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- Palästinenser in Jordanien. Das schwierige Verhältnis zweier arabischer Völker aufgezeigt am Beispiel der jordanischen Sportszene
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Abb.: 13
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In vielen Ländern kann man im Sport gesellschaftliche oder politische Phänomene wie die von Minderheiten und ihren Situationen beobachten, die Selbstverwirklichung und Konflikte oder Machtkämpfe zwischen rivalisierenden politischen Gruppierungen beinhalten. So kann man davon sprechen, dass Sport das Spiegelbild einer Gesellschaft eines Landes darstellt. Eine besondere Rolle kommt in den meisten Ländern der beliebtesten Sportart – dem Fußball – zu. Mit der vorliegenden Studie soll der Fokus auf den Nationalismus im jordanischen Sport gelenkt werden. Dabei tritt folgende Fragestellung in den Vordergrund: Inwieweit ist der zentrale Konflikt in der jordanischen Sportszene – die Rivalität zwischen den beiden bekanntesten Clubs aus Amman, al-Fay?ali und al-Wi?dat – politisch beeinflusst bzw. wie stark ist die sportliche Komponente dieser Vereinsrivalität? Zudem: Welche Auswirkungen hat der Konflikt auf die Nationalmannschaften Jordaniens? Es ist auch zu klären, wie die Sicht der jordanischen Medien auf diesen Konflikt aussieht und ob das Thema Nationalismus überhaupt im Zusammenhang mit Sport diskutiert wird. Zudem muss aufgezeigt werden, welchen Stellenwert Sport in der jordanischen Gesellschaft besitzt und wie das Verhältnis zwischen Palästinensern und Jordaniern im Allgemeinen aussieht.
Textprobe: Kapitel 4, Konfliktlinien im jordanischen Sport: Beobachtet man die internationale Sportszene, so wird einem auffallen, dass etliche Konflikte, die zwischen bestimmten Mannschaften, Vereinen oder gar Sportnationen ausgefochten werden, mit sportlicher Rivalität zu tun haben. D.h. man gönnt seinem Gegner keinen Erfolg, versucht diesen mit allen Mitteln zu verhindern und neigt beim Misserfolg zu unsportlichem Verhalten. Mitunter sind die Gründe dafür, dass der Sportsgeist, der u.a. über den Kontakt der Sportler und deren Anhänger untereinander zur Verständigung von Völkern und Nationen beizutragen vermag, missachtet wird, auch unter a) ethnischen, b) politischen oder teilweise sogar c) religiösen Gesichtspunkten zu suchen. Die genannten Punkte überschneiden sich fast immer. Besonders bei Punkt c) sollte man vorsichtig argumentieren, da er meist völlig in b) untergeht, wie es z.B. im Libanon der Fall ist. Dort sind fast alle Sportvereine so stark finanziell von politischen Parteien, die sich wiederum meist anhand religiöser Bekenntnisse definieren, abhängig, dass insbesondere bei den professionellen Fußball- und Basketballligen politische und religiöse Konflikte auf den Tribünen und dem Spielfeld ausgefochten werden. In Israel kommen insbesondere bei Spielen zwischen Vereinen aus dem Umfeld der Likud-Partei und Clubs mit mehrheitlich arabischen Spielern (ein bekanntes Beispiel ist Beitar Jerusalem gegen Bnei Sakhnin) alle drei genannten Punkte zusammen. Die ethnische und politische Komponente von Sportkonflikten ist auch in Europa nicht zu unterschätzen, da sie z.B. in den türkischen (etliche türkisch-kurdische Auseinandersetzungen), italienischen (Links- gegen Rechtsextreme) oder sogar auch deutschen Ligen (wie in Italien, nur in kleinerem Umfang) zu Tage tritt. In Jordanien scheinen die Konfliktlinien – wie anhand der Berichterstattung der Medien hervorgeht – hauptsächlich zwischen Palästinensern und Jordaniern zu verlaufen und dies zudem heftiger als auf internationaler Ebene, wo es kaum zu Reibereien zwischen Palästinensern und Jordaniern kommt. Zwar kommt es so wie im Libanon auch in Jordanien beim Basketball und vereinzelt auch bei anderen Sportarten zu politischen und sozialen Konflikten, doch sich auf den Sport übertragende Konflikte sind in Jordanien in erster Linie beim Fußball zu beobachten. Die beiden bekanntesten Konfliktparteien werden unter Kapitel ‘4.1 Vereinsfußball’ vorgestellt. 