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- Tiergestützte Intervention bei Kindern und Jugendlichen mit Bindungsstörungen. Der Einfluss von Hunden in der stationären Kinder- und Jugendhilfe
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2021
AuflagenNr.: 1
Seiten: 60
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Tiergestützte Interventionen bekommen immer mehr Aufmerksamkeit und Ansehen. Um diese professionell zu gestalten, sollten einige wichtige Punkte beachtet werden. Auf diese und weitere allgemeine Aspekte wie Definitionen, Methoden, rechtliche Bedingungen und Qualitätsstandards der tiergestützten Intervention wird in diesem Buch eingegangen. Auch die Mensch-Tier- Beziehung findet in dem vorliegenden Buch eine genaue Betrachtung und es werden verschiedene Aspekte dazu beschrieben. Ein großes und generell wichtiges Thema in diesem Buch ist Bindung. Es wird auf die Bindungstheorie eingegangen und wie sich diese auf Tiere übertragen lässt, auf das Bindungsverhalten und Fürsorgeverhalten, die verschiedenen Bindungsmuster und wie diese klassifiziert werden. Die Autorin stellt dar, wie wichtig das Thema Bindung und Bindungs- und Beziehungsarbeit auch in der stationären Kinder- und Jugendhilfe ist. Dazu erläutert sie, wie die rechtlichen Bedingungen in der stationären Kinder- und Jugendhilfe aussehen, beschreibt das Klientel und die Beziehungsarbeit in der Kinder- und Jugendhilfe. Es wird geschaut, inwieweit auch der Hund als Bindungsfigur dienen kann. Es wird aufgezeigt, welche Wirkungen Hunde auf Bindungsstörungen, die ebenfalls genau erläutert werden, in der stationären Kinder- und Jugendhilfe haben können. Dies wird mit verschiedenen Fallbeispielen der bindungsorientierten tiergestützten Intervention noch deutlicher dargestellt und aufgezeigt, inwiefern korrigierende Bindungserfahrungen mit Hunden möglich sind.
Textprobe: Kapitel 2.2, Methoden der tiergestützten Intervention: Laut Otterstedt (2007) gibt es fünf Grundmethoden der tiergestützten Arbeit. Die Methode der freien Begegnung, die Hort-Methode, die Brücken-Methode, die Präsenz-Methode und die Methode der Integration. Diese fünf Methoden werden folgend kurz beschrieben. Bei der Methode der freien Begegnung handelt es sich um eine Methode, die bevorzugt in der Natur stattfinden sollte, dort wo eine gegenseitige Annäherung von Mensch und Tier aus gegenseitigem Interesse geschieht und es auch Platz gibt für einen Rückzugsort. (vgl. Otterstedt, 2007, S. 345) Nicht das Tier an sich, vielmehr die freie Begegnung mit dem Tier und der Dialog mit ihm ist hilfreich, spricht u.a. Emotionen, Hormone an und setzt so Impulse für einen möglichen heilenden Prozess. (Otterstedt, 2003, S. 61) Die Hort Methode findet im Gegensatz zur freien Begegnung in einem begrenzten Raum statt und bietet somit Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme in einem beschützenden Rahmen. Wichtig dabei ist es aber, auf einen aufmerksamen Umgang mit Nähe und Distanz zu achten. Die Nähe zwischen Mensch und Tier wird von der gegenseitigen Kontaktbereitschaft bestimmt. (vgl. Otterstedt, 2007, S. 347) Die Hort-Methode stellt eine Alternative zur Methode der freien Begegnung dar und kommt dem authentischen Dialog zwischen Wesen unterschiedlicher Art (Mensch/Tier) besonders nah und profitiert von dessen Nachhaltigkeit. (Otterstedt, 2007, S. 347) Die Brückenmethode bietet eine überbrückende Kontaktaufnahme für den Klienten, vor allem bei Klienten, die aufgrund von emotionalen oder körperlichen Einschränkungen nicht auf selbstständiger Basis Kontakt zu dem Tier aufnehmen können. Überbrückende Gegenstände können hierbei beispielsweise eine Bürste, ein Zweig oder eine Leine sein. Bei einem Rollstuhlfahrer kann man auch über verlängerte Gegenstände arbeiten. Der überbrückende Gegenstand dient vor allem zur Überwindung der Distanz zwischen Mensch und Tier. (vgl. Otterstedt, 2007, S. 351) Die Berührungsqualität durch den Gegenstand (Vibrationen, Drucksensibilität, Bewegungen) kann aber eine alternative Wahrnehmung erzeugen und zu emotionalen Assoziationen führen, die einen direkten taktilen Kontakt entsprechen. (Otterstedt, 2007, S. 351) Bei der Präsenz-Methode wird die Phase des Kontaktaufbaus verkürzt und die Nähe zwischen Klient und Tier wird künstlich verringert, da