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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2021
AuflagenNr.: 1
Seiten: 140
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Autorin befasst sich in diesem Buch mit den Auswirkungen des Trauererlebens nicht nur auf der Ebene des Individuums, sondern auch auf der Ebene des Familiensystems. Ihr Fokus liegt hierbei auf der Forschung über die Bedeutung und Wirksamkeit der systemischen Trauerbegleitung. Im ersten Teil wird ein Einblick in das systemische Arbeiten, seine Entstehungsgeschichte und das Verständnis vom System in der Beratung und die erforderliche Haltung dazu gewährt. Anschließend werden das Verständnis von Trauer und die Ergebnisse der Trauerforschung sowie die Aufgaben und Modelle der Trauer beleuchtet. Da in diesem Buch der Schwerpunkt auf der systemischen Trauerbegleitung liegt, wird als nächstes darauf eingegangen. Einleitend mit der historischen Entwicklung, werden das Verständnis von systemischer Trauerbegleitung, ihre Ziele und der Entwicklungsprozess durch Trauer aus systemischer Sicht beschrieben. Der praktische Teil dieser Arbeit ist eine qualitative Untersuchung, die sich in Form von narrativen Interviews gestaltet. Zusammengeführt bieten die Ergebnisse aussagekräftige Schlussfolgerungen zur Wirkung von systemischer Trauerbegleitung.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 8.1 Systemische Trauerbegleitung: Der Erstkontakt zwischen der Trauerbegleiter*in und Ratsuchenden entsteht meist erst nach dem Verlust einer nahen Angehörigen, und findet entweder in einer Beratungsstelle, einer Praxis oder in Zentren für Trauerarbeit statt. Manche nehmen direkt nach dem Verlust Kontakt auf, andere erst nach Monaten und Jahren. Die Letzteren kommen meist auf Empfehlung von Angehörigen oder Hausärzten, da bei ihnen unerklärliche Beschwerden aufgetreten sind. Für die Ratsuchenden ist es besonders wichtig, dass einem zugehört wird und Fragen gestellt werden, ohne dass es bewertet wird (vgl. Haagen, Möller & Bürgin, 2013, S.102-104). Nach systemischer Sicht hat jeder Mensch die passende Ausstattung im Fall einer lebenswichtigen Veränderung, um damit umgehen zu können. Wesentlich hiernach ist die Kompetenz trauern zu können. Da Trauer eine Verlustbearbeitung von geliebten Menschen, von Lebensideen, von geistigen und körperlichen Fähigkeiten und vom Lebensraum ist, werden Trauerprozesse als systemische Entwicklungsphasen und als individuelle Reifungsprozesse verstanden. Chaotische Lebensphasen, die anstelle des bisherigen gelebten Zustandes eingetreten sind, müssen durchgestanden und unter anderem auch schmerzhaft durchlebt werden, bis ein neues Gleichgewicht eingestellt ist. Auch wenn nichts mehr wie vorher ist, wird es durch die Erlebnisse, die Veränderungen, die Erkenntnisse und Erfahrungen erweiterter und somit als Anfangspunkt für zukünftige Entwicklungen im System beschrieben (vgl. Rechenberg- Winter & Fischinger, 2018, S. 65). Im Kontext Familie kann der Verlust eines wichtigen Mitglieds innerhalb dieses Systems das Gleichgewicht dermaßen stören, dass die Familie dadurch einen erheblichen Leidensdruck verspürt und sich Hilfe von außen sucht. Entscheidend für die Behinderung des Trauerprozesses stellt die familiäre Dynamik dar. Daher ist es wichtig, mindestens drei Hauptbereiche bei der Betrachtung der Trauer in familiären Systemen zu berücksichtigen. Als erstes muss geklärt werden, welche Rolle oder Funktion die Verstorbene in der Familie hatte. Hatte es die Rolle des Sündenbocks, der Sippenoberhaupts, der Wertebestimmer*in, der Kränklichen, der Fürsorglichen usw. Denn je nach der funktionalen Rolle und deren Bedeutung in der Familie wird das funktionale Gleichgewicht des gesamten Systems gestört (vgl. Worden, 2018, S.207-210). Als nächstes ist es wichtig, die emotionale Integration der Familie festzustellen, damit man bei der Trauerbegleitung für den Ausdruck