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Pädagogik & Soziales

Jan P. Ehlers

Peer-to-Peer-Learning in der tiermedizinischen Lehre

Am Beispiel von CASUS-Fällen

ISBN: 978-3-8366-7173-6

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 126
Abb.: 30
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Um Studierende der Tiermedizin auf den praktischen Unterricht am Patienten tierschutzgerecht vorzubereiten und das diagnostische Denken zu schulen, können fallbasierte eLearning-Techniken eingesetzt werden. Vor allem in der Humanmedizin werden seit längerem verschiedene fallbasierte eLearning-Module eingesetzt. In die Tiermedizin wurde hiervon das CASUS-System übernommen. Es konnten bis zu 70% der Studierenden mit freiwilligen, ergänzenden CASUS-Fällen erreicht werden. Um den Einsatz neuer Lehrformen in der Tiermedizin zu forcieren und den Aufwand der Fallgestaltung zu verringern wurde untersucht, ob qualitativ hochwertige Fälle auch im Sinne des peer-to-peer learnings von Studierenden erstellt werden können. Hierzu wurden an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover qualitative Experteninterviews mit elf CASUS-Autoren und sechs Tutoren von Wahlpflichtfächern Multimediale Fallerstellung mit CASUS , in denen CASUS-Fälle von Studierenden unter Betreuung von Experten entwickelt wurden. Außerdem wurde eine online-Befragung von 78 studentischen Teilnehmern (Rücklaufquote: 53,8%) an diesem Wahlpflichtfach durchgeführt. Folgende Ergebnisse ergaben die Befragungen: Der Einsatz von CASUS-Fällen findet eine breite Akzeptanz bei den befragten Dozierenden und Studierenden. Beide Gruppen sehen hierin eine wesentliche Ergänzung der traditionellen Lehre, die auf dem Grundwissen aufbaut und es fallbasiert festigt. Dabei finden die Fälle sowohl in der Vorklinik als auch in der klinischen Ausbildung Anwendung. Sie vereinen die Vorteile von eLearning (Unabhängigkeit, self-assessment, Multimedialität) mit denen des fallorientierten Lernens (Praxisrelevanz, Konstruktivismus, Interdisziplinarität). Der Aufwand der Fallerstellung ist sehr hoch, was vor allem an der didaktischen Aufbereitung liegt. Technisch ist CASUS so gestaltet, dass es auch Ungeübten kaum Schwierigkeiten macht. Die Qualität der Fälle zeigt sich durch Praxis- und Prüfungsrelevanz, klare Strukturierung, passendem Schwierigkeitsgrad und hochwertigen Medien. Für die Gestaltung hochwertiger Fälle muss der Autor vor allem fachliche und didaktische aber auch technische Kompetenzen aufweisen. Die Fallbearbeitungen müssen fest ins Curriculum integriert sein, damit sie gut genutzt werden. Alle Befragten waren sich einig, dass diese Fallerstellungen auch von gut betreuten Studierenden geleistet werden können. Eine Zeitersparnis konnte hierdurch aber nicht erreicht werden. Allerdings kam es stattdessen zu einer deutlichen Qualitätssteigerung und genaueren Zielgruppenansprache in den Peer-Fällen. Es wurde in der Untersuchung deutlich, dass durch das peer-to-peer learning Nutzen für alle Beteiligten (Peer-Autoren, Tutoren, Institutionen, Lerner) entstand. Die Kombination von eLearning, fallbasiertem Lernen und peer-to-peer learning führte zwar nicht zu einer Zeitverkürzung bei der Fallerstellung, der Nutzen aller Beteiligten war aber so umfangreich, dass es sich ein verstärkter Einsatz empfiehlt.

Leseprobe

5.2 Beschreibung des Bildungsproblems Als Bildungsproblem und damit als Grund, sich CASUS zu zuwenden, wurde von den Dozierenden vor allem die ort- und zeitunabhängige Ergänzung und Erweiterung der Präsenzlehre genannt. Weiterhin war ein wichtiger Punkt die Multimedialität. Hier zeigt sich eine Besonderheit die medizinischen Fächer (BEIER et al. 1997, KALLINOWSKI et al. 1997), in denen die Diagnose zum großen Teil an optischen Befunden erhoben wird. Gerade bei bewegten Befunden (z.B. lahmendes Pferd) oder akustisch zu erhebenden (z.B. Herzgeräusche) zeigen die neuen Medien große Vorteile beim Selbstlernen gegenüber Mitschriften oder Büchern. Hierbei muss aber stets beachtet werden, durch die Bilder und Videos auch tatsächlich einen didaktischen Mehrwert zu erreichen. Eine Hilfestellung geben die Qualitätskriterien für Elektronische Publikationen in der Medizin (SCHULZ et al. 1999). Die Darstellung von realen Fällen geht über die Idealbefunde im Lehrbuch noch hinaus und zeigt damit Befunde und Diagnosewege, die oft sehr viel schwieriger zu interpretieren sind, so aber eben in der Praxis vorkommen. Ein weiteres wichtiges Ziel ist, den Studierenden das self-assessment zu ermöglichen, also eine formative Wissensüberprüfung. Hierauf zielen vor allem die Fälle der Anatomie ab, die nicht nur den Vorlesungsstoff nachbereiten, sondern auch auf die Testate und das Physikum vorbereiten. Hier werden nämlich die mündlichen Prüfungen von den Fallautoren durchgeführt. Auch die klinischen Fälle bereiten die Studierenden gut auf die Prüfung vor, da hier mittlerweile schriftliche, computergestützte Prüfungen eingesetzt werden. Durch die Bearbeitung der Computerfälle können also in diesem Medium und auch mit den Multiple-Choice-Fragen Erfahrungen gesammelt werden.

Über den Autor

Dr. Jan P. Ehlers, M.A. Studium der Tiermedizin und Promotion an der LMU München. Seit 1998 ist einer seiner wissenschaftlicher Schwerpunkte der Einsatz von neuen Medien in der Tiermedizin. Masterstudium educational media an der Universität Duisburg-Essen. Abschluss 2008. Derzeit an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover als eLearning-Berater tätig.

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