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- Rollentausch in der dualen Berufsausbildung: Was Ausbilder/-innen von ihren Lehrlingen lernen
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Abb.: 20
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Jugendlichen werden häufig unzureichende Qualifikationen für einen erfolgreichen Berufseinstieg attestiert. Doch sie besitzen Wissen, welches in Bewerbungsgesprächen verborgen bleibt. Diese Studie beleuchtet dieses Wissen und gibt Antworten auf die Frage ‘Was lernen Ausbilder/innen von ihren Lehrlingen am Arbeitsplatz im Rahmen der dualen Berufsausbildung?’ Einleitend werden Konzepte zum Lernen von Jugendlichen vorgestellt. Neben einem Abriss über die Berufsausbildung in Österreich bilden Ausführungen zum Wissensmanagement, zur Rollentheorie und zum Generationenkonflikt das theoretische Fundament. Die Inhaltsanalyse von Interviews mit Ausbildern/Ausbilderinnen und ihren Lehrlingen resultiert in 16 Lernfeldern. Lernen von den Lehrlingen findet statt, sie generieren neues Wissen meist über Externalisierung ihres impliziten Wissens. Ausbilder/innen lernen überwiegend nachhaltig und erreichen mittlere Kompetenzniveaus. Die Ergebnisse zeigen, dass Ausbilder/innen von ihren Lehrlingen profitieren und die Jugendlichen einen wichtigen Beitrag zur Verjüngung des Wissens im Unternehmen leisten.
Textprobe: Kapitel 2.5, Veränderungen im Zeitablauf: 2.5.1, Gesellschaft und Wirtschaft im Wandel: Die heutige Gesellschaft ist von Vielfalt geprägt. Familienformen mit Vater-Mutter-Kind/er-Schema werden aufgeweicht, die Anzahl der Singles steigt und die Grenzen zwischen den Generationen verschwimmen immer mehr (Böhnisch, 2007, S. 72). Gleichzeitig lässt sich eine Abnahme des Wertes von erfahrungsbezogenem oder tradiertem Wissen im Vergleich zum theoretisch-wissenschaftlichen Wissen beobachten (Hillmann, 2007, S. 275). Für die Berufs- und Arbeitswelt bedeutet dies, dass das Lebensalter als Kriterium für die Verteilung von Macht und Autorität auf bestimmte Mitglieder der Gesellschaft nicht mehr tauglich ist. Da junge Menschen heutzutage vieles beherrschen, was ältere sich nicht einmal im Traum ausmalen können, relativieren sich die vermeintlichen Erfahrungsvorsprünge der Erwachsenen stark (Böhnisch, S. 73). In Bezug auf die Wirtschaft ist gar von einem neuen Sozialkontrakt die Rede. Durch den Wandel von der Industrie- zur Wissensgesellschaft suchen Unternehmen anstelle der Arbeitskraft vermehrt ‘Arbeitsintelligenzen’. Darunter versteht man Personen, die mitdenken und dem Unternehmen neben ihrer Arbeitskraft auch ihr Wissen, ihre Intelligenz und ihre Lernfähigkeit zur Verfügung stellen (North, 2011, S. 121 f). Neben diesem Trend sind die wirtschaftlichen Entwicklungen besonders stark durch die rasanten technologischen Entwicklungen und die globale Vernetzung mittels Internet und modernen Kommunikationstechnologien gekennzeichnet. Auch der demographische Wandel ist immer mehr spürbar. Die Alterspyramide steht Kopf, junge Fachkräfte werden immer begehrter. Schließlich steigen auch die Anforderungen an die Arbeitskräfte in der Arbeitswelt. Da diese vermehrt mit unsicheren Arbeitsverhältnissen konfrontiert sind (Teilzeit, Leasingarbeit, Arbeit auf Werkvertragsbasis) ist die Erhaltung ihrer Arbeitsfähigkeit eines der zentralen Themen. Als Schlüssel dafür werden Flexibilität und die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen gesehen. Von Arbeitskräften wird künftig vermehrt die Kompetenz zur Initiative und Selbststeuerung eigener Lernprozesse verlangt (Bullinger, Buck & Buck, 2007, S. 40-48). 