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Pädagogik & Soziales

Christina Custal

Sport- und Bewegungstherapie: Eine wirksame Methode gegen Depressionen

Mit einem Konzeptvorschlag für die Praxis

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 180
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Schwerpunkt des Buches ist die Analyse der Wirksamkeit von körperlicher Aktivität bei depressiven Störungen mit der Frage nach dem Nutzen von Sport und Bewegung für die sozialpädagogische und therapeutische Praxis. Die Fragestellung wird auf der Grundlage der Auswertung von aktueller Fachliteratur sowie des Vergleichs von empirischen Studien zur Wirksamkeit sporttherapeutischer Maßnahmen untersucht. Zudem wird Umsetzung und Umsetzbarkeit derartiger Konzepte im klinischen Alltag diskutiert. Als Ausgangspunkt für die Analyse wurde eine genaue Betrachtung des Krankheitsmodells der Depression gewählt, auf den Ebenen der Begriffsbestimmung, der Symptomatik, des Verlaufs und der Prognose sowie der Diagnostik, der Epidemiologie und der Ätiologie. In Gegenüberstellung zu den primär genutzten, gesundheitspolitisch anerkannten Behandlungsmethoden sollen Theorie und Konzept der Sport- und Bewegungstherapie als eine der ergänzenden Therapieformen bei depressiven Störungen vorgestellt werden. Schließlich bildet die differenzierte Exploration der einzelnen Wirkmechanismen von körperlicher Aktivität die Basis für den Konzeptentwurf der Sport- und Bewegungsgruppe ‚Bewegung gegen Depression‘ (BgD) für Menschen mit einer depressiven Störung. Als Vorschlag für die sozialpädagogische Praxis enthält dieser Konzeptentwurf Anleitungen zur Umsetzung praktischer Übungen sowie die Ausarbeitung von Arbeitsblättern und Powerpoint-Folien für psychoedukative Theoriemodule.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4, Mögliche Wirkmechanismen von körperlicher Aktivität bei depressiven Störungen: Zahlreiche empirische Untersuchungen – die teilweise in Punkt 4.4 näher erläutert werden – belegen, dass körperliche Aktivität eine positive Veränderung des psychischen Befindens bei depressiven Menschen bewirkt und zur Linderung der depressiven Symptomatik beitragen kann. In den Punkten 4.1 bis 4.3 werden die Hypothesen der einzelnen Wirkmechanismen, mit der körperliche Aktivität speziell auf die Symptomatik von depressiven Menschen wirkt, auf drei unterschiedlichen Ebenen erläutert. In Punkt 4.1 werden die biochemischen und körperlichen Vorgänge, die durch Sport und Bewegung ausgelöst werden und deren Relevanz für depressive Menschen beschrieben. Im Punkt 4.2 wird die psychisch-emotionale Wirkebene von Bewegung auf depressive Menschen beschrieben. Zudem werden die sozialen Wirkmechanismen von Sport und Bewegung und deren Relevanz für die Symptomatik depressiver Menschen in Punkt 4.3 näher beleuchtet. Physiologisch-biochemische Effekte: Biochemische Wirkung: Wie in Punkt 2.5 bereits erwähnt wurde, basiert das biochemische Erklärungsmodell der Depression auf der Annahme von Neurotransmitter- und Rezeptorstörungen des Gehirns. Die Sport- und Bewegungstherapie begründet ihre Wirksamkeit unter anderem auf der Basis unterschiedlicher biochemischer Vorgänge, die sich positiv auf die psychische Befindlichkeit von depressiven Menschen auswirken. Sport und Bewegung aktiviert den Sympathicus. Daraus resultiert eine vermehrte Katecholaminausschüttung in Form von Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin aus dem Nebennierenmark. Dieser Vorgang wiederum löst eine Ausschüttung weiterer hormoneller Stoffe wie Testosteron, Insulin-like Growth Factor, Renin und Angiotensin II aus. Der biochemische Erklärungsansatz basiert auf der Annahme, dass Depressionen mit einem Mangel an Katecholaminen oder ihren Stoffwechselprodukten wie Dopamin und Serotonin verbunden sind. Durch die vermehrte Ausschüttung der genannten Katecholamine verspürt der depressive Patient eine Verbesserung seiner depressiven Symptomatik. Des Weiteren wurde nach akuter Ausdauerbelastung von über 30-40 Minuten ein Anstieg der Beta-Endorphin-Konzentration im peripheren Blut festgestellt. Das Beta-Endorphin ist ein körpereigenes Opiat, das eine euphorisierende Wirkung auslöst, vergleichbar mit der Wirkung von Morphin. Bei Marathonläufen wird die Wirkung des Beta-Endorphins für das ‘Runners High’ verantwortlich gemacht. Dieser Zustand stellt sich nach einer längeren Laufstrecke ein und wird von Marathonläufern als berauschend und euphorisierend