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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 116
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Fast jedes zehnte Kind oder Jugendlicher weist laut aktuellen Zahlen eine Störung des Sozialverhaltens auf. Betroffene zeichnen sich durch delinquentes, dissoziales und aggressives Verhalten aus. Das frühe Auftreten entsprechender Symptome führt zu einem höheren Risiko, im Erwachsenenalter gewalttätig und kriminell zu werden, sowie unter weiteren psychischen Krankheiten zu leiden. Dies verursacht auch erhebliche gesellschaftliche Probleme. Kosten für Strafverfolgung und Behandlung können pro Fall in Millionenhöhe entstehen. Wirksame Präventionsmaßnahmen dienen dem frühzeitigen Vorbeugen entsprechender Verhaltensweisen sowie einem verbesserten Störungsverlauf. Das Resilienzkonzept bietet zur Prävention der Störung des Sozialverhaltens konkrete methodenorientierte Ansatzpunkte. Resilienzförderung auf der individuellen Ebene und Resilienzförderung auf der Beziehungsebene sind die zwei Fördermöglichkeiten, die in diesem Buch explizit herausgearbeitet werden. Dabei werden ebenfalls Vergleiche zu bereits in der Praxis bestehenden Präventionsprogrammen vorgestellt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Grundlagen der Resilienz: In diesem Kapitel geht es um folgende Grundlagen der Resilienz: Beleuchtung der Terminologie, Exkurs zur Salutogenese, Skizze der Entwicklung des Forschungszweigs und die Charakteristika des Resilienzkonzepts. Anschließend wird das mit der Resilienzforschung zentral verbundene Konzept der Risiko- und Schutzfaktoren dargestellt. Die Resilienzfaktoren – die personalen Ressourcen des Kindes – bilden den Abschluss dieses Kapitels. 3.1, Definition und Merkmale: Der Begriff Resilienz leitet sich vom Englischen Wort ‘resilience’ ab und bedeutet übersetzt ‘Spannkraft, Widerstandskraft und Elastizität’ (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse 2009 S. 9). Ursprünglich stammt er aus der Baukunde und beschreibt die Biegsamkeit von Materialien (Leuzinger-Bohleber 2009 S. 18). Die Wissenschaften, die dem Resilienzansatz heute zu Grunde liegen, sind die Entwicklungspsychopathologie, die Entwicklungspsychologie, die Bindungsforschung und die Lernforschung (Fröhlich-Gildhoff, Dörner & Rönnau 2007 S. 5) In der zugehörigen Fachliteratur wird Resilienz mit unterschiedlichen inhaltlichen Gewichtungen definiert. Eine Definition von Wustmann (2009) lautet: ‘Resilienz meint eine psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken’ (Wustmann 2009 S. 18). Diese Definition orientiert sich am biopsychosozialen Modell und betont die externalen und internalen Kriterien von Resilienz. Eine andere Definition wurde von Lösel & Bender (1998) vorgenommen und lautet wie folgt: ‘Resilienzen sind bereichsspezifische Ressourcen, die durch die Interaktion mit der Umwelt erworben worden sind. Allgemein versteht man unter Resilienz die Fähigkeit, erlernte Mechanismen zur Bewältigung alterstypischer Aufgaben trotz schwieriger Umstände zu aktivieren. Dies ermöglicht eine relativ gesunde Entwicklung auch unter belastenden und risikoreichen Bedingungen’ (Petermann & Schmidt 2006 S. 119 zit. N. Bender Lösel, 1998). In dieser Definition finden sich die drei Charakteristika des Resilienzkonzepts wieder (s. Kapitel 3.4). Über die Definition von Lösel & Bender (1998) hinaus wird Resilienz von Schneider & Pickart (2004) als eine Fähigkeit beschrieben, Schutz und Kompensationsfaktoren einsetzen zu können (Petermann & Schmidt 2006 S. 121 zit. N. Schneider & Pickart). Darüber hinaus besteht die Annahme aus entsprechenden widrigen Situationen gestärkt und widerstandsfähig hervor zu gehen (Zander 2009b S. 12). Als Synonym zur Resilienz finden sich die Begriffe ‘Psychische Elastizität, psychische Robustheit, psychische Widerstandskraft/-fähigkeit, Stressresistenz oder Invulnerabilität’ (Elle, Elkeles & Scharnhorst 