2.5.2, Veränderung der klassischen Rollen: In den letzten Jahren lassen sich im Lehrlingswesen zahlreiche Veränderungen beobachten, welche auch eine Veränderung der Rollen von Ausbildern/Ausbilderinnen und Lehrlingen im Zeitablauf vermuten lassen. So tendieren vor allem große Betriebe dazu, die Lehrlingsaufnahme und -ausbildung zu systematisieren und zu professionalisieren. Eigene Abteilungen werden eingerichtet, Lehrbeauftragte ernannt und interne Ausbildungsprogramme in Ergänzung zum Berufsschulunterricht installiert. Der Stellenwert potentieller Lehrlinge für die Unternehmen ist aufgrund der ungünstigen demografischen Entwicklung rasant gestiegen. Die Jugendlichen von heute sind nach Erfüllung der Schulpflicht für die Betriebe so wertvoll wie selten zuvor (Schneeberger, 2007, S. 98 f). Diese Entwicklungen haben Auswirkungen auf die Rollen der Ausbilder/innen und Lehrlinge. War früher der Spruch ‘Lehrjahre sind keine Herrenjahre’ weit verbreitet, begegnen sich heute beide Parteien zunehmend auf Augenhöhe. Das Verhalten von Lehrlingen ist von mehr Selbstbewusstsein geprägt, sie sind sich ihres hohen Wertes für die Betriebe bewusst. Der ‘Kampf’ um die besten Köpfe hat bereits begonnen und wird in Österreich durch die Lehrlingskampagne des Handelsunternehmens Dm-Drogerie-Markt mit dem Motto ‘Mich kriegt nicht jeder!’ eindrucksvoll belegt (Dm, 2012, Mich kriegt nicht jeder!). Die Ausbilder/innen reagieren darauf, bilden sich weiter und übernehmen neue Rollen, etwa die der Lernberaterin/des Lernberaters oder der Prozessbegleiterin/des Prozessbegleiters (Rausch, 2009, S. 6). In manchen Unternehmen wird die Auffassung vertreten, dass der schmelzende fachliche Vorsprung der Ausbilder/innen im Vergleich zu den Lehrlingen nur mit Hilfe eines Coaching-Konzepts kompensiert werden kann. Dabei instruieren die Ausbildungskräfte die Lehrlinge nicht nur, sie lernen auch selbst mit, wodurch alle von der Zusammenarbeit profitieren (Röben, 2006, S. 15). Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass sich die Rollen im Laufe der Lehrzeit anpassen. So geben Ausbilder/innen eine sehr intensive Begleitung und Kontrolle der Lehrlinge während der ersten Wochen und Monate an. Die benötigten Hilfestellungen würden mit der Zeit aber immer weiter abnehmen (ebd., S. 17 f).
Mag. Thomas Schrott wurde 1979 geboren, er lebt in Arzl im Pitztal (Tirol). Er studierte Wirtschaftspädagogik und Betriebswirtschaftslehre an der Leopold Franzens Universität Innsbruck. Seine Ausbildungen schloss er 2004 mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Bereits während des Studiums erkannte er sein Interesse an Lerntheorien und Wissensmanagement. Seit 2005 arbeitet er als Personalentwickler in einem Tiroler Handelsunternehmen und ist dort für die praktische Ausbildung der Jugendlichen verantwortlich. Das oft unterschätzte Potenzial der Lehrlinge und die damit verbundenen Vorbehalte der Unternehmen waren Anlass, sich dieser Untersuchung hinzuwenden und ein facettenreicheres Bild der heutigen Jugend zu zeichnen.
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