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Pädagogik & Soziales

Irina Becker / Olga Mayer

Pflegeberatung von russischsprachigen Migranten aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS)

Empfehlungen am Beispiel des Pflegestützpunktes Berliner Freiheit

ISBN: 978-3-8428-5929-6

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 144
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Im Zuge der Globalisierung wächst die Anzahl der in Deutschland lebenden Migranten rasant an. Unter den Menschen mit Migrationshintergrund, die keine homogene Gruppe darstellen, befinden sich zu einer großen Anzahl auch russischsprachige Migranten aus der GUS. Viele Migranten, so auch die Zielgruppe dieser Studie, haben aufgrund ihres Migrationshintergrundes mit verschiedenen Hürden zu kämpfen, die unter anderem auch Zugangsbarrieren zum deutschen Gesundheitssystem darstellen können. Die Inanspruchnahme der Leistungen und Angebote der Pflege- und Gesundheitseinrichtungen ist, bis auf die Akutversorgung, dementsprechend überwiegend gering. Bei russischsprachigen Migranten hat die familiale Sorge einen großen Stellenwert. Im Kreise der Familie werden überwiegend alle Belange geregelt. Dazu gehören auch die Unterstützung und Hilfeleistung im Falle einer Pflegebedürftigkeit. Die Intention des vorliegenden Buches besteht in der Formulierung von Empfehlungen zur Pflegeberatung russischsprachiger Migranten aus der GUS, am Beispiel des Bremer Pflegestützpunktes Berliner Freiheit . In diesem Zusammenhang stellen sich die Fragen, welche Zugangswege zur genannten Zielgruppe bestehen und worauf bei der Pflegeberatung dieser Migrantengruppe zu achten ist. Im Rahmen der Untersuchung wurden russischsprachige Migranten aus der GUS zu ihrem Inanspruchnahmeverhalten bezüglich der Pflegeberatung am PSP Berliner Freiheit befragt und wie man diese effektiv gestalten könnte. Weiterhin interessierten Anregungen zur Erschließung von Zugangswegen zur genannten Zielgruppe. Auch der Pflegestützpunkt wurde aufgesucht und zur selben Thematik befragt. Die formulierten Empfehlungen zur Beratung russischsprachiger Migranten lassen sich neben der Pflegeberatung in Pflegestützpunkten auf viele weitere Bereiche des öffentlichen und sozialen Dienstes übertragen und ausweiten.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.4, Formen der Beratung im Kontext der Pflege als Profession: Beratung kann in Alltagssituationen, z. B. unter Familienangehörigen, Freunden etc. stattfinden, aber auch im kollegialen Austausch. Kennzeichnend für diese Form der Beratung ist, dass sie außerhalb eines professionell-institutionellen Rahmens stattfindet und als informelle Beratung bezeichnet wird. Andererseits wird Beratung aber auch als professionell eigenständiges Hilfsangebot von Beratern mit ausgewiesener Beratungskompetenz in Beratungsstellen, Sprechstunden usw. verstanden. Solche wird für Ratsuchende in verschiedenen Lebenssituationen und Lebenskrisen angeboten und als formelle Beratung verstanden. Formalisierte Beratung kann aber auch auf einer anderen Ebene erfolgen. So werden sehr häufig auch Personen und Institutionen angesprochen, die aufgrund ihrer Profession, Ausbildung oder sozialer Stellung zwar über Fachwissen verfügen, allerdings keine ausgewiesenen Berater sind. Diese Form der Beratung findet man beispielsweise in Arzt-Patienten-Beziehungen oder auch im Pflegealltag wieder. In diesem Zusammenhang ist zu sagen, dass die Beratung in der Pflege meist dann stattfindet, wenn die Patienten Gesprächsbedarf signalisieren. Beratung entsteht somit aus der jeweiligen Situation heraus. Es gibt also kein abgegrenztes Beratungssetting mit separatem Beratungsraum, konkreten Terminvereinbarungen und festgelegtem Zeitrahmen. Aufgrund der Spontanität ist Beratung somit keine Spezialtätigkeit, sondern wird in den Pflegealltag integriert. Als nachteilig ist dabei anzuführen, dass es bei den Pflegenden zu Rollenkonflikten kommen kann. Diese können daraus resultieren, dass sie unter Zeitdruck stehen noch andere Patienten versorgen zu müssen und andererseits den Erwartungen der Ratsuchenden versuchen gerecht zu werden. In Anbetracht dieser sich ergebenden Problematik kann es dazu führen, dass Bedürfnisse und Fragen der Ratsuchenden manchmal außer Acht gelassen werden. Daher […] werden beratende Tätigkeiten durch die Pflege weiterhin punktuell, unstrukturiert, unreflektiert durchgeführt und nicht dokumentiert. In der Literatur werden formale Bedingungen der Beratung (institutionalisierte und spontane Beratung) kontrovers diskutiert. Gemäß Warmbrunn (2006) und Doll & Hummel-Gaatz (2006) werden von verschiedenen Autoren folgende Vorteile der formellen Pflegeberatung genannt: Alle Beteiligten bringen zur Beratung durch einen zuvor vereinbarten Termin ausreichend Zeit mit. Die Ausgangssituationen (Kenntnisse und Motivation des Patienten, der individuelle Stand der Krankheitsbewältigung usw.) des Ratsuchenden können somit geplant in die Beratung mit einbezogen werden. Zudem können zur Unterstützung zahlreiche Medien wie Broschüren, Infoblätter etc. in die Beratung integriert werden. Die Problematik eines solchen formellen Beratungsgespräches kann allerdings darin bestehen, dass der Beratungsanlass, durch einen weiten räumlichen und zeitlichen Abstand vom Alltag, oft nur ungenau aufgegriffen werden kann. Um eine gewisse Professionalität innerhalb eines Beratungsprozesses zu gewährleisten, sollten die Berater also über ein qualifiziertes Fachwissen verfügen. In Anlehnung an Belardi et al. (2007) müssen die Beratenden fähig sein ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Ratsuchenden aufzubauen. Es ist wichtig, einen Konsens bzgl. der zu verfolgenden Ziele zu schaffen. Außerdem sollte im Vorfeld geklärt werden, dass die Berater lediglich für den Prozessablauf, nicht aber für die Problemlösung verantwortlich sind.

