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Pädagogik & Soziales

Julia Artelt

Teenagermütter: Schwangerschaften in der Adoleszenz

Pädagogisch relevante Präventions- und Interventionsangebote

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Abb.: 14
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In Deutschland werden jährlich ca. 14.000 junge Mädchen unter 18 Jahren schwanger. Einige von ihnen kommen mit der neuen Situation nicht zurecht und sind überfordert. Gerade in der Adoleszenz, die als Umbruchphase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter angesehen wird, müssen Jugendliche mit zahlreichen körperlichen und seelischen Veränderungen umzugehen lernen und bestimmte Entwicklungsaufgaben bewältigen. Werden junge Frauen in dieser Phase schwanger, stellt dies eine enorme psychische Belastung für sie dar. Von jenen, die sich für das Kind entscheiden, gelingt es nur wenigen die Rollen als Jugendliche und Mutter miteinander zu vereinbaren, was häufig, spätestens mit der Geburt des Kindes, zu einem abrupten Ende der Jugendphase führt. Ziel dieses Buches ist es, die schwierige Lebenslage von adoleszenten Müttern darzustellen und Möglichkeiten der Unterstützung und Hilfe für die Betroffenen aufzuzeigen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3,Die Entscheidung für/gegen die Austragung des Kindes: Kommt es aufgrund der oben genannten Hintergründe zu einer ungewollten Schwangerschaft im Teenageralter, so stellt das für die Jugendlichen eine erhebliche Krisensituation dar. Das junge Mädchen gerät in den Schwangerschaftskonflikt und muss nun eine Entscheidung hinsichtlich der Austragung des Kindes machen. Möchte es das Kind auf die Welt bringen oder möchte es einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen? Zunächst einmal ist die Begrifflichkeit der ‘ungewollten Schwangerschaft’ zu klären. In der Umgangssprache wird der Ausdruck ‘ungewollt’ synonym mit Wörtern wie ‘unerwünscht’, ‘ungeplant’ und ‘unerwartet’ verwendet. Jedoch ist die Gleichstellung dieser Begriffe zu undifferenziert und allgemein, um den langen Verlauf einer Schwangerschaft, vom Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs über die Empfängnis bis hin zur Geburt des Kindes bzw. bis zum Abbruch der Schwangerschaft, verbunden mit all den widersprüchlichen Wünschen, Emotionen und Einstellungen, zu explizieren. Eine Schwangerschaft kann zum einen vor oder nach der Empfängnis geplant sein, zum anderen kann sie eindeutig oder nicht ausdrücklich gewollt sein. Diese Einstellungen zum Kind können in der Entwicklung des Schwangerschaftsprozesses oder im Zusammenhang mit der Geburt variieren. Das bedeutet, dass ein ungeplantes Kind zu einem absoluten Wunschkind werden kann, genauso wie eine gewollte oder beabsichtigte Schwangerschaft möglicherweise nicht mehr erwünscht ist oder abgebrochen wird. Eine ungeplante Schwangerschaft kann also positiv mit der erwünschten Geburt des Kindes enden. Daher muss zwischen den Begriffen ‘ungeplant’ und ‘ungewollt’ differenziert werden. 