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Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Ein Studium erfordert ein hohes Maß an Selbstverantwortung und Selbstorganisation, da die Hochschule hohe fachlich Anforderungen an die Studierenden stellt. Zudem stellt die Studienzeit eine biographische Übergangsphase zum Erwachsenwerden mit vielen Entwicklungsanforderungen dar. Psychische Schwierigkeiten sind in dieser Zeit nicht selten. Die vorliegende Studie setzt sich mit psychischen Störungen von Studierenden auseinander. Dabei beleuchtet sie sowohl die theoretischen Grundlagen als auch die Praxis. So werden die psychische Lage von Studierenden, Ursachen für ihre psychischen Schwierigkeiten sowie die Entwicklung der auf die spezialisierten Psychotherapie untersucht. Weiterhin wird ein Einblick in die Praxis an den Beispielstandorten Hamburg und Magdeburg gegeben. Abschließend folgt eine kurze Vorstellung von einfachen Unterstützungsmöglichkeiten für Studierende mit psychischen Schwierigkeiten.
Textprobe: Kapitel 5, Belastungen und Ressourcen im Studium: Mit dem Studienbeginn beginnt der Übergang in ein neues Sozialisationsfeld. Die Schule wird durch die Hochschule ersetzt, die andere spezifische Anforderungen und Erwartungen an den Lernenden stellt. Während des Studiums wird ein höheres Maß an Selbstverantwortung und Eigeninitiative erwartet und gefordert. Wobei die Rolle des Studenten widersprüchlich ist, ein Oxymoron, wenn man möchte. Sie sind nach ihrem Alter rechtlich mündige Bürger, aber dennoch oft existentiell von ihren Eltern abhängig Das erfordert eine Anpassung an die neue Situation, wobei Krisen möglich sind. Bei einer Krise ‘wirken Lebensereignisse auf das Mensch-Umwelt-System, eine interne Restrukturierung wird erforderlich, Anpassung, Neuorientierung wird notwendig und damit wird auch ein Scheitern möglich.’ (Hornung/Fabian 2001, S. 133) Die Folge können Beschwerden, psychische Störungen und körperliche Symptome sein. Der ‘Krisencharakter dieser Lebenssituation mit einer erhöhten Anfälligkeit für Gesundheitsbeeinträchtigungen ist durch eine Reihe empirischer Studien bestätigt’ (Hornung/Fabian 2001, S. 134) Ein Studium bietet sowohl Belastungen, als auch Ressourcen. Nachfolgend soll dies auf Grundlage einer Befragung von Studenten der Universität Zürich und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) erläutert werden. Die Ergebnisse dieser Befragung sollen hier nachfolgend als Ressourcen und Belastungen vorgestellt werden. (in: Hornung/Fabian 2001, S. 135ff) Theoretische Grundlage dieser Untersuchung ist der Ressourcen-Belastungs-Ansatz. Er besagt, dass die ‘psychophysische Gesundheit als Ergebnis einer Balance zwischen Belastungen und Ressourcen gesehen werden kann.’ (Hornung/Fabian 2001, S. 135) Also ähnlich wie bei einer Waage, Belastungen und Ressourcen müssen gleich ‘schwer’ sein. Individuelle Ressourcen sind Selbstwert, Selbstwirksamkeit (das Gefühl, durch das eigene Handeln etwas bewirken zu können) und angemessene Bewältigungsstrategien. Eine soziale Ressourcen ist die soziale Unterstützung (z. B. durch Mitstudenten, Freunde, Familie). Belastungen können studienspezifische Leistungsanforderungen und Belastungen in anderen Lebensbereichen, wie eine schlechte Wohnsituation, sein. Zum Studienbeginn werden als stärkste Belastung die Studienbedingungen am häufigsten genannt. Hohe Belastungen durch Prüfungen und durch eine mangelnde Transparenz der Anforderungen, viele wissen nicht, was von ihnen erwartet wird und was sie zu leisten haben. Mangelnder sozialer Kontakt an der Hochschule wird ebenfalls als sehr belastend empfunden. Es fehlen Kontakte zu Mitstudenten und Professoren. Auch klagen viele Studenten über unbefriedigende soziale Kontakte im Privatleben, am Studienort haben sie nur wenige