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Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2008
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Abb.: 23
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Dieses Buch hat zum Ziel, eine Arbeits- und Diskussionsgrundlage für Schule im Allgemeinen und für die untersuchte Schule im Besonderen zu schaffen. Sie soll als Grundlage dienen einen Thematisierungs- und Problematisierungsprozess vor allem in der Praxis aber auch auf wissenschaftlicher und politischer Ebene anzustoßen. Entgegen einer reaktiven Intervention wird ein eher präventiver Interventionsansatz verfolgt und angestoßen. Dies soll durch die Sichtbarmachung, Aufarbeitung und Thematisierung erreicht werden. Die zentralen Ergebnisse und Erkenntnisse werden durch eine quantitative Untersuchung herausgestellt. Es wird dabei untersucht inwieweit die Intensität Schulabsentismus an der untersuchten Schule eine Rolle spielt und wie verschiedene Bedingungsfaktoren (Geschlecht, Alter, verschiedene Schulklassen, der Aspekt Migrationshintergrund) mit dem Phänomen Schulabsentismus in Zusammenhang stehen. Durch eine qualitative Erhebung wird zusätzlich ermittelt und erfasst wie verschiedene schulische Bedingungsfaktoren (das Schul- und Klassenklima, das Lehrerverhalten und die Eltern- Lehrer- Interaktion) sowie Faktoren im Primärmilieu (Einstellung der Eltern zu Schule und die Lebensverhältnisse) von SchulabsentistInnen erlebt und interpretiert werden. Es sollen dadurch positive als auch negative Gesichtspunkte und Tendenzen herausgestellt werden. Im ersten Teil dieser Arbeit werden bereits gesicherte empirische Erkenntnisse und theoretische Zusammenhänge bezogen auf das Phänomen Schulabsentismus dargestellt. Danach folgt eine Aufführung und Beschreibung verschiedener nationaler und internationaler Studien zum Schulabsentismus. Dadurch wird zum Einen ein Einblick in das Forschungsfeld und über den Forschungsstand gegeben und zum Anderen werden somit die verschiedenen methodischen Vor- und Herangehensweisen und Zielsetzungen von unterschiedlichen empirischen Studien zum Schulabsentismus dargestellt. Im Anschluss daran werden Bedingungsfaktoren beschrieben, welche von Ricking formuliert wurden. Dabei handelt es sich um Ergebnisse aus einer Meta-Analyse zum Phänomen Schulabsentismus. Dadurch wird ein umfassender theoretischer Ein- und Überblick zu bestehenden theoretischen Kenntnissen und Annahmen zum Thema Schulabsentismus gegeben und ermöglicht. Der zweite Teil dieser Arbeit besteht aus einer eigenständigen empirischen Untersuchung. Es wird zunächst das Forschungsfeld beschrieben und daran schließt das Forschungsdesign sowie eine Beschreibung der angewendeten Methoden an. Nach der Beschreibung der Gruppe der Untersuchungsgruppe folgen die Präsentation sowie Interpretation der umfassenden und zentralen Ergebnisse und Erkenntnisse aus den quantitativen und qualitativen Untersuchungen. Die Schlussfolgerungen für die Forschung und die Praxis bilden den Abschluss dieser Arbeit.
Kapitel 1.2 Sozialraum Der Sozialraum der Schule ist aufgeteilt in die drei Stadtteile Mettingen, Brühl und Weil bei genauerer Betrachtung sind es allerdings vier Bereiche. Mettingen besteht einerseits aus Altmettingen um den alten Ortskern herum, anderseits aus Neumettingen. In Altmettingen gibt es viel Einzelhandel, und das Wohngebiet ist geprägt durch den Weinbau. Brennpunkte befinden sich u.a. in der Alten Schifffahrt, der Cannstatter Straße und der Obertürkheimer Straße. Altmettingen und Neumettingen sind durch die Bahntrasse getrennt und durch Unterführungen erreichbar. Die Wohnblocks in Neumettingen sind eingeschlossen von einem Gewerbebereich und der Gießerei von Daimler-Chrysler. Einzelhandel ist dort nicht vorhanden. In Alt- und Neumettingen leben 4.725 Menschen. Davon besitzen 31,3% eine ausländische Staatsbürgerschaft. Brühl befindet sich in einer Insellage, da es einerseits von Neckar und B 10 sowie dem großen Daimler-Chrysler-Areal mit entsprechend vielen Parkplätzen und