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  • TANZ – ein bewegtes und bewegendes Medium für die Schule: Kommunikation mit Tanz fördern und unterstützen

Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 128
Abb.: 8
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Erziehungsstile, Methoden der Wissensvermittlung und zu lehrende Inhalte sind einem ständigen Wandel ausgesetzt. Tanzstile sind gesellschaftlich geprägt und wirken auf die jeweilige Gesellschaft ein. Um Schule neu zu gestalten, bedarf es einer pädagogischen Haltung, die vertrauensvoll viel geistige und körperliche Bewegung zulässt. Provokativpädagogisch arbeiten meint, Menschen anzuregen, neue Denk-, Bewegungs- und Kommunikationsmodelle zu nutzen, um beziehungsorientiert zu arbeiten. Der Dialog nach Bohm wird für eine achtsame Kommunikation mit den Schüler_innen geübt. Das Agieren und Reagieren im provokativen Stil nach Höfner und Schachtner dient der Kommunikation, um Situationen humorvoll zu entschärfen. Die Körperarbeit nach Boadella und Lowen verschafft den Jugendlichen während des Unterrichts bewegte Pausen. Das hawai’ianische Denkmodell wird genutzt, um das eigene Bewältigungsrepertoire bei Bedarf zu erweitern und die für diesen Moment sinnvollste Alternative zu wählen und in liebevoller Konsequenz zu agieren bzw. reagieren. Der Tanz wird ob seiner Vielfalt allen vier Ansätzen angenähert und wirkt in der Studie unterstützend und herausfordernd zugleich. Neben der theoretischen Auseinandersetzung mit den genannten Inhalten werden im vorliegenden Buch auch die Ergebnisse einer zwölfmonatigen Feldstudie dargelegt, in der gezeigt wird, ob über den Tanz und die vier provokanten Ansätze Haltungen von Jugendlichen in der Sekundarstufe I salutogen beeinflusst werden können.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.5, Getanzt von der Neuzeit bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts: Der Tanz entwickelte sich in dieser Epoche mehr als in jeder anderen in viele unterschiedliche Richtungen, so wie dies auch in politischen Systemen passierte. Die Tänze der unteren Sozialschichten, also die Volkstänze, blieben von unmittelbarer Körperlichkeit geprägt. In der höfischen Kultur spaltete sich der Bühnentanz vom Gesellschaftstanz ab, was sich in weiterer Folge auch auf das Bürgertum übertrug. Trotz vielfältiger Beeinflussungen führen diese drei Richtungen – Volkstanz, Gesellschaftstanz und Kunsttanz – bis dato eine Art Eigenleben. Volkstanz bezeichnete ursprünglich Tanzformen, die aus der direkten Tradition der Menschen ohne aufgesetzte Organisation gewachsen waren. Sie zeigten meist Bewegungsmuster, die den alltäglichen Bewegungen entsprachen. Heute werden auch länderspezifisch choreographierte Reigentänze zu den Volkstänzen gezählt. Typische Bewegungen und Bewegungsabläufe aus handwerklichen Berufen wurden in Tänze integriert. Gesellschaftstänze sind Laientänze, die nach einer bestimmten Form organisiert sind und denen eine wichtige sozialisierende Rolle zukommt. Der Kunsttanz ist eine rein professionelle Tanzform. Im Volk wurde ausgelassen getanzt, während im gehobenen Bürgertum und im Adel das Gedankengut der Renaissance und des Absolutismus auch im Tanz in der Disziplinierung des Körpers zum Ausdruck kam. Die Tendenz, im Tanz Technik und Präzision zu perfektionieren drängte die Lebendigkeit immer mehr in den Hintergrund. Die vollkommene Form und die zweckgelöste Schönheit wurden Ziel des Tanzes. Dies war auch in der griechischen Antike ein klar definierter philosophischer Ansatz im Tanz. Der höfische Tanz wurde immer strenger und schrieb Bewegungsmuster exakt vor auch die Sprache wurde künstlicher. Tanz war eine Ausdrucksform für das Lebensgefühl es wurde nicht aus dem Herzen getanzt, sondern man tanzte das Kunstwerk der Tanzmeister. Die professionellen Tanzmeister entwickelten hochkomplizierte Tänze, Tanz erhielt einen festen Platz im Erziehungskonzept der Renaissance und galt als körperliches und geistiges Exerzitium. Die Abspaltung von Affekten und körperlichen Bedürfnissen vom Bewusstsein führte auch dazu, dass die körperliche Spaltung zwischen Außen und Innen begann und die Haut samt Kleidung zu einer Art Panzer wurde. In den bürgerlichen Häusern wurden Tanzmeister zum Unterrichten eingeladen und in den Städten entstanden die ersten Tanzschulen. ‘Ballette’ wurde zu Beginn der Neuzeit an italienischen Höfen als unterhaltsames Zwischenspiel (mit teils politischen Botschaften) für theatralische Aufführungen entwickelt. Die Herrscher selbst tanzten Ballette auf der Bühne. Ludwig XIV. war ein begeisterter und guter Tänzer. Er stellte innerhalb eines Menuettes persönlich die Sonne dar. An seinem Hof entstand das klassische Ballett als hochstilisierte Kunstform für die Bühne, und er ließ in Paris eine Tanzakademie eröffnen, in der jene geometrische Strenge herrschte, aus der später die Grundpositionen des Balletts abgeleitet wurden. Der professionelle Bühnentanz als Kunstform war entstanden und grenzte sich immer stärker vom Volks- und Gesellschaftstanz ab. Die Unzufriedenheit im Volk und die zunehmende Brüchigkeit in den Machtpositionen der Herrscherhäuser führten dazu, dass sich die Bürger auch beim Tanz von den Herrschern distanzierten und sich wieder dem Volkstanz näherten, von dem sie sich am Ende des Mittelalters in Richtung Adel abgehoben hatten. Volkstänze und Gesellschaftstänze mischten sich, was auch aufgrund der Öffnung der sozialen Schranken möglich war. Während der Französischen Revolution wurde Can-Can getanzt, und in Wien entwickelte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Walzer. Mit beiden Tänzen setzte das aufbegehrende Bürgertum den zivilisierten und starren Bewegungsformen der Herrscherhäuser einen neuen Tanzstil entgegen. Der Can-Can wurde vom Volkstanz zum Revuetanz, der Walzer zum Massentanz, bei dem es keine Zuschauer mehr gab, sondern jedeR mittanzte. Frauen und Männer berührten sich wieder und drehten sich gemeinsam bis zur Ekstase im Kreis. Gleichzeitig spiegelte der Walzer aber den bürgerlichen Ehestand sehr gut. Das Paar konnte die Richtungen nach Belieben wählen, doch lag die Frau im Arm des Mannes, und er bestimmte ‘Mit klarem Kopf voraus’, so wie im Alltag auch, die Richtung der Bewegung. Die Standardtänze, wie sie noch heute getanzt werden, entwickelten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts in England. Ihr Ursprung liegt im Country Dance, der dort bereits im 17. Jahrhundert als Gesellschaftstanz getanzt wurde. Im Gegensatz zur Auflockerung in den Gesellschaftstänzen entwickelte sich im Ballett der Spitzentanz, der der romantischen Gesinnung entsprang, jedoch die Tänzerinnen sehr einschränkte. Die Tänzerin, die eigentlich den Naturschönheiten wie Feen, Elfen und Zaubergeistern aus den nordischen Mythen nachempfunden werden sollte, wurde zur geschlechtslosen Ballerina stilisiert. Bühnentanz beschrieb von nun an die Kunstgeschichte des menschlichen Körpers im Tanz, Natürlichkeit wurde von der Bühne verbannt. Die exakte Bewegung und die absolute Körperspannung nahmen den Tänzer_innen jegliche Natürlichkeit in der Bewegung. Am Höhepunkt dieser Präzisierung leitete Isadora Duncan in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts eine neue Ära im Bühnentanz ein, den Freien Tanz. Wurde im Ballett der Sitz des Bewegungszentrums ans untere Ende der Wirbelsäule gelegt, um sich wie eine Marionette frei bewegen zu können, so suchte Isadora Duncan ‘nach dem Sitz des inneren Ausdrucks, von dem aus die seelischen Erlebnisse sich dem Körper mitteilen und ihm lebendige Erleuchtung mitteilen sollen.’ Barfuß und mit losen Schleiern bekleidet schockierte sie auf der Bühne und legte doch den Grundstein für eine neue Bühnentanzkultur, die sich im 20. Jahrhundert immer mehr durchsetzte und vor allem von Frauen revolutioniert wurde.