Freunde. Für viele ist es ein neuer Wohnort und damit müssen Freunde erst gefunden werden. Allgemeine Lebensbedingungen wie zu wenig Freizeit oder schlechte Wohnbedingungen können ebenfalls belastend sein. Gerade zu Beginn herrscht ein großer Selektionsdruck. Viele Studenten befinden sich in den Bachelorstudiengängen, es gibt aber nur wenige Plätze für den Master. Daraus resultiert ein großer Konkurrenzdruck, zusätzlich zu den hohen Studienanforderungen. Bei der Befragung sind unterschiedliche Belastungen der Studenten der Universität und der Fachhochschule bezüglich der Anforderungen aufgetreten. Einerseits wird von den Studenten der Universität Unklarheit und Unstrukturiertheit bezüglich der Studienbedingungen bemängelt und anderseits wird von den Studenten der Technischen Hochschule eine hohe Strukturierung mit zu hohem Zeitaufwand als Hauptbelastung angegeben. Das resultiert aus einer unterschiedlichen Lehr- und Lernkultur an beiden Hochschulen. An den Universitäten sind die größten Belastungen der hohe Selektionsdruck, hohe Studienanforderungen und unklare Studienbedingungen. Während an Fachhochschulen zu wenig Freizeit als belastend empfunden wird. Die ‘zentrale Bedeutung des Spannungsfeldes Struktur versus Freiraum wird hier deutlich, eine Balance zwischen beidem ist notwendig.’ (vgl. Hornung/Fabian 2001, S. 136) Weitere Belastungen sind Probleme und Defizite beim eigenen Arbeitsstil und das Fehlen geeigneter Studien- und Lerntechniken. Maßnahmen gegen die mangelnde Studierfähigkeit und die unzureichenden Arbeitstechniken sollten eingeleitet werden. Es könnten Seminare und Kurse, in denen geeignete Arbeits- und Studienkompetenzen erworben und persönliche Probleme diesbezüglich geklärt werden können, eingeführt werden. Ebenfalls sinnvoll wären ‘korrektive Maßnahmen auf struktureller Ebene für mehr Transparenz der Studienbedingungen und weniger zeitliche Belastung. (vgl. Hornung/Fabian 2001, S. 138) Eine wichtige Ressource zum Studienbeginn ist eine befriedigende Wohnsituation, bei der Studierende eine angemessene Arbeitsumgebung haben, in der sie sich wohl fühlen und ungestört arbeiten können. Aber die wichtigste Ressource während des gesamten Studiums ist die soziale Unterstützung, ein guter Kontakt zu den Mitstudenten und zu Dozenten. Gerade zu Beginn des Studiums ist ein guter Kontakt zu den Eltern ebenso förderlich. Voraussetzung für soziale Unterstützung ist ein soziales Netz. Die Größe der sozialen Netze bei beiden Hochschulen ist unterschiedlich ausgeprägt. An der Technischen Hochschule sind sie umfangreicher, also haben die Studenten der ETH mehr soziale Ressourcen. Der Studienkontext hat darauf einen großen Einfluss. Die kleinsten Netze finden sich an der Universität. Diese Phänomen lässt sich folgendermaßen erklären: An der Technischen Hochschule, und das lässt sich für alle Fachhochschulen verallgemeinern, gibt es mehr Pflichtstunden, mehr obligatorische Lehrveranstaltungen und Praktika, sowie mehr Anwesenheitspflicht mit wechselnden Übungs- und Projektgruppen. Man lernt mehr Studenten dauerhafter kennen als an der Universität. Das Gemeinschaftsgefühl ist stärker und dadurch sinkt der Konkurrenzdruck. Gute Betreuung durch Professoren und Assistenten ist ebenfalls gegeben. Dabei hat ‘soziale Unterstützung eine Schutzfunktion’ (vgl. Hornung/Fabian 2001, S. 141). Eine Schutzfunktion vor zu großen psychischen Krisen. Denn ‘ob sich Depressivität verstärkt, hängt von der Größe des sozialen Netzes, der Anzahl aktueller Beziehungen und von der Zufriedenheit mit den sozialen Kontakten zu Mitstudenten ab. ‘ (vgl. Hornung/Fabian 2001, S. 141) Kontextbedingungen des Studienfaches beeinflussen soziale Netze, sie können sie fördern oder behindern. Ein hoher gemeinsamer Zeitanteil im Studium hat großen Einfluss auf soziale Ressourcen. An