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- Tiergestützte Interventionen: Welche möglichen Auswirkungen können tiergestützte Interventionen auf die Lebensqualität von Kindern mit frühkindlichem Autismus haben und welche Chancen ergeben sich dadurch für Fachkräfte Sozialer Arbeit?
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Tiergestützte Interventionen werden in anderen Ländern, darunter den Vereinigten Staaten und der Schweiz, schon seit Jahren erfolgreich umgesetzt. Dass Tiere positive Auswirkungen auf Menschen haben können, steht dort außer Frage. Insbesondere Menschen mit besonderem Bedarf, wie beispielsweise Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten, Menschen mit Behinderung oder suchtkranke Menschen sollen demnach besonders von tiergestützten Interventionen profitieren. Der Frage, ob dies auch bei Menschen mit Autismus, genauer Kindern mit frühkindlichem Autismus, der Fall ist und welche Auswirkungen auf die Lebensqualität bzw. das Wohlbefinden der Betroffenen möglich sind, wird in diesem Buch nachgegangen. Des Weiteren wird eine Auswahl dessen eingestellt, wie sich Fachkräfte Sozialer Arbeit, die mit der genannten Klientel arbeiten, einbringen können bzw. welche Chancen sich daraus für SozialarbeiterInnen ergeben. Im Rahmen dieses Buches werden zunächst Begriffe geklärt, sowie die Voraussetzungen und Zielgruppen tiergestützter Interventionen besprochen. Wichtig sind im Zuge dessen auch Unterscheidungen zwischen den Arbeitsformen tiergestützter Therapie, Pädagogik, tiergestützter Förderung und Aktivität. Weiterhin werden die Bereiche angesprochen, innerhalb derer Hunde zum Einsatz kommen, die sich im Rahmen tiergestützter Interventionen bereits in vielerlei Hinsicht bewährt haben. Weiter geht es mit Konzepten der Mensch-Tier-Beziehung, die sich mit den Faktoren beschäftigen, die die Beziehung zwischen Mensch und Tier ermöglichen bzw. begründen sollen. Ebenso wichtig in diesem Kontext ist die Kommunikation. Was wird unter Kommunikation verstanden? Wie funktioniert menschliche Kommunikation und welche Unterschiede gibt es zur Kommunikation der Tiere? Weiterhin wird die Frage behandelt, wie eine Kommunikation zwischen Mensch und Tier möglich wird. Nach Klärung der wichtigsten Themenbereiche wird der Fokus auf Autismus gelegt. Hierbei werden Merkmale autistischer Störungen dargestellt sowie frühkindlicher Autismus anhand von Praxisbeispielen besprochen. Anschließend erfolgt die Bezugnahme zur zentralen Fragestellung dieser Literaturstudie. Tiergestützte Interventionen und Autismus werden in Zusammenhang gestellt, bereits vorhandene Forschungsergebnisse dargestellt und mögliche Auswirkungen herausgearbeitet. Zum Schluss folgen einige Überlegungen, die sich daraus für Fachkräfte Sozialer Arbeit ergeben können, bevor im Fazit eine Zusammenfassung sowie ein kurzer Blick in die Zukunft tiergestützter Interventionen folgen.
