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Pädagogik & Soziales

Sandra Schröder

Tagesstrukturierende Maßnahmen in der Suchttherapie

Wirkung einer tagesstrukturierenden Maßnahme auf den Genesungsprozess abhängigkeitserkrankter Frauen und Männer

ISBN: 978-3-8366-8582-5

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 304
Abb.: 48
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die vorliegende Studie behandelt einerseits die Ermittlung potentieller Wirk- und Belastungsfaktoren einer Tagesstrukturierenden Maßnahme für alkoholabhängige Frauen und Männer sowie eine formative Evaluation ebendieser Maßnahme. Zur Erhebung der notwendigen Daten wurde mit 10 ehemaligen Teilnehmerinnen/Teilnehmern der Maßnahme ein Interview durchgeführt. Die vorrangig inhaltsanalytische Datenauswertung erfolgte gemäß der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring. Die Aussagen der Teilnehmer wurden zu einem Kategoriensystem potentieller Wirk- und Belastungsfaktoren zusammengefasst. Insgesamt konnten 16 Kategorien potentieller Wirkfaktoren extrahiert werden, die sich auf sechs Oberkategorien verteilen. Als besonders wirksam, weil am häufigsten von den Befragten benannt, haben sich acht Subkategorien erwiesen. Z Als potentielle Belastungsfaktoren konnten 15 Kategorien, verteilt auf fünf Oberkategorien, identifiziert werden. In Bezug auf den Evaluationsaspekt konnte festgestellt werden, dass die anversierten Ziele der Maßnahme größtenteils erreicht werden. So berichteten die befragten Teilnehmer mit Ausnahme einer Person, dass sie die Maßnahme bei Bedarf auf jeden Fall wieder besuchen würden. Auch bei der Übernahme sozialer Verantwortung und der Auflösung der sozialen Isolation, in der sie in Folge ihrer Substanzabhängigkeit lebten, konnten sie unterstützt werden. Gleichzeitig konnten Kritikpunkte an der Tagesstrukturierenden Maßnahme aufgedeckt werden. Angegeben wurden hier vor allem das mangelnde Freizeit- und Beschäftigungsangebot des Projektes, der Zeitmangel der Mitarbeiter sowie die generelle personelle Unterbesetzung der Maßnahme. Anhand der konstatierten Belastungsfaktoren hat die Drogenberatung, deren Bestandteil die Tagesstrukturierende Maßnahme ist, die Möglichkeit, spezifische Maßnahmenaspekte anzupassen oder zu korrigieren, um ihren selbstgesetzten Qualitätsstandard weiterhin garantieren zu können.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4, DIE TAGESSTRUKTURIERENDE MASSNAHME: Im Unterschied zu Tageskliniken ist die Literatur zum Themengebiet der Tagesstrukturierungen rar. Recherchen nach Publikationen bleiben weitestgehend erfolglos. Dabei sind Tagestrukturierende Maßnahmen als Soziotherapie weitverbreitet und finden Anwendung in den verschiedensten Bereichen des Gesundheitssystems. Sie werden Menschen mit unterschiedlichsten Erkrankungen, von neurologischen bis hin zu Suchtstörungen, als unterstützende therapeutische Maßnahme angeboten. Dennoch lässt sich feststellen, dass kein offizieller Standard existiert, der eine Qualitätssicherung und –kontrolle der einzelnen Angebote erlaubt. Entsprechend ist bislang auch noch keine offizielle Definition Tagesstrukturierender Maßnahmen existent. Im Folgenden soll versucht werden, zumindest diese Lücke zu schließen. Gestützt wird die Definition durch Gespräche, die die Autorin mit Mitarbeitern der Drogenberatung führte, die bereits in anderen Tagesstrukturierenden Maßnahmen tätig gewesen waren und Internet-Recherchen. Diese Quelle nutzte die Autorin zum Verglich verschiedener Angebote zur Tagesstrukturierung miteinander. Tagesstrukturierung als Maßnahme in der Suchttherapie: Versuch einer Definition: Tagesstrukturierende Maßnahmen finden sich in verschiedensten Anwendungsbereichen, wie Altenpflege, Allgemeinpsychiatrie, Jugendarbeit, Suchtarbeit, etc. Entsprechend können hier Vertreter der unterschiedlichsten Disziplinen, vom Sozialarbeiter bis hin zum Psychiater, gefunden werden. Je nach Wirkungsbereich und Klientel, an das die Maßnahmen sich richten, weisen sie unterschiedliche spezifische Angebote, eine spezifische Zielsetzung, abweichende maximale Teilnahmedauer und verschiedene Formen der Finanzierung auf. Die Bezeichnung Tagesstrukturierung als Maßnahme impliziert die Annahme, dass ein großer Problembereich der Zielpersonen darin besteht, dass sie außer Stande sind, ihrem Alltag selbstständig Struktur zu verleihen und ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten. Entsprechend dieser Anschauung sollen die Teilnehmer mittels unterschiedlichster