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Pädagogik & Soziales

Mirijam Gärtner

Prävention sexualisierter Gewalt. Kompetenzentwicklung im Rahmen des Religionsunterrichts

Aspektorientierte Analyse der Problematik, christliche Perspektiven und Unterrichtsansätze

ISBN: 978-3-96146-947-5

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2023
AuflagenNr.: 1
Seiten: 102
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Sexualisierte Gewalt stellt ein Phänomen und ein Problem dar, welches in den Medien zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnt, aber dennoch weiterhin ein Thema darstellt, über welches häufig geschwiegen wird. Das Schweigen hierüber begünstigt solche Taten bzw. Erfahrungen von sexualisierter Gewalt, welche das Leben von Betroffenen schwerwiegend und dauerhaft beeinträchtigen. Um vor allem Kinder und Jugendliche nachhaltig besser zu schützen, ist es entscheidend, sie im Hinblick auf dieses Thema sprachfähig zu machen, weshalb die Präventionsarbeit von hoher Relevanz für den Schutz von Kindern und Jugendlichen ist. Die christliche Botschaft der Selbst- und Nächstenliebe verpflichtet in besonderem Maße dazu, Verantwortung für den Schutz eines jeden Individuums zu übernehmen. Deshalb hat es sich dieses Buch zur Aufgabe gemacht, insbesondere die Potentiale des Religionsunterrichts zur Prävention von sexualisierter Gewalt in den Blick zu nehmen. Hierfür wird u.a. auf sexualpädagogische Aspekte (aus christlicher Perspektive) eingegangen sowie eine theologisch-didaktische Grundlegung des Themas vorgenommen, um darauf aufbauend professionell gestaltete Unterrichtsansätze vorzustellen.

