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- Musizieren im Klassenverband. Der Einfluss kooperativer Lernformen auf den Musikunterricht
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Autorin untersucht in dieser Studie den Einfluss kooperativer Lernformen auf den Musikunterricht und konzentriert sich dabei besonders auf die Form des Klassenmusizierens. Zu diesem Zweck muss festgestellt werden, inwiefern die beiden Konzepte sinnvoll miteinander verknüpft werden können. Außerdem stellt sich die Frage, ob und wie kooperative Formen das Musizieren im Klassenverband unterstützen und fördern können. Dazu wird zunächst ein Einblick in die Merkmale und Formen von kooperativem Lernen gegeben und über aktuelle Forschungsergebnisse berichtet. Dem folgt eine Übersicht über mögliche Anwendungsgebiete dieser Methode im Musikunterricht und besonders für das Musizieren im Klassenverband. Was unter Klassenmusizieren konkret zu verstehen ist und welche Formen es gibt, wird in Kapitel drei näher beleuchtet. In Kapitel vier folgen der Versuch einer Verknüpfung kooperativer Lernformen mit dem Musizieren im Klassenverband und die Beschreibung der dadurch entstehenden Chancen und Gefahren. Dies stellt den Schwerpunkt der theoretischen Ausführungen in der vorliegenden Studie dar und soll in Kapitel fünf am Beispiel der Unterrichtseinheit zum Thema Samba konkretisiert und auf seine praktische Anwendung hin überprüft werden.
Textprobe: Kapitel 3.1.2, Begründungen für Klassenmusizieren: Musikalisches Lernen und ästhetische Erfahrung: Bestandteile eines zeitgemäßen Musikunterrichts sind, nach Mechthild Fuchs, ganzheitliches Lernen, aktives Musizieren, die Entwicklung von Kreativität durch Improvisation und weitere Formen der Produktion von Musik. Doch sie geht noch weiter, indem sie behauptet, dass innerhalb des Schulfachs Musik ‘von gesichertem Wissen oder gar Verstehen von Musik […] nicht die Rede sein’ kann, wenn Schüler nur Musiktheorie auswendig hersagen können, jedoch keinerlei klangliche Vorstellung von diesem Sachverhalt entwickelt haben. Auch Bickel bestätigt, dass ein handlungszentrierter Musikunterricht gegenüber dem auf die Theorie fokussierten größere Nachhaltigkeit des Gelernten leisten kann. Auch Untersuchungen im Land Hessen zeigten eine klare Überlegenheit der Schüler in Musikklassen in ihrem Können (Musizieren) und Wissen über Musik gegenüber den SchülerInnen ‘normaler’ Klassen. Außerdem fanden bei Ersteren eine bessere soziale und emotionale Integration statt und es wurde eine deutliche Bereicherung des schulischen und regionalen Musiklebens festgestellt. Die Ausbildung von auf die Musik bezogenen Meinungen, Kategorien, Begriffen und Systemen wird, laut Bähr, erst durch Musizieren geleistet und dieses sei im Schulbetrieb innerhalb einer Klasse nur in Prozessen des Klassenmusizierens möglich. Eine musikalisch-ästhetische Erfahrung geschieht nicht im abstrakten Raum, sondern in konkretem musikalischen und musikbezogenen Handeln, eingebunden in soziale und gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Auf lernpsychologischer Ebene stellt Gordon fest, dass genau wie beim Spracherwerb erst musikalische ‘Vokabeln’, nämlich ‘rhythm and tonal patterns’, gelernt werden müssen, bevor es sinnvoll ist, sich mit der dahinterstehenden Theorie und Notation auseinanderzusetzen. Solch ein musikalischer Spracherwerb erfolge über Audiation, also die ‘Ausbildung differenzierter innerer Hörvorstellungen’. Zwar können Schüler mit viel vokaler oder instrumentaler Vorbildung auf ihre musikalischen Erfahrungen zurückgreifen, um theoretisches Wissen auch ohne praktischen Vollzug einer Klangvorstellung zuzuordnen, aber in den meisten Fällen trifft dies nur auf wenige Schüler einer Klasse zu. Demnach ist das gemeinsame Musizieren in der Klasse ein wichtiger Faktor in Bezug auf musikalische Bildung. Kunst-Erfahrung: Die wichtigsten Formen der Erfahrung mit Musik als Kunst sind für Niermann das Musizieren, das Singen und bis zu einem gewissen Ausmaß auch das Komponieren. Die Erzeugung von Musik unter der Prämisse von ästhetisch-expressivem Gestalten könne der Schwerpunkt des Musikunterrichts sein und darüber hinaus sogar seine wesentliche Legitimation. Deshalb soll der Musikunterricht Möglichkeiten und Anregungen zur Kunst-Erfahrung geben, wobei die künstlerischen Tätigkeiten, wie Musizieren und die Erfindung von Musik mit Stimme oder Instrument, durch Bewegung, Tanz, Malen, Schreiben und szenisches Spiel unterstützt werden. Alle diese Formen ergänzen, intensivieren und bereichern die vielschichtige sinnliche Wahrnehmung von Musik. Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und sozialer Kompetenzen: Für den erweiterten Musikunterricht konnten positive Auswirkungen auf die Persönlichkeit im Rahmen der ansonsten umstrittenen ‘Bastianstudie’ nachgewiesen werden. Noch nicht ausreichend erforscht wurden dagegen solche Effekte des Klassenmusizierens bezogen auf den normalen Musikunterricht von durchschnittlich zwei Stunden pro Woche. Auch im erweiterten Musikunterricht kann, so die Forschungsergebnisse, eine Förderung der emotionalen Integration nur durch einen sehr hohen Anteil von Musizieren im Unterricht und eine intensive und von den Schülern als positiv bewertete Betreuung durch die Lehrkräfte erreicht werden. Wenn dies allerdings gegeben ist, erfolgt eine positive Entwicklung hinsichtlich der Integration, der sozialen Kompetenz und des Selbstkonzeptes. Die Ausbildung sozialer Fähigkeiten wird beim Klassenmusizieren schon allein durch den Umstand gefördert, dass die gesamte Klasse gemeinsam ein Musikstück spielt. Es gilt, einen gemeinsamen Rhythmus einzuhalten und bezüglich der Lautstärke aufeinander zu achten. Bastian nennt die sogenannten ‘soft skills’, die durch Musizieren im Klassenverband gefördert werden: ‘Kreativität im improvisatorischen Spiel mit Tönen und Klängen, Konzentration in der Genauigekit [sic!] des musikalischen Spiels, Teamfähigkeit im Ensemblespiel, Extraversion im ausdrucksstarken Musizieren, emotionale Stabilität im Podiumsstress, Intelligenz in der kongenialen Interpretation eines musikalischen Werkes.’ Sein Fazit: ‘Soziale Kompetenz und soziale Reflexionsfähigkeit werden nachhaltig durch Musikerziehung verbessert.’
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