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- Motivation zur sportlichen Aktivität: Eine stadienanalytische Studie zur Selbstkonkordanz
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Abb.: 31
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Sowohl der wirtschaftliche als auch der gesundheitliche Nutzen eines Ausdauertrainings und anderer körperlicher Aktivitäten sind immens hoch, was jährlich neu bestätigt wird. Laut dem Deutschen Olympischen Sportbund haben Bewegung bzw. sportliche Betätigung umfassende Wirkungen auf das Wohlbefinden, die Zufriedenheit und die Lebensqualität eines Menschen. Darüber hinaus tragen sportliche Aktivitäten wesentlich dazu bei, Risikofaktoren zu vermindern und somit Krankheiten vorzubeugen. Obwohl der enge Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und dem Gesundheitszustand häufig, insbesondere durch diverse Medien, erwähnt und angepriesen wird und deshalb in der Bevölkerung weitläufig bekannt sein sollte, wird die große Zahl der Sportangebote in Deutschland, vor allem von Erwachsenen nur in einem unzureichenden Maße genutzt. Warum treiben einige Menschen viel und regelmäßig Sport und andere nicht bzw. hören schnell wieder auf, nachdem sie damit angefangen haben? Dies ist vereinfacht dargestellt die Fragestellung, welche in der vorliegenden Arbeit behandelt werden soll. Die Suche nach einer Antwort auf diese Frage gestaltet sich komplex und die Psychologie bzw. deren Unterbereiche haben etliche Erklärungsvorschläge vorzubringen, welche von so genannten Determinanten der Aufrechterhaltung sportlicher Aktivität abhängig sind. Die Determinante Selbstkonkordanz ist ein zentrales Thema dieser Arbeit.
Textprobe: Kapitel 3, Die Selbstdeterminationstheorie: Seit mehr als einem Jahrhundert bieten zahlreiche Autoren (z.B. Ajzen, 1991 Atkinson, 1964 Bandura, 1986 Deci & Ryan, 1985 Fuchs, 2001 Gollwitzer, 1996 Heckhausen, 1980 James, 1890 Sheldon & Elliot, 1999 Wagner, 2000 Weiner, 1972 & 1980 Young, 1936) Theorien und Modelle der Motivationsforschung an um das Handeln des Menschen zu erklären. In den neunziger Jahren haben im Bereich der Sportmotivation vornehmlich die Selbstwirksamkeitstheorie Banduras (1986) und die Theorie des Zielansatzes (goals approach) Dudas (1992) große Popularität erfahren. Beide Theorien haben signifikante Erkenntnisse hervorgebracht, welche zum besseren Verständnis der Sportmotivation beigetragen haben. Ihr Fokus auf eher kognitive Bereiche wie Selbstwirksamkeit und Kompetenz, haben den komplexen Bereich der Sportmotivation und Motivation allgemein jedoch nur sehr eingeschränkt erschließen lassen. Deci und Ryan (1985 Ryan & Deci, 2000) hingegen liefern mit ihrer Selbstdeterminationstheorie eine Theorie, welche Motivation in einem umfangreicheren Rahmen betrachtet und in der auch andere wichtige Faktoren, wie z.B. die Selbstbestimmtheit und die Verbundenheit mit anderen Menschen, berücksichtigt werden. Edward L. Deci und Richard M. Ryan (1985 Ryan & Deci, 2000) haben ihre Selbstdeterminationstheorie in einer Zeitspanne von 35 Jahren aus vier Mini-Theorien (mini-theories) Schritt für Schritt zusammengesetzt (vgl. Ryan & Deci, 2002, S. 9). Bei dieser langjährigen Arbeit haben die Autoren verschiedene Phänomene in den Bereichen Bildung, Psychotherapie, Arbeit und Sport erforscht und daraus ihre einzelnen Theorien entwickelt. Alle dieser vier Mini-Theorien beachten das sogenannte Konzept der psychologischen Grundbedürfnisse (concept of basic psychological needs), welches zusammen mit den Motivationskonzepten und den damit in Zusammenhang stehenden Minitheorien in den nachfolgenden drei Unterkapiteln erklärt wird. 3.1, Konzept der