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- Montessori Pädagogik und Waldorfpädagogik – Gemeinsamkeiten und Unterschiede: Einführung in Theorien und Praktiken
Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 72
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert stand das autoritäre System der traditionellen Schule immer wieder im Blickpunkt der Kritik. Dies wiederum führte zu zahllosen neuen methodischen Ansätzen und Schulformen. Es entwickelten sich einige neue Alternativen zur bisherigen Pädagogik. Unter anderem resultierten daraus die Schulformen Montessori- und Waldorfpädagogik. Diese beiden Konzepte haben auch heute noch ihre Gültigkeit. Sowohl die Montessori- als auch die Waldorfpädagogik stellen das Kind in den Mittelpunkt. Trotz vieler Gemeinsamkeiten gehen die beiden pädagogischen Ansätze schlussendlich in andere Richtungen über. Sie zählen zwar beide zum Alternativsystem der Reformpädagogik, die mehr oder weniger die gleichen Ziele verfolgen, aber die Zugänge zur Erreichung der Ziele sind andere.
Textprobe: Kapitel 2.3, Kritik an Montessoris Pädagogik: An und für sich stellt die Montessori-Pädagogik eine fruchtbare und auch tragfähige Basis für die Erziehung von heute dar (vgl. Hebenstreit 1999: 226). Trotzdem wird sie in mancher Hinsicht kritisiert zum Beispiel im Zusammenhang mit der Verwendung ihres Vokabulars. Sie verwendet für bestimme Phänomene oft Begriffe aus dem Bereich der Biologie und der Medizin, was wahrscheinlich auf Montessoris Ausbildung zurückzuführen ist. Jedoch führt dies oft zu Missverständnissen und Missdeutungen (vgl. Waldschmidt 2010: 88). Sigurd Hebenstreit beschreibt in seinem Werk ‘Maria Montessori – Eine Einführung in ihr Leben und Werk’ weitere Kritikpunkte, wobei nachfolgend auf zwei näher eingegangen wird (vgl. Hebenstreit 1999: 226-234): 1. Die Rolle des Spiels: Maria Montessori spricht in ihren Werken von der ‚Arbeit‘ des Kindes, da sie das ‚Spiel‘ als eine sinnlose Zeitvergeudung betrachtet, durch welches das Kind mit Nutzlosem beschäftigt wird, damit die Eltern ungestört ihrer Tätigkeit nachgehen können. Durch die Betonung der ‚Arbeit‘ des Kindes möchte Montessori die Wichtigkeit und auch die Ernsthaftigkeit dieser Lebensphase für die Entwicklung des Menschen kennzeichnen. Ihrer Überzeugung nach ist das ‚Spiel‘ rückwärts- und nicht vorwärtslaufend. Durch das Spielen hat das Kind die Möglichkeit, sich von der Außenwelt abzukapseln und in eine Wunschwelt einzudringen, wo es Herr über alles ist, wo die Gedanken und Gefühle des Kindes im Vordergrund stehen. Oft neigen die Kinder dazu, Aspekte aus dem Leben der Erwachsenen nachzuahmen, weil sie dadurch ein Gefühl von Stärke empfinden, da sie sich nicht anpassen müssen. Sie sind die Herrscher über ihre Wunschwelt und können selbst bestimmen (vgl. Hebenstreit 1999: 227f). Betrachtet man die Pädagogik von Montessori weist diese in dieser Hinsicht eine Lücke auf. Ihrer Ansicht nach ist die Entwicklung des Kindes einzig und allein nach vorne gerichtet, da die Entwicklung der Persönlichkeit im Vordergrund steht. Montessori legt weniger Wert auf den rückwärtslaufenden Prozess, der innerliches äußerlich gestaltet. Obwohl dieser Prozess gerade für das Kindergartenalter maßgebend ist. In diesem Fall setzt das Spiel ein, welches die Sprache des Kindes darstellt, mit der es Wünsche wie auch Sehnsüchte, Ängste oder Spannungen ausdrücken kann. Das Kind findet sich nur dann in der Erwachsenenwelt zurecht, wenn es in der Erziehung die Möglichkeit hat, sich aus der Welt für einen Moment zurückziehen zu können. Die Spielwelt sollte in der Erziehung berücksichtigt werden, da es nicht nur auf die vorwärtslaufende Entwicklungsarbeit des Kindes, sondern auch auf die rückwärtslaufende beziehungsweise gegenwartsorientierte Welt des Spiels ankommt (vgl. Hebenstreit 1999: 228f). 