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  • Migrantenkinder und Chancengleichheit: Pädagogische Maßnahmen zur Integration von Kindern mit Migrationshintergrund im Primarbereich

Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 128
Abb.: 15
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Liebe Leserin, lieber Leser, die vorliegende Studie soll einen Beitrag zur Migrationsdebatte leisten. Frühe Förderungsangebote auf der Grundschulebene stehen in diesem Buch im Vordergrund. Sie sollen die Chancengleichheit von Migrantenkindern in der Bildung verbessern. Man traut ihnen weniger zu. Ihre Talente bleiben unerkannt. Schule steht heutzutage vor großen Herausforderungen, die bestehende kulturelle Vielfalt richtig zu entfalten. Das bayerische Schulsystem unterstützt die Chancengleichheit durch diverse integrative pädagogische Maßnahmen: Ganztagsunterricht, Grundschulsozialarbeit, Deutsch Förderunterricht, Mama lernt Deutsch usw. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass das bayerische Schulsystem auf einem guten Weg zur interkulturellen Neuorientierung befindet. Allerdings gibt es Ausnahmen, die wesentliche Mängel aufweisen. Der Ganztagszug stellt ein relativ neues Ereignis dar. Laut Ergebnissen liegt Bayern hier deutlich hinter anderen Bundesländern zurück. Der muttersprachliche Unterricht ausländischer Schüler hat ebenfalls keinen hohen Stellenwert im Schulprogramm gefunden. Grundschulsozialarbeit wird nur bei sehr schwierigen Schulumfeldern eingesetzt. Um sich in der rasch veränderten Welt zu behaupten, Erfolg zu haben, muss man gut vorbereitet sein. Somit soll die Kinderpersönlichkeit möglichst früh gefördert werden. Besonders emotionaler Halt und sprachliche Geschicklichkeit spielen eine wichtige Rolle. Lesen Sie dieses Buch und bilden Sie sich ihre eigene Meinung zum Thema Chancengleichheit und Migration! Ihre Olga Ugolnikova

