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- Schweizergeschichte fürs Volk: Die Darstellung der Schweizergeschichte in den vier Dokufiction-Filmen im Rahmen des Themenmonats „Die Schweizer“ des Schweizer Fernsehens (SRF) im November 2013 und deren Verwendung im Unterricht
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Als im November 2013 das Schweizer Fernsehen den Themenmonat ‘die Schweizer’ startete und die vier publikumswirksamen Dokufiction-Filme über ‘sechs herausragende Persönlichkeiten der Schweizer Geschichte’ ausstrahlte, löste dies eine große mediale Debatte aus. Historiker und Politiker aus allen Lagern kritisierten verschiedene Aspekte der Serie. Diese Studie analysiert zuerst die Möglichkeiten der filmischen Umsetzung von Geschichte, dann beleuchtet sie die Verwendung von Filmen im Unterricht und zeigt deren Vor- und Nachteile auf. Weiterhin zeigt dieses Buch die Bedeutung der Nationalgeschichte für die Schweiz auf, um danach die vier Dokufiction-Filme auf ihre Geschichtsdarstellung zu untersuchen. Zu diesem Zweck erfolgt auch die Darstellung der medialen Debatte, die diese Filme auslösten. Eine Umfrage unter Geschichtslehrpersonen untersucht, wie diese die Filme beurteilen und ob sie sich vorstellen können, die Filme im Unterricht zu verwenden. Eine Empfehlung, zu welchen Themen und auf welche Art und Weise sich die Filme im Unterricht einsetzen lassen, schließt die Studie ab.
Textprobe: Kapitel 2, Filmische Darstellungen von Geschichte: Der Filmregisseur Rainer Wolffhardt gibt als Antwort auf die Frage, ob man Geschichte überhaupt verfilmen kann, ein klares ‘Nein’ zur Antwort. Man kann sich ihr höchstens nähern, indem man sie explizit oder implizit mit einbezieht. Filme können die Geschichte nicht darstellen, aber sie können Geschichten erzählen. Was ist nun aber das Erkennungsmerkmal einer ‘historischen’ Geschichte? Zeigt nicht jeder Film zwangsläufig etwas Vergangenes? Dies ist zweifelsohne so. Was einen Film nun zu einem historischen macht, ist die Darstellung einer Epoche, die sich von der gegenwärtigen unterscheidet oder von Ereignissen, die von historischer Bedeutung sind. Dabei kommt es auf den Blickwinkel an. Eine Dokumentation über die Anschläge auf das World Trade Center in New York im Jahre 2001 ist eine historische, auch wenn uns die dargestellte Zeit noch nicht sehr fremd erscheint. Ein Spielfilm, der dieses Ereignis behandelt, ist ein historischer Spielfilm, wenn die Darstellung des Attentats im Vordergrund steht. Wenn der Zuschauer jedoch in erster Linie an der in den Film eingearbeiteten Liebesgeschichte interessiert ist, dann wird er diesen nicht als historischen Spielfilm empfinden. Es kommt also auf die Perspektive des Filmemachers und des Betrachters an. Jeder Film kann unter historischen Aspekten beleuchtet werden und jeder Film, der explizit eine gewisse vergangene Zeit darstellt, wird das Bild des Zuschauers von dieser prägen. 2.1, Die verschiedenen Genres: Geschichte kann in unterschiedlichen Formen im Film dargestellt werden. Diese unterscheiden sich auf verschiedenen Ebenen: Die Machart des Films, die Botschaft und die Zielgruppe sowie den Anspruch an die historische Genauigkeit der Darstellung. Die Übergänge sind dabei fließend und die Bezeichnungen vielfältig. Nachfolgend werden die drei Hauptkategorien kurz vorgestellt. 