4.1, Vereinsfußball: Der jordanische Vereinsfußball ist wie in den meisten anderen Ländern auch in einer ganzen Reihe aufeinander aufbauender Ligen organisiert. Davon erfreut sich insbesondere die professionelle 1. Liga großer Beliebtheit bei den jordanischen Fußballfans. Von den zwölf Mannschaften kommen die meisten aus Amman, die populärsten sind dabei al-Fay?ali, al-Wi?dat und Šabbab al-Urdun. Die beiden ersten bilden was Popularität und Erfolg (bzw. zwölf Meistertitel in den 70 seit 1944 ausgetragenen Meisterschaften) betrifft, beinahe eine Liga für sich. Beide verbindet nicht nur die normale sportliche Rivalität, die bei zwei sehr erfolgreichen Vereinen zu erwarten ist, sondern auch eine politische Rivalität. So verlautet aus Kreisen des Fußballverbandes: ‘Die Anhänger beider Teams verstehen die Bedeutung eines sportlichen Wettkampfes nicht [und] versuchen den Sport zu politisieren [...]’.Die politische Rivalität der beiden Clubs wird mittlerweile von offiziellen Stellen teilweise als eine ‘Gefahr für die Einheit der jordanischen Gesellschaft’ gesehen, was noch einen weiteren Anhaltspunkt für die Bedeutsamkeit des Sports in Jordanien und gerade der Bedeutung dieser beiden Vereine gibt. 4.1.1, Der Verein der Königstreuen: al-Fay?ali: Al-Fay?ali ist der erfolgreichste Verein im jordanischen Fußball und in anderen Sportarten (wie z.B. Handball, Basketball, Leichtathletik) weit weniger dominant. Neben al-W?dat ist er mit deutlichem Abstand vor dem drittgrößten Sportverein der Hauptstadt (Šabbab al-Urdun) sowie Teams aus anderen Städten wie al-?Arabi Irbid oder Manšiyya Bani ?assan Mafraq, der populärste Verein Jordaniens. Von Beobachtern der Sportszene wird er als königstreuer, nationalistischer Verein der Jordanier beschrieben, bei dem man Mitglieder der tscherkessischen oder armenischen Minderheit, aber kaum Palästinenser unter den Fans und Unterstützern findet. Es gibt sogar Berichte, nach denen palästinensische Anhänger dem Verein den Rücken kehrten, da sie aufgrund ihrer Herkunft von anderen Fans beleidigt worden waren. Auf seiner Website nimmt der Verein keinen Bezug auf seine Verbindung zum jordanischen Königshaus, die jedoch am Vereinsnamen mit der Anspielung auf König Fay?al erkennbar ist. Lediglich einige Formulierungen, die sich insbesondere in der Rubrik ‘Vereinsgeschichte’ finden, zeigen die nationalistische Gesinnung des Vereins. So sei die Geschichte al-Fay?alis die ‘Geschichte aller Jordanier, die Jordanien lieben und zu [dem Land] gehören.’ Der Verein wurde bereits 1932 als Pfadfindergruppe, die sich auch mit ‘Bewegungsspielen, griechisch-römischen Ringkampf, der Turnerei, dem Gewichtheben und der Körperertüchtigung’ befasste und zudem soziale und kulturelle Arbeit verfolgte, indem sie der Bevölkerung ‘Lesen und Schreiben lehrte und den Analphabetismus tilgte’, gegründet. In diesem Zusammenhang wird der Verein auch mehrfach als ‘firqa kašfiyya ahliyya’ (nationalistische Pfadfindergruppe) bezeichnet. Diese Gruppe wurde als Gegenpol zu den britischen Pfadfindergruppen im Nahen Osten gegründet, weswegen es auch zum Konflikt mit der britischen Protektoratsverwaltung von Transjordanien kam. Der Club wurde 1939 zwischenzeitlich geschlossen, da er der anti-britischen nationalistischen Bewegung zu nahe stand. Dieser frühe Teil der Vereinsgeschichte erklärt auch, warum so viele Jordanier diesen Verein als so bedeutend ansehen und er als ‘echt jordanisch’ wahrgenommen wird. Dass der Verein nur für einen bestimmten Teil der jordanischen Bevölkerung offenstünde, wird aber von den Offiziellen klar verneint: ‘Seit den Gründungsjahren war al-Fay?ali nicht einen Tag lang eine uneinnehmbare Festung. Die Tore waren nicht verschlossen vor den Söhnen des Landes und stets war al-Fay?ali für die Allgemeinheit [der Jordanier (eigene Anm.)]’. Die in der Gegenwart auftretenden Probleme (s. Anm. 33) widersprechen somit offensichtlich der Einstellung des Vereins. Auch ist die von anderen Vereinen gern gewählte politische Anspielung über die Vereinsfarben nicht vorhanden: Blau-weiß hat – wie bei Betrachtung der entsprechenden Symbole schnell erkennbar ist – weder mit der jordanischen Staatsflagge, noch dem Staatswappen oder den Farben des Königshauses zu tun. Einzig der Adler im Vereinswappen kann als Anspielung auf das Staatsemblem gedeutet werden. Allerdings ist der Adler in abgewandelter Form im Vereinswappen zu sehen und zudem ein sehr häufiges Wappentier, gerade bei arabischen Staats- wie auch Vereinswappen. Die hier dargelegte Eigendarstellung von al-Fay?ali kann nicht durch Interviews mit Fans oder Offiziellen ergänzt werden, wie im Folgenden bei al-Wi?dat. Es ist auffällig, dass alle Autoren (Tuastad, Montague u.a.), die bisher Veröffentlichungen zu diesem Thema herausbrachten, sich einseitig mit al-Wi?dat befassten und Leute aus dem Umfeld al-Fay?alis kaum oder gar nicht zu Wort kommen ließen.
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