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- Sozialraumorientierung als Voraussetzung für Inklusion: Auswirkungen der UN-Behindertenrechtskonvention in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 168
Abb.: 16
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Das vorliegende Fachbuch beleuchtet die Auswirkungen der UN-Behindertenrechtskonvention und die damit in Zusammenhang stehende Thematik der Inklusion und Sozialraumorientierung im Bereich der Arbeit mit Menschen mit Behinderung. Formal ist es in einen theoretischen und empirischen Teil gegliedert. Der theoretische Teil umfasst die Auswertung und vergleichende Diskussion von Literatur zu den Bereichen Sozialraumorientierung, Formen der Behinderung und Inklusion. Sozialraumorientierung kann als wesentliche Voraussetzung für das Gelingen von Inklusion bezeichnet werden, weswegen die Leitprinzipien näher vorgestellt werden. Im Kapitel zum Themenbereich Inklusion wird insbesondere der Unterschied zwischen Integration und Inklusion erläutert, als auch die UN-Behindertenrechtskonvention in ihrer Struktur und ihrem Inhalt näher vorgestellt. Der empirische Teil beinhaltet Untersuchungen zu Inklusion, Sozialraumorientierung und die Auswirkungen der UN-Behindertenrechtskonvention unter Betrachtung der drei unterschiedlichen Perspektiven im Kontext von Menschen mit psychischer Erkrankung: Fachkräfte im Bereich der Sozialpsychiatrie, Menschen mit psychischer Erkrankung und BürgerInnen.
Textprobe: Kapitel 2.15: Theoretische Konzepte als Hintergrund sozialraumorientierter Arbeit: Charakteristisch für eine sozialraumorientierte Arbeit ist die Verknüpfung verschiedener Handlungskonzepte der Sozialen Arbeit (vgl. Budde/Früchtel 2005, S.238ff). Gemeint sind damit Ansätze, die auf verschiedenen Ebenen angesiedelt sind (Politik, operative Leitung, professionelles Alltagshandeln), zu den unterschiedlichsten Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit gehören (Gemeinwesenarbeit und Fallarbeit), auf verschiedene Maxime der Sozialen Arbeit hinweisen (beispielsweise soziale Gerechtigkeit, lernende Organisation, ökonomische Effizienz) und aus unterschiedlichen theoretischen Kontexten der Sozialen Arbeit resultieren (vgl. Früchtel et al. 2007a, S.22). Im Folgenden sollen daher das Konzept der Lebensweltorientierung vorgestellt, sowie die Konzepte der Gemeinwesenarbeit, der Organisationsentwicklung und der Neuen Steuerung kurz skizziert werden. Lebensweltorientierung: Geprägt durch den Lebensweltbegriff, u.a. von Alfred Schütz, wurde für die Soziale Arbeit der Ansatz der Lebensweltorientierung von Hans Thiersch entwickelt. Ziel dieses Konzeptes ist die Herstellung von ‘gelingendem Alltag’, durch die Nutzung von professionellen Kompetenzen zur Reorganisation gegebener Lebensverhältnisse. Mit Hilfe der professionellen Unterstützung sollen die Gestaltungsräume der KlientInnen vergrößert, deren Zeit und Raum strukturiert, soziale Beziehungen geordnet, problematisches Alltagshandeln bearbeitet sowie Routinen im Denken und Handeln verflüssigt werden. Zentraler Aspekt der Lebensweltorientierung ist die subjektive Wahrnehmung und Bedeutung der eigenen Lebenswelt (Früchtel et al. 2007a, S.22). Lebensweltorientierte Soziale Arbeit greift dabei auf drei verschiedene Wissenschaftskonzepte zurück: die hermeneutisch-pragmatische Traditionsline, die phänomenologisch-interaktionistische Traditionsline sowie die kritische Alltagstheorie als Tradition (vgl. Thiersch et al. 2005, S.167). Die hermeneutisch-pragmatische Tradition ist vor allem vom Verstehen des Alltags, der Handlungsmuster und der Routinen einzelner KlientInnen geprägt, die durch die individuell interpretierte Welt eines jeden Einzelnen entstehen. Bei der phänomenologisch-interaktionistische Tradition steht die Rekonstruktion von Routinen und Alltagswissen im Vordergrund, um den Alltag in den Dimensionen Raum, Zeit und soziale Bezüge zu strukturieren. Die Alltagstheorie beschäftigt sich hingegen mit dem dialektischen Charakter von Alltag. So kann dieser einerseits eine Entlastung durch Routinehandeln sein, andererseits bleiben aber potentielle Ressourcen dadurch verborgen. Hier gilt es, den Dialekt aufzubrechen und unentdeckte Möglichkeiten aufzuzeigen (vgl. Thiersch et al. 2005, S.167ff). Im Kontext von neuen gesellschaftlichen Entwicklungen (‘reflexive Moderne’, ‘Risikogesellschaft’, ‘neue Anomien’) ist die Gesellschaft geprägt von sozialer Ungleichheit, Individualsierung und Pluralisierung, welche Verunsicherungen in den traditionellen Handlungs- und Deutungsmustern mit sich ziehen. Folglich fallen zum einen die normativen Gerüste zunehmend weg und nimmt zum anderen die Macht des Subjekts zu, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Auch familiäre Strukturen ändern sich, wobei es hier von wesentlicher Bedeutung ist, zu verstehen, was für den Einzelnen der Begriff der Familie überhaupt bedeutet (vgl. Thiersch et al. 2005, S.168f). Weiter lassen sich im Konzept der Lebensweltorientierung sechs unterschiedliche Dimensionen benennen, die als strukturellen Rahmen jeder individuellen Lebenswelt dienen und an denen lebensweltorientierte Soziale Arbeit direkt anknüpfen kann. Als Dimensionen gelten die ‚erfahrene Zeit‘ und der ‚erfahrene Raum‘. Für die Fachkräfte der Sozialen Arbeit bedeutet dies, zeitliche Strukturen aufzuzeigen, Strukturen für neue Optionen zu öffnen als auch die soziale Infrastruktur zu erweitern. Eine weitere Dimension der Lebenswelt stellen die ‚sozialen Beziehungen‘ dar, die durch Netzwerkarbeit aufgebaut oder aktiviert werden sollen. Um die Dimension der ‚alltäglichen Aufgaben‘ besser bewältigen zu können, ist es wichtig, den Tagesablauf zu strukturieren und spezifische Regeln einzuführen. Neben der Dimension ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘, was durch Empowerment gelingen soll, zählen auch die ‚gesellschaftlichen Bedingungen‘ zu den Dimensionen der Lebenswelt. Ziel ist es, die gesellschaftlichen Probleme und Hintergründe zu analysieren und Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe aufzubauen (vgl. Thiersch et al. 2005, S.171ff).
Lisa Aberle, Sozialpädagogin M.A., wurde 1987 in Stuttgart geboren. Ihr Studium an der Hochschule Esslingen im Studiengang Soziale Arbeit B.A. sowie an der Georg-Simon-Ohm Hochschule in Nürnberg im Studiengang Soziale Arbeit M.A. schloss die Autorin 2011 mit dem akademischen Grad Master of Arts erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin praktische Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen mit psychischer Erkrankung und konnte aufgrund eines Praktikums in der Vorstandabteilung einer großen sozialen Organisation Einblicke in die fachliche Diskussion im Kontext der UN-Behindertenrechtskonvention erlangen.
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