Methoden in die Lage versetzt werden, ihren Alltag wieder selbstständig organisieren zu können. Auch wenn die einzelnen Maßnahmen Abweichungen innerhalb ihrer Zielsetzung zeigen, so weisen sie doch auch Gemeinsamkeiten auf. Unabhängig vom Anwendungsbereich sind Tagesstrukturierende Maßnahmen bestrebt, ihre Teilnehmer hinsichtlich ihrer - individuellen psychische Gesundheit und ihrer sozialen Integration bzw. Reintegration zu fördern. - sie in ihrer selbständigen Tagesplanung und Lebensstrukturierung zu unterstützen. Außerdem finden sich hier: - Einzelfallarbeit, die zum Ziel eine Verbesserung der individuellen Lebensverhältnisse hat. - Soziale Gruppenarbeit, um die Entwicklung sozialer Kompetenzen zu fördern. Unabhängig vom Wirkungsbereich, in dem die Maßnahme zur Anwendung kommt, lassen sich immer wiederkehrende Elemente feststellen. Dazu gehören der tägliche Morgenkreis, der zur Mitteilung und Reflexion der Alltagserlebnisse und –sorgen der teilnehmenden Personen dient, die gemeinsamen Mahlzeiten, die in der Regel von den Teilnehmern selbst zubereitet werden, verschiedene Arbeits- und Beschäftigungsangebote, je nach Fähigkeit und Interesse des Klienten, und gemeinsame Ausflüge. Sämtliche Tagesstrukturierende Maßnahmen benennen außerdem bestimmte Zugangs- bzw. Aufnahmevoraussetzungen und definieren bestimmte Ausschlusskriterien. Tagesstrukturierende Maßnahmen lassen sich von Tageskliniken abgrenzen. Bei Finzen findet sich ein Text von Wiethölter, der eine Definition von Tageskliniken stellt, die ursprünglich von Bosch et al. formuliert wurde: ‘Tageskliniken sind halbstationäre Einrichtungen zur Behandlung seelisch Kranker, die sich nur tagsüber dort aufhalten, während sie Abend und Nacht im gewohnten familiären Milieu verbringen’. Wiethölter unterscheidet diese von Tagesstätten (Day-Center) dadurch, dass in Tageskliniken sämtliche psychiatrische Hilfsmittel verfügbar sind, die auch innerhalb einer vollstationären Einrichtung angeboten werden. Nach Meinung der Autorin lassen sich noch weitere Differenzen aufzeigen. In aller Regel sind Tageskliniken an Allgemeinpsychiatrien oder Krankenhäuser angeschlossen, Tagesstrukturierende Maßnahmen hingegen sind als Konzept bzw. Interventionsform in die unterschiedlichsten Institutionen integrierbar. Auch können sie sowohl an Beratungsstellen angeschlossen sein oder autonom existieren. Das tagesklinische Behandlungsangebot im Bereich Sucht reicht von teilstationärer statt stationärer Entwöhnungsbehandlung bis hin zu teilstationärer Krankenhausbehandlung chronisch Mehrfachgeschädigter und Suchtkranker mit psychiatrischen Be-gleit- oder Primärdiagnosen. Somit stellt die Tagesklinik eine Teilalternative zu einem psychiatrischen Großkrankenhaus dar, die als klinische Interventionseinrichtung ohne Betten verstanden werden kann. Beide Interventionsformen weisen außerdem unterschiedliche gesetzliche Finanzierungsverträge auf. Aufgrund der gefundenen Zielsetzung Tagesstrukturierender Maßnahmen lässt sich feststellen, dass diese in den Bereich der Methoden Sozialer Arbeit gehören. Sozialarbeitswissenschaft gehört zum Forschungskomplex von Erziehung, Bildung und sozialstaatlicher Intervention. Zentrale Ziele hier bestehen in der Begleitung, Unterstützung und Stärkung von Autonomiebestrebungen der Individuen und Förderung der Fähigkeiten und Ressourcen des Einzelnen. Im Allgemeinen bilden gesellschaftlich und professionell als relevant angesehene menschliche Problemsituationen den Hauptgegenstand Sozialer Arbeit. Hierzu gehören v.a. Probleme mit der alltäglichen Lebensbewältigung.

Über den Autor

Sandra Schröder wurde 1973 in Trier geboren. Als Mutter zweier Söhne erwarb sie ihre Hochschulzugangsberechtigung auf dem zweiten Bildungsweg und studierte dann an der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg Diplom-Psychologie mit den Schwerpunkten Gesundheits- und Klinische Psychologie sowie Emotion und Kommunikation. Während ihres Studiums kam ihre Tochter zur Welt. Schon während des Vordiploms kristallisierte sich ein ausgeprägtes Interesse an der Suchterkrankung und deren Komorbiditäten auf Seiten der Autorin heraus. Fortan erwarb sie, auch durch ihr Engagement in verschiedenen Einrichtungen der Suchtarbeit, ein breites und fundiertes Wissen auf diesem Gebiet. Die Autorin arbeitet heute im Maßregelvollzug mit suchtkranken Straftätern. Das vorliegende Fachbuch soll nicht das letzte sein, dass sie auf diesem Gebiet verfasst hat.

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