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  • Medienkompetenz als Rettungsanker der Bildung? Pädagogik und Journalismus vor neuen Aufgaben in der Wissensgesellschaft

Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 140
Abb.: 11
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der technische Fortschritt und die damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen haben große Auswirkungen auf die sozialen Systeme der modernen Gesellschaft. Es gilt, die eigenen Grenzen neu zu überdenken und Qualitätskriterien an die veränderten Maßstäbe anzupassen. Digitale Medien beeinflussen maßgeblich die tägliche Bildungsarbeit und so stellt die digitale Revolution vor allem diejenigen Systeme vor strukturelle Herausforderungen, die sich mit Bildung beschäftigen, wie die Pädagogik und der Journalismus. Wie in diesem Buch ausführlich dargelegt wird, können Pädagogik und Journalismus durchaus als artverwandte Disziplinen angesehen werden, da jene vor allem im Hinblick auf den gesellschaftlichen Auftrag und die Arbeitstechniken nachweislich Parallelen aufweisen. Die Analyse der Teilbereiche der Wissensgesellschaft und im Speziellen der sozialen Systeme Pädagogik und Journalismus ergibt, dass sich beide Disziplinen mit ähnlichen, gesellschaftlich bedingten Entwicklungen wie dem Entgrenzungs - Phänomen auseinandersetzen müssen. Die Verbindungen zwischen Pädagogik und Journalismus lassen sich allerdings nicht auf gemeinsame Herausforderungen, die die Wissensgesellschaft ihren Systemen stellt, beschränken, sondern sind wesentlich tiefgreifender. Dieses Buch beschreibt die Gemeinsamkeiten der beiden Systeme sowie die Schwierigkeiten, mit denen sie in der Wissensgesellschaft zu kämpfen haben. Vor allem jedoch geht dieses Buch der Frage nach, inwiefern ein interdisziplinärer Austausch zwischen Pädagogik und Journalismus das Bildungskonzept bereichern könnte. Medienkompetenz als Schlagwort, wenn es um digitale Bildung geht, erhält dabei besondere Beachtung. Der Autor stellt die These auf, dass Pädagogik und Journalismus einen zentralen Beitrag zur individuellen Entwicklung von Medienkompetenz und dem Erwerb von Vermittlungstechniken und folglich zur Erweiterung des Bildungsbegriffs leisten können. Um dies zu belegen, analysiert der Autor die Entwicklungen der beiden Systeme in der Wissensgesellschaft und stellt grundlegende, arbeitstechnische und thematische Berührungspunkte dar. Diese Analyse mündet zum Abschluss des Buches in ein Drei-Phasen-Modell der Bildung, das verdeutlicht, welche zentrale Rolle Pädagogik und Journalismus und deren Techniken einnehmen könnten, wenn es um die Vermittlung von Medienkompetenz geht.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2.3, Multimediale Berichterstattung: Der Verlust des Informationsmonopols und die durch den technischen Fortschritt bedingten Entgrenzungen des Journalistischen führen zu einem Umdenken in den Redaktionen und Zeitungsverlagen. Der Journalismus befindet sich in einem Prozess tiefgreifender struktureller Veränderungen, da die für den klassischen Journalismus charakteristischen statischen Darstellungsformen gegenüber einem auf Dialog basierenden Prozessjournalismus an Bedeutung verlieren (Vgl. Simons, 2011: 156). Da der Journalismus gesellschaftlich zu Beginn der Moderne erzeugt worden ist, lassen sich die Aufgaben des Journalismus aus den Strukturmerkmalen moderner Gesellschaften herleiten (Vgl. Pöttker, 2001: 21). Das bedeutet, dass sich das Wesen des Journalismus an die Strukturen der Wissensgesellschaft anpassen muss, um seinem konstitutiven Auftrag – der Herstellung von Öffentlichkeit (Vgl. ebd.: 26) – gerecht zu werden. Als Kommunikationsmedium kann der Journalismus die einschneidenden Veränderungen, die beispielsweise die digitale Kontaktaufnahme über soziale Netzwerke mit einschließt, nicht ignorieren, sondern muss