation ermöglicht eine kontinuierliche Reflexion zur weiteren Optimierung. Das regelmäßige Feedback der Lehrer und Schulkinder ermöglicht eine Qualitätskontrolle auf organisatorischer und inhaltlicher Ebene. Konzipiert ist die Schüleruni ist als niedrigschwelliges Angebot an Lehrer und Schulen. Sie soll als Anregung für die schulische Lehre dienen. Inhaltlich wirft die Schüleruni viele spannende und altersgerechte Fragen auf. - Wie macht man aus Wind, Sonne und Kuhmist Energie? - Was genau sind Klimakiller und was haben sie mit einem Treibhaus zu tun? - Wie funktioniert Klimaschutz? - Kann man mit der Sonne im Tank um die Welt fahren? - Was haben Frühstück und Urlaub mit dem Klima zu tun? 3.2, Workshop: Das Klimafrühstück: In diesem Rahmen wird auch regelmäßig das Klimafrühstück angeboten. Seit dem 1. Dezember 2006 bietet KATE e.V. Lehrkräften den sogenannten Klimakoffer mit den Materialien zur Durchführung des Klimafrühstücks leihweise an oder veranstaltet das Klimafrühstück an den unterschiedlichsten Orten selbst. Mit dem Workshop ‘Klima (ver)frühstücken - wie das Essen unser Klima beeinflusst’ (Klimafrühstück) wird am Beispiel des alltäglichen Frühstücks gezeigt, warum und wie Essen mit dem Klimaschutz zusammenhängt. Der Workshop kann als Einstieg in die Themen Klima (-schutz) oder Ernährung dienen. Das Thema Ernährung wird in der Umweltbildung oft nur in Bezug auf die Gesundheit unterrichtet. Eine Behandlung der Stoffströme, die im Gepäck mitkommen und die Thematisierung von Transport, Düngemitteln, Verpackung und Lagerung werden häufig vernachlässigt. Hier setzt das Klimafrühstück direkt an. Es ist für Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 15 Jahren konzipiert und kann als Einstieg, als abgeschlossenes Projekt oder als festigender Abschluss einer Unterrichtsreihe in der außerschulischen (Umwelt-) Bildungsarbeit oder auch in den Schulen praktiziert werden. Das Klimafrühstück zielt darauf ab, dass alle Teilnehmer den Zusammenhang zwischen der eigenen Ernährung und dem Klimaschutz erkennen und Anregungen für das eigene Handeln und Konsumverhalten bei der Lebensmittelauswahl mitnehmen. Das Klimafrühstück beginnt mit einer Einleitung, die der Klärung der Begriffe Klima und Wetter, Klimazonen und Jahreszeiten dient, den Teilnehmern die Relevanz des Themas Klimaschutz unter Verwendung von bewegendem Bildmaterial vermittelt und in der Einladung zum eröffneten Büfett mündet. Die Teilnehmer frühstücken anschließend gemeinsam, wobei jeder sein Frühstück an einem Büfett selbst zusammenstellen kann. Das Besondere an diesem Büfett ist das zweifache Angebot aller am Büfett vorhandenen Nahrungsmittel, die sich allerdings in einem von vier Kriterien (Regionalität, Verpackung, Saisonalität oder ökologischer Landbau) unterscheiden. So werden Äpfel aus der Region und beispielsweise Weintrauben aus Lateinamerika als Obst angeboten. Joghurt steht in kleinen Plastikbechern oder als großes Glas bereit. Milch präsentiert sich einmal als Bioprodukt und einmal ohne Biobezeichnung. Der Käse liegt in einer Variante in einzeln verpackten Häppchen bereit und einmal als großer Käseklump geschnitten in Scheiben. Die Teilnehmer müssen sich also bei jedem Nahrungsmittel entscheiden. Kleine Kärtchen weisen wertungsneutral auf das Kriterium hin. Die Kriterien kommen nur einzeln und nicht in Kombination am Büffet vor, um die Kinder nicht zu verwirren. Alles ist erlaubt. Es darf alles frei gegessen werden. Nach dem gemeinsamen Frühstück werten die Teilnehmer unter Verwendung einer Tabelle die Auswahl ihrer Lebensmittel aus. Die verspeisten Produkte werden in einem Auswertungsbogen eingetragen. Am Ende ergibt sich eine Bewertung der Lebensmittelauswahl nach Aspekten des Klimaschutzes. Anschließend wird ergründet, warum das individuelle Frühstück ‘klimafreundlich’ oder eher ‘klimaunfreundlich’ gewesen ist. Es folgt ein vertiefendes Gespräch zu den oben genannten Kriterien. Beispielsweise lässt sich das Kriterium Saisonalität anhand eines Saisonkalenders sehr gut erarbeiten. Obst und Gemüse außerhalb der Saison in Deutschland müssen aus fernen Regionen geliefert oder CO2 verursachend gelagert werden. Für den Transport bedarf es großer Mengen an Energie und durch den Transport wird zusätzlich neben anderen Schadstoffen CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen, was den Treibhauseffekt verstärkt. Große Mengen an Verpackung bedürfen zu ihrer Herstellung und zu ihrer Entsorgung ebenfalls Energie. Müllverbrennungsanlagen produzieren zusätzlich CO2. In diesem Zusammenhang wird auch der Treibhauseffekt erklärt. Ein aufblasbarer Erdkugel-Ball und eine durchsichtige Plastiktüte bilden dazu anschauliches Material. Die Besonderheit des Klimafrühstücks besteht darin, dass über einen sinnlichen Zugang der Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Nahrungsaufnahme hergestellt werden soll. Am konkreten Beispiel kann das eigene Handeln kritisch überprüft und bewertet werden, um darauf aufbauend die Möglichkeiten zur Übernahme von Eigenverantwortlichkeit zu erarbeiten. Dieser Zugang ist für das an sich abstrakte Thema Klimaschutz nah am Alltag und vermittelt konkrete Handlungsoptionen für ein klima- und umweltfreundliches Konsumverhalten. Das Klimafrühstück wurde von der deutschen UNESCO-Kommission als offizielles UN-Dekadeprojekt 2009/2010 ausgezeichnet.

Über den Autor

Bianca Adami absolvierte ihr Studium der Politikwissenschaften, Geschichte und Erziehungswissenschaften mit Lehramtsoption an der Freien Universität Berlin (2005-2010) erfolgreich mit den Abschlüssen Bachelor of Arts (08/2008) und Master of Education (10/2010). Während ihres Masterstudiums arbeitete sie als studentische Mitarbeiterin im EU-geförderten Projekt Schools at University for Climate and Energy (SAUCE) am Forschungszentrum für Umweltpolitik an der Freien Universität Berlin. Um Studium und Projekt zu verbinden, untersuchte Bianca Adami in ihrer Masterarbeit kompetenzorientierte Effekte umweltbildender Maßnahmen auf die umweltpolitische Mündigkeit. Im Anschluss an ihr Studium war Bianca Adami weiter am Forschungszentrum für Umweltpolitik als wissenschaftliche Mitarbeiterin bis 08/2011 tätig. Zudem arbeitet sie an ihrer Dissertation zur empirischen Forschung in der politischen Bildung. Seit 09/2011 befindet sich Bianca Adami im Referendariat. Darüber hinaus ist sie in Ihrer Funktion als Personalratsmitglied der LehramtsanwärterInnen Mitglied im Ausschuss für Lehrerbildung in Berlin aktiv.

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