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- Salutogenese – Gesundheitsförderung für alle: Kann die körperliche Fitness von Kindern und Jugendlichen nachhaltig verbessert werden?
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Entwicklung der körperlichen Fitness von Kindern und Jugendlichen nimmt stetig ab. Für diesen negativen Trend sind verschiedene Faktoren verantwortlich, welchen unsere junge Generation entgegenwirken sollte. Doch wie soll es in der heutigen Zeit gelingen, positiven Einfluss auf das körperliche und seelische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen zu nehmen? Welche Unterstützung kann dabei vor allem die Schule leisten? Die vorliegende Studie verdeutlicht die Entwicklung der motorischen Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen, nennt Ursachen und versucht auf der Grundlage einer salutogenetischen Gesundheitsförderung aufzuzeigen, wie Sporttreiben als Schutzfaktor dienen kann, um motorische Leistungsfähigkeit positiv zu beeinflussen.
Kapitel 3.3, Das Salutogense-Modell von Aaron Antonovsky: Um den Zusammenhang und die Entstehung von Gesundheit bzw. Krankheit zu erklären, finden in der Gesundheits- und in der Sportwissenschaft verschiedene Modelle der Gesundheitsförderung Anwendung. Beispielsweise erhält das Salutogenese-Modell von Antonovsky (1997) jede Menge Zuspruch, da es sich von der pathogenetischen Sichtweise abwendet und verschiedene Modellvorstellungen integriert. Bei den naturwissenschaftlich-medizinischen Modellen, wie z.B. dem Risikofaktoren-Modell, steht die Frage nach der Entstehung von Krankheit im Mittelpunkt (Pathogenese) und es gilt riskante Verhaltensweisen zu vermeiden. Der salutogenetische Ansatz beschäftigt sich hingegen mit der Frage, wie Gesundheit entsteht und wie ein Mensch trotz ungünstiger Lebensumstände gesund bleibt. Diese Fragestellung wurde von Antonovsky (1997) geprägt, der in einer Befragung herausfand, dass viele ehemalige Juden mit Hilfe von bestimmten Schutzfaktoren den Aufenthalt in einem Konzentrationslager überlebt hatten und denen eine gute psychische sowie physische Gesundheit zugesprochen wurde. Im Gegensatz zur Pathogenese hinterfragt die salutogenetische Orientierung die Geschichte und die Lebensumstände einer Person, strebt nach einem tiefergehenden Verständnis vom menschlichem Leben und versucht die individuellen Stärken des Einzelnen zu entdecken. Allerdings spricht sich Antonovsky (1997) nicht dafür aus, sich von der pathogenetischen Orientierung abzuwenden, da sie beispielsweise wertvolle Arbeit im Bereich der Prävention und Therapie für die Krebsforschung geleistet hat. Er spricht sich eher dafür aus die beiden Orientierungen als komplementär zu betrachten (Antonovsky, S. 30). Die erwähnte Vorgehensweise des salutogenetischen Ansatzes liefert die Basis für das Erreichen einer günstigen Position auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum . 3.3.1, Gesundheits-Krankheits-Kontinuum: Antonovsky (1997) verdeutlicht in seinem Ansatz, dass Gesundheit und Krankheit im Zusammenhang stehen und sich nicht gegenseitig ausschließen. Sie bilden vielmehr zwei entgegengesetzte Pole auf einem so genannten Gesundheits-Krankheits-Kontinuum. Demnach ist ein Mensch mehr oder weniger gesund bzw. mehr oder weniger krank (Dordel, 2003, S. 47), er kann nicht vollständig gesund sein, da kranke Zustände [...] immerzu auch von gesunden Zuständen begleitet [sind] (Vollmuth, 2001, S. 79). Die Lage einer Person auf diesem Kontinuum wird durch die Wechselwirkung von Risikofaktoren (Stressoren) und Schutzfaktoren (generalisierte Widerstandsquellen) bestimmt. Mit Hilfe des Salutogenese-Modells sollen u.a. die Schutzfaktoren aufgespürt werden, die eine Entwicklung zum gesunden Pol des Kontinuums begünstigen. 