Über den Autor

Irina Becker, geb. 1975 in Kasachstan, erlangte ihre erste Ausbildung zur Medizinisch -Technische Assistentin für Labordiagnostik am Medizinischen Kolleg 1994 in der Stadt Temirtau, Kasachstan. Anschließend folgte Berufserfahrung als Sanitäts-Arzthelferin an der Sanitäts- und Epidemieschutzstation bis zu ihrer Übersiedlung nach Deutschland, die am 1998 stattfand. In Deutschland schloss die Autorin eine weitere Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin ab und sammelte 10 Jahre Berufserfahrung. Aufgrund erworbener Kenntnisse stellte sich für die Autorin die Frage, wie die vorherrschenden Defizite in der Pflegepraxis behoben werden könnten. Daher lag der Gedanke an ein Studium nah. Mit dem Studium an der Uni-Bremen 2006-2010 erlangte die Autorin den bisherigen akademischen Grad: Bachelor of Arts Pflegewissenschaft / Public Health. Den Schwerpunkt legte I. Becker bereits während des Studiums auf die Arbeit mit Migranten, was nicht zuletzt mit ihrem persönlichen Spätaussiedler - Status zusammenhängt. Kombiniert mit dem Interesse an Prävention, Rehabilitation, Familien– und Pflegeberatung entstand in Zusammenarbeit mit Olga Mayer das vorliegende Buch. Olga Mayer wurde 1983 in Kasachstan geboren. In ihrem fünften Lebensjahr siedelte sie mit ihrer Familie nach Deutschland um. Nach dem Erwerb des Abiturs (2003) absolvierte die Autorin eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Der Ausbildung folgte Berufserfahrung und 2007 der Beginn des Studiums Pflegewissenschaft/Public Health an der Universität Bremen. 2010 erlangte die Autorin den bisherigen akademischen Grad: Bachelor of Arts Pflegewissenschaft / Public Health. Den Schwerpunkt legte O. Mayer ebenfalls bereits während des Studiums auf die Arbeit mit Migranten. Auch das Interesse an Beratung und Seminararbeit wurde früh in den Vordergrund gestellt und äußerte sich durch verschiedenste Studium begleitende Nebentätigkeiten, welche unter anderem den Anstoß für die Verfassung dieses Buches in Zusammenarbeit mit Irina Becker gegeben haben.

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