der Universität gibt es nur wenig gemeinsame Zeit und damit auch weniger soziale Kontakte. Viel muss zu Hause selbstständig erarbeitet werden. Für gewöhnlich verschlechtert sich die Psychophysische Gesundheit während des ersten Studienjahres, weil Ressourcen unter den hohen Anforderungen abnehmen und Belastungen zunehmen. Das seelische Wohlbefinden verschlechtert sich. Personale oder individuelle Ressourcen wirken als ‘Schutzfaktoren wie Persönlichkeitsmerkmale mit potentieller gesundheitsfördernder und erhaltender Funktion (Selbstwert, Optimismus, Empathie, Humor)’ und nehmen leicht ab. (vgl. Hornung/Fabian 2001, S. 143) Der Studienbeginn als Übergangsphase in das Erwachsenwerden ist ein ‘markanter Eingriff in die Persönlichkeitsentwicklung und hat in der Regel negative Auswirkungen auf die personalen Ressourcen’ zur Folge. (vgl. Hornung/Fabian 2001, S. 144) Das erste Studienjahr ist gekennzeichnet von einem Zuwachs von fachlichem Wissen und der Abnahme personaler Ressourcen. Daher ist die ‘Hochschule zu Beginn kein Ort, von dem positive Impulse auf die Entwicklung zentraler, auch gesundheitsrelevanter Persönlichkeitsmerkmale ausgehen.’ (vgl. Hornung/Fabian 2001, S. 144) Das Studium verlangt also viel von Studierenden und daher ist es nicht verwunderlich, wenn psychische Schwierigkeiten auftreten. Die Hochschule sollte deswegen verstärkt auf die persönliche und individuelle Entwicklung ihrer Studenten achten. Hilfsmöglichkeiten sollten allen zugänglich sein. Belastungen können nämlich auch so groß werden, dass sie nicht mehr alleine bewältigt werden können. Selbsthilfekräfte reichen dann nicht mehr aus. ‘Ungefähr die Hälfte aller Studenten hat zum Studienbeginn eine Krise aufgrund des vulnerablen Charakters der Phase des Studienbeginns’ (vgl. Hornung/Fabian 2001, S. 145) Bei Krisen finden sich auch schlechtere Werte der Vitalität, der Depressivität und psychosomatische Beschwerden. Eine Krise beeinflusst also physische Prozesse und die psychische Befindlichkeit von Studierenden. Professionelle Hilfe kann eine Krise schnell abklingen lassen und eine Verschlimmerung verhindern. Um Studenten zu unterstützen, müssen Belastungen abgebaut und Ressourcen gefördert werden. Klare und transparente Studienbedingungen sollten geschaffen werden, damit Studenten wissen, was von ihnen erwartet wird. In einigen Fächern sollte die Stundenzahl reduziert werden. Der Kontakt zwischen Lehrenden und Lernenden muss verbessert werden. Dazu sollten mehr Dozenten und Professoren eingestellt werden, damit sie sich auch individuell um ihre Studenten kümmern können und bei Fragen ansprechbar sind. Kurse zu Arbeits-und Lerntechniken sollten für alle Studenten verpflichtend angeboten werden. Zudem sollten ‘frühzeitig niederschwellige Beratungsangebote in der Studieneingangsphase’ angeboten werden. (vgl. Hornung/Fabian 2001, S. 155) Die Persönlichkeitsmerkmale Selbstwert und Optimismus sind bei vielen Studenten nicht sehr stark ausgeprägt. Oft glauben sie nicht an ihre eigenen Fähigkeiten. Durch eine entsprechende Gestaltung der Lehrerfahrung mit persönlichen Rückmeldungen der Lehrenden, also Lob und konstruktive Kritik, könnten diese Merkmale bei Studierenden gestärkt werden. Eine ‘Sensibilisierung der Dozenten für ihre potentiell selbstwert- und ressourcenstärkenden Aspekte ihrer Tätigkeit’ ist notwendig. (vgl. Hornung/Fabian 2001, S. 155)
Stefanie Janecek, B. A., wurde 1986 in Stendal geboren. Ihr Studium der Bildungswissenschaften schloss sie im Jahre 2011 an der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg erfolgreich ab. Im Laufe ihres Studiums interessierte sich die Autorin besonders für die Schwerpunkte Psychologie und Psychotherapie, weshalb sie sich ausgiebig mit diesen Themen auseinandersetze.
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