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Pädagogik & Soziales
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In den letzten Jahren sind der demographische Wandel und seine negativen Folgen für die Zukunft der Gesellschaft und ihrer sozialen Sicherungssysteme in Deutschland zunehmend thematisiert worden. Seit Jahren sinkt die Geburtenrate in Deutschland, bei gleichzeitig steigender Lebenserwartung der Bevölkerung. Inzwischen ist unübersehbar geworden, dass Deutschlands Bevölkerungszusammensetzung in eine bedrohliche Schieflage geraten ist und die sozialen Sicherungssysteme dadurch in absehbarer Zeit in eine große Finanzierungskrise geraten. In Zukunft wird die Unterstützung und Betreuung kranker, alter und pflegebedürftiger Menschen schwerer zu realisieren sein, denn einem sinkenden Anteil junger Menschen wird eine steigende Zahl älterer und hochaltriger- und damit oft pflegebedürftiger Menschen gegenüberstehen. Auch andere wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen, die sich unter dem Oberbegriff des sozialen Wandels zusammenfassen lassen, bestimmen die Überschriften aktueller Studien und Literatur. Diese Veränderungen gehen in Deutschland einher mit sinkenden Sozialleistungen und Erwerbs- und Familieneinkünften, zunehmender Arbeitslosigkeit, Kinderarmut und einer allgemein wachsenden Verunsicherung weiter Teile der Bevölkerung. Flexibilisierung, Individualisierung und Separation in der Gesellschaft führen viele Menschen in die Isolation, während die Ökonomisierung fast aller Lebensbereiche fortschreitet und permanente Hektik den Alltag der Menschen bestimmt. Familiäre Beziehungen, die dem Einzelnen früher Zuwendung und Halt geboten haben, dünnen aus oder zerbrechen, während eine zunehmend empfundene Überforderung verstärkt psychische Erkrankungen hervorruft. In der vorliegenden Studie wird der Frage nachgegangen, ob und inwieweit das Mehrgenerationenwohnen ein passender Ansatz ist, um eine mögliche Lösung für die vielfältigen Probleme zu bieten, die der demographische und soziale Wandel auslöst. Wer kann in welcher Form vom Mehrgenerationenwohnen profitieren? Wo liegen die Stärken und wo die Schwächen bzw. Begrenzungen dieser Wohnform? Ist damit das Mehrgenerationenwohnen ein wirkungsvoller Ansatz der es lohnt, weiterverfolgt zu werden oder handelt es sich bei dieser Form des auf Gegenseitigkeit ausgelegten Unterstützungsrahmens letztendlich um eine sozialromantische Utopie, die zwar in die Köpfe von Sozialplanern, jedoch nicht den Alltag der Menschen einziehen kann?
Kapitel 5.2.3 Soziale Netzwerke als generationenübergreifender Familienersatz Im Berufsalltag ist das Bilden von Netzwerken zwischen verschiedenen Unternehmen, oder Unternehmensteilen zur optimalen Ressourcennutzung mittlerweile selbstverständlich geworden. Die daraus resultierenden Synergieeffekte führen zu einer Verbesserung der Wettbewerbsposition im Markt. Im privaten Bereich jedoch wurde der Bedeutung sozialer Netzwerke bislang wenig Aufmerksamkeit geschenkt, da die Individualisierung und Singularisierung in der Gesellschaft das Eingehen von Verbindlichkeiten im privaten Bereich erschwert. Diese Einstellung ändert sich mittlerweile durch die Ausdünnung der sozialen Netze aus Verwandtschaftsbeziehungen und die Folgen des sozialen Wandels, die einhergehen mit der Erosion des sozialen Sicherungssystems und der Veränderung von Lebensformen und –Gewohnheiten. (HEINZE 1990: 10, HÄUSSERMANN 1999: 18). Unter dem Druck der Folgen des sozialen Wandels nimmt gelebte Solidarität wieder zu und basiert auf freiwillig eingegangenen Verpflichtungen. Dabei ist die Familie eine bedeutende Quelle von Solidarleistungen, die auch über die eigenen Haushaltsgrenzen hinausgeht, z.B. bei Nachbarschaftshilfe und dem Knüpfen von Familienbanden und außerfamiliären Netzen zur gegenseitigen Unterstützung. Derzeit deutet sich eine Rückbesinnung auf frühere Generationenbeziehungen an, die auf psychosozialen und emotionalen Bindungen beruhen (vgl. OPASCHOWSKI 2004: 150). Auch die Enquete-Kommission ‚Demographischer Wandel’ misst der Familie eine große Bedeutung für die Zukunft der Gesellschaft zu. Dabei vertritt sie einen weiter gefassten Familienbegriff. Demnach kann Familie nicht nur als Eltern-Kind-Verhältnis gesehen werden, sondern gilt über die Familiengrenzen hinweg als soziale Gemeinschaft, die durch ein wechselseitiges Netz sozialer Beziehungen und materieller, wie immaterieller Leistungen geprägt ist (OPASCHOWSKI 2004: 146). Zu diesem neuen Familienbegriff gehören auch soziale Netzwerke von Freunden oder Nachbargemeinschaften. Immer mehr Bürger verlassen sich nicht mehr nur auf staatliche Fürsorge und private Lebensversicherungen sondern besinnen sich wieder auf soziale Netzwerkbeziehungen. War der staatlich verordnete Generationenvertrag eine einseitige monetäre Transferleistung an Ältere, so beinhaltet dieser neue freiwillige Generationenpakt Leistungen und Gegenleitungen aller Generationen untereinander, von der Kinderbetreuung bis zur Altenpflege (vgl. OPASCHOWSKI 2004: 150f.). Die Pflege eines Freundeskreises wird für die Bürger nicht nur aus Freude am geselligen Leben gepflegt, sondern durchaus auch mit Blick darauf, etwas Dauerhaftes für das ganze Leben zu schaffen, das dem Menschen in Notsituationen Rückhalt bieten kann. Auch Ehrenamt und soziales Engagement zielen als soziale Komponente der Eigenvorsorge in diese Richtung (OPASCHOWSKI 2004: 177ff.). Eine zukunftsfähige Politik muss daher nach Ansicht des Erziehungswissenschaftlers Horst W. Opaschowski eine Politik für Generationsbeziehungen sein (OPASCHOWSKI 2004:: 211), die auf gegenseitige Unterstützung setzt und alle Generationen einbezieht, also eine vernetzte Mehr-Generationenpolitik.
Elke Schulte,Sozialmanagement-Studium an der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven in Emden, Abschluss 2008 als Diplom-Sozialwirtin (FH), derzeit als Projektleiterin mit der Umsetzung eines kommunalen Mehrgenerationen-Wohnprojektes befasst.
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