2.1.1, Filmdokumente: Als Filmdokumente bezeichnet man Original-Bild- und Tondokumente, die zeitgenössisch entstanden sind. Diese können zufällig oder auch vorbereitet zustande gekommen sein. Sie sind nicht im Nachhinein mit einem Kommentar versehen worden. Filmdokumente sind historische Quellen, die eine Einordnung in den geschichtlichen Kontext benötigen. Filmdokumente stellen den direktesten filmischen Zugang zur Geschichte dar, da sie noch keine Interpretation des Geschehens liefern. Dennoch muss die Intention und die Perspektive des Filmemachers berücksichtigt werden. Filmdokumente kann es dementsprechend nur aus der neueren Geschichte geben, weil früher die technischen Möglichkeiten etwas zu filmen nicht vorhanden waren. Wenn ein Spielfilm oder eine Dokumentation als Quelle zur Untersuchung ihrer Entstehungszeit analysiert wird, dann werden diese auch zu Filmdokumenten. 2.1.2, Dokumentarfilme: Dokumentarfilme beinhalten meist Filmdokumente, zusätzlich aber in der Regel einen gesprochenen Kommentar. Oft kommen dazu noch Aussagen von Zeitzeugen oder Experten. Die Dokumentarfilme können dann auch noch mit Texten, Diagrammen, Skizzen, Karten, Animationen oder szenischen Einspielungen, also von Schauspielern nachgestellten Szenen, ergänzt werden. Dokumentarfilme haben das Ziel, die Ereignisse möglichst faktengetreu wiederzugeben. Sie beinhalten aber immer auch schon eine Interpretation des Dargestellten, die dann vom Konsumenten kritisch hinterfragt werden muss. Das Geschichtsbild der Entstehungszeit eines Dokumentarfilms hat jeweils einen großen Einfluss auf die Darstellungsform der Geschichte in diesem. Eine Untergruppe der Dokumentarfilme stellen die Unterrichtsfilme dar. Diese Dokumentationen sind speziell für den schulischen Kontext produziert und nach didaktischen Aspekten aufgebaut. Im Zentrum der Filme steht der Kommentar, die Bilder dienen dazu, diesen zu illustrieren. Unterrichtsfilme sollten sich ursprünglich deutlich von Spielfilmen unterscheiden und verzichteten deshalb meist darauf, filmische Gestaltungsmittel einzusetzen. Die einzige Aufgabe der Filme war, Sachverhalte korrekt darzustellen. Erst im Laufe der Zeit wurde erkannt, dass mit filmgestalterischen Mitteln die Lernmotivation der Schüler gefördert werden kann. Davon zu unterscheiden ist eine weitere Untergruppe der Dokumentarfilme, die Dokufiction-Filme oder eingedeutscht Dokufiktionen. Diese bestehen aus den gleichen Elementen wie Dokumentarfilme, jedoch ist der Anteil der szenischen Einspielungen weit höher (Reenactment). Diese machen den Kern der Filme aus und die Kommentare, Expertenaussagen und allfällige weitere Elemente wie Karten, Textquellen usw. dienen dazu, die von Schauspielern nachgestellten Ereignisse einzuordnen. Das Nachspielen von historischem Geschehen dient auch als Ersatz für das Fehlen von Filmdokumenten aus länger zurückliegenden Epochen wie z.B. dem Mittelalter. Die Dokufiction-Filme unterscheiden sich aber nicht nur in einer anderen Gewichtung der verwendeten Elemente von Dokumentarfilmen oder Unterrichtsfilmen, sondern auch in ihrem Zielpublikum. So sind sie dafür konzipiert, ein Massenpublikum am Fernsehen zu unterhalten. Solche populären Geschichtsdarstellungen laufen auch unter dem Begriff Histotainment oder allgemeiner unter Infotainment. Der große Erfolg von Formaten dieser Art führt auch zu vielfältiger Kritik. Es wird eine Kommerzialisierung der Geschichtskultur bemängelt. Die Kritiker befürchten, dass die Zuschauerquoten wichtiger sind als die Faktentreue. Außerdem würde bei solchen emotionalisierten Darstellungen ‘das Nachdenken durch Nacherleben und Nachfühlen ersetzt’. Diese Dokufiction-Filme würden den Kampf um die Deutungshoheit der Geschichte mit ihrer publikumswirksamen Aufmachung leicht gewinnen und so das Geschichtsbewusstsein der Gesellschaft nachhaltig prägen. Wenn nun aber ‘falsche’ Geschichtsbilder