dem Klienten das Tier direkt präsentiert wird. So ist es mit vielen Sinnen wahrzunehmen, es kann beobachtet werden und bleibt erreichbar. Es fordert eine große Verantwortung dem Klienten und dem Tier gegenüber, da das Auslassen einer vorherigen Kontaktaufnahme zu einer Überforderung auf beiden Seiten führen kann. Es wird ein naher Kontakt zum Tier ermöglicht und wirkt sich auch förderlich auf Kommunikation zwischen Klient und Begleiter aus. (vgl. Otterstedt, 2007, S. 354) Wenn ein Tier in einem pädagogischen oder therapeutischen Setting integriert wird, handelt es sich um die Methode der Integration. Das Tier ist dann ein Teil der Interaktion und der Kommunikation zwischen Klient, Tier und Begleiter. Bei der Methode der Integration ist es wichtig auf einen vorherigen und guten Kontaktaufbau zwischen Klient und Tier zu achten, denn eine gute Beziehung zwischen Klient und Tier ist Voraussetzung, damit die Integration erfolgreich gelingen kann. (vgl. Otterstedt, 2007, S. 356) Wichtig ist es der Autorin zu erwähnen, dass nicht immer nur eine Methode Anwendung findet und auch mehrere Methoden aufeinander aufbauen oder ineinander übergehen können. So kann bei der Brückenmethode z.B. die Angst überwunden sein und der Klient kann dann bei anderen Methoden direkten Kontakt zum Tier aufnehmen. 2.3, Qualitätsstandards der tiergestützten Intervention: Wenn wir die Tiergestützte Arbeit zunehmend professionalisieren möchten, benötigen wir sinnvolle Standards der Qualitätssicherung. Diese ermöglichen dann den professionellen Begleitern eine Richtlinie für ihre Arbeit, schützen die Tiere vor nicht artgerechtem Einsatz und geben Klienten Hinweise, wie seriöse und professionell gestaltete Tiergestützte Arbeit aussehen kann. (Otterstedt, 2007, S. 459) 2014 erschien von Wohlfarth, R. und Olbrich, E. eine Broschüre/Leitfaden zum Thema der Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung für die tiergestützte Intervention, an dessen Diskussion auch Dr. Carola Otterstedt als Stiftungsvorstand der Stiftung Bündnis Mensch & Tier beteiligt war. (vgl. Vernooij Schneider, 2018, S. 57) Bei dem Begriff Qualität wird im Gesundheits- und Bildungswesen üblicherweise in vier Bereiche unterschieden: Struktur-, Prozess-, Ergebnis- und Planungsqualität. In Anlehnung daran haben auch Wohlfarth & Olbrich differenziert. (vgl. Wohlfarth Olbrich, 2014) Diese vier Bereiche werden folgend beschrieben. Planungsqualität, auch Konzeptqualität meint, dass im Vorfeld einige Überlegungen durchzuführen sind, wie z.B. was durch die Intervention erreicht werden soll und wie der Weg dorthin führt. Das Ziel sollte dabei klar formuliert sein, die zeitliche Struktur, die Wahl, Eignung und die Ausbildung des Tieres, sowie auch personelle und finanzielle Aspekte sind zu überlegen. Auch die Häufigkeit und Dauer der Einsätze der Tiere sind genau und zum Wohle des Tieres zu planen. Die Dokumentation spielt ebenfalls eine wichtige Rolle und ist nicht zu vernachlässigen. Die inhaltlichen Schwerpunkte der Intervention, sowie der zeitliche Ablauf, der Aufbau und welche Ziele im Mittelpunkt stehen, sollten dokumentiert und festgehalten werden. Zudem sollte die Intervention aufgrund einer Ausgangslage zielorientiert gestaltet werden. (vgl. Wohlfarth Olbrich, 2014) Bei der Strukturqualität geht es um die Berücksichtigung der personellen Voraussetzungen und um alles rund um die Tiere. Die Personen, die tiergestützt arbeiten, sollten eine anerkannte Berufsausbildung im pädagogischen oder therapeutischen Bereich als Grundlage für die Arbeit abgeschlossen haben und in diesem Beruf arbeiten. Personen, die dem nicht entsprechen sollten mit einer entsprechenden Person, die die Kriterien erfüllt zusammenarbeiten. Zudem sollte die anbietende Person eine nach der International Society for Animal Assisted Therapy (ISAAT) oder der European Society for Animal Assisted Therapy (ESAAT) anerkannte Ausbildung tiergestützter Interventionen absolviert haben, um somit in der Lage zu sein fachlich und kompetent arbeiten zu können. Auch sollte sich die anbietende Person regelmäßig, in einem Umfang von mindestens 16 Stunden in zwei Jahren, fortbilden. Natürlich muss auch berücksichtig werden, wenn es um tiergestützte Arbeit in Einrichtungen geht, dass Mitarbeiter keine Ängste und Allergien