psychologischen Grundbedürfnisse: Wie eingangs dieses Kapitels erwähnt, findet das Konzept der psychologischen Grundbedürfnisse in allen Minitheorien der Selbstdeterminationstheorie Deci und Ryans (1985 Ryan & Deci, 2000) große Bedeutung und wird deshalb hier vorab beschrieben. Gemäß Ryan und Deci (2000) ist die Befriedigung sowohl körperlicher als auch psychologischer Grundbedürfnisse essentiell für die Aufrechterhaltung der Gesundheit des Menschen. Grundbedürfnisse sind per Definition allgemein gültig, d.h. es sind angeborene Bedürfnisse und nicht erlernte Beweggründe (vgl. Ryan & Deci, 2002, S. 7). Über sie wird angenommen, dass sie als solche in allen Kulturen und Entwicklungsstufen vorkommen. Sicherlich werden diese Grundbedürfnisse von Mensch zu Mensch auf eine unterschiedliche Art und Weise ausgedrückt und befriedigt, dennoch bleiben den Autoren zufolge deren Kernmerkmale gleich (vgl. Ryan & Deci, 2002, S. 7). Offensichtlich sind Grundbedürfnisse per Definition sehr eng gesteckt, und vermutlich haben Ryan und Deci (2000) aus diesem Grund ihre psychologischen Grundbedürfnisse auf nur drei beschränken können. Laut den Autoren sind daher folgende psychologische Grundbedürfnisse in jedem Menschen existent: Tüchtigkeit (competence), Verbundenheit (relatedness) und Selbstbestimmtheit (autonomy). Tüchtigkeit bedeutet, dass der Mensch sich in der Interaktion mit seinem sozialen Umfeld als nützlich ansieht und verschiedene Arten der körperlichen und geistigen Betätigung erfährt (vgl. Ryan & Deci, 2002). Durch das Bedürfnis tüchtig zu sein sucht sich der Mensch Herausforderungen, die an seine Fähigkeiten optimal angepasst sind und strebt danach diese Fähigkeiten durch das Ausüben verschiedener Tätigkeiten beizubehalten bzw. zu verbessern. Tüchtigkeit ist daher keine erlernte Fähigkeit oder Fertigkeit, sondern vielmehr gefühltes Selbstbewusstsein und ein Gefühl sich nützlich zu fühlen, welches durch das Ausführen bestimmter Tätigkeiten erreicht wird (Ryan & Deci, 2002). Desweiteren bezieht sich das Bedürfnis der Verbundenheit auf das Verlangen nach einer Gemeinschaft für deren Mitglieder man sorgt bzw. deren Mitglieder sich auch um einen selbst sorgen (Ryan, 1995). Hierbei scheint sowohl des Menschen Sehnsucht nach Respekt und nach Anerkennung anderer, als auch dessen Trieb nach Geborgenheit im Schutze einer sicheren Gemeinschaft eine wichtige Rolle zu spielen. Als drittes und letztes Bedürfnis des Konzeptes psychologischer Grundbedürfnisse beschreibt die Selbstbestimmtheit das Verlangen, bestimmte Verhaltensweisen aus sich selbst heraus zu tun. Die Quelle des Tuns entspringt daher aus dem Selbst. Dies heißt jedoch nicht, dass selbstbestimmte Tätigkeiten nicht von außen beeinflusst sein können. Ganz im Gegenteil, selbst bestimmte Tätigkeiten werden vor allem im Bereich Sport oftmals durch Trainer und Übungsleiter extrinsisch, d.h. von außen, beeinflusst. Dennoch kann der Athlet bei dieser extrinsischen Beeinflussung einen hohen Grad an Selbstbestimmtheit empfinden, wenn die von ihm geforderten Tätigkeiten im Einklang mit seinen Werten und Zielen stehen. Auf den Zusammenhang zwischen extrinsischer Motivation und gewahrter Selbstbestimmtheit wird im nachfolgenden Unterkapitel noch ausgiebig eingegangen. Neben dem Konzept der psychologischen Grundbedürfnisse haben die einzelnen Mini-Theorien noch eine weitere Gemeinsamkeit und zwar beschäftigen sich alle mit intrinsischer Motivation, extrinsischer Motivation und Amotivation. Daher werden im folgenden Unterkapitel zunächst diese von unterschiedlichen Richtungen ausgehenden Motivationskonzepte näher erläutert und danach bei der Beschreibung der Mini-Theorien Deci & Ryans (1985, 2000) miteinander verknüpft. 