vermittelt werden, entsteht ein Schaden, der nur schwer wieder zu beheben ist. Wenn eine solche Darstellung in das kollektive Gedächtnis übergeht, dann wird aus den einzelnen Erinnerungen der Zuschauer ein Wahrheitsanspruch. Befürworter solcher populärwissenschaftlicher Darstellungen von Geschichte heben hervor, dass durch diese ein viel größeres Publikum erreicht werden könne und somit ein Interesse für Geschichte auch bei Personen geweckt werde, die sich sonst nicht damit abgeben würden. Dokufiction-Filme haben in ihrer Darstellungsweise eine gewisse Nähe zum Spielfilm, sind aber in der Herstellung weniger aufwändig, da nur einzelne Szenen nachgespielt werden. Im Gegensatz zu historischen Spielfilmen wird die gezeigte Geschichte auch kommentiert und eingeordnet. Dokufiction-Filme haben grundsätzlich von sich den Anspruch, historische Fakten korrekt darzustellen. Wenn aber durch Reenactement Historisches dargestellt wird, gibt es immer Bereiche, für diese es keine Informationen aus der Geschichtswissenschaft gibt. Diese Lücken müssen von den Filmemachern gefüllt werden. Eine solche Darstellung kann also nie vollumfänglich historisch korrekt sein. Ganz abgesehen davon, dass ein Film nie Realität oder Wirklichkeit darstellen kann. Besonders großen Erfolg haben in letzter Zeit Dokufiction-Serien, die sich mit Nationalgeschichte befassen. So entstand zum Beispiel in Deutschland im Auftrag des ZDF in den Jahren 2008 bis 2010 die 20-teilige Serie ‘Die Deutschen’ und in Großbritannien produzierte Sky Atlantic 2012 ‘The British’. In diese Reihe gesellte sich 2013 nun auch das Schweizer Fernsehen SRF mit seiner Serie ‘Die Schweizer’. 2.1.3, Spielfilme: Spielfilme mit historischen Inhalten sind ein weites Feld. Wenn man sich am fließenden Übergang zwischen historischen Dokumentationen und Spielfilmen entlang bewegt, dann kommt man nach den Dokufiction-Filmen als erstes zu den dokumentarischen Spielfilmen. Diese sind ganzheitlich dramaturgisch inszeniert und enthalten keinen einordnenden Kommentar. Sie orientieren sich aber wie Dokumentationen an historischer Korrektheit. Im Vordergrund stehen bei diesen Produktionen die historischen Ereignisse und Persönlichkeiten. Davon abzugrenzen sind Spielfilme mit historischen Inhalten. Diese gehen mit den geschichtlichen Fakten freier um, ihr Hauptziel ist, eine spannende Geschichte zu erzählen. Die Grenze zwischen diesen Arten von Spielfilmen ist oft nur schwer zu ziehen. Der Zuschauer kann dies oft nicht, da er die gezeigten Fakten nicht kennt und die Intention der Filmemacher meist nur schwer einschätzen kann. Weiter gibt es auch Spielfilme, die in einem historischen Setting spielen, aber frei erfundene Geschichten erzählen. Dazu werden oft historisch belegte Figuren verwendet, diese aber eingesetzt, ohne sich um historische Fakten zu kümmern. In einem entfernteren Sinne historische Inhalte haben zum Beispiel auch Fantasy-Filme, die in einer mit mittelalterlichen Symbolen durchdrungenen Fantasiewelt spielen. 2.2, Die Frage der Authentizität: Historiker neigen dazu, historische Spielfilme wegen Ungenauigkeiten zu kritisieren. Dabei muss man berücksichtigen, dass die Filmemacher zu jedem Detail der Ausstattung ihrer historischen Welt Stellung nehmen müssen, was geradezu zu Ungenauigkeiten führen muss. Oft ist vieles nicht genau rekonstruierbar, so dass man einfach kritisieren kann, dass es nicht so wie im Film gewesen ist, aber wie es wirklich war, weiß niemand genau. Dazu kommt, dass eine historisch genaue Rekonstruktion noch keinen guten Spielfilm macht. Epochen wie zum Beispiel das Mittelalter, über die