vorweisen. Die Tiere in den Einsätzen sollten mit Menschen vertraut sein und artgerecht gehalten werden. Es ist wichtig, dass auf das Potenzial und die Signale in Bezug auf Stress und Überforderung der Tiere geachtet wird. Bei den Tieren sollte auf alle Bedürfnisse geachtet werden, wie z.B. das Ruheverhalten, Ernährung, Kontakt mit Artgenossen etc. Beim Einsatz des Tieres ist auf einen geeigneten Transport zu achten, auf das Vorhandensein von Wasser und Futter, dass Ruheplätze/ Rückzugsmöglichkeiten vorhanden sind, auf Stresssignale vom Tier und den entsprechenden Maßnahmen, die getroffen werden müssen, falls das Tier solche Signale zeigt. Die Gesundheit des Tieres bzw. alle Maßnahmen, die dazu gehören (Behandlungen, Impfungen etc.) sollten dokumentiert werden. Auch entsprechende Versicherungen sollten gegeben sein. (vgl. Wohlfarth Olbrich, 2014) Wenn es um die Prozessqualität geht, sollten tiergestützt arbeitende Personen benennen können, aufgrund welcher Indikation sie mit welchen Methoden und Konzepten arbeiten. Es sollte begründet werden können, warum die tiergestützte Intervention einen Nutzen bei dem Klienten hervorbringen kann, damit der Einsatz des Tieres gerechtfertigt werden kann. Bei den Klienten ist es wichtig, dass dieser auch mit Tieren arbeiten möchte, also seine Einwilligung gibt oder ggf. die Einwilligung von den Angehörigen oder dem gesetzlichen Betreuer sind einzuholen. Die konkrete Zielplanung sollte unter Berücksichtigung des Entwicklungsstandes und der Ressourcen des Klienten erstellt werden. Die vermuteten und zu erwartenden Wirkungen sollten benannt werden können. Zu Beginn sollte es eine kurze Erörterung geben, um die Vorlieben oder auch Ablehnungen von dem Klienten in Bezug auf die Tiere zu erfahren. Es sollte eine Basisdokumentation erfolgen, auf die jederzeit zurückgegriffen werden kann, damit eine spätere Reflektion einfacher erfolgen kann. Auch die Verlaufsdokumentation sollte gründlich geführt werden, sie dient der kontinuierlichen Reflektion der Intervention. Es muss auch eine Einschätzung des Tieres enthalten sein. Die Qualität der Intervention ist stark von der Mensch-Tier Beziehung, die im späteren Verlauf noch genauer beschrieben wird, abhängig. Eine einfache Anwesenheit des Tieres ist nicht ausreichend. Zur Prozessqualität gehört auch das Wissen um Hygiene und Gefährdungen. Es sollte ein Hygieneplan vorliegen, der unter anderem Schutzmaßnahmen enthält und schriftliche Hinweise zu Gefährdungen im Sinne von Krankheitserregern etc. Einige weitere Kriterien der Prozessqualität sind andere Dinge, die noch beachtet werden sollten, wie zum Beispiel Wartezeiten, das Bearbeiten von Anfragen und Vorbereitungen. (vgl. Wohlfarth Olbrich, 2014) Die Ergebnisqualität oder auch Ergebnisevaluation zielt vor allem darauf ab, erreichte Wirkungen zu dokumentieren im Hinblick auf das Ziel oder die Ziele. Dabei sind einige wichtige Kriterien zu beachten, wie Fragen nach der Erreichung des Ziels, der Zufriedenheit aller Beteiligten, was im Bereich der Emotionen, Flexibilisierung, Handlungskompetenz, Bewusstsein/Verantwortung und der Einstellung des Klienten erreicht wurde. Diese Wirkungen können durch verschiedene Wege dokumentiert werden. Aussagen von den Klienten selbst, den Angehörigen, den Therapeuten oder den Pädagogen können hierfür verwendet werden, sowie verschiedene Beobachtungen und Fragebögen. Bespiele für die Dokumentation finden sich in dem Anhang des Leitfadens von Wohlfarth und Olbrich. (vgl. Wohlfarth Olbrich, 2014)
Vanessa Lembeck wurde 1993 in Papenburg geboren. Im Jahre 2014 beendete sie erfolgreich ihre Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin. Ihre Ausbildung zur Fachkraft für tiergestützte Therapie und Intervention begann die Autorin im Jahre 2019 und schließt diese im Jahre 2021 ab. Während ihrer Ausbildung machte sie zahlreiche Erfahrungen, welche positiven Wirkungen Tiere auf Menschen haben können. Im Zuge eines Praktikums auf einem Hof, der tiergestützte Interventionen anbietet, konnte sie diese positiven Wirkungen ebenfalls beobachten. Ihre langjährige Arbeit in der stationären Kinder- und Jugendhilfe und die Liebe zu Tieren motivierten sie dazu, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.
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