2010 S. 6). Resilienz ist immer an zwei Bedingungen gebunden: ‘• Es besteht eine Risikosituation • Die Risikosituation wird von der Person positiv bewältigt’ (Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff 2010 S. 11). Resilienz ist ein optimistisches Konzept, das davon ausgeht, dass jedes Individuum im Laufe seines Lebens Schutzfaktoren erwerben kann, welche ihm trotz erschwerter Lebensbedingungen eine normale Entwicklung ermöglichen. ‘Es sind keine außergewöhnlichen, magischen Fähigkeiten, über die resiliente Kinder und Jugendliche verfügen. Was sie kennzeichnet, sind eigentlich normale menschliche Eigenschaften, wie die Fähigkeit positiv und konstruktiv zu denken, zu lachen, zu hoffen, dem Leben einen Sinn geben, aktiv zu handeln, um Hilfe zu bitten oder Beziehungen zu anderen Menschen zu suchen, die für eine angepasste, psychisch gesunde Entwicklung förderlich sind und die ihnen eine enorme Kraft verleihen, auch unter widrigen Lebensumständen zu ,funktionieren‘‘ (Wustmann 2009 S. 151 zit. N. Masten 2001b). Das bedeutet, dass eine positive Kindesentwicklung nicht an sich als Resilienz beurteilt werden kann, hingegen kann von Resilienz gesprochen werden, wenn ein Kind eine Bewältigungsleistung bei Widerständen vollbringt (Wustmann 2009 S. 18 zit. N. Göpel 2000 Glantz & Sloboda 1999), verglichen mit den Kindern, die bei gleicher Risikobelastung psychische Probleme zeigen (Wustmann 2009 S. 18 zit. N. Lauch, Schmidt & Esser 2000). Die zentralen Fragen der Resilienzforschung lauten daher: Was macht diese Kinder stark? Welche schützenden Bedingungen leisten einen Beitrag für eine solch positive Entwicklung? Was hält sie gesund? Was gibt Ihnen die Kraft, nicht nur zu überleben, sondern gestärkt aus den Risikobedingungen hervor zu gehen? (Wustmann 2009 S. 14). Gegenstand der Resilienzforschung sind: ‘1. Phänomene der bio-psycho-sozialen Gesundheit trotz hohen Störungsrisikos […] 2. die Aufrechterhaltung von Kompetenz unter aktuellen Belastungen […] 3. die Erholung von Traumata […]’ (Lösel & Bender 1998 S. 54 zit. N. Masten, Best & Garmezy 1990). Exkurs: Antonovskys Modell der Salutogenese Die Salutogenese wurde in den siebziger Jahren von Aron Antonovsky entwickelt und beschrieben. Sie beschäftigt sich mit den Bedingungen von Gesundheit und mit denjenigen Faktoren, die schützen und erhalten. Die Kernfrage der Salutogenese lautet ‘Was erhält gesund?’ (Grabert 2009 S. 16 zit. N. Antonovsky 1997). Die Pathogenese ist das Gegenstück zur Salutogenese. Sie beschäftigt sich mit der Frage nach der Vulnerabilität (s. Kapitel 3.5.1). Sie arbeitet defizitorientiert und untersucht die Ursachen für die Entstehung von Entwicklungsproblemen, Verhaltensauffälligkeiten, Krankheiten und deren Chronifizierung. Ferner richtet sie ihren Blick auf die gesundheitlichen Risikofaktoren und beschäftigt sich mit der Kernfrage ‘Was macht krank?’ (Grabert 2009 S. 9f. Bengel, Meinders-Lücking & Rottmann 2009 S. 10). Der Unterschied zwischen dem Modell der Salutogenese und demjenigen der Resilienz liegt darin, dass die Salutogenese sich der Frage nach den Schutzfaktoren zur Erhaltung von Gesundheit zuwendet. Der Ansatz der Resilienzforschung widmet sich hingegen mehr dem Interesse des Prozesses, wie sich eine positive Anpassung und Bewältigung in der Entwicklung vollzieht (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse 2009 S. 14). Der Resilienzansatz ist darüber hinaus stärker methodenorientiert (Bengel, Meinders-Lücking & Rottmann 2009 S. 10ff.).

Über den Autor

Angela Schickler ist Gesundheits- und Kindheitspädagogin. Im Rahmen ihres Bachelorstudiums Gesundheitspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg befasste sie sich umfangreich mit Themen der Präventionsforschung. Derzeit ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg tätig.

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ISBN: 978-3-96146-968-0
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