vieles nicht genau bekannt ist, bieten den Filmemachern auch eine gewisse Freiheit in der Darstellung. So kann man zum Beispiel mit einer Figur wie Robin Hood oder auch Werner Stauffacher machen, was man will, weil es keine genauen historischen Quellen gibt, trotzdem wird die Figur immer in einen historischen Kontext gestellt. Wenn ein historischer Film sich Mühe gibt, bei der Ausstattung und den historischen Ereignissen genau zu sein, so bleibt seine Authentizität dennoch eingeschränkt. Dies fängt an bei der Sprache, die ja in den allermeisten Filmen eine moderne ist, und geht weiter über den Körper der Schauspieler, sein Habitus, seine Mimik und Gestik bis zu den Gefühlen, die sich nicht so einfach rekonstruieren lassen. Die Ausstattung, die Schauspieler und die behandelten Themen werden trotz allen Bemühungen immer etwas Gegenwärtiges an sich haben. Zum Beispiel wird für die in vielen historischen Spielfilmen vorkommenden komödiantischen Einschübe immer zeitgenössischer Humor verwendet. Diese Analyse gilt auch für die in Dokumentationen und vor allem auch in Dokufiction-Filmen vorkommenden schauspielerischen Sequenzen. Der Film als modernes Darstellungsmittel verkörpert die fundamentale Differenz zu dem Dargestellten. Die meisten Filme versuchen dies zu überbrücken, indem sie den Zuschauer in die Handlung und die historische Welt hineinziehen. Es besteht ein Kontrakt mit dem Zuschauer, sich auf diese Illusion einzulassen, weil der Film sonst nicht funktioniert. Je weiter die gezeigte Epoche von uns zeitlich entfernt ist und je weniger man über diese weiß, desto größer ist die Distanz, die zu überbrücken gilt. Dies gilt insbesondere auch für Darstellungen des Mittelalters, wie es auch die beiden ersten Folgen der Serie ‘Die Schweizer’ sind. Damit das Mittelalter im Film für das Publikum als authentisch wahrgenommen wird, muss es die Erwartungen des Publikums betreffend, wie das Mittelalter war, erfüllen. Es müssen die richtigen Bezüge hergestellt werden, dabei müssen diese nicht der gezeigten Epoche entsprechen. Das Mittelalterbild der Zuschauer wurde von den vorhergehenden Filmen geprägt, also orientieren sich die Erwartungen an dem. Wenn ein Element genug oft in verschiedenen Filmen wiederholt wird, wird es von den Zuschauern als authentisch wahrgenommen. So ist zum Beispiel der Schwertkampf in neueren Mittelalterfilmen meistens an die fernöstliche Kampfkunst angelehnt. Dies hat sich durch die vielen Fantasy-Filme etabliert und wird nun als authentisch für das europäische Mittelalter wahrgenommen. Auch beeinflusst die fortschreitende Darstellungstechnik das Mittelalterbild. So kann man feststellen, dass die Armeen in den mittelalterlichen Schlachten immer größer werden. Mit verschiedenen erzähltechnischen Mitteln versuchen die Filmemacher die Authentizitätsillusion ihrer Filme aufrecht zu erhalten. Beliebt ist das Verwenden von Erzählerfiguren, die das Geschehene als selbst erlebt darstellen. Auch wird oft Bezug auf historische Ereignisse oder Personen genommen. Sehr oft kommt am Anfang des Films ein Text, der die historische Situation erklärt. Das Verwenden von geschriebenen Texten wie Briefe und Urkunden unterstreicht auch die historische Dimension eines Filmes. Da die Zuschauer meistens nicht genau über die behandelte Epoche Bescheid wissen, kommt es dazu, dass sie ihre Lücken mit den Informationen aus dem Film füllen, obwohl diese historisch nicht verbürgt, nicht vorhanden oder auch schlicht falsch sind. Somit können fiktive Filmgeschichten in den Köpfen der Zuschauer zur historischen Realität werden. 