andererseits von einem Gewerbebereich eingeschlossen ist. Dazwischen liegen eine kleine ehemalige Arbeiterwohnsiedlung und mehrere Hochhäuser mit 804 BewohnerInnen. Von diesen besitzen 61,6% eine ausländische Staatsbürgerschaft. Auch hier gibt es keinen Einzelhandel. Der Ortsteil Weil besteht aus Einfamilienhäusern, einem Hochhaus, Sozialwohnungen, einem Asylbewerberheim, und einem ehemaligen Schlössle . Die Einwohnerzahl beträgt 1.042, davon sind 27,5% mit ausländischer Staatsbürgerschaft. Geographisch sind die Stadtteile durch drei schwer zu überbrückende Verkehrswege voneinander getrennt. Neben den geographischen Gegebenheiten und den ungünstigen Verkehrsverbindungen (sowie dem täglichen Verkehrslärm von 75.000 Fahrzeugen auf der B 10) ist die jeweilige Sozialstruktur geprägt durch die historischen Unterschiede: ( Königliches Gestüt Weil neben Baumwollspinnerei Brühl), die soziologischen Unterschiede (Einfamilienhäuser, traditionell gewachsene Beziehungs- und Verwandtschaftsverhältnisse versus verdichtete Bauweise in Wohnblocks mit nur vergleichsweise temporär ausgebildeten Beziehungsverhältnissen) und infrastrukturelle Verschiedenheiten (was Einzelhandel, Gewerbe, Institutionen und Vereine betrifft). Die Industrialisierung brachte in Mettingen und Brühl im vergangenen Jahrhundert einerseits viele Arbeitsplätze, aber andererseits gewaltige Umweltprobleme durchAbgase, Geruch, Lärm, Berufsverkehr sowie auch soziale Probleme in diese Stadtteile. Der Anteil ausländischer Mitbürger in den Stadtteilen liegt bei 34,4%. Dies prägt das Gemeinwesen im Allgemeinen und die Schule im Besonderen. Denn Wohngebiete, in denen viele Ausländer leben, sind stärker von Arbeitslosigkeit und Einkommensarmut betroffen . Im Bereich des Asylbewerberheims in der Obertürkheimerstraße (ca. 120 Personen, davon 80 Kinder) und der Unterkunft in Weil (ca. 40 Personen) entstehen soziale Brennpunkte, die durch die angrenzenden Unterkünfte für ehemals Obdachlose und Zwangsgeräumte noch verstärkt werden. Hier liegt ein starker Integrationsbedarf vor, dem ein teilweise geringer Kontaktwunsch zur Gemeinde gegenüber steht. Erschwerend kommt noch hinzu, dass der Erhalt eines wohnlichen Umfeldes stark vernachlässigt wird. Mettingen- Brühl- Weil haben mit ca. 18% den höchsten Anteil an Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Der Anteil der arbeitslosen Jugendlichen an der Gesamtzahl der Arbeitslosen steht mit ca. 18% an zweithöchster Stelle. Es zeigt sich, dass die Jugendarbeitslosigkeit dort zunimmt, wo besonders viele Jugendliche leben und zugleich die Dichte sozialer Risiken hoch ist (wie ausländische Herkunft oder niedrige Einkommen). Mit Blick auf den Sozialraum der Kinder ist zu konstatieren, dass die Bedarfsdeckung an Kinderspielplätzen, die als altersgerechte Spielräume den Verlust von öffentlichen bespielbaren Räumen für Kinder kompensieren müssen, Mettingen- Brühl- Weil mit ca. 20% an zweitletzter Stelle stehen. Ergänzt man die erwähnten Aspekte mit den Sozialdaten der Kommunalstatistik (Anzahl der Sozialhilfeempfänger, der Wohngeldbezieher, der Arbeitslosen, der Alleinerziehenden, dem Faktor der Wohnungsbelegung etc.) so ergeben sich daraus eindeutige Indikatoren für eine soziale Brennpunktlage . Die Auswirkungen für das Gemeinwesen im Allgemeinen und die Schule im Besonderen sind signifikant. Ein klarer verlässlicher äußerer Rahmen (eigener fester Arbeitsplatz für die Hausaufgaben, klare Tagesstruktur, eindeutige Regeln) und ein verbindlicher innerer Rahmen (Beziehungsqualität der Eltern-Kind-Beziehung: Anerkennung, emotionale Verlässlichkeit, Grenzziehung u.ä.) sind leider nicht immer in dem Maße vorhanden, wie es eine gedeihliche Persönlichkeitsbildung der SchülerInnen erfordern würde.
Tobias Maucher, M.A. Soziale Arbeit,Studium an der Fachhochschule Esslingen, Diplomstudiengang Schwerpunkt Sozialpädagogik und Masterstudiengang Schwerpunkt Bildung und Lehre. Seit 2008 Sozialarbeiter bei der Mobile Jugendarbeit in Stuttgart Bad Cannstatt.
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