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- Stimmbildung mit Kindern in Schule und Chor: Stimmphysiologische Übungen unter Beachtung der Besonderheiten der Kinderstimme
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Abb.: 16
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Kinderstimmbildung ist überall da notwendig, wo mit Kindern gesungen wird - also nicht nur im Kinderchor, sondern auch in Singgemeinschaften oder im Schulmusikunterricht. Ziel ist es, die Kinderstimme zu pflegen und zu fördern. Das Wissen um deren stimmphysiologische Besonderheiten ist dabei unumgänglich. Das vorliegende Buch setzt sich mit den Fragen auseinander, die für diesen verantwortungsvollen und bewussten Umgang mit der Kinderstimme notwendig sind: - Über welche Besonderheiten und Fähigkeiten verfügt die Kinderstimme? - Wie pflege ich sie, wie schade ich ihr? - Wie müssen stimmbildnerische Übungen aufgebaut sein? - Welcher Werkzeuge und Methoden kann ich mich dabei bedienen? - Was sind konkrete Übungen, die ich mit Kindern durchführen kann? - Wie realisiere ich Kinderstimmbildung im Schulmusikunterricht? Stimmbildung mit Kindern wird für alle Beteiligten sowie für die Chor- oder Musikstunde zur Bereicherung, wenn der Verantwortliche sie richtig nutzt und umsetzt. Dabei trägt sie nicht nur zur Kinderstimmpflege bei, sondern fördert neben den stimmlichen Fähigkeiten auch die sozialen Kompetenzen und das Miteinander. So viel Zeit muss sein!
Textprobe: Kapitel 4, Eigenschaften der Kinderstimme: 4.1, Klanglichkeit der Kinderstimme: Für Mohr steht außer Zweifel, dass Größe und Größenverhältnisse des Körpers, die Verteilung der Resonanzräume sowie die Gestalt und Größe der Stimmfalten ‘entscheidenden Anteil an der individuellen Unverwechselbarkeit einer Stimme haben’ (Mohr 1997, S.24). Weiterhin dominieren beim Kind die schwingungsbeeinflussenden Kopfräume, die übrigen Räume im Körper (vor allem der Brustraum) sind weniger klangprägnant. Deshalb klingen Kinderstimmen heller, körperloser, schwebender und leichter als Erwachsenenstimmen (vgl. S. 24). Wie bereits unter 3.2 ‘Die Register’ erwähnt, betrachtet Hofbauer in der Chorarbeit die Kinderstimme als besonders gefährdet. Die Registerstruktur der Kinderstimme entspricht nach Mohr der der weiblichen Erwachsenenstimme. Durch die kürzeren und schlankeren Stimmfalten sowie den kleineren Kehlkopf würden jedoch alle Register ‘wie nach oben verschoben’ (Mohr 1997, S. 24) wirken. Mohr weist darauf hin, dass dies die funktionelle Beurteilung von Kinderstimmen nicht einfacher macht. ‘Allzuoft handelt es sich bei kraftvoll singenden Kindern in der oberen Hälfte der eingestrichenen Oktave um den ungehinderten Einsatz des Brustregisters, also um die ungemischte Muskelschwingung der Stimmlippen ohne Mitwirkung der Stimmfaltenränder. Wenn Kinder häufig so singen, kann es in dieser Lage bereits zu Schädigungen kommen’ (S. 25). Auch Hofbauer verweist auf die Problematik der Stimmverteilung im Kinderchor: ‘Da die Kinderstimmen im allgemeinen den typischen Unterschied zwischen Sopran und Alt vermissen lassen (...), steckt der Chorleiter gerne die Kinder in die zweiten und dritten Stimmen, die am sichersten singen, am besten die Stimme halten können. Das ist der sicherste Tod für eine helle, hohe Kinderstimme’ (Hofbauer 1978, S. 93). Auch an dieser Stelle wird die Bedeutung des theoretischen Wissens und die Verantwortung des Chorleiters bzw. Stimmbildners deutlich. 4.2, Umfang der Kinderstimme: ‘Der Mensch betritt mit einem reflexmäßig gelösten Schrei diese irdische Welt der laute Gebrauch der Stimme beim Kind dient nicht nur zur Äußerung von Unlust oder Lust, sondern ist auch der physiologisch erforderlichen Tätigkeit des Organs förderlich. Dieses nicht selten stundenlang währende Training beweist eine kräftige und stabile Naturanlage, die schon längst das irrtümlich bestehende und für die Entwicklung des Organs nachteilige Vorurteil von der ‚zarten, empfindlichen Stimme’ hätte beseitigen sollen’ (Fischer 1998, S. 119). Seit Jahrzehnten sind Tonumfang und Leistung der Kinderstimme Gegenstand von Untersuchungen. Schwierigkeiten bei der Beschreibung kindlicher Stimmumfänge sind laut Mohr vor allem durch das im kindlichen Organismus anzutreffende Phänomen begründet: Organe und Muskulaturen im Körper sind während der Kindheit besonders beeinflussbar (vgl. Mohr 1997, S. 27). Gembris bezeichnet den Geburtsschrei als erste menschliche Lautäußerung. Der Stimmumfang betrage seiner Ansicht nach im Alter von drei Monaten etwa zwei Oktaven und ändere sich zunächst nicht wesentlich (vgl. Gembris 1998, S. 335). Wie Peter-Michael Fischer (vgl. Fischer 1998, S. 119 ff) vertritt jedoch auch Mohr die Auffassung, dass mit dem Geburtsschrei bereits der gesamte Stimmumfang vorhanden, jedoch noch nicht vollständig erprobt ist. Im ersten Lebensjahr seien daher schon Töne in der viergestrichenen Oktave möglich (s. Anhang vgl. Mohr, Weimar 2007). Bis zum Stimmwechsel entwickelt sich ein immer größer werdender, zum Singen brauchbarer Abschnitt. Innerhalb dessen existiert ein relativ konstant bleibender und klanglich besonders entwickelter Teil, den Nitsche als ‘Gute Lage’ bezeichnet (s. Anhang vgl. Nitsche 1969, S. 12). Dieser verschiebe sich mit fortschreitendem Alter. Bei den sieben- bis zehnjährigen Kindern liege er etwa zwischen f ’ und f ’’. ‘Das heißt: Beim Absingen des Gesamtumfangs zeichnet sich dieser Ausschnitt (…) als besonders tragfähig und klangschön aus. Die übrigen Töne kommen zwar ohne Mühe, sie bleiben aber in der Qualität hinter denen des genannten Ausschnitts zurück.’ (S.12). Ebenso ist nach Mohr das Singen in dieser Lage am gesündesten (vgl. Mohr, Weimar 2007). Er stellte den physiologischen Stimmumfang von Kindern zusammenfassend folgendermaßen dar: ‘Bei einem anzunehmenden Gesamtumfang von ca. g bis ca. c4 ist die für gesungene Töne zur Verfügung stehende und sinnvoll nutzbare Lage (…): • Säugling bis Kleinkind: g1-c2 • Kindergartenkind: f1–e2 • Grundschulkind: c1-f2 (c3) • Schulkind: a-a2 (c4) ‘ (Mohr 1997, S.28). Die Lage g 0 – g 1 kann laut Mohr zu heftigen Stimmschädigungen führen, da die tiefen Töne zu oft mit ungesteuerter Kraft produziert werden (vgl. S. 27). Das Singen mit Kindern in dieser Lage sollte somit vermieden werden.
Stephanie Görich wurde 1984 geboren. Sie studierte Pädagogik der Kindheit und Musikerziehung an der Universität Erfurt. Dieses Studium schloss die Autorin mit dem akademischen Grad der Magistra des Lehramts Grundschule erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte sie umfassende praktische Erfahrungen im Bereich der Kinderstimmbildung. Dies motivierte sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen. Heute unterrichtet sie an einer Musikalischen Grundschule in Thüringen.
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