2.4, Der Einfluss von Filmen auf das aktuelle Geschichtsbild: Das Geschichtsbewusstsein leitet sich aus den Geschichtsbildern ab. Bildhafte Darstellungen stehen am Anfang des Lernens. Diese sind prägend und gegen ihre Wirkungskraft kommt Denken und angelerntes Wissen oft nicht an. Ältere Schulbücher glichen einem Bildband, worin die Geschichte anhand von einzelnen wichtigen Bildern erzählt wurde, und diese so das Geschichtsbild prägten. Die Bilder sind das, was in Erinnerung bleibt und überlagern den dazugehörigen Text. Wenn also ein Bild des Rütlischwurs im Geschichtsbuch prominent gezeigt wird und daneben steht, das man nicht genau sagen kann, wie und ob sich dieses Ereignis zugetragen hat, dann wird das Bild sich den Schülern einprägen, trotz dem widersprechenden Text. Die Auswahl der gezeigten Bilder muss also gut durchdacht und begleitet werden. Noch stärker wirkt das bewegte Bild. Filme prägen das Geschichtsbewusstsein der Jugendlichen in hohem Maße. Die meisten Filme mit historischen Inhalten, die sie sehen, sind Spielfilme und werden außerhalb der Schule konsumiert. Aber auch an historischen Dokumentationen und Dokufiction-Filmen gibt es ein breites Angebot am Fernsehen und im Internet, von dem jederzeit Gebrauch gemacht werden kann. Die von Filmen geschaffenen ‘Bilder und atmosphärischen Eindrücke [prägen sich] so unwiderstehlich ein, dass sie bei einem Großteil der Betrachter alle anderen Informationsquellen überlagern und zur Wirklichkeit werden’. Wenn man sich die Lebensumstände vergangener Epochen vorstellen muss, greifen viele auf die Bilder aus Spielfilmen zurück, die in dieser Zeit spielen. Historische Spielfilme und natürlich auch Dokumentationen und Dokufiction-Filme haben einen ‘elementaren Einfluss auf die Geschichtsbilder [ihrer] Rezipienten’. Mit einer Studie an deutschen Geschichtsstudierenden konnte belegt werden, dass deren Geschichtsbilder zum Thema Reformation oft durch den Spielfilm Luther (2003) beeinflusst waren. Auch wenn sich die Studierenden durchaus bewusst waren, das ein kritischer Zugang zu historischen Spielfilmen nötig ist. Da die Überprüfung der historisch korrekten Darstellung von Ereignissen in Filmen eine aufwendige Arbeit ist, wird dies meistens unterlassen. Die einprägsamen Bilder der Filme füllen so die Lücken in Bereichen, in denen man keines oder nur wenig Vorwissen hat. Bei historischen Filmen ist auch immer zu beachten, dass diese oft aus einem anderen Kulturkreis stammen, meistens aus dem amerikanischen. Für Amerikaner ist der Zugang zu geschichtlichen Epochen wie dem Mittelalter, die sich in der dargestellten Form auf ihrem Kontinent nicht zugetragen haben, ein ganz anderer. Es gibt dort keine Kirchen, Burgruinen, Traditionen oder sonstige Relikte aus dieser Zeit, die uns immer daran erinnern, dass dies eine reale Epoche war. Dies führt dazu, das bei uns in Europa der Anspruch, möglichst genau diese Geschichte darzustellen, viel ausgeprägter ist. In Amerika ist eine vertiefte Beschäftigung mit dem Mittelalter, sowohl in der Schule wie auch in der Gesellschaft, weniger angesagt, weil es nicht die eigene Geschichte betrifft. Wenn nun aber das Mittelalterbild, das durch amerikanische Filme vermittelt wird, das Mittelalterbild der Europäer mitprägt, dann muss dies kritisch beleuchtet werden. Die Macht der Filme sieht man auch daran, dass sie durch ihre große Verbreitung nicht nur das Geschichtsbild prägen, sondern auch gesellschaftliche Konventionen. So werden bei uns zum Beispiel die Hochzeitszeremonien immer mehr dem durch Filme transportierten amerikanischen Vorbild angepasst.
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