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 1.5.3, Einflussfaktoren auf den Zweitspracherwerb: In Bezug auf Kognitionspsychologie nennt Stefan Jeuk folgende Einflussfaktoren auf den Zweitspracherwerb: Motivation oder Antrieb, Fähigkeit oder individuelle Merkmale und Gelegenheit oder Zugang. Zur Motivation gehören seiner Meinung nach: ,[…] die Interessen und die Leistungsbereitschaft, die persönlichen Wünsche, die unmittelbare Lernmotivation, emotionale Beziehungen zu Sprechern der Zielsprache, individuelle positive oder negative Lernerfahrungen usw., ( Stefan Jeuk 2010: 37) Im Unterschied zu den erwachsenen Migranten zeigen Kinder mehr Offenheit und Lernbereitschaft. Besonders in der Schule ist der Antrieb dazuzugehören unter den Kindern mit Migrationshintergrund stark ausgeprägt. Hier kommt Stefan Jeuk auf eine instrumentelle und eine integrative Motivation von Gardner und Lambert zurück. Instrumentelle Motivation bezeichnet den Wunsch des Lernenden auf die Verbesserung der Berufschancen, auf das Lesen bestimmter literarischer Werke oder einfach ein großes Interesse an der Zielsprache. Integrative Motivation betrifft größere Identifikation mit der Sprache des Aufnahmelandes und ein Bedürfnis zur Teilnahme am Leben einer konkreten Gruppe. In Anlehnung an Gardner und Lambert vermutet Stefan Jeuk, dass die Motivation zum Lernen einer zweiten Sprache bei Kindern mit Migrationshintergrund im Vor- und Grundschulalter einen integrativen Charakter hat, weil Kinder enorm nach Anerkennung innerhalb einer bestimmten Gruppe bzw. einer Klasse streben. Im Allgemeinen kann man festhalten, dass Motivation zum Zweitsprachererb von Kindern mit Migrationshintergrund aus mehreren Komponenten besteht, die nie unverändert bleiben und ständig in einer Wechselbeziehung zueinander stehen. Der Einflussfaktor individuelle Fähigkeiten umfasst Stefan Jeuk zufolge: ,die Intelligenz, das vorhandene Sprachwissen, Lernerfahrungen, vorhandene Lernstrategien, Reflexivität und Impulsivität sowie das Alter., (Stefan Jeuk 2010: 38) Alle weiter oben genannten Aspekte üben nachhaltig Einfluss auf den Zweitspracherwerb aus. Dabei weist z. B. der niedrigere Intelligenzwert bei den Migrantenschülern gerade nicht auf eine niedrigere Intelligenz hin, sondern steht auch für die Notwendigkeit schulischer Muttersprachförderung und einiger Reformen im Bildungssystem hinsichtlich bilingualer Schulkinder. (vgl. Katharina Brizic 2007: 72) Zum dritten Einflussfaktor auf den Zweitspracherwerb zählen nach Stefan Jeuk: ,die zur Verfügung stehende Zeit und Energie, die Kommunikations- und Kontaktmöglichkeiten, die Qualität der Kommunikationsbedingungen, die Konzeption und Qualität des Unterrichts., (Stefan Jeuk 2010: 38) Der Faktor Zeit spielt eine sehr wichtige Rolle beim Zweitspracherwerb, denn je länger die Zeit des Deutschlernens für Migrantenkinder ist, desto besser ist somit die Qualität des Zweitspracherwerbs. Des Weiteren gilt hier eine erwachsene Bezugsperson bzw. eine Lehrkraft als ein grundlegender Sprachvermittler: ,die Kunst der Lehrkraft besteht darin, sich den sprachlichen Fähigkeiten anzupassen und dennoch das Kind kognitiv nicht zu unterfordern., (Stefan Jeuk 2010: 42) Der Erfolg des Zweitspracherwerbs hängt also von vielen Faktoren ab. Zum Zeitpunkt der Einwanderung verfügen Kinder über ein bestimmtes sprachliches Regelsystem in ihrer Erstsprache und individuelle Fähigkeiten, auf die kompetent zurückgegriffen werden muss, um eine positive Motivation zum Zweitspracherwerb zu gewährleisten. Weiterhin haben sich zahlreiche Hypothesen zur Erklärung des Zweitspracherwerbs herausgebildet, die den Erwerbsprozess aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Im Weiteren werde ich einige dieser Hypothesen erörtern, um relevante Aspekte für die Entwicklung des Zweitspracherwerbs bei Kindern mit Migrationshintergrund zur Geltung zu bringen. 1.5.4, Zweitspracherwerbstheorien: 1.5.4.1, Kontrastivhypothese und Identitätshypothese: Die Kontrastivhypothese wird oft mit Behaviorismus in Verbindung gebracht, weil ein Prinzip des Sprachlernens nach behavioristischer Lerntheorie auch auf die Kontrastivhypothese anwendbar ist. In diesem Zusammenhang erläutert Klaus Müller: ,beim Lernen werden entweder neue […] Muster zusätzlich erworben, oder aber alte werden aufgegeben und ersetzt. Daraus kann man folgern, dass auch beim Erwerb einer neuen Sprache nur dann neue […] Muster hinzutreten müssen, wenn kein altes […] Muster verfügbar ist. Zweitsprachliches Lernen wird also nur dort zur wirklichen Neuleistung, wo kein altes Wissen eine einfache Übertragung ermöglicht., (Klaus Müller 2000: 36) Der Kerngedanke der Kontrastivhypothese ist also auf den behavioristischen Grundannahmen aufgebaut. Hinsichtlich