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- Rechtschreibkompetenzen und -schwierigkeiten von Schülern der Sekundarstufe I und ihre schulischen Ursachen am Beispiel der Groß- und Kleinschreibung
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 114
Abb.: 12
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In der Schule wird den Schülern mit Hilfe der wortartbezogenen Konzeption die Groß- und Kleinschreibung vermittelt. Dadurch treten sehr bald Schwierigkeiten auf, denn das System und die gelehrten Regeln greifen nicht ineinander. Das verwirrt und irritiert die Kinder, denn sie befinden sich in einem Konflikt zwischen der geforderten richtigen Schreibung und dem gelernten Regelwissen. Ein Ausweg aus diesem Dilemma könnte die syntaktische Konzeption sein, denn sie verhindert das Betrachten isolierter einzelner Wörter. Anstatt der Form werden bei diesem Ansatz die funktionalen Eigenschaften der Wörter untersucht. Es findet also eine syntaktische Analyse statt, die verhindert, dass beispielsweise substantivierte Verben nicht als Kerne von Nominalgruppen erkannt werden. Die empirische Untersuchung mit gymnasialen Sechstklässlern in diesem Buch belegt, welche Schwierigkeiten die Schüler mit der satzinternen Großschreibung haben. Dies ist, wie Interviews mit den an der Untersuchung beteiligten Schülern belegen, auf den einseitig wortartbezogenen Unterricht zurückzuführen. Die schwachen Rechtschreiber gehen nach den gelernten Regeln vor, ohne syntaktische Informationen zu berücksichtigen. Die guten Schreiber hingegen gehen über ihr äußeres Regelwissen hinaus und betrachten den gesamten Satz. Sie sind in der Lage zwischen Form und Funktion von Wörtern zu unterscheiden und so erkennen sie die Kerne von Nominalgruppen unabhängig davon, ob die Form des Wortes ein Verb oder Adjektiv ist. Als wichtigste Konsequenz lässt sich sagen, dass ein alternativer Ansatz zur Groß- und Kleinschreibung Einzug in den Unterricht finden sollte, wobei sich sowohl der wortartbezogene Ansatz, als auch der syntaktische nicht gegenseitig ausschließen. Den Kindern sollten verschiedene Konzepte zur Groß- und Kleinschreibung bereit stehen, denn so sind die Lerner in ihrer Schreibentscheidung nicht auf Substantive festgelegt.
Textprobe: Kapitel 3, Empirische Untersuchung: Ziele und Methoden: Hauptziel dieser Untersuchung ist die Beschreibung von Rechtschreibkompetenzen und –schwierigkeiten von Schülern der 6. Jahrgangsstufe eines Gymnasiums. Es wurden Schüler eines Gymnasiums gewählt, weil es auch bei dieser Schulform Rechtschreibschwierigkeiten gibt. Sie stehen zwar nicht so sehr im Fokus der Öffentlichkeit, wenn es um die orthographischen Kenntnisse geht, wie zum Beispiel Hauptschüler, aber dennoch haben viele Gymnasiasten Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung. Eine der Hauptfehlerquellen der Schüler in der unteren Sekundarstufe ist die Groß- und Kleinschreibung. Daher wird es interessant sein diesen Teilbereich der Orthographie bei den Gymnasiasten näher zu untersuchen und zu beleuchten. Dazu wurde in zwei 6. Klassen ein Diktat geschrieben. Im Anschluss daran wurden kurze Interviews mit einzelnen Schülern geführt. Das für die Schüler unbekannte Diktat umfasst insgesamt 113 Wörter. Da es in der Untersuchung schwerpunktmäßig um die korrekte Verwendung der Majuskeln geht, sind viele Substantivierungen von Verben, wie beispielsweise Verteilen, Treiben und Tun enthalten. Zudem beinhaltet