2. Die Tätigkeit der ErzieherIn: Maria Montessori beschränkt die ErzieherInnentätigkeit stärker auf die indirekten Hilfen. Im Generellen ist der Mensch aber auf andere Menschen angewiesen. Ein Mensch besonders ein Kind braucht ein Gefühl von Geborgenheit und Beständigkeit um sich wohl zu fühlen. Dies ist aber nur durch den ständigen Kontakt mit dem/der ErzieherIn möglich. Maria Montessori misst zwar der Umgebung und dem Material Gewicht bei, jedoch vergisst sie dabei die wichtigste Voraussetzung für eine pädagogische Atmosphäre, nämlich die Anwesenheit eines fürsorglichen Erwachsenen. Denn der Erwachsene kann dem Kind das Gefühl von Geborgenheit vermitteln, dass es so dringend braucht. Dazu kommt, dass das Kind Kontinuität benötigt und dies kann nur durch den fortwährenden Kontakt des Erziehers/der Erzieherin entstehen (vgl. Hebenstreit 1999: 232). Dadurch entsteht ein gewisser Widerspruch im Zusammenhang mit der ErzieherInnenarbeit. Auf der einen Seite soll laut Montessori das Kind zur Unabhängigkeit geführt werden und dadurch Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit gewinnen und auf der anderen Seite braucht es den Kontakt zu einem fürsorglichen Erwachsenen. Der/Die ErzieherIn steht dadurch vor einer großen Aufgabe, er/sie muss lernen mit diesem Widerspruch des pädagogischen Bezuges umzugehen (vgl. Hebenstreit 1999: 233f): ‘[…] sich selbst dem Kind mit dem ganzen Körper, der Emotionalität und dem Geist anzubieten und gleichzeitig keine Gegenleistung zu erwarten ganz für das Kind und die Erfüllung seiner Bedürfnisse da zu sein und dabei nicht zu einem Hindernis für seine Unabhängigkeit zu werden’ (Hebenstreit 1999: 234 Ausl.: G.S.). 2.4. Die Ziele der Montessori-Pädagogik: Laut Maria Montessori ist eines der Ziele der Erziehung die aktive Förderung der Unabhängigkeit und Selbstständigkeit des Kindes durch die Selbsttätigkeit (vgl. Holtstiege 1994: 16). Montessori beschreibt in ihrem Werk ‚Grundlagen meiner Pädagogik‘: ‘Die Arbeit ist Grundstein für die Freiheit. Die Freiheit unserer Kinder hat als grenze die Gemeinschaft, denn Freiheit bedeutet nicht, daß man tut, was man will, sondern Meister seiner selbst zu sein’ (Montessori 1968: 23). Hildegard Holtstiege interpretiert dieses Zitat von Maria Montessori wie folgt (vgl. Holtstiege 1994: 27): ‘[…] zunehmend Freiheit der Bewegung und des Handelns zu erwerben und zu verwirklichen, und zwar sowohl innerhalb der Sozialumgebung als auch im Verhältnis zu sich selbst. Darin erfüllt sich die dem menschlichen Entwurf zugeordnete Bestimmung. Anstelle ererbter Verhaltensweisen sind Handlungsmodelle durch den Menschen selbst zu bilden. Mit ihrer Hilfe kann er frei in seiner Umgebung handeln und auf sie einwirken, sie gestalten’ (Holtstiege 1994: 27 Ausl.: G.S.). Elsner beschreibt in seinem Beitrag ‚Die Montessori-Pädagogik in der Schule von heute‘ zwei andere relevante Ziele im Zusammenhang mit der Schulausbildung. Das primäre Ziel stellt in diesem Fall der Weg zum Schulabschluss dar und das sekundäre Ziel ist dann der Schulabschluss selbst. Ihrer Auffassung nach ist die Erfahrung, die das Kind auf dem Weg zum Ziel erfährt, die Arbeit die dahintersteckt ausschlaggebend (vgl. Elsner 1994: 79). Elsner verweist dabei auf ein Beispiel während der Arbeit mit dem Multiplikationsbrett hin. Da das Kind mithilfe des Multiplikationsbretts die mathematische Struktur des Zahlensystems verinnerlichen kann. Dabei spielt die Richtigkeit des Ergebnisses keine Rolle, sondern das Ziel ist es, die mathematischen Strukturen zu verstehen (vgl. Elsner 1994: 79).
Gloria Strohmaier wurde 1991 in Klagenfurt geboren. Sie befindet sich derzeit noch im Studium der Erziehungs- und Bildungswissenschaft sowie der Psychologie an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt. Bereits vor wie auch während des Studiums sammelte sie umfassende theoretische Kenntnisse wie auch praktische Erfahrungen in den Bereichen der Montessori- und Waldorfpädagogik. Aufgrund von eigener Erfahrung und regem Interesse entschloss sie sich, sich der Thematik des vorliegenden Buches näher zu widmen. In Zukunft möchte sie sich im schulpädagogischen Bereich engagieren.
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