dieser Tatsache gibt Stefan Jeuk folgende Formulierung dieser Hypothese an: ,bei der Kontrastivhypothese wird davon ausgegangen, dass beim Lernen einer zweiten Sprache Eigenschaften und Strukturen der Erstsprache (L1) auf die Zweitsprache (L2) übertragen werden. Besteht zwischen L1 und L2 in einem bestimmten Bereich Gleichheit, beispielweise bei der Wortstellung im Aussagesatz, ist eine positive Übertragung zu erwarten. Bei großen Unterschieden sind negative Ergebnisse zu erwarten. Für den Spracherwerbsprozess würde das bedeuten, dass sich ähnliche Sprachen leichter erlernen lassen als verschiedene Fehler bei der Aneignung wären aufgrund des Kontrastes der Sprachen zu erklären., ( Stefan Jeuk 2010: 31) Dieser Hypothese zufolge führen die Ähnlichkeiten in den beiden Sprachen zu dem sogenannten positiven Transfer und die Unterschiede demgemäß - zu den Fehlern. Jedoch, wie Stefan Jeuk weiter betont: ,[…] auch beim schulischen Fremdspracherwerb wird häufig beobachtet, dass große Unterschiede von Sprachen problemlos gelernt werden und ähnliche Strukturen manchmal schwer zu lernen sind., ( Stefan Jeuk 2010: 31) Mit der Kontrastivhypothese kann man wahrscheinlicher Gemeinsamkeiten und Unterschiede zahlreicher Sprachen erklären. Dabei bleibt aber die Frage nach der Rolle des Wissenstransfers aus der Erstsprache auf eine zweite gelernte Sprache strittig. Im Unterschied zur Kontrastivhypothese ist die Identitätshypothese nativistisch und kognitivistisch geprägt, weil ihre Prinzipien auf den angeborenen Eigenschaften des Individuums beruhen. Britta Günther beschreibt die Identitätshypothese folgenderweise: ,[…] die Vertreter dieses Ansatzes gehen davon aus, dass der grundsprachliche Transfer von der Erstsprache auf eine zweite Sprache keine wesentliche Rolle spielt. Vielmehr wird angenommen, dass der Zweitspracherwerb nach universalen kognitiven Prinzipien abläuft, die das lernende Kind mit der neuen Sprache vertraut machen. Der Erwerb einer Sprache L2 als Zweitsprache verläuft prinzipiell isomorph, d. h. nach den gleichen sprachlichen Strukturen zum Erwerb der Sprache L1 als Erst- oder Grundsprache. In beiden Fällen aktiviert der Lerner angeborene Potenziale und kognitive Prozesse, die bewirken, dass die Regeln und Elemente der Zweitsprache in der gleichen Abfolge erworben werden wie die der Erstsprache., (Britta Günther 2007: 146) Zusammenfassend erfolgt der Erwerbsprozess verschiedener Sprachen hier nach dem gleichen Muster. Dabei spielt bereits gelernte Sprache keine wesentliche Rolle, denn die lernende Person bildet für den Erwerb neuer Sprachen jedes Mal unterschiedliche Hypothesen, indem sie ihre angeborenen kognitiven Fähigkeiten aktiviert. Nach Andrea G. Eckhardt gerät nur ein Punkt dieser Hypothese ins Kritikfeld: der Einfluss einer Erstsprache auf den Zweitspracherwerb wurde in dieser Hypothese nicht berücksichtigt. 1.5.4.2, Hypothese über die Annahme der getrennten Entwicklung: Diese Hypothese zum Zweitspracherwerb wurde von De Houwer entwickelt. Die Hauptidee der Zweitspracherwerbstheorie über die Annahme der getrennten Entwicklung betont: ,dass die beiden Sprachen im Wesentlichen getrennten Entwicklungslinien folgen und sich die grammatischen Systeme kaum wechselseitig beeinflussen. Es wird nicht davon ausgegangen, dass die beiden Sprachsysteme völlig unabhängig voneinander erworben werden, es wird lediglich angenommen, dass die jeweiligen grammatischen Systeme ihren spezifischen Entwicklungslinien folgen., (Stefan Jeuk 2010: 32) Hier kommt der interaktiven Natur des Sprachlernens eine besondere Rolle zu, da nur im Laufe einer Interaktion entweder auf die eine oder auf die andere Sprache zurückgegriffen werden kann. Der Sprachwechsel hängt also eng mit den Kommunikationsbedingungen zusammen. Dabei werden die grammatischen Strukturen verschiedener Sprachen völlig unabhängig voneinander erworben, d. h. keine Sprache kann Einfluss auf eine andere Sprache ausüben. In diesem Punkt widerlegt die Zweitspracherwerbstheorie über die Annahme der getrennten Entwicklung den Grundgedanken der Kontrastivhypothese.

Über den Autor

Olga Ugolnikova, M.A., wurde 1982 in Balezino geboren. Gleich nach dem Abschluss ihres Studiums in Russland ist die junge Lehrerin nach Deutschland ausgewandert. Ihr Studium Deutsch als Fremdsprache an der Ludwig-Maximilians Universität München schloss die Autorin im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad der Magistra Artium erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen in verschiedenen pädagogischen Bereichen. Ihre Werkstudententätigkeit an einer der Münchner Grundschulen motivierte sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.

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