der Text auch die Substantivierung eines Adjektivs (Braun). Des Weiteren befinden sich im Diktat Substantive, die sich inhaltlich nach Abstrakta und Konkreta unterscheiden lassen, wie zum Beispiel Kilo und Sorge beziehungsweise Küche und Plätzchen. Es wird erwartet, dass nicht nur bei Substantiven oder Substantivierungen Schwierigkeiten auftreten, sondern auch Wortarten wie Adverbien (heute, mittags) oder Adjektive in Verbindung mit einem Artikel und anschließendem Substantiv (der festliche Tag) zu Fehlern bei der Groß- und Kleinschreibung führen. In den Interviews werden Kinder befragt, die von ihrer Lehrerin explizit als rechtschreibstark oder rechtschreibschwach ausgewiesen werden. Dadurch soll ein aussagekräftiges Ergebnis erzielt werden, denn es kommt in dieser Untersuchung hauptsächlich auf die unterschiedliche Fehlerzahl und die dazugehörigen Begründungen der Schreibungen an. In diesen Interviews werden die Schüler zu richtigen als auch falschen Schreibungen der Wörter in Bezug auf die Groß- und Kleinschreibung befragt. Es geht darum, wie die rechtschreibstarken Schüler ihre Schreibungen begründen und welche Begründungsmuster die rechtschreibschwachen Schüler haben. Die Interviews werden mit einem digitalen Aufnahmegerät aufgezeichnet und anschließend am Computer transkribiert. Da es um inhaltliche Aussagen der Kinder geht, wird auf eine phonetische Transkription verzichtet. Die Interviews werden direkt im Anschluss an das Diktat geführt, sodass den Schülern der Text noch sehr präsent ist und sie sich somit an mögliche Überlegungen während des Diktats erinnern können. 3 bis 6 Minuten lang werden die Schüler befragt, was in einem Beratungsraum der Schule geschieht, der von äußeren Störungen relativ geschützt liegt. Daran anschließend beginnt die Auswertung der einzelnen Diktate. Jedes Diktat wird im Hinblick auf Fehler der Groß- und Kleinschreibung untersucht. Alle anderen Fehlerquellen, wie zum Beispiel aus dem Bereich der Silbengelenkschreibung, werden nicht gezählt, sodass am Ende die Fehlerzahl nur Aussagen zum falschen Gebrauch der Groß- und Kleinschreibung macht. Die Methode der Fehlerzählung und die anschließende Darstellung der Fehlerzahlen unterhalb der falsch geschriebenen Wörter wird nach Röber-Siekmeyer vorgenommen. Die Fehlerzahlen liegen bei den untersuchten 49 Diktaten zwischen 0 und 13, sodass eine grobe Unterteilung in gute Schüler (0 bis 2 Fehler), durchschnittliche (3 bis 6) und schwache Schüler (7 bis 13) vorgenommen wird. Diese 3 Gruppen sind dann noch einmal einzeln betrachtet worden, sodass ein Vergleich zwischen guten, durchschnittlichen und schwachen Schülern möglich wird. Die Auswertung und Analyse der erhobenen Daten und Interviews werden in Punkt 3.2 und 3.3 behandelt. Arbeitshypothesen: Angenommen wird, dass die rechtschreibstarken Schüler Regelwissen besitzen, das sie im Unterricht erworben haben und es, automatisiert oder bewusst, einsetzen und somit zu orthographisch korrekten Schreibungen gelangen. Dieses Regelwissen impliziert, dass die guten Rechtschreiber, im Gegensatz zu den schwachen, womöglich die Entscheidung zur Großschreibung satzbezogen treffen. Sie sind in der Lage zwischen Form und Funktion von Wörtern zu unterscheiden. Bei den schlechten Rechtschreibern ist zu erwarten, dass sie die Wörter isoliert betrachten und nach Wortarten über die Groß- und Kleinschreibung entscheiden, also nicht syntaxbezogen. Dazu gehört die Hypothese, dass