Textprobe: Kapitel 15, Tiergestützte Interventionen mit Hunden: Hunde werden bereits einige Zeit im Rahmen tiergestützter Interventionen eingesetzt, was allein schon die Vielfalt der Möglichkeiten des Einsatzes von Hunden zeigt. Hunde sind als Rudeltiere sehr sozial und anpassungsfähig und daher sehr gut geeignet, um mit Menschen zusammenzuleben und -arbeiten zu können. Der Hund ‘versucht innerhalb kurzer Zeit die individuelle körpereigene Sprache eines Menschen zu erkennen und folgt somit dessen Bedürfnissen (Kommandos)’. Dies vermittelt dem Menschen das Gefühl, verstanden zu werden und bestätigt ihn in seinem Handeln, was eine gute Grundlage für eine pädagogische oder therapeutische Intervention darstellt. Dazu ist allerdings notwendig, dass der Hund gut sozialisiert und erzogen ist. Daher ist es von Vorteil, wenn ein Hund schon in den ersten Lebenswochen engen Kontakt zu Menschen hat, da diese Zeit für das weitere Leben prägend ist. Täglicher Kontakt zum Menschen ermöglicht dem Hund zudem das Verhalten vom Menschen einzuschätzen und nonverbale Signale verstehen zu lernen. Für eine gute Sozialisation ist außerdem wichtig, dass der Kontakt zu anderen Hunden gegeben ist. Der Mensch hat gegenüber dem Hund die Position des ‘Leittiers’ und muss sich daher entsprechend konsequent verhalten sowie eine artgerechte Haltung gewährleisten können. Für tiergestütze Interventionen sind bestimmte Charakterzüge wie z. B. ein sanftes Wesen, Anhänglichkeit oder Kontakfreudigkeit des Hundes von Vorteil, weshalb oft Mischlinge zum Einsatz kommen, die mehrere Eigenschaften miteinander vereinen. Die richtige Körpergröße ist wichtig, damit z. B. Menschen im Rollstuhl ihren Hund ohne weiteres berühren können. Die Begrifflichkeiten von Hunden im Rahmen tiergestützter Interventionen scheinen jedoch nicht geklärt zu sein, obwohl es den Einsatz von Hunden zahlreich und in den unterschiedlichsten Formen gibt. Während Rosenbaum/Willems-Hansch (2010) die Therapiebegleithunde, Behindertenbegleithunde, Blindenführhunde, Rettungs- sowie Anzeigehunde unter den Begriff ‘Servicehunde’ zusammenfassen, bezeichnet Otterstedt (2001) die Blindenführhunde, Behindertenbegleithunde, Meldehunde, Hunde in der tiergestützten Therapie, Besuchsdienst- und Heim-Hunde als ‘Assistenzhunde’. Da der Rettungshund als Einziger nicht im Rahmen von tiergestützten Interventionen eingesetzt wird, sondern für die Suche nach verletzten, verschütteten oder vermissten Personen dient, wird auf diesen nicht näher eingegangen. Vernooij/Schneider (2013) nennen den Einsatz von Hunden ‘Serviceleistungen’ und teilen diese in die Begriffe Servicehunde, Blindenführhunde, Behindertenbegleithunde, Signalhunde und Epilepsiehunde auf. Dem Therapie- und Sozialhund wird ein eigenes Kapitel gewidmet. Um dieser Uneinigkeit zu entgehen, werden hier nun ‘eigene’ Oberbegriffe verwendet, die sinnvoll erscheinen, um eine gewisse Übersichtlichkeit gewährleisten zu können. Dazu wird mit den Service- und Assistenzhunden begonnen, die für den Menschen ‘Dienstleistungen’ im Alltag erbringen. Darauf folgen die Therapie- und Sozialhunde, die eine unterstützende Rolle hinsichtlich des Wohlbefindens von Menschen einnehmen. Zuletzt werden schließlich die Warn- und Signalhunde dargestellt, die bei kranken Menschen eingesetzt werden. 16, Service- und Assistenzhunde: Unter den Begriffen Service- und Assistenzhunde werden in diesem Abschnitt all diejenigen Hunde zusammengefasst, die bestimmten Menschen Hilfestellungen im Alltag geben. Diese werden zunächst danach ausgewählt, bei welcher Person sie eingesetzt werden sollen, wovon wiederum abhängig gemacht wird, wie das Wesen des Hundes, die körperliche Statur und Belastbarkeit beschaffen sein sollte. Da sie dem Menschen ‘Dienstleistungen’ erbringen, ist eine Ausbildung von einem professionellen Hundetrainer unumgänglich. Diese wird speziell auf die Behinderungsart bzw. Einschränkung und die Bedürfnisse der betroffenen Person abgestimmt, bevor der Hund schließlich zum Einsatz kommt. Blindenführhunde sind die wahrscheinlich bekanntesten Service- bzw. Assistenzhunde und sollen dazu beitragen, dass sich ihre Besitzer im Alltag trotz ihrer Einschränkung ‘frei’ bewegen können, ohne auf (fremde) Menschen angewiesen zu sein. Der Hund kompensiert die fehlende Sehfähigkeit des Menschen und ermöglicht dadurch mehr Mobilität, z. B. indem er gefährliche Situationen durch Bellen ankündigt oder den Betroffenen beim Benutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln zum Eingang führt. Der Hund zeigt außerdem Hindernisse (z. B. Baustellen, Bordsteinkanten) und Orientierungspunkte an (Zebrastreifen, Briefkasten) und bringt seinen Besitzer auch zu bestimmten Zielen, z. B. zum Supermarkt oder zurück nach Hause. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, Menschen mit körperlicher Behinderung, einen Behindertenbegleithund (auch: Hunde mit lebenspraktischen Fertigkeiten, kurz: LpF-Hunde) zur Seite zu stellen. Dieser übernimmt für den Betroffenen, der meist gleichzeitig der Besitzer des Hundes ist, Aufgaben, die dieser aufgrund seiner Einschränkung nicht selbstständig erledigen kann und holt in Notsituationen sogar Hilfe. Durch den Hund erfährt der Betroffene eine neue Form von Selbstständigkeit, da er weniger auf Mitmenschen angewiesen ist. Zu den Aufgaben eines Behindertenbegleithundes zählen z. B. das Abgeben von Geld an der Supermarkt-Kasse, das Herausnehmen von Produkten aus dem Regal, das Aufheben und Bringen von Gegenständen sowie Unterstützung bei der Selbstversorgung im Alltag. Im Notfall ist der Hund auch in der Lage, einen Alarmknopf zu bedienen oder sich anderweitig bemerkbar zu machen. 17, Begleithunde: In diesem Abschnitt werden sogenannte Begleithunde besprochen, also Therapiebegleit- und Sozialhunde. Der Therapiebegleithund (kurz: Therapiehund) bezeichnet ausgebildete Hunde, die in therapeutische Vorgänge begleitend und unterstützend eingebunden werden. Vernooij/Schneider (2013) kritisieren hierbei, dass der Begriff ‘Therapie’ in diesem Zusammenhang nicht ganz passend sei. Es gebe zwar Überschneidungspunkte, jedoch ‘sind an den Begriff 'Therapie' doch wesentliche Kriterien und Bedingungen geknüpft, die erfüllt sein müssen, damit tatsächlich von Therapie bzw. therapeutischen Interventionen gesprochen werden kann’. Sozialhunde hingegen haben die Aufgabe, das Wohlbefinden von Menschen gezielt zu verbessern sowie den Kompetenzerwerb der Betroffenen ‘als hilfreiches Medium’ zu fördern. Voraussetzung für beide Formen ist eine professionelle Qualifikation, die für ein funktionierendes Mensch-Hund-Team die Grundlage bildet. ‘Wenn der Einsatz überlegt und geplant ist, die Rahmenbedingungen im Vorfeld durchdacht und gegebenenfalls optimiert wurden und alle Beteiligten (v. a. Anbietender, Tier und Empfänger) die notwendigen Voraussetzungen erfüllen […], ist die Chance bei allen Interventionsformen gleichermaßen gegeben, über das Medium Tier [...] positive Wirkungen und Effekte zu erzielen bzw. förderliche Impulse zu geben und spezifische Ziele möglicherweise leichter oder schneller zu erreichen’. Sowohl Therapiebegleithunde als auch Sozialhunde bleiben im Gegensatz zu den Service- und Assistenzhunden bei ihrem Besitzer, der sie ausgebildet hat. Sie müssen weder Dienstleistungen erbringen, noch Notfälle ankündigen, sondern werden ausschließlich zur Kommunikation mit unterschiedlichen Menschen ausgebildet. Diese scheinbar leichte Aufgabe erfordert jedoch höchste Konzentration von Seiten des Hundes und ist mit sehr viel Stress verbunden, da die Hunde ständig mit neuen Situationen und verschiedenen Personen konfrontiert werden. Während Sozialhunde hauptsächlich bei alten Menschen sowie bei Kindern und Jugendlichen mit Auffälligkeiten eingesetzt werden, hat der Therapiehund ein wesentlich breiteres Feld abzudecken. Er wird einerseits in Seniorenheimen, Krankenhäusern und verschiedenen Kliniken (Reha, Psychiatrie) eingesetzt, kommt aber ebenso in Heimen für behinderte Menschen, Sonderschulen (heute: Schulen für Lernhilfe bzw. Schulen für praktisch Bildbare), Kindergärten und Schulklassen zum Einsatz.
Katrin Schnegelberger, B.A., wurde 1990 in Lauterbach (Hessen) geboren. Ihr Studium der Sozialen Arbeit an der Fachhochschule Frankfurt am Main schloss sie im Februar 2014 mit dem Abschluss Bachelor of Arts ab. Bereits während des Studiums interessierte sich die Autorin für Weiterbildungsmöglichkeiten, vor allem im Bereich tiergestützter Interventionen. Ihre praktischen Erfahrungen stützen sich hauptsächlich auf Menschen mit Suchterkrankung sowie Menschen mit Behinderung. Beide Personengruppen werden auch im Rahmen tiergestützter Interventionen berücksichtigt.
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