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- Nachhaltige Kulturpolitik – systemisch gedacht und systemisch gemacht. Konzepte für Kommunen und kommunale Akteure
Pädagogik & Soziales
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» Buch bewerten Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 02.2023
AuflagenNr.: 1
Seiten: 90
Abb.: 35
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit hat auch die Kulturpolitik erfasst, gleichzeitig verstärken sich strukturelle Konflikte und der Kampf um Etats. Dabei ist Macht ungleichmäßig verteilt, es gibt hohes Konfliktpotenzial und unterschiedliche Umgangsweisen mit Differenzen. Einfach durchzuführende, kostengünstige, kontextadäquate und wirkungsreiche Formate zur Lösungsfindung sind noch nicht ausreichend implementiert. Hier setzt die Autorin mit einem systemisch-fundierten Forschungs- und Beratungsprojekt an: Im ersten Teil des Buches erforscht sie das komplexe System kommunale Kulturpolitik durch Interviews mit Rolleninhaberinnen und -inhabern aus unterschiedlichen Kontexten deutschlandweit. Darauf aufbauend werden im zweiten Teil systemische Beratungsformate / Konzepte entwickelt, die mit geringem zeitlichem Aufwand durchgeführt werden können. Darunter auch ein Format zur Selbstsupervision von Teams und Entscheider:innen, da kontiniuerlicher Wandel bei den Akteuren selbst beginnen sollte und die Entscheider:innen, im Spannungsfeld unterschiedlichster Erwartungen und Anforderungen, auch für sich selbst nachhaltig agieren dürfen. Nebenbei werden die Leser:innen in die Welt des systemischen Denkens eingeführt und erlernen einfache Methoden, mit deren Hilfe neue Betrachtungs- und Handlungsweisen entstehen können.
Textprobe: Kapitel 1.3, Explorierende Interviews als Systemische Forschung im Kontext kommunale Kulturpolitik: Systemisch-konstruktivistisch denkenden Menschen ist bewusst, dass sie durch Forschung und Interviews die Wirklichkeit des erforschten Objektes mitgestalten. Sie sind nicht auf der Reise zu einer objektiven Wahrheit, sondern streben nach Brauchbarkeit des Geschehens und der Erkenntnisse für die Probanden. Es ist eine rekonstruierende und keine aufdeckende Arbeit. Für forschende Interviews gibt es keine Ausgangshypothese, die zu bestätigen oder zu falsifizieren ist nur Neugier auf die Ergebnisse und Erkenntnisse. Gütekriterium ist einzig die Nützlichkeit für die Erreichung der Zwecke aus Sicht der Akteure. In dieser Studie wird versucht, gemäß dem Beispiel der Leitlinien eines systemisch ausgerichteten Forschungskonzeptes zu agieren. Das komplexe System kommunale Kulturpolitik soll mit dem systemischen Denken angemessenen Methoden durch Interviews mit Rolleninhaberinnen und -inhabern aus unterschiedlichen Kontexten (verschiedene Bundesländer, Kommunen verschiedener Größe, an Entscheidungen Beteiligte verschiedener Rollen in Kommunen) erforscht werden. Die Interviewerin versteht sich als Co-Produzentin der gemeinsamen Wirklichkeit und ist bemüht, in der Haltung des wohlwollenden Nichtwissens zu agieren, Bewertungen zu vermeiden, aber zugleich lösungsfokussiert dasjenige positiv zu verstärken, was an Erfolgen berichtet wird, und bei Bedarf Vertiefungsfragen zu stellen. Analog zum Auftragskarussell der Systemischen Beratung entwickelte Matthias Ochs ein Forschungsauftragskarussell , das dem Forschenden aufträgt, den Blick auch auf das eigene Wofür ist es gut, dass ich dies auch FÜR MICH angehe? zu werfen und die Meinungen und Erwartungen des zu beforschenden Subjektes ebenfalls in Form von Hypothesen aus ethischen Perspektiven zu reflektieren, in den Interviews und dem gesamten Prozess mitlaufen zu lassen. Zu a) Für mich ist diese intensive Reflexion Systemischen Denkens und Handelns wichtig, um meine Professionalität zu hinterfragen und zu festigen. Die Steigerung der Nachhaltigkeit in der Kulturpolitik berührt mich in mehrfacher Weise: Kunst und Kultur bereichern mein Leben seit Jahrzehnten, ein möglichst nachhaltiges und ressourcenschonendes Leben ist mir seit vielen Jahren ein persönliches Anliegen. Die Diskrepanz zwischen beidem erlebe ich, sobald ich Oper, Theater, Konzert oder Kino besuche, da der hohe Verbrauch an Energie und Materialien sowie Reiseaufwände von Mitwirkenden und Genießenden auch für mich als Nicht-Kulturschaffender erkennbar sind. Diese Studie mit anschließender Konzeptentwicklung liegt mir besonders am Herzen, weil ich großen Respekt vor der Arbeit aller im kulturellen und künstlerischen Umfeld tätigen Menschen habe. Ich möchte mittels der von mir geschätzten systemischen Betrachtungs- und Arbeitsweisen dazu beitragen, ihre Aktionsmöglichkeiten trotz der schwierigen finanziellen Situation zu erweitern. Aus meiner systemischen und sozialen