3.3.2, Generalisierte Widerstandsquellen (Schutzfaktoren): Die generalisierten Widerstandsquellen gelten als wesentliche Elemente für die Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Gesundheit. Ihre Hauptaufgabe liegt in der Bewältigung der Spannungszustände, welche von den Risikofaktoren erzeugt werden. Antonovsky (1997) unterscheidet dabei sowohl interne als auch externe Schutzfaktoren. Neben den ökonomischen Faktoren, wie z.B. Wohn- und Arbeitsbedingungen oder der Ausstattung mit Kleidung, sind noch folgende externe Schutzfaktoren gesundheitsrelevant: Kulturelle und gesellschaftliche Bezüge, wie z.B. Religionszugehörigkeit oder gesellschaftliche Normen gelten neben der Unterstützung durch sozialen Rückhalt ebenfalls als signifikante Schutzfaktoren für die Gesundheit (vgl. Opper, 1998, S. 118-119). Bei der Bewältigung von Spannungszuständen können auch interne Schutzfaktoren aktiviert werden. Zum einen werden physische Schutzfaktoren wirksam, wie z.B. ein intaktes Immunsystem oder die körperliche Fitness, welche es dem Organismus ermöglichen sich an die gegebenen Anforderungen anzupassen um so gesund und widerstandsfähig zu bleiben. Damit dieser Anpassungsprozess gewährleistet werden kann, bedarf es der Förderung folgender physischer Gesundheitsressourcen: Förderung von Ausdauerfähigkeit, Kraftfähigkeit, Dehnfähigkeit, Koordinationsfähigkeit sowie Entspannungsfähigkeit (Brehm & Bös, 2004, S. 15). Zum anderen nehmen auch psychische Schutzfaktoren Einfluss auf Spannungszustände, indem z.B. individuelle Bewältigungsstrategien entwickelt werden, um mit Stressoren angemessen umgehen zu können. Sowohl kognitive Faktoren, wie z.B. Intelligenz, Wissen und Ich-Identität als auch eine gute Portion Optimismus sowie der Glaube an sich selbst erhöhen die Belastungsfähigkeit und ermöglichen infolgedessen die Förderung der Gesundheit. Die genannten internen und externen Schutzfaktoren stehen mit den Risikofaktoren in einem Wechselverhältnis und die erfolgreiche Einflussnahme auf die von den Risikofaktoren ausgelösten Spannungszustände hängt davon ab, ob einer Person Schutzfaktoren zur Verfügung stehen und inwieweit sie diese passend zum Einsatz bringt. 3.3.3 , Stressoren (Risikofaktoren): Der Ablauf der Salutogenese wird durch das Auftreten von Stressoren gestört, die die Ressourcen des Einzelnen angreifen und den Organismus zerstören. Die Menschen sind in ihrer Lebenswelt ständig Stressoren ausgesetzt. Diese sind allgegenwärtig und erzeugen Spannungszustände, welche bei erfolgreicher bzw. erfolgloser Bewältigungshandlung seitens der generalisierten Widerstandsquellen sich entweder auflösen (Nicht-Stressor) oder sich in Stress umwandeln, der den Gesundheitszustand des Menschen beeinträchtigt. Nach Antonovsky (1997) können die Stressoren in physikalischer und biochemischer Form auftreten und werden exogen (außerhalb des Organismus) wirksam, beispielsweise als Krankheitserreger, in Form von Umweltbelastung oder Lärmbelästigung. Des Weiteren existieren psycho-soziale Stressoren, wie z.B. Ängste, Probleme mit Freunden und Familie oder fehlendes Selbstbewusstsein, welche endogen (im Körperinnern) tätig werden (vgl. S. 201 Opper, 1998, S. 116-117). Darüber hinaus macht Antonovsky (1997) noch Organschwächen und diverse gesundheitliche Risiken, wie z.B. Rauchen, Bewegungsmangel oder Übergewicht, für das Entstehen von Spannungszuständen verantwortlich. Stressoren können jedoch auch in einem gewissen Maße gesundheitsfördernd sein. Dies ist jedoch abhängig von dem Charakter des Stressors und dem Beseitigen des Spannungszustands. Sobald jemand in einer bestimmten Situation (z.B. Führerscheinprüfung) vielen Stressoren (beispielsweise Angstzuständen, Selbstzweifel, unfairer Prüfer etc.) ausgesetzt ist und er diese beispielsweise durch ein hohes Maß an sozialer Unterstützung beseitigen kann, wird seine Belastungs- und Widerstandsfähigkeit gestärkt, was sich wiederum positiv auf seine Gesundheit auswirkt. Die Position auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum und die Bewertung der Art des Stressors hängt von einem weiteren Element des Salutogenese-Modells ab: dem Kohärenzgefühl. 3.3.4, Das Kohärenzgefühl: Das Kohärenzgefühl bildet das Herzstück des Salutogenese-Modells. Es wird durch die individuellen Lebenserfahrungen geprägt, welche wiederum von den Schutzfaktoren bestimmt werden und steht mit den Widerstandsquellen in einem Wechselverhältnis. Das Kohärenzgefühl wird durch die Schutzfaktoren gestärkt und ein starkes Kohärenzgefühl ermöglicht gleichzeitig die Aktivierung der generalisierten Widerstandsquellen. Des Weiteren definiert das Kohärenzgefühl die auftretenden Stimuli als Stressoren bzw. Nicht-Stressoren und bewertet die Art des Stressors als bedrohlich bzw. günstig für das Wohlbefinden. Dieser Bewertungsprozess hängt nach Einschätzung von Antonovsky (1997) stark von dem Ausprägungsgrad des Kohärenzgefühls ab. Personen mit einem starken Kohärenzgefühl können Stimuli eher als Nicht-Stressoren bewerten