sich mit multimedialen Konzepten auseinandersetzen. Der entscheidende Unterschied zwischen dem online aufbereiteten journalistischen Beitrag und dem Printartikel in der Zeitung besteht darin, dass Online-Beiträge niemals endgültig vollendet sind, 'denn journalistische Inhalte entwickeln sich unter den neuen Vorzeichen vom unveränderlichen Produkt hin zur Momentaufnahme eines nie endenden Prozesses' (Simons, 2011: 154). Verstärkt wird diese Entwicklung durch soziale Netzwerke, allen voran Facebook. Nachrichtenbeiträge können dort gepostet, weiterverlinkt und öffentlich diskutiert werden. Der Charakter von Öffentlichkeit hat sich dahingehend verändert, dass Aktualität nahezu in Echtzeit gewährleistet und die Arbeit des Journalisten durch die Interaktivität mit den Internetnutzern wesentlich beeinflusst wird. Inzwischen sind die umsatzstärksten Tages- und Wochenzeitungen in Deutschland im Internet aktiv und bestücken ihre jeweiligen Webseiten täglich mit neuen Text-, Bild- und Videoeinheiten, um im Konkurrenzkampf um die Gunst des Nutzers nicht unterlegen zu sein. Besonders attraktiv erscheint in diesem Zusammenhang die Verquickung von Schrift, gesprochenem Text und Bewegtbildern, die in audiovisuellen Beiträgen miteinander verschmelzen (Vgl. Simons, 2011: 155). Die Internetnachrichtenportale befinden sich im stetigen Wachstum. Der Bund Deutscher Zeitungsverleger berief sich im vergangenen Jahr auf eine Studie des Hightech-Verbandes Bitkom, wonach die 20 größten deutschsprachigen Online-Portale – darunter unter anderem der Marktführer Bild.de sowie Spiegel Online, Welt Online und Sueddeutsche.de – im Jahr 2010 zusammen mehr als acht Milliarden Besuche verbuchen konnten (Vgl. Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger, 2011 ). Trotz Rückgangs der verkauften Print-Tageszeitungen und des kontinuierlichen Wachstums der Online-Portale lag die Reichweite der Tageszeitungen 2010 immer noch bei 71,4 Prozent (Vgl. Magazin-Deutschland.de, 2010). Dennoch müssen die Verlage ihre journalistischen Angebote angesichts der Ökonomisierung von Informationen und Wissen überdenken und Multimedia als wesentlichen Bestandteil des täglichen Geschäfts mit den Nachrichten akzeptieren. In diesem Zusammenhang muss sich der Journalist vor allem darauf einstellen, dass er nun um seine Vormachtstellung als Experte von Informationen kämpfen muss, 'denn Journalisten befinden sich plötzlich und ungewollt in Konkurrenz zu den Internet-Usern, die nun als »Parajournalisten« auftreten' (Rolke / Wolff, 2002: 10). Wie intensiv sich die Verlage mit Multimedia und dessen Konsequenzen für die Berichterstattung auseinandersetzen, zeigt das Beispiel von Zeit Online, dem Internetnachrichtenportal der Wochenzeitung Zeit. Die Einbettung von sozialen Medien wie Facebook, Google + und Twitter in die tägliche journalistische Arbeit erfordert völlig neue Arbeitsabläufe. In der Zeit Online-Redaktion gibt es eine Social-Media-Schicht, deren Mitarbeiter sich um die Betreuung der sozialen Netzwerke kümmern (Vgl. Online-Journalismus.de, 2012). Dazu gehört ein Community-Redakteur, der Kontaktpflege zu den Nutzern der eigenen Webseite betreibt (Vgl. ebd.). Das eigene Presseprodukt bekommt somit einen crossmedialen Charakter, der es erlaubt, Hintergrundinformationen zu der jeweiligen Printausgabe zu liefern sowie Portale mit Foren zu installieren, sodass eine Brücke zu den ursprünglich angebotenen Produkten geschlagen wird (Vgl. Rolke / Wolff, 2002: 104). In diesem Zusammenhang wird ein intensiver Austausch zwischen Online-Abteilung und Print-Redaktion notwendig, da sich aufgrund von Nutzerkommentaren neue interessante Denkansätze und Aspekte ergeben können, die im Verlaufe des Tages von den Printredakteuren aufgegriffen und für die Printausgabe am folgenden Tag entsprechend aufbereitet werden können. Da der Aufmacher der meisten