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  • "Storytelling" als Dialogansatz: Ein erfolgversprechender Ansatz in der Vorbereitung und Durchführung internationaler Freiwilligendienste

Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Freiwilligendienste im Ausland haben in den vergangenen Jahren stark an Popularität gewonnen. Der Anspruch an die entsendenden Träger ist gewachsen und eine Professionalisierung in der pädagogischen Begleitung ist mehr denn je gefordert. Diese Studie ist eine Antwort auf die Zielsetzung internationaler Freiwilligendienste wie weltwärts, die eine Völkerverständigung sowie einen interkulturellen Austausch fordern. Der Autor entwickelt auf Basis der Dialogprojekte von Dan Bar-On und dem Ehepaar Hartkemeyer einen theoriebasierten Handlungsansatz, um in der Vorbereitung und Begleitung der Freiwilligen dieses Ziel erreichbar zu machen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Der Dialog nach Hartkemeyer & Hartkemeyer: Das Verständnis des Dialogs basiert bei Hartkemeyer & Hartkemeyer auf den Überlegungen des Quantenphysikers David Bohm, der versuchte, Beobachtungen subatomarer Vorgänge auf die Lösung gesellschaftlicher Probleme, wie z.B. die ökologischen Folgen der menschlichen Ressourcennutzung, zu übertragen. Die Verbindung zur Quantentheorie besteht dabei in zwei Richtungen: Zum einen in der Erkenntnis, dass der/die Beobachter*in in den Erkenntnisvorgang dahingehend involviert ist, dass jede Beobachtung eine Störung des Beobachteten erzeugt – mit den Worten des Physikers Werner Karl Heisenberg gesprochen: ‘Was wir beobachten ist nicht die Natur selbst, sondern Natur, die unserer Fragestellung ausgesetzt ist.’ Und des Weiteren die Feststellung, dass im subatomaren Bereich die Teilchen nicht mehr als ‘Dinge’ gesehen werden können, sondern als wechselseitige Beziehungen von Dingen aufeinander, die wiederum als wechselseitige Verbindungen zwischen anderen Dingen usw. aufzufassen sind. Das bedeutet, dass die Welt ‘nicht in unabhängig voneinander existierende elementare Einheiten zerlegt’, also fragmentiert werden kann, sondern als komplexes Netz aus Beziehungen besteht. In der Konsequenz vertritt Bohm eine ganzheitliche Betrachtung und Bearbeitung komplexer Aufgaben in Form eines die Fragmentierung des Denkens überwindenden Dialogs. Er versteht den Dialog als Möglichkeit die Inhärenz des individuellen Denkens in einer Gruppe aufzudecken und in eine kohärentere gemeinsame Form zu transformieren. Das bedeutet, dass individuelle Konstruktionen als solche anerkannt und in der Schwebe gehalten, ‘quasi vor sich aufgehängt werden, damit alle sie betrachten und untersuchen können.’ Bohm bezieht sich dabei auf die Vorannahmen, auf deren Grundlage die Welt durch den Menschen beobachtet wird und spricht sich für eine ‘Suspendierung dieser mentalen Modelle’ aus. Aufgrund der Bedeutsamkeit dieses Aspekts in dieser Studie wird darauf im folgenden Kapitel noch ausführlicher eingegangen. Als Folge dieser Suspendierung der Annahmen im Dialog soll eine Art gemeinsames Denken entstehen, das es den Beteiligten durch die Verfügbarkeit der verschiedenen Konstruktionen erlaubt, ihre eigene Fragmentierung der Wirklichkeit zu überwinden und bisher nicht wahrgenommene Zusammenhänge zu erkennen. Zugleich besteht bei diesem Prozess die Möglichkeit ‘zu erkunden, wie unsere Annahmen über das, was wir ‚Wirklichkeit‘ nennen, tief mit unseren nicht hinterfragten kulturellen Normen und Verhaltensweisen verwoben sind’ , denn ‘viele sind sich der eigenen Annahmen und stillschweigenden Denkprozesse nicht bewusst.’ Peter Senge beschreibt diesen Vorgang als Perspektivenwechsel wenn er notiert: ‘Beim Dialog werden die Beteiligten zu Beobachtern ihres eigenen Denkens.’ Um sich den Quantentheoriebasierten Überlegungen Bohms sozialwissenschaftlich zu nähern, führte William Isaacs 1992-1994 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in unterschiedlichen Praxisfeldern eine Untersuchung über die Leistungsfähigkeit des Dialogs in Gruppen durch. Die Erfahrungen aus dem Forschungsprojekt ‘The Dialogue-project’ sollten zu Erkenntnisgewinnen über die Funktionsweise des Denkens, als auch zu einem Verständnis, wie soziale Systeme eine Veränderungsfähigkeit entwickeln können, führen. In Anlehnung an Bohm wurde festgestellt, dass Menschen sich aufgrund unbewusster spezifischer Denkstrategien, die sie in ihrer Biografie erworben haben, so und nicht anders verhalten und in der Konsequenz im Projekt ein Dialog angestrebt wurde, der ein Verständnis von Dialog als ‘ein beständiges Hinterfragen von Prozessen, Sicherheiten und Strukturen, die menschlichen Gedanken und Handlungen zugrunde liegen’ voraussetzte. Es sollte sozusagen ‘‚up stream‘ – flussaufwärts – in Richtung der Quelle als dem Ursprung von Problem und Denken’ gegangen und somit die Wurzeln des Denkens erkannt und die daraus entstehenden Probleme lösbarer gemacht werden. Als Forschungsergebnis kristallisierte sich heraus, dass der Dialog als Eckpfeiler zur ‘Entwicklung lernender Organisationen’ gesehen werden kann, der die ‘kollektive Intelligenz von Gruppen’ nutzbar macht und als Ansatz zu ‘koordinierten Handlungen’ gebraucht werden kann, sowie ‘Möglichkeiten für einen wichtigen Umbruch in der Art und Weise, wie sich Menschen selbst wahrnehmen’ aufzeigt. Der Dialog wird somit als ‘eine Disziplin gemeinschaftlichen Erkundens verstanden, welche die bestehenden Ansätze wie Mediation, Organisationsentwicklung und ‚team building‘ um die Dimension gemeinsamen Denkens [ergänzt]’, da im Prozess des Dialogs die Fragmentierung des Denkens überwunden werden kann. Hartkemeyer & Hartkemeyer orientieren sich an den Erkenntnissen Isaacs, differenzieren jedoch noch einmal hinsichtlich der Qualität des Dialogs. So unterscheiden sie zwischen zufälligen und bewusst gestalteten Dialogen. Die zufällige Variante als ‘Frucht einer glücklichen Kongruenz verschiedener Faktoren’ , die im Treppenhaus oder in den Pausen stattfindet, ist jedoch nicht Gegenstand dieser Studie, wobei ihre Bedeutsamkeit für die Dynamik innerhalb einer Gruppe nicht geleugnet werden soll. Der bewusst gestaltete Dialog wird noch einmal differenziert in den zielgerichteten, strategischen Dialog, welcher ein vorgegebenes Thema wie: ‘Wie wollen wir unsere Arbeit besser koordinieren?’ beinhaltet und sich diesem, dialogische Grundkompetenzen einübend, widmet und den generativen Dialog. Der generative Dialog orientiert sich nur sekundär an den auftauchenden Themen und fokussiert primär auf den Zweck ‘sich bewusst [zu] werden, wie wir miteinander und mit unseren eigenen Gedanken und Gefühlen umgehen.’ Hier wird das Thema als Material oder Mittel betrachtet, mit dessen Hilfe der Blick von der Metaebene auf die stattfindenden Kommunikationsprozesse ermöglicht wird und ein Prozess des ‘flussaufwärts’ zu den Quellen des Denkens, Handelns und Fühlens geschehen kann. Es kann also zwischen zwei Formen des Dialogs unterschieden werden: Dem strategischen Dialog, mit dem sich einer Fragestellung, einem Thema genähert werden soll und dem generativen, der sich der Untersuchung der eigenen Denkstrukturen widmet. Peter Senge, der, beteiligt an Isaacs Forschungsprojekt, parallel den Bestseller für Manager und Führungskräfte ‘Die fünfte Disziplin’ veröffentlichte, betont in seinem Buch, wie essentiell wichtig ein Dialog für die Weiterentwicklung und Entfaltung des kollektiven Potentials eines Teams ist, da in einem Dialog gemeinsam gedacht werden und sich Kreativität entfalten kann. Er geht dabei auf drei Grundbedingungen ein, die sich sowohl bei Bohm, als auch bei Hartkemeyer & Hartkemeyer wiederfinden: Die Teilnehmer*innen müssen ihre Hypothesen buchstäblich ‘vor sich aufhängen und in der Schwebe halten’, einander als gleichberechtigte Gesprächspartner*innen betrachten und von einem/einer helfenden Prozessbegleiter*in, einem/einer ‘Facilitator*in’ unterstützt werden.

Über den Autor

Felix Hennig, B.A. zunächst tätig als Erlebnispädagoge und Hochseilgartentrainer, absolvierte selbst einen Freiwilligendienst in Kalkutta/Indien, bevor er sich über die Seminararbeit als Praxisfeld und seinem Studium der Sozialen Arbeit/Sozialpädagogik intensiver mit den Hintergründen und Möglichkeiten der Vorbereitung und Begleitung von internationalen Freiwilligendiensten auseinandersetzte. Mittlerweile arbeitet er hauptberuflich in der Begleitung von jungen Erwachsenen, die einen Freiwilligendienst im Ausland absolvieren.

weitere Bücher zum Thema

Zur Qualität der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den Trägern der freien Jugendhilfe und den Trägern der öffentlichen Jugendhilfe

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ISBN: 978-3-96146-968-0
EUR 49,50


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