Über den Autor

Doris Gillinger, Jahrgang 1967, ist Mutter von zwei Kindern. Nach dem Studium der Mathematik, Biologie und Sport an den Pädagogischen Akademien in Wien und Krems unterrichtete sie an einer Neuen Mittelschule in Wien. Tanz und Pädagogik faszinieren die Autorin seit ihrer Jugend und so schloss sie die Ausbildung zur Integrativen Tanzpädagogin bei Bernhard Weiser und das Masterstudium der Provokativpädagogik an der Donau Universität in Krems ab. Tanz integriert sie seit 2002 in das Unterrichtsgeschehen an der Schule. An der Katholisch Pädagogischen Hochschule Wien/Krems ist sie sowohl in der Ausbildung als auch in der Fort- und Weiterbildung tätig (Schwerpunkte: Persönlichkeitsbildung über die tänzerische Auseinandersetzung mit sich selbst, Kommunikationsmodelle in der Klasse, Tanz in der Schule und im Freizeitbereich). An der Fachschule Gaming unterrichtet sie Bewegung und Bewegungsstrukturen mit dem Schwerpunkt Tanz.

weitere Bücher zum Thema

Zur Qualität der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den Trägern der freien Jugendhilfe und den Trägern der öffentlichen Jugendhilfe

Eine Analyse des Zusammenhangs von Förderung und Partnerschaft

ISBN: 978-3-96146-968-0
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