Tageszeitungen für den informierten Nutzer von Online-Nachrichtenportalen längst keine Neuigkeit mehr darstellt, werden sich die Redaktionen wohl künftig täglich fragen müssen: 'Welche Zeitung machen wir aus den Aktivitäten auf der Plattform an diesem Tag?' (Simons, 2011: 159) Neben dem Umsatz, den die Verlage täglich mit verkauften Zeitungen erwirtschaften, werden in einer multimedialen Berichterstattung Klickzahlen immer wichtiger. Mit Hilfe von entsprechenden Programmen können die Online-Redakteure genau ermitteln, welche Artikel, Videos und Bilderstrecken am häufigsten geklickt werden. Somit lassen sich bereits vor dem Erscheinen eines Artikels in der Printausgabe einen Tag zuvor Prognosen erstellen, welche Themenbereiche den Leser am nächsten Tag interessieren könnten. Wenn ein Artikel nur geringe Klickzahlen aufweist, können sich die Online-Redakteure kurzerhand dazu entscheiden, den Beitrag von der Startseite des Online-Angebotes verschwinden zu lassen. Damit die Verlage, die mit der Integrierung multimedialer Angebote faktisch zu Medienunternehmen werden, den gesteigerten Anforderungen nachkommen können, bedarf es einer Veränderung des Werbekonzepts. Um crossmediale Berichterstattung zu gewährleisten, müssen die Werbeberater der Medienunternehmen Werbung medienübergreifend vermarkten (Vgl. Simons, 2011: 199). Da sich der Internetnutzer über die aktuellen Nachrichten auf den Webseiten der großen Verlage zumeist kostenlos informieren kann, ist es nicht verwunderlich, 'dass sich neben den Banner-Erlösen, also dem Pendant zum Anzeigengeschäft, und den Verkaufserlösen der redaktionellen Inhalte, dem Pendant zu Vertriebserlösen, kommerzielle Vermittlungserlöse als dritte Säule der Finanzierung etablieren' (Rolke / Wolff, 2002: 106). Somit wird es zu einer gängigen Praxis, dass manche Medienbetriebe vergütete Klicks oder Provisionen auf vermittelte Geschäfte anstreben (Vgl. ebd.). Die multimediale Berichterstattung im Internet bietet den Verlagen und Medienunternehmen neue Möglichkeiten, das eigene Produkt zu erweitern und gewinnbringend auf dem Markt zu positionieren. Die Kombinierung der verschiedenen Medien erfordert aber auch eine Weiterentwicklung des Journalismus zu einem – wie Anton Simons es nennt – Journalismus 2.0 (Vgl. Simons, 2011), der Veränderungen in redaktionellen Abläufen und umfassende Internetkenntnisse der Redakteure, vor allem hinsichtlich der Bedeutung von Social Media, umfasst. Die Disziplin Journalismus erfährt durch den Einzug der Multimedialität in die tägliche Berichterstattung eine Erweiterung seines Angebot- und Aufgabenbereiches, sodass neue Kompetenzen benötigt werden. Um mit den Worten des Journalisten-Bloggers und Preisträger des Grimme Online-Awards 2009, Jens Weinreich, zu sprechen: 'Journalismus heißt für mich: Dialog. Diskutieren. Lernen. Vernetzen. Fehler eingestehen und korrigieren. Quellen offenlegen, solange nicht Quellenschutz gewährleistet werden muss, weil Hinweisgeber sonst Probleme bekommen. Journalismus heißt für mich: Wissen weitergeben. Verlinken. Dokumente zur Diskussion stellen. Einordnen. Erklären. Analysieren. Kommentieren. Berichten. Recherchieren. Dranbleiben. Beißen. Oder es wenigstens versuchen' (Weinreich, 2010).

Über den Autor

Diplom-Pädagoge Michael Sowada wurde 1985 in Duisburg geboren. 2012 schloss der Autor das Pädagogik-Studium an der Universität Mainz mit dem akademischen Grad des Diploms erfolgreich ab. Nach einigen pädagogischen Praktika begann der Autor sich für den Journalismus zu interessieren. In diesem Bereich sammelte er noch während des Studiums umfassende praktische Erfahrungen. Er begann darüber nachzudenken, warum die Wertvorstellungen, die ihn einst zum Pädagogik-Studium motiviert hatten, ihn nun zum Journalismus führten. Dieser Thematik widmet er dieses Buch.

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