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- „Sportler ist, wer raucht und trinkt und trotzdem seine Leistung bringt“: Eine qualitative Studie zu ausgewählten Klischees über Sportstudierende
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Abb.: 9
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Wie jeder gesellschaftlichen Gruppe haften auch den Studierenden von heute spezielle Klischees an, welche unzureichend empirisch überprüft sind. Seien es Gruppierungen wie Betriebswirtschafts- und Medizinstudierende oder Studierende der Sozialen Arbeit all diesen werden bestimmte Attribute zugeschrieben, welche eine typische Einschätzung jener Studiengänge geben sollen. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den gesellschaftlich manifestierten Behauptungen über Sportstudierende, welche unter anderem als faul und trinkfest bekannt sein sollen. Um das Phänomen der Klischees zu ergründen, wird untersucht, wie Klischees entstehen, wie sie transportiert werden und was für Folgen aus ihrer Verbreitung resultieren.
Textprobe: Kapitel 8.5.1 Das zentrale Phänomen: Das gesellschaftliche Bild eines Sportstudierenden: Nach eingehender Betrachtung der Achsenkategorien und zahlreichen Abwägungen der möglichen Kernkategorien, wurde der Schwerpunkt dieser Studie letztendlich auf das gesellschaftliche Bild eines Sportstudierenden gelegt. Dieses Phänomen durchzog alle drei Interviews wie ein roter Faden und wurde häufig erneut aufgegriffen, ohne bewusst davon zu sprechen. Es umfasst nicht nur das Bild an sich, sondern auch die vorhandenen Klischees sowie ihre Verbreitung. In Bezug auf Perspektive eins, also aus Sicht des Sportstudierenden wird er selbst in der Gesellschaft oft als arrogant (...) (Transkription 1, Y., 2014, S. 3) und faul (Transkription 1, Y., 2014, S. 3) wahrgenommen, schon allein weil wir immer mit der Jogginghose durch die Gegend rennen , (Transkription 1, Y., 2014, S. 3) gibt der junge Student in dem Interview an. ‚Ah guck mal, der da hinten hat ’ne Jogginghose an, das muss ein Sportler sein!’ oder jemand, der ziemlich faul ist. (Transkription 1, Y., 2014, S. 2). Solche Aussagen fallen laut Herrn Y. des Öfteren und deuten somit auf eine typische Angewohnheit der Sportstudierenden hin. Des Weiteren beschreibt er eine von der Gesellschaft zugeschriebene mangelnde fachliche Kompetenz, welche den Studierenden der Sportwissenschaft angeblich abverlangt wird (Vgl. Transkription 1, Y., 2014, S. 3). Diese mangelnde inhaltliche Kompetenz wird jedoch durch übermäßiges Feiern kompensiert (Vgl. Transkription 1, Y., 2014, S 2). Herr Y. versucht hingegen, nach eigenen Angaben, diesen Klischees bewusst möglichst nicht zu entsprechen, was auf eine negative Sichtweise des eigenen gesellschaftlichen Phänomens schließen lässt. Werden diese Behauptungen nun als Ganzes betrachtet, entsteht ein durchaus negativ behaftetes Bild, welches der Sportstudierende seiner Meinung nach in der Gesellschaft abgibt. Perspektive zwei, beginnt demgegenüber von Anfang an, das soziokulturelle Phänomen differenziert zu betrachten. Als Studentin eines sozialen Studiengangs gibt sie an, dass sowohl ein positives, als auch ein negatives gesellschaftliches Bild existiert. Beeinträchtigt durch die Medien, schwankt das Ansehen der Sportstudierenden mit den thematischen Schwerpunkten der aktuellen Gegebenheiten (Vgl. Transkription 2, M., 2014, S. 3-4). Dennoch gibt auch sie Merkmale an, wie der typische Sportstudieren zu sein scheint: drahtig, athletisch, gut gebaut. Die Männer sind natürlich meistens sehr muskulös, auch die Frauen, natürlich kommt es immer darauf an, was sie für Sport treiben. (Transkription 2, M., 2014, S. 2). Darüber hinaus merkt sie den Aspekt der gesunden Ernährung und der körperlichen Orientierung an und ergänzt ihre Charakterisierung durch die Oberflächlichkeit, welche Sportstudierende angeblich an den Tag legen (Vgl. Transkription 2, M., 2014, S. 2). Werden die beschriebenen Attribute auf das aktuelle Attraktivitätsmuster der Medien bezogen, nimmt Frau M. den Sportstudierenden also als durchaus gutaussehend wahr. Bereits hier wird deutlich, dass verschiedene Blickwinkel unterschiedliche Ergebnisse innerhalb des gleichen thematischen Rahmens erzielen. Welche Faktoren hierbei Einfluss auf die jeweilige Sichtweise haben, wird im weiteren Verlauf der Auswertung deutlich. Auch aus der Perspektive des