Perspektive ist es mir wichtig, dass die kommunale Kulturpolitik den Anforderungen der Gesellschaft an die Nachhaltigkeit mit Leichtigkeit und aus Freude am eigenen Gestalten heraus nachkommen kann und nicht mit auferlegten Zwängen infolge von Budgetkürzungen handelt. Die explorierenden Interviews mit verschiedenen Mitwirkenden an der Kulturpolitik in verschiedenen Kommunen mehrerer Bundesländer erweitern auch meine eigenen Denk- und Wahrnehmungsräume. Sie geben mir Einblicke in andere Sichtweisen und Erkenntnisse, sie lassen mich teilhaben am Erfahrungs- und Erkenntnisreichtum jedes/jeder Interviewten. Damit tragen sie alle auch zu meiner eigenen Weiterentwicklung bei. Zu b) Die Erwünschtheit dieser Art von Forschung in der Kulturpolitik bestätigt Tobias J. Knoblich, Dezernent für Kultur und Stadtentwicklung der Landeshauptstadt Erfurt und Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft, in einem Beitrag, der parallel zur Erstellung dieser Arbeit veröffentlicht wurde. Er ist der Meinung, dass gute Kulturarbeit begleitende Unterstützung benötige und selbst konzeptionell und reflexiv werden müsse. Die Veränderung, die die Kulturpolitik brauche, erfordere neue Strategien und Forschung mit Praxistransfer: Auswertungen kulturpolitischen Handelns und Transparenz, um die Veränderungsbereitschaft und den Umgang mit Wandel als Normalität zu fördern. Eine Ausgangshypothese des Projektes war, dass das Thema als zu komplex betrachtet und durch die Pandemie verkompliziert würde. Die Interviews sollten deshalb attraktiv für die Teilnehmenden und einfach realisierbar sein. Zudem, so die Befürchtung, hätten kommunale Entscheider und Entscheiderinnen vermutlich wenig Zeit für umfangreiche Interviews und eine ebenso umfangreiche Nacharbeit. In den Anfragen der ersten Interviews war eine Dauer von 1,5 bis 2 Stunden avisiert, im Projektverlauf konnte die Interviewdauer auf eine Stunde verkürzt werden, was das Erfragen des Interesses an einer weiteren Mitarbeit erleichterte. Systemische Fragen können Verwirrung erzeugen und die Interviewten bei längeren Gesprächen aufgrund der intensiven Reflexion ermüden. Um dem vorzubeugen, bestanden die Interviews aus einer Mischung von systemischen und vertrauten Fragen, offenen und gezielten Fragen zur Ressourcenfindung, sodass während und nach den Befragungen ein positives und stärkendes Gefühl in den Interviewten entstehen konnte. Eine weitere Hypothese aufgrund meiner Teilnahme an einigen Online-Veranstaltungen der KuPoGe war, dass von mir Expertise im Feld erwartet würde. Deshalb eröffnete ich bereits bei der Kontaktaufnahme, dass ich nicht über Expertenwissen verfüge, sondern eine kulturell interessierte Systemikerin mit großer Leidenschaft für gesellschaftspolitisches Wirksamwerden bin. Während der Interviews reflektierte ich stets durch mitlaufende Aufmerksamkeit auf Wortwahl, Stimmlage, Modulation und Sprechgeschwindigkeit der Interviewten, ob die Frage als angenehm oder als schwierig aufgenommen wurde, und passte den Interviewablauf entsprechend an. Um sicherzugehen korrekt verstanden zu haben, sandte ich nach den Interviews die Mitschrift zur Freigabe bzw. für mögliche Ergänzungen oder Berichtigungen. Ich sicherte zudem Anonymität zu, bei gleichzeitiger Information über die Antworten der anderen (ebenfalls anonymisierten) Teilnehmenden. Für eine gelingende Kommunikation zwischen Entscheidenden und weiteren Beteiligten ist aus systemischer Sicht auch eine anschlussfähige Wortwahl eines der relevanten Kriterien. Der Sprachgebrauch in Kulturpolitik, Verwaltung, den entscheidenden Gremien, von Sponsoren, Ehrenamtlichen und Kulturschaffenden ist vielfältig. Eine präzise und leicht verständliche Wortwahl in allen Bereichen der vorliegenden Arbeit soll die Anschlussfähigkeit für alle Interessierten erhöhen.
Iris Fischer, M.A., Betriebswirtin Personal & Organisation / Systemischer Coach & Organisationsentwicklerin, wurde 1964 in Bamberg geboren. Sie lebte und arbeitete viele Jahre in München und europaweit. Aktuell ist sie als Interims-HR-Managerin, Supervisorin und Veränderungsbegleiterin für Individuen, Teams und Organisationen deutschlandweit in Präsenz und weltweit virtuell tätig. Kunst und Kultur bereichern ihr Leben seit Jahrzehnten, ein möglichst nachhaltiges und ressourcenschonendes Leben ist ihr seit vielen Jahren ein persönliches Anliegen. Aus systemischer und sozialer Perspektive ist es ihr wichtig, dass die kommunale Kulturpolitik den aktuellen Anforderungen und Zwickmühlen mit Leichtigkeit und Freude am eigenen Gestalten heraus nachkommen kann und nicht mit auferlegten Zwängen infolge von Budgetkürzungen zu ihr unliebsamen Handlungen gezwungen wird.
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