beschrieben. Auch bei depressiven Menschen wirkt sich körperliche Aktivität über eine Beta-Endorphinausschüttung positiv auf die gedrückte Stimmung aus. Darüber hinaus kommt es infolge körperlicher Aktivität zu einer Stimulation des Nervus Vagus (zehnten Hirnnervs). Der Nervus Vagus innerviert Hirnbereiche, die bei der Entstehung von depressiven Störungen eine wesentliche Rolle spielen. Eine vorübergehende Aktivierung des zehnten Hirnnervs wird auch bei der Vagusstimulation, einer weiteren Behandlungsmethode gegen Depressionen, beabsichtigt. Im Zusammenhang mit biochemischen Effekten von Bewegung ist zudem zu erwähnen, dass die Sensibilität serotonerger Rezeptoren durch intensives Training verändert wird. Körperliche Aktivität und Ausdauertraining im Besonderen bewirken einen vermehrten Einstrom der Aminosäure Tryptophan (TRP) in das Gehirn und stimuliert in Folge dessen die Serotoninproduktion. Eine vermehrte Produktion des Neurotransmitterstoffs Serotonin bewirkt eine Verbesserung des Allgemeinbefindens im Sinne einer stimmungsaufhellenden Wirkung, nicht nur bei depressiven Menschen. In Tierexperimenten mit Ratten konnte nachgewiesen werden, dass akute körperliche Aktivität zu einem erhöhten Serotoninumsatz im mediobasalen Hypothalamus führt. Nach einstündiger körperlicher Belastung wiesen die Ratten einen deutlichen Anstieg des extrazellulären Serotoninspiegels auf. Aus den tierexperimentellen Ergebnissen lässt sich schließen, dass es bei regelmäßiger körperlicher Aktivität über Wochen zu einer adaptiven Herabregulation bestimmter serotonerger Rezeptoren kommt. Es ist ebenso erwiesen, dass eine Trainingspause bei trainierten Langstreckenläufern zu ‘Entzugserscheinungen’ wie erhöhter Reizbarkeit, innerer Unruhe oder leichter depressiver Verstimmung führen kann. In diesem Fall geht man von einer Herabregulation bestimmter Rezeptoren aus. Bei Wiederaufnahme des Trainings bilden sich die Symptome in der Regel wieder zurück. Durch den Anstieg des ‘atrialen natriuretischen Peptids’ ANP in Folge von aeroben Aktivitäten wie zum Beispiel Laufen kann auf Grund der inhibitorischen Wirkung auf verschiedene Mechanismen der Stressachse eine angstlösenden Wirkung erzielt werden. Angsterkrankungen treten wie bereits in Punkt 2.3.1 erwähnt häufig im Zusammenhang mit depressiven Störungen auf. Neben der Wirkung auf verschiedene Hormon- und Neurotransmittersysteme des menschlichen Körpers, wurde durch empirische Studien belegt, dass körperliche Aktivität zu einem Anstieg von BDNF (‘brain-derived neurotrophic factor’) führt. BDNF fördert die Neurogenese bestimmter Hirnareale und wirkt sich positiv auf Gedächtnisleistungen aus. Beispielsweise kommt es durch körperliche Aktivität in Folge des Wachstumsfaktor IGF-I zu einer Volumenzunahme des Hippokampus. In tierexperimentellen Untersuchungen hat man festgestellt, dass es bei Mäusen unter regelmäßiger motorischer Aktivität zu einem Anstieg neuronaler Vorläuferzellen im Bereich des Hippokampus kommt. Zudem erzielten die motorisch aktiven Mäuse bessere Ergebnisse in den Gedächtnisparadigmen. Auch im Hinblick auf die Alzheimer-Demenz, die häufig auch depressive Symptome mit sich bringt, sind regelmäßig sporttherapeutische Verfahren als präventive oder auch symptomlindernde Maßnahmen als äußerst sinnvoll zu erachten. Einer verminderten kognitiven Leistungsfähigkeit, die häufig als ein Symptom depressiver Störungen auftritt, kann somit durch regelmäßige körperlicher Aktivität entgegengewirkt werden.

Über den Autor

Christina Custal, Jahrgang 1979, geboren in Erlangen. Ausbildung zur examinierten Krankenschwester am Uniklinikum Erlangen. Ihr Studium der Sozialen Arbeit schloss die Autorin im Mai 2010 an der Georg-Simon-Ohm Fachhochschule in Nürnberg erfolgreich ab, Abschluss: Diplom-Sozialpädagogin (FH). Neben dem Studium arbeitete die Autorin seit Oktober 2003 auf der Akut-Aufnahmestation eines Psychiatrischen Universitätsklinikums. Außerdem ist sie als Tennistrainierin für Kinder, Jugendliche und Erwachsene tätig. Die positiven Erfahrungen, welche die Autorin mit der Therapieform Bewegung bei depressiven Patienten verzeichnete, veranlasste sie diese Studie zu verfassen. Es ist ihr ein Anliegen die häufig unterschätzte Therapieform der körperlichen Aktivität bei depressiven Störungen wieder mehr in den konventionellen Behandlungsfokus der heutigen psychiatrischen Therapielandschaft zu stellen.

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