3.2, Motivationskonzepte: Nach Deci und Ryan (1985 Ryan & Deci 2000) kann eine Verhaltensweise intrinsisch motiviert, extrinsisch motiviert oder amotiviert sein. Den Autoren zufolge bezieht sich das Konzept der intrinsischen Motivation auf Verhaltensweisen, die ein Mensch aus eigenem Interesse bzw. eigener Freude zeigt. Freizeitaktivitäten, wie z.B. Kino- oder Diskobesuche, sind meist intrinsisch motiviert. Dennoch können auch Freizeitaktivitäten extrinsisch motiviert sein. Zwei Beispiele möglicher Szenarien, bei denen unterschiedliche Motivationskonzepte eine Rolle spielen, sollen hier anhand eines fiktiven Kinobesuchs veranschaulicht werden. Stellen Sie sich vor ein Mann geht mit seiner Frau ins Kino und schaut sich mit ihr einen Liebesfilm, wie z.B. Titanic, an. Dieser Kinobesuch kann für den Mann sowohl intrinsisch als auch extrinsisch motiviert sein. Ein intrinsisch motiviertes Verhalten liegt z.B. vor, wenn der Mann im allgemeinen Kinobesuche mag, Leonardo Di Caprio, einer der Hauptdarsteller des Films, sein Lieblingsschauspieler ist und er somit diesen Film mit Freude anschaut. Extrinsisch ist der Mann motiviert, wenn der Grund des Kinobesuchs z.B. lediglich auf der Hoffnung beruht, dass sich durch den romantischen Kinobesuch eventuell die seit Tagen vorherrschende schlechte Laune seiner Frau verbessern wird und er sich dann endlich wieder in Ruhe und ungestört seinem Hobby der Modelleisenbahn widmen kann. Extrinsisch motiviert ist man daher dann, wenn man etwas nicht aus Freude bzw. Interesse an der Sache selbst tut, sondern weil man sich durch das Verhalten bestimmte Konsequenzen verspricht. Im Rahmen der Selbstdeterminationstheorie wird intrinsische Motivation als der motivationale Antrieb der wachstumorientierten Natur des Menschen angesehen (vgl. Vaanstenkinste, Lens, Deci, 2006). In der Tat stellen intrinsisch motivierte Verhaltensmuster die natürliche Basis für eine fortschrittliche und bildungsorientierte Umwelt dar. Menschen streben danach anderen Menschen ihre Tüchtigkeit und Effektivität zu zeigen und sehen sich dabei am liebsten selbst in der Rolle des Initiators bzw. Motivators ihres eigenen Verhaltens (vgl. Vaanstenkinste et al., 2006, S. 20). Zu diesem Streben setzte Deci (1971) zu seiner ersten Studie im Jahre 1971 Überlegungen an und belohnte darin einige Probanden nachdem sie eine intrinsisch motivierte Aktivität ausgeführt hatten. Hierbei beobachtete er, dass die Probanden, welche belohnt wurden, die ausgeführte Aktivität weniger genossen und auch weniger ausdauernd betrieben als diejenigen, die keine Belohnung erhielten (vgl. Vaanstenkinste et al., 2006, S. 20). Nachdem deren anfangs noch intrinsisch existierende Motivation durch die Belohnung sozusagen zu einer kontrollierten, extrinsischen transformiert wurde, fühlten sich die Probanden ihrer Selbstbestimmtheit (autonomy) beraubt, führten die Aktivität nicht mehr mit der ursprünglichen Freude aus und so führten die Belohnungen letztendlich zu einer schlechteren Leistungsfähigkeit bzw. zu einem früheren Abbruch der Aktivität im Vergleich zu einer nicht belohnten Gruppe. Auch andere Studien ergaben, dass weitere extrinsische Faktoren, wie z.B. Deadlines, Überwachungen, Prüfungen und das Kontrollieren der Sprache ebenfalls die Eigenmotivation und Ausdauer einer Person bezüglich einer bestimmten Aktivität verschlechterten (vgl. Vaanstenkinste et al., 2006, S. 20). Diesen Studien zufolge scheint die Förderung der intrinsischen Motivation einer Einflussnahme durch extrinsische Motivationsmaßnahmen immer bevorzugen zu sein.
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