die Lerner sich an der wortartbezogenen Regel Substantive schreibt man groß, alle anderen Wortarten klein orientieren, die sie noch aus der Grundschule kennen. Aus diesem Grund werden die Begründungen zu den Schreibungen der Schüler in den Interviews auch in den 3 Gruppen unterschiedlich sein. Zeitraum der Beobachtungen und Versuchpersonen: Die Diktate wurden am 4. Dezember 2008 in den Klassen geschrieben. Alle Kinder stammen aus einem ländlichen Gebiet und besuchen die 6. Klasse. Beide Klassen werden von derselben Deutschlehrerin seit Beginn der 5. Klasse unterrichtet und sind im Unterrichtsstoff exakt weit fortgeschritten. Die 15 Kinder (4 Jungen, 11 Mädchen) mit denen ein Interview geführt wurde haben keinen Migrationshintergrund. Der Bildungshintergrund ist durchschnittlich gut, die Familienstrukturen sind intakt, soziale Auffälligkeiten gibt es keine. In den untersuchten Klassen ist der Mädchenanteil mit 32 Schülerinnen wesentlich höher als der Jungenanteil, der 17 Schüler beträgt. Dies erklärt, warum nur 4 Jungen interviewt wurden, dagegen aber 11 Mädchen. Zu Beginn des 6.Schuljahres wurden Substantivierungen im Deutschunterricht durchgenommen, somit wissen die Kinder, dass auch andere Wortarten substantiviert werden können und dann mit einer Majuskel markiert werden. Es wäre ihnen somit von ihrem Wissensstand aus möglich, das Diktat in Bezug auf die Groß- und Kleinschreibung fehlerfrei zu verfassen. Durchführung der Untersuchung: Die Schüler wurden zunächst darauf aufmerksam gemacht, dass das Diktat rein zu Forschungszwecken diene. Sie hatten also nicht zu befürchten, dass ein schlechtes Ergebnis mit in die Notengebung der Lehrerin einfließt. Nachdem Ruhe in die Klasse eingekehrt war, begann das Diktieren des Textes, was in etwa 20 Minuten in Anspruch nahm. Im Anschluss wurde der Diktattext nochmals vorgelesen und die Schüler bekamen Zeit, ihre Schreibungen zu kontrollieren. Daran angeschlossen begann die Befragung. Die Auswahl der Schüler wurde bereits im Vorfeld mit der Deutschlehrerin besprochen. Es sollten die rechtschreibkompetentesten und –schwächsten Schüler befragt werden. Nach einem kurzen einführenden Gespräch, das vornehmlich zur Herstellung einer entspannten Atmosphäre diente, wurde den Kindern erklärt, dass sie nun Fragen zur Groß- und Kleinschreibung, bezogen auf das wenige Minuten zuvor geschriebene Diktat, gestellt bekommen würden. Es wurde darauf hingewiesen, dass sowohl Fragen zu richtigen als auch zu falschen Schreibungen gestellt werden und sie somit nicht davon ausgehen sollen, dass das entsprechende Wort, auf das verwiesen wird, falsch geschrieben ist. Der von den Schülern verfasste Text lag direkt vor ihnen. Es waren keine Anmerkungen oder Fehler angestrichen, da die Befragung unvoreingenommen geschehen sollte. Im Anschluss daran wurde der Text des jeweiligen Kindes zusammen durchgegangen und es wurden Fragen zu verschiedenen Schreibungen gestellt. Die Antworten der Kinder sollten Aufschluss darüber geben, ob, und falls ja, wie sich die Begründungsmuster der rechtschreibstarken und rechtschreibschwachen Kinder unterscheiden.
Martina Nagenborg, Studienreferendarin für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen für die Fächer Deutsch, Erdkunde und katholische Religion am Studienseminar Bocholt, 1. Staatsexamen an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Abschluss im Mai 2009.
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