Leseprobe

Textprobe: 2.2 Interdisziplinär-soziologische/Intersektionale Perspektive zu Macht, Geschlecht und Gewalt: Nach Müllner et al. steht die geschlechterbezogene Gewalt in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Bild von Geschlechterdifferenz, was zu hierarchischen Verhältnissen und dementsprechenden Machtverteilungen führe. Die Autorin unterscheidet hierbei unter anderem personale, strukturelle und kulturelle Gewalt. Im Hinblick auf das Beispiel der Vergewaltigung bedeute dies, dass der gewaltvolle Akt direkter-personaler Art sei, die gesellschaftlich-sozialen Bedingungen, infolgedessen die Tat mit Schweigen ummantelt wird, [jedoch] ein Ergebnis indirekter-struktureller Gewalt , welche durch die gesellschaftliche Sozialstruktur begründet sei. Strukturelle Gewalt meine all das, was der Selbstverwirklichung von Individuen entgegenstehe bzw. sie blockiere und dadurch den Menschen in dem, was er sein könnte, reduziere. Das Verbindungsstück zwischen personaler und struktureller Gewalt ist kulturelle Gewalt: Sie bildet die gesellschaftliche Folie auf der Gewalthandlungen ermöglicht werden. Der Umgang von Männern und Frauen sowie Mädchen und Jungen in oder mit Gewaltverhältnissen sei unterschiedlich wie auch die Form der Gewalt, welcher sie ausgesetzt seien. Von Gewalt im Geschlechterverhältnis müsse die Rede sein, wenn die Integrität eines Individuums durch eine andere Person verletzt werde - sei dies körperlicher oder seelischer Art - und ein Zusammenhang zur Geschlechtlichkeit des/der Betroffenen und des Täters/der Täterin bestehe. Binarität und heteronormative sowie kulturelle Faktoren spielten bei solchen Gewalthandlungen eine entscheidende Rolle. Denn Herkunft, Religionszugehörigkeit und Geschlecht, welche ein Individuum prägen, hätten maßgeblichen Einfluss auf die Machtverteilung. Die Inaugenscheinnahme der Wechselwirkung dieser Einflussfaktoren bzw. Parameter, d.h. eine intersektionale Betrachtung des Phänomens sexualisierter Gewalt, sei von großer Relevanz für die Untersuchung von Strukturen bzw. dem Bedingungsgefüge sexualisierter Gewalt. Diese intersektionale Perspektive denke Sexismus und Rassismus entsprechend zusammen und beziehe sich auf Faktoren wie die sexuelle Orientierung, die Geschlechtsidentität, den Bildungsgrad, das Alter und die zuvor bereits aufgeführten Identitätsmerkmale (Herkunft, Religion etc.). Je nach Zuschreibungen, welche eine Person erfahre, ändere sich auch das Machtverhältnis, welches die Position dieses Individuums innerhalb der Gesellschaft bestimme und – wie bereits deutlich wurde – mit sexualisierter Gewalt unmittelbar gekoppelt sei. Das Ziel von Gewalt wird von Ohms als Zerstörung von Menschen (oder Einrichtungen) zusammengefasst, wobei sexualisierte Gewalt ein besonderes Moment darstelle, welches auf die Geschlechtlichkeit ausgerichtet sei. Wie bereits angedeutet, sei die Vorstellung von Heteronormativität und Binarität in der Gesellschaft fest verankert, d.h., dass im Hinblick auf die Geschlechtsidentität in nahezu allen Lebensbereichen ausschließlich das biologische und nicht das soziale Geschlecht berücksichtigt werde bzw. ausschlaggebend sei. Sexuelle Gewalt wird von Ohm unter anderem als Mittel der Aufrechterhaltung [dieses] Heterosexismus gesehen. Insbesondere in Bezug auf Kinder und Jugendliche, welche in ihrem Alltag in pädagogische Kontexte integriert sind, bekommt der Macht-/Gewaltaspekt eine besondere Relevanz und damit verbunden auch die Problematik sexualisierter Gewalt. Dies wird im Zuge des Kapitels 3.3 differenziert betrachtet. 2.3 Risiko- und Folgenanalyse: Sexualisierte Gewalt im Hinblick auf den Alltag von Kindern und Jugendlichen: Dass sexualisierte Gewalt auch in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen kein Themenfeld ist, mit dem man nur in Ausnahmefällen in Berührung kommt, weisen zahlreiche Untersuchungen der letzten Jahrzehnte nach. Um dies am Beispiel Deutschlands zu konkretisieren, werden im Folgenden wichtige Erkenntnisse aus der Polizeilichen Kriminalstatistik in den Blick genommen: Diese bezieht sich auf die Gesamtheit der in Deutschland zur Anzeige gekommenen und polizeilich registrierten Verdachtsfälle strafrechtlicher relevanter [neu aufgetretener] Delikte und verzeichnet laut den Ausführungen der Polizeigewerkschaf für das (exemplarisch angeführte) Jahr 2019 über 13.600 Fälle sexuellen Missbrauchs (gemäß der entsprechenden Paragraphen), was ein wesentlicher Anstieg im Vergleich zu den aufgeführten Vorjahren darstellt die sogenannte Aufklärungsquote verläuft sich danach auf 77% in 2019. Von den Tatverdächtigen waren 94% männlich sowie die Mehrheit davon volljährig. Was hierbei jedoch auch deutlich wird: Ein Drittel der Täter*innen seien dementsprechend Minderjährige. Bei den Personen, die in dieser Statistik als ‚Opfer‘ bezeichnet werden, seien über 75% minderjährige Mädchen. Bemerkenswert ist auch, dass knapp 600 Übergriffe in Form sexualisierter Gewalt an Schutzbefohlenen im Jahr 2019 bekannt wurden. Ein weiterer Anstieg sei entsprechend der Ausführungen der Polizeigewerkschaft unter Bezugnahme auf die Polizeiliche Kriminalstatistik auch in Hinblick auf Missbrauchsdarstellungen belegt, was nicht zuletzt auch auf den Austausch von Missbrauchsdarstellungen Jugendlicher untereinander zurückzuführen sei sowie auf den digitalen Austausch von entsprechendem Material im Internet allgemein - z.B. von pornographischem Material -, auf die strengere gesetzliche Regelung seit 2015, aber auch darauf, dass öfter als zuvor Anzeige erstattet worden wäre. Diese stark steigende Tendenz lässt sich auch in der allgemeiner gehaltenen Statistik des Bundeskriminalamts zum Jahr 2020 ablesen, wobei hier des Weiteren auf einen ganz entscheidenden Aspekt hingewiesen wird: Trotz der grundsätzlichen Relevanz solcher Zahlen, welche das Ausmaß der Delikte zu erfassen versuchen und abbilden, ist [d]as Dunkelfeld, also der Anteil an Straftaten, von denen die Polizei keine Kenntnis erhält, […] um ein Vielfaches größer. Die Angaben würden dabei vielen Einflussfaktoren ausgesetzt sein wie z.B. auch dem Problem, dass Täter*innen, welche aus dem familiären Umkreis des betroffenen Kindes/Jugendlichen stammen, weniger häufig angezeigt würden.

Über den Autor

Mirijam Gärtner, Jahrgang 1999, schloss im Jahre 2022 erfolgreich ihr Studium - gymnasiales Lehramt mit den Fächern Katholische Religion und Französisch – an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main ab. Bereits während ihres Studiums begann die Autorin, sich wissenschaftlich mit dem Thema ‚Sexualisierte Gewalt (an Kindern und Jugendlichen)‘ auseinanderzusetzen. Zudem beteiligte sie sich auch an der Ausarbeitung entsprechender Schutzkonzepte für kirchliche Institutionen. Überzeugt von der Wichtigkeit und Notwenigkeit der Präventionsarbeit in Bezug auf das Thema, entschied sie sich, das vorliegende Buch zu verfassen.

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