2.3.1, Der Schwangerschaftskonflikt: Minderjährige Mädchen erhalten zuzeiten erst nach mehreren Wochen oder auch Monaten die Gewissheit, schwanger zu sein. Viele haben gar nicht mit der Möglichkeit einer Schwangerschaft gerechnet oder den Gedanken daran verdrängt. Manche Mädchen haben große Angst vor dem positiven Ergebnis eines Schwangerschaftstests und schieben die Durchführung dessen oder den Besuch bei einem Frauenarzt möglichst lange auf. Teilweise wird eine Schwangerschaft nicht bemerkt, da der Monatszyklus bei Teenagern noch sehr unregelmäßig ist und das Ausbleiben der Regelblutung keine Beachtung findet. Sobald die Mädchen erfahren, dass sie schwanger sind, geraten sie in den Schwangerschaftskonflikt. Der Schwangerschaftskonflikt beinhaltet jedoch nicht nur die Entscheidung für oder gegen die Austragung des Kindes. Wichtig ist die Unterscheidung von äußeren Schwierigkeiten und innerem Konflikt. Das bedeutet, dass der Wunsch nach einem Kind, trotz des Entschlusses keines zu bekommen, unbewusst vorhanden sein kann. Ebenso ist eine geplante Schwangerschaft von verborgenen Sorgen und Ängsten begleitet. Der Wunsch und der Entschluss zu einem Kind sind somit zwei verschiedene Erscheinungen. Für schwangere Frauen und speziell für schwangere Minderjährige sind besonders die Personen aus ihrem nahen persönlichen Umfeld und deren Einstellungen zur Schwangerschaft entscheidend, denn diese beeinflussen maßgeblich den Entscheidungsprozess. Die möglichen Reaktionen, wie Akzeptanz und Unterstützung, unter Druck setzen und Ablehnung der Bezugspersonen, können individuell unterschiedlich sein und lassen sich in vier Grundmodelle einordnen: 1. Die Schwangere und ihre Bezugspersonen stimmen überein und lehnen das Kind ab. 2. Die Frau und ihr persönliches Umfeld stimmen überein und haben dem Kind gegenüber ambivalente Einstellungen. 3. Frau und Bezugspersonen sind gegensätzlicher Meinung. Die Frau möchte das Kind nicht zur Welt bringen, doch die Bezugspersonen sind gegen eine Abtreibung bzw. wollen das Kind. Diese Situation ist für die Schwangere sehr schwierig, weil sie ihre Entscheidung gegebenenfalls gegen den Willen ihres Umfelds durchbringen und mit Missbilligung rechnen muss. 4. Die schwangere Frau und ihre Umwelt stimmen nicht überein. Die Frau möchte das Kind bekommen, aber die Personen in ihrem Umfeld lehnen es ab und setzen sie enorm unter Druck. Hier besteht einerseits die Gefahr, dass die Frau mit ihrer Entscheidung für das Kind immer wieder für neue Konflikte im Umfeld sorgt, andererseits kann eine Unterwerfung ihre Identität beeinflussen. Diese vier Konfliktmodelle stellen jedoch das breite Spektrum an Situationen, die auf ein schwangeres Mädchen zukommen, nur unzulänglich dar. ‘Das Eintreten einer Schwangerschaft erfordert aus subjektiver Perspektive der Frau die Herstellung eines aktuellen Bezugs zum Kind, zum Vater, zur Herkunftsfamilie, zur Umwelt und zu sich selbst. Durch Ursachenerklärungen, Folgeabschätzungen und Selbstzuschreibungen soll die neue Situation kontrolliert werden. Die Frau muss wichtige Anforderungen über einen Zeitraum hinweg bewältigen: von der Einschätzung der momentanen Ausgangslage über die Reflexion der eigenen Handlungsmöglichkeiten und Bewältigungschancen bis hin zu sich wiederholenden Neubewertungen der Situation’. Die äußeren Schwierigkeiten, die mit einer Schwangerschaft einhergehen, sind Einschränkungen bezüglich Finanzen, Zeit, Wohnraum, etc., aber auch belastende, beschwerliche oder auseinander gebrochen Beziehungen. Darüber hinaus bestehen bei der Frau ein innerer Konflikt und Selbsteinschätzungen. Zum inneren Konflikt gehören Ängste der Schwangeren, mit einem Kind überfordert zu sein, als Frau an Attraktivität zu verlieren, die enge Beziehung zur Mutter einzubüßen oder der dreifachen Rolle als Ehefrau, Mutter und Frau nicht gerecht zu werden.

Über den Autor

Julia Artelt wurde 1983 in Marsberg geboren. Ihr Studium der Erziehungswissenschaft schloss sie im Jahr 2009 mit dem akademischen Grad Diplom-Pädagogin erfolgreich ab.

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