der Gefühle entsprechenden Raum schaffen kann. In gut integrierten Familien ist selbst beim Verlust von einer für die Familie sehr wichtigen Person, ohne Unterstützung von außen, die Trauerbewältigung möglich, da die Mitglieder dieses Systems sich gegenseitig besser unterstützen. Im Gegensatz dazu sind in weniger gut integrierten Familien eine geringe Trauerreaktion zu beobachten. Diese unterdrückte Trauerreaktion kann bei einzelnen Mitgliedern in der Zukunft diverse emotionale und physische Symptome oder sogar sozial auffälliges Verhalten aufweisen (vgl. McBride & Simms, 2001, zitiert nach Worden, 2018, S.210) Der dritte Hauptbereich betrifft die Einschätzung, in welchem Maße die Familie das Zeigen von Gefühlen fördert oder blockiert. Denn im Trauerprozess ist der Ausdruck von Affekten enorm wichtig. Um dies erkennen zu können, muss beobachtet werden, wie die Familie es mit Kommunikationsmustern hält, die ihren Mitgliedern die Möglichkeit gibt, Gefühle auszudrücken oder zu unterdrücken. Hierbei ist auch darauf zu achten, welche Bedeutung Gefühle für die Familie haben (vgl. Worden, 2018, S.210). Nach Rechenberg-Winter & Fischinger (2018) müssen auf der Systemebene die Reaktionen der Begleitarbeit in der 1. Systemordnung stets achtsam gemeinsam beobachtet werden. Diese sollen dann mit den Ratsuchenden besprochen werden, um die erlangten Erkenntnisse in den weiteren Begleitprozess einbinden zu können. Zudem betonen sie, dass die Berater*in sich über den ganzen Zeitraum der Beratung mit ihrem eigenen Einfluss auf das begleitete System auseinandersetzten sollte. Denn sie sehen die Verantwortung bei der Berater*in, in welchem Maße sie ihre Reflexionen in das System äußert oder welche Interventionsmöglichkeiten sie gewinnbringend in das System einbringt. Weiterhin betonen sie, dass in dem Beratungsprozess den unterschiedlichen Systemleistungen mit wertschätzender und gleichwertiger Haltung begegnet werden muss. Bei einer Trauerbegleitung ist es wichtig, dass die Gefühle und die Sichtweise jedes einzelnen Mitgliedes respektiert werden, selbst wenn aus der Sicht der Begleiter*in einige davon nicht realistisch erscheinen. Auch wenn die Hinterbliebenen unrealistische Aussagen formulieren, sind sie sich in irgendeiner Form doch bewusst, dass sich die Wirklichkeit verändert hat. Den Teil, den die Hinterbliebenen in ihrer Welt realitätsfern sehen, sollten Beachtung erhalten, da dies die Möglichkeit eröffnet, sich mit den entstandenen Vorwürfen und Enttäuschungen auseinanderzusetzen. Außerdem wird dadurch Raum geschaffen, die Gefühle äußern zu dürfen, die bis dahin nicht zu Sprache kamen. Die Begleiter*in sollte auch das Gefühl vermitteln können, dass sie die Gefühle der Hinterbliebenen zu den bevorstehenden Aufgaben versteht und auch mitfühlt (vgl. Bowlby, 2014, S.199-120). Müller (2018) betont die Wichtigkeit als Trauerbegleiter*in nicht an den eigenen Wirkungen und Ergebnissen der Handlungen anzuhaften, sondern den Trauernden zu überlassen, was für die Situation sinnvoll und gut ist (Müller, 2018, S. 61).

Über den Autor

Özlem Aktas, B.A. wurde 1977 geboren. Nach ihrem ersten Studium in Germanistik entdeckte sie im Laufe der Jahre ihr Interesse für soziale Themen. Um dem auch beruflich nachzugehen, studierte die Autorin Soziale Arbeit an der Hochschule Mannheim und schloss ihr Studium im Jahr 2021 ab. Während ihres Studiums machte sie eine Ausbildung zur Systemischen Beraterin in sozialen Berufen und eine Weiterbildung im Bereich der Traumapädagogik. Zeitgleich besuchte sie den Kurs zur Hospizbegleiterin, um Menschen in besonderen Zeiten ehrenamtlich zur Seite stehen zu können. Durch die Begegnung mit Familien, die einen Verlust erlebten, konnte sie Veränderungen innerhalb dieser Familien beobachten. Dies motivierte die Autorin, zur Bedeutung und Wirkung der Systemischen Trauerbegleitung zu forschen.

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