Sportdozenten , sieht die Gesellschaft den Sportstudierenden als schlank, durchtrainiert, sportlich aktiv, fit vor allem (Transkription 3, B., 2014, S. 4). Im Gegensatz zur ersten Perspektive, die mangelnde fachliche Kompetenz als zugeschriebenes Attribut angibt, kennt sich ein Sportstudierender, laut Herrn B.s Gesellschaftsbild, in allen Bereichen aus. Er sollte immer einen guten Rat geben können (Transkription 3, B., 2014, S. 5) und seiner Profession entsprechend sportthematische Fragen beantworten können (Vgl. Transkription 3, B., 2014, S. 5). Herr B. schätzt das Bild des Sportstudierenden in der Gesellschaft folglich geradezu positiv ein, was natürlich durchaus an seiner eigenen Erfahrung als Dozierender im Berufsfeld des Sports liegen könnte. Ein weiterer auffälliger Aspekt, welcher die Auffassung des Dozierenden von denen der Studierenden differenziert, ist die Wahl der angesprochenen Klischees. Während beide Studierende wenig bis keine geschlechtsspezifischen Unterschiede bezüglich der gesellschaftlich existierenden Klischees angeben, unterscheidet der Dozierende deutlich zwischen männlich und weiblich bezogenen Behauptungen. Als Große drei (Transkription 3, B., 2014, S. 2) wird zum einen die Unfähigkeit weiblicher Personen zu fangen angegeben, die Unbeweglichkeit der Männer sowie der Kräftedefizit Frauen männlichen Individuen gegenüber (Vgl. Transkription 3, B., 2014, S. 2). Auch wenn diese doch eindeutig geschlechtsspezifischen Klischees im gleichen Zug ausdifferenziert werden, also ebenso Beispiele genannt werden, welche diese widerlegen, werfen diese Art von Behauptungen die Frage auf, ob der Sportstudierende in der Gesellschaft ebenso geschlechtsspezifisch betrachtet wird oder werden könnte. Aus den Ergebnissen der vorliegenden qualitativen Studie lassen sich diesbezüglich keine weiteren Aussagen machen. Auch die Datensammlung der quantitativen Fragebogenmethode deutet keineswegs auf eine Geschlechterdifferenzierung hin. Werden jedoch die aus Recherchen gewonnenen Angaben über Sportstudierende hinzugezogen, werden kleinste Hinweise auf eine Unterscheidung zwischen dem männlichen und dem weiblichen Bild in der Gesellschaft deutlich. Diesen Hinweisen soll jedoch im Rahmen des zentralen Phänomens in der vorliegenden Arbeit nicht weiter Bedeutung zugetragen werden. Eine Übereinstimmung in Betracht der präsenten Klischees wird dann aber doch noch an anderer Stelle des Gesprächs eingeworfen. Mit der Anmerkung (...), jetzt reiße ich noch mal ein Klischee auf: Sportstudenten trinken extrem viel! (Transkription 3, B., 2014, S. 5) benennt auch er, unabhängig, die häufig genannte Behauptung, welche bereits in den Recherchen, in der Voruntersuchung und ebenso in Interview eins auftauchte. Sportstudierende sind laut Studie in der Gesellschaft also die ‚Partyanimals’ der Universität. Aus eigener Erfahrung kann Herr B. dieses Klischee jedoch nicht unterstützen. Dieses zentrale Phänomen, welches sich erst nach der Studie, während der Auswertung herauskristallisierte, zeigt ein ambivalentes Bild eines Sportstudierenden. Die Mehrperspektivität dieses Ansatzes ermöglicht es, drei verschiedene Blickwinkel einzunehmen und somit der Einseitigkeit, welche die Charakterisierungen in Kapitel 4. aufweisen, hinfällig erscheinen zu lassen. Auch wenn viele Aspekte wieder auftauchen, sich wiederholen oder modifiziert dargestellt werden, leistet dieses Kernphänomen einen wichtigen Beitrag zu weiteren Forschungsanlässen bezüglich des vorliegenden Themas. 8.5.2 Ursächliche Bedingungen: Medien und Verhalten: Nachdem nun das zentrale Phänomen der Studie dargestellt wurde, werden die ursächlichen Bedingungen erläutert. Diese tragen zum Auftreten oder der Entwicklung des Phänomens bei (Böhm, 2000, S. 480) und gelten somit als wichtiger Faktor bezüglich der Entstehung der Kernkategorie. Als wichtigste ursächliche Bedingung lässt sich das Verhalten der Sportstudierenden selbst festmachen. Durch das ständige Tragen von Sportkleidung, besonders betont die Jogginghose (Vgl. Transkription 1, Y., 2014, S. 2), verleiht der Sportstudierende sich selber eine bequeme, wenn nicht sogar faule Charakteristik. Arrogant, von sich selbst überzeugt und narzisstisch veranlagt, geben sie häufig Anstoß zu kritischer Betrachtungsweise ihre Person betreffend (Vgl. Transkription 1, Y., 2014, S. 2). Doch nicht nur negative Eigenschaften wurden dem