bzw. können bereits entstandene Spannungszustände auflösen und die Stressoren in Nicht-Stressoren umdefinieren. Dabei wird das Problem als Herausforderung angesehen und durch den richtigen Einsatz angemessener Schutzfaktoren wird die Gesundheit gestärkt. Ist das Kohärenzgefühl hingegen schwach ausgeprägt, werden Probleme eher als Bedrohung wahrgenommen und ein Spannungszustand entsteht, der nicht erfolgreich bewältigt werden kann. Folglich entsteht Stress, welcher die Gesundheit negativ beeinflusst. Ein starkes Kohärenzgefühl spiegelt sich in einem hohen Ausprägungsgrad von Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Bedeutsamkeit wieder. Diese drei Aspekte bilden die zentralen Komponenten des Kohärenzgefühls, welches als durchdringendes, andauerndes und dennoch dynamisches Gefühl des Vertrauens (Antonovsky, S. 36) verstanden wird. Sie lassen sich theoretisch voneinander unterscheiden, sind aber praktisch untrennbar miteinander verbunden. 3.3.4.1, Verstehbarkeit: Verstehbarkeit meint, dass die verschiedenen Reize die einem im Leben begegnen, als vorhersagbar und strukturiert wahrgenommen werden. Sie enthalten Informationen und lassen sich einordnen und klären. 3.3.4.2, Handhabbarkeit: Eine Person vertraut darauf, dass sie genügend Schutzfaktoren besitzt und dass sie aus der Vielzahl dieser zur Verfügung stehenden Ressourcen die adäquatesten auswählt, um den Anforderungen der jeweiligen Stimuli gerecht zu werden. 3.3.4.3, Bedeutsamkeit: Die dritte Komponente Bedeutsamkeit ist für Antonovsky (1997) die Wichtigste, da ohne sie die beiden anderen Elemente wahrscheinlich von kurzer Dauer [wären] (Antonovsky, S. 38). Bedeutsamkeit vermittelt einem das Gefühl, dass es sich lohnt den Problemen und Schwierigkeiten im Leben zu begegnen. Die einzelnen Lebensbereiche werden als emotional sinnvoll erfahren und man nimmt Anforderungen als Herausforderungen an, die es wert sind, sich für sie engagiert einzusetzen und etwas in sie zu investieren. Sowohl die angenehmen als auch die unangenehmen Erfahrungen im Leben werden als bedeutsam angesehen und man ist motiviert genug, sich mit ihnen auseinanderzusetzen (vgl. S. 35-36). 3.3.5, Zusammenfassung: 1. Das Salutogenese-Modell wendet sich im Gegensatz zur pathogenetischen Orientierung der Frage zu: Wie bleiben Menschen trotz widriger Umstände gesund? Antonovsky (1997) sieht in der Entwicklung und Stärkung der internen und externen Schutzfaktoren ein wesentliches Kriterium für sein Konzept. Die Schutzfaktoren sollen präventiv wirken, indem sie die Spannungszustände, welche von den endogenen und exogenen Stressoren ausgelöst werden, bewältigen. Bei positiver Einflussnahme kann eine gesundheitsgefährdende Auswirkung auf den Organismus vermieden werden und eine günstigere Position auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum ist die Folge. Fällt die Einflussnahme hingegen negativ aus, so wandeln sich die Spannungszustände in Stress um und die Gesundheit wird beeinträchtigt. Widerstandsquellen mit hoher Intensität, die Spannungen erfolgreich auflösen, stärken gleichzeitig das Kohärenzgefühl. Das Kohärenzgefühl bildet das Zentrum des Salutogenese-Modells und der Ausprägungsgrad dieses Gefühls bestimmt die Lebensweise einer Person. Ist das Kohärenzgefühl stark ausgeprägt, dann sieht man die Welt voller Chancen und Herausforderungen. Die alltäglichen Belastungen werden als geordnet bzw. vorhersagbar wahrgenommen und auch unglückselige Dinge werden verstanden und können erklärt werden. Kritische Lebensereignisse werden angenommen, da man davon überzeugt ist, dass man die angemessenen Schutzfaktoren besitzt und diese auch sinnvoll und motiviert einsetzen kann. Personen mit einem starken Kohärenzgefühl haben darüber hinaus großes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und sie sehen ihr individuelles Leben und Handeln als sinnvoll an. Im Vergleich dazu erfahren Personen mit einem schwach ausgeprägten Kohärenzgefühl Stressoren als große Probleme und Belastungen. Sie sehen sich als Pechvögel , denen im Leben immer wieder unglückselige Ereignisse passieren werden, gegen die sie nicht gewappnet sind und welche sie als Last empfinden. Diese Personen meinen, dass das Leben sie ungerecht behandelt und die gestellten Anforderungen und Stressoren haben für sie chaotischen sowie unerklärlichen Charakter.
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