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Pädagogik & Soziales

Belinda Peter

Tierische Gefährten. Warum Tiere unsere Gesundheit verbessern

ISBN: 978-3-96146-690-0

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2019
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Ansätze der tiergestützten Interaktion nutzen die Erkenntnis, dass der Kontakt zu Tieren erheblich zur psychischen Gesundheit des Menschen beiträgt. Doch entdeckt die Wissenschaft auch im Körper des Menschen erstaunliche Phänomene z.B. beim Streicheln oder Beobachten eines Tieres. Doch wieso ist das so? Was passiert in uns Menschen, wenn wir in regelmäßigem Kontakt zu Tieren stehen? Welche körperlichen, psychischen und sozialen Auswirkungen hat die Interaktion und wie können wir die Erkenntnisse in der tiergestützten Intervention nutzen? Ermöglicht das Zusammenleben von Mensch und Tier eine Verbesserung der Lebensqualität? Diesen Fragen und der Faszination Mensch-Tier-Beziehung widmet sich das vorliegende Buch unter Einbeziehung aktueller wissenschaftlicher Befunde und Experimente.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.1 Einfluss auf die sympatho-adrenerge Stressachse: In den letzten Jahren gibt es zunehmende Untersuchungen, in denen physiologische Effekte, unter Einfluss von Tieren auf den Menschen erforscht wurden (Julius et al., 2014, S. 75 ff.). Zum größten Teil beziehen sich die physiologischen Parameter auf die Aktivierung sowie Deaktivierung der Stresssysteme (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenachse sowie symphatiko-adrenergen Achse). Für die Aktivität der Stressachse wurden als Indikator entweder kardiovaskuläre Parameter (worauf sich ein Großteil der Forschungen bezieht) wie Blutdruck und Herzfrequenz oder neuroendokrine Variablen, wie die Konzentration der Hormone Epinephrin, Norepinephrin und Kortisol im Speichel oder im Blut gemessen. Folgende Studie wurde danach unterteilt, ob die Effekte unter Normalbedingungen (zum Beispiel während einer Ruhephase) oder unter einer stressauslösenden Situation (zum Beispiel während einer Prüfungssituation) erhoben wurden. In einigen Studien wurden auch mögliche Auswirkungen auf die Hauttemperatur und den Hautwiderstand untersucht. Alle Ergebnisse dieser Studien sind eindeutig: Menschlicher Kontakt zu Tieren hat das Potenzial, die Aktivität des sympathischen Nervensystems zu reduzieren und damit physiologische Stressreaktionen abzupuffern (zit. nach Julius et al., 2014, S. 76). Friedmann et al. (1983, S. 461 f.) untersuchten, ob sich der Blutdruck von Kindern durch die Anwesenheit eines Hundes veränderte, während sie lasen oder sich ausruhten. Wenn der Hund von Anfang an dabei war, stellte man einen niedrigeren Blutdruck fest, als wenn der Hund erst zum späteren Zeitpunkt des Experiments dazu kam. Kaminski et al. (2002, S. 312 ff.) untersuchten die psychologischen und physiologischen Reaktionen von Kindern, während sie in stationärer Behandlung waren und einerseits an einer spieltherapeutischen und einer tiergestützten Intervention teilnahmen. Nur bei der Interaktion mit Tieren konnten die Forscher eine geringere Herzfrequenz und andere positive Effekte feststellen. Des Weiteren wurde der Blutdruck an Herzpatient*innen in stationärer Behandlung unter drei Bedingungen getestet: Zum einen befanden sich die Patient*innen in einer routinemäßigen Pflegesituation oder sie erhielten Besuch von einer fremden Person mit Hund, oder von der gleichen Person ohne Hund. Die Patient*innen, die in Begleitung eines Hundes besucht wurden, hatten während und nachdem der Hund anwesend war, den niedrigsten Blutdruck von allen (Cole et al., 2007, S. 575 ff.). Vormbrock und Grossberg (1988, S. 509 ff.) gingen den Ursachen dieser psychologischen Effekte auf den Grund. Sie erhoben die Blutdruckwerte von Studierenden, die mit einem Hund interagierten. Ein Teil der Teilnehmenden durfte nur über Augenkontakt mit dem Hund Kontakt aufnehmen, der zweite Teil nur mit dem Hund sprechen und der letzte Teil durfte den Hund streicheln. Die Studierenden, die Körperkontakt zum Hund aufnahmen, also ihn streichelten, hatten die signifikant niedrigsten Werte von allen Teilnehmenden. Die Forschenden gehen nun davon aus, dass es sich weniger um kognitive Prozesse, sondern vielmehr um Körperkontakt handelt, die dem Mechanismus der Herzfrequenz- und Blutdruckreduktion zugrunde liegen. Nun ist interessant, wie der menschliche Kontakt zu einem Tier Blutdruck und Herzfrequenz unter einer stressauslösenden Situation beeinflusst. Zunächst werden Studien vorgestellt, deren Probanden von einem Tier begleitet wurden, das sie nicht kannten. Die Wissenschaftler*innen untersuchten Kinder von drei bis sechs Jahren während einer medizinischen Routineuntersuchung. Einmal war ein Hund anwesend, in einer anderen Situation waren sie allein, die Reihenfolge wurde zufällig ausgewählt. Als der Hund dabei war, sank sowohl der Blutdruck als auch die Herzfrequenz der Kinder deutlich (Nagengast et al., 1997, S. 434 ff.). In einer ähnlichen Studie untersuchten Hansen et al. (1999, S. 142 ff.) zusätzlich zu Blutdruck und Herzfrequenz, die periphere Körpertemperatur von zwei- bis sechsjährigen Kindern. Auch hier variiert die Reihenfolge der Settings zufällig. Bei der ersten Gruppe war ein Hund anwesend, bei der Zweiten nicht. In dieser Untersuchung zeigte sich leider kein signifikanter Unterschied in den physiologischen Parametern zwischen den Kontrollgruppen. Jedoch wurde anhand der Daten einer standardisierten Verhaltensbeobachtung, deutliche Effekte eines niedrigeren Stressniveaus bei Kindern mit Hundeanwesenheit festgestellt. Allen et al. (2001, S. 727 ff.) untersuchten die These, ob sich die Anschaffung eines Heimtiers auf die Stressreaktion von Patienten mit Bluthochdruck auswirkte. Vor der Anschaffung zeigten alle Patienten ähnliche physiologische Stressreaktionsmuster, während sie einem Vortrag vor Publikum oder einem arithmetischen Test ausgesetzt waren. Die Tatsache nun Blutdruckmedikamente einnehmen zu müssen, motivierte die Patient*innen, sich ein Tier anzuschaffen. Ein halbes Jahr später wurden die Teilnehmenden erneut gebeten, sich dieser Stresssituation zu unterziehen, nun in Begleitung ihres Tieres. Tatsächlich wiesen die Patient*innen einen signifikant niedrigeren Blutdruck auf. Leider ist aus dieser Studie nicht ersichtlich, ob die Medikation noch weiterhin notwendig war oder nicht. In einer Studie im Jahr 2002 untersuchten Allen et al., ob sich die Stressregulation unterscheidet, wenn der eigene Ehepartner oder die Ehepartnerin, ein Freund oder eine Freundin oder das eigene Heimtier, in diesem Fall der Hund anwesend war. Es wurde sowohl physischer als auch kognitiver Stress induziert. Die Teilnehmenden wurden aufgefordert, eine arithmetische Aufgabe zu lösen, während sie eine Hand für zwei Minuten in Eiswasser legen mussten. Auch hier hatten die Teilnehmenden von Beginn des Experiments an einen deutlich niedrigeren Blutdruck und eine deutlich niedrigere Herzfrequenz, als der Hund dabei war. Die Stressparameter stiegen im Laufe des Experiments geringer an und nachdem das Experiment zu Ende war, kehrten die Stresswerte schneller auf ihre Ausgangswerte zurück, als bei den Teilnehmenden, die von einem Freund oder einer Freundin begleitet wurden. Nimmt man die Gruppe der Hundebesitzer*innen in den Blick, so ist festzustellen, dass die tierischen Begleiter die Stressachse deutlich stärker reduzieren als der eigene Ehepartner oder Ehepartnerin (ebd.). Schlussfolgernd ist aus den vorgestellten Studien deutlich hervorgekommen, dass die Anwesenheit eines Tieres, vor allem das eigene Heimtier, die systematische Stressregulation des Menschen beeinflusst. In fast allen Studien war eine geringere Herzfrequenz, ein geringerer Blutdruck, eine höhere periphere Hauttemperatur und ein geringerer Hautwiderstand gemessen worden. Spannend ist hierbei jedoch, dass die Beziehungen der einzelnen Personen zueinander keinen besonderen Einfluss auf die Stressregulation nehmen, wie bei der Bindungstheorie (siehe 1.3) erforscht wurde, denn selbst bei Personen, von denen man annehmen kann, dass sie sich sehr lange kennen und eine entsprechende Bindung zueinander haben, hat doch ein Tier größeren Einfluss auf die Stressregulation, als der/die eigene Ehepartner*in. Oder in der hier aufgeführten Untersuchung ist anzunehmen, dass das Ehepaar keine hinreichende Bindung zueinander hat, weshalb der Hund wiederum diese fehlende Bindung ergänzt, was wiederum zu den besagten Werten führte. Sowohl im alltäglichen Leben, als auch in stressreichen Situationen konnten die physiologischen Effekte von Mensch-Tier-Interaktionen nachgewiesen werden. Da in den meisten Studien ausschließlich mit Hunden gearbeitet wurde, ist bislang noch nicht einschätzbar, ob die Effekte auf die Stressreduktion im gleichen oder ähnlichen Stil auch von anderen Tierarten zu beobachten sind. Neben der Art des Tieres und die Tatsache ein eigenes Tier zu besitzen, scheint auch die Art der Kontaktaufnahme eine zentrale Rolle zu spielen. Vor allem der Körperkontakt zum Tier scheint große Bedeutung bei der Reduktion von Stress zu haben, sowohl bei Kindern, als auch bei Erwachsenen (Julius et al., 2014, S. 79). Somit ist bewiesen, dass der Kontakt zum Tier eine deutliche Reduktion des Stresslevels herbeiführt und somit auch die Gesundheit positiv beeinflusst. Im Folgenden wird untersucht, ob auch hormonelle Veränderungen durch ein Tier herbeigeführt werden können.

Über den Autor

Belinda Peter, Sozialarbeiterin B.A., hatte bereits in ihrer Kindheit ein großes Herz für Tiere. Schon immer wollte sie eines Tages beruflich mit Tieren arbeiten. Im Studium der Sozialen Arbeit an der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena legte sie ihren Schwerpunkt auf die wissenschaftliche Disziplin der tiergestützten Interaktion.

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