Sportstudierenden während der Studie zugeschrieben. Auf der anderen Seite wurde er als sehr diszipliniert (…), motiviert (…) und verantwortungsbewusst (Transkription 2, M., 2014, S. 3) beschrieben, sowie ihm ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten nachgesagt wurde (Vgl. Transkription 3, B., 2014, S. 3). Der Aspekt des Sozialverhaltens wird im Kapitel 8.5.4, den Strategien, deutlicher erläutert. Wird nun versucht, den Einfluss dieser positiven Eigenschaften im zuvor beschriebenen zentralen Phänomen wieder zu finden, wird vergebens gesucht. Aus ungeklärten Gründen, zeigen sich keinerlei Hinweise auf eine positive Einflussnahme hinsichtlich der Kernkategorie. Auch Verhaltensweisen, welche die bereits existierenden Klischees untermauern, wurden beobachtet. (…) durch Gelächter oder äußeres Verhalten, wie zum Beispiel applaudieren (…), (werden) Klischees noch einmal unterstrichen (…) (Transkription 3, B., 2014, S. 6). Des weiteren gab der Sportstudent selber an, zu versuchen, sich nicht klischeegerecht zu verhalten, jedoch trotzdem ab und an in das typische Muster zurück zu fallen (Vgl. Transkription 1, Y., 2014, S. 4). Hier lässt sich ein Hinweis auf das sogenannte ‚Körnchen Wahrheit’ schließen. Sportdozierende sowie Sportstudierende befinden sich inmitten des sozialen Phänomens und können als Teilnehmer am besten beurteilen, welche der existierenden Klischees vertreten werden. Eine weitere wichtige Bedingung stellt der Einfluss der Medien dar. Wie auch das zentrale Phänomen, ziehen sich die Medien wie ein roter Faden durch alle Interviews und tauchen immer wieder in unterschiedlichen Zusammenhängen auf. Zum einen wird angegeben, über Sportstudierende an sich nicht viel in den öffentlichen Medien zu hören. Auf der anderen Seite sind sich alle Befragten einig, dass die Deutsche Sporthochschule Köln einen großen Einfluss auf das gesellschaftliche Bild nimmt. Perspektive zwei erwähnt unter diesem Aspekt die harten Bedingungen (Transkription 2, M., 2014, S. 3) welche vorherrschen, um überhaupt ein Sportstudium aufzunehmen. Auch wenn die angegebenen Bedingungen vorzugsweise auf die Deutsche Sporthochschule bezogen sind, findet sich kein Hinweis auf diesbezügliche Einflussnahme auf das Bild eines Sportstudierenden in der Gesellschaft. Perspektive drei gibt darüber hinaus ein positiv behaftetes Beispiel über Sportstudierende in den Medien an. Nicht umsonst haben wir beispielsweise die ‚Universiale’, die da ja… als Olympia im Grunde genommen noch einmal wiederholt wird und viele unterer Leistungsathleten kommen einfach aus dem Sportstudium (Transkription 3, B., 2014, S. 5). Dies deutet darauf hin, dass der Sportstudierende nicht gänzlich negativ in den Medien dargestellt wird. Leistungsfähigkeit gilt als durchaus bekannter Charakterzug besagter Studentinnen und Studenten. Als ursächliche Bedingung für in Kapitel 8.5.5 beschriebene Konsequenzen soll an dieser Stelle nicht weiter hierauf eingegangen werden. Auch die ‚Zeit Campus’ veröffentlichte laut Herrn B. Artikel über Sportstudierende. Diese wiederrum stellten ihn erneut in einem negativen Licht dar, indem sie ihnen übermäßigen Alkoholkonsum unterstellten (Vgl. Transkription 3, B., 2014, S. 5). Eine ergänzende ursächliche Bedingung schneiden Perspektive eins und zwei unabhängig voneinander an. Beeinflusst durch die Medien, trägt das in den USA vermittelte Bild eines Sportstudierenden erheblich zur Genese von Klischees über diese bei. Frau M., welche Perspektive zwei darstellt, berichtet: in diese(n) typische(n) Teeniefilmen (…) werden halt die Sportstudenten als oberflächlich, vor allem auch als dumm und einfach nur muskulös dargestellt und mehr können sie halt nicht (Transkription 2, M., 2014, S. 2). Wie bereits erwähnt, gelangen solche Sichtweisen durch bestimmte Filmgenres nach Deutschland und prägen so das gesellschaftliche Ansehen der Sportstudierenden auf negative Weise. Für die sozialisierte Masse der Menschheit ist es einfacher, die bestehende Meinung über gewisse Phänomene zu übernehmen, als sich eine eigene zu bilden (Vgl. Transkription 2, M., 2014, S. 1). Alle aufgeführten ursächlichen Bedingungen tragen zur Entstehung sowie Entwicklung des zentralen Phänomens bei. Welche Konsequenzen letztendlich durch diese Bedingungen